Hinweise Literaturrecherche

Zehn Schritte zur wissenschaftlichen Recherche eines betriebswirtschaftlichen Themas

Die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit hängt maßgeblich von der Qualität der ihr zugrunde liegenden Literaturrecherche ab. Heute können in wenigen Stunden Rechercheergebnisse erzielt werden, für die noch vor einiger Zeit mehrere Wochen notwendig gewesen wären. Voraussetzung dafür ist, dass die Recherchemöglichkeiten, die die Universität Oldenburg bietet, effizient genutzt werden. Dafür dient die im Folgenden dargestellte Hinweissammlung.

1. Bücher in der Bibliothek

Rufen Sie www.bis.uni-oldenburg.de auf, und klicken Sie dort auf den Link „Oldenburger Kataloge“, der zu dem Orbis-Katalog führt, der die Bücher unserer Bibliothek enthält. Alternativ kann der Orbis-Katalog an den Rechnern direkt in der Bibliothek durchsucht werden.
Probieren Sie verschiedene Schlagworte aus, um zu sehen, welche Quellen in der Bibliothek verfügbar sind. Auf diesem Weg lassen sich etwa Lehrbücher, Sammelbände und Dissertationen finden, die einen guten Themeneinstieg liefern können.
Die eigentliche wissenschaftliche Diskussion eines Themas findet jedoch in Fachzeitschriften statt. Deshalb konzentrieren sich die weiteren Rechercheschritte auf diese Quellenart.

2. Deutschsprachige Literatur

Einen guten Einstieg in die deutschsprachige Literatur bietet die wiso-Datenbank. Diese Datenbank finden Sie, wenn Sie unter www.bis.uni-oldenburg.de das Fachportal „Wirtschaftswissenschaften“ anklicken und dann unter „Datenbanken“ „Wiso-Net“ wählen.
In dieser Datenbank befinden sich Bücher, Artikel und Presseartikel. Letztere sind für eine wissenschaftliche Arbeit regelmäßig nicht von Bedeutung. Einige wenige wissenschaftliche Artikel sind als Volltext in der Datenbank erhalten. Diese können Sie downloaden (teilweise kostenlos). Ansonsten gehen sie so vor:

  • Finden Sie einen Zeitschriften-Artikel, dann schauen Sie mit Hilfe des unter 1. genannten Orbis-Katalog unter der Rubrik „Erweiterte Suche“ und dem Suchfeld „Titelstichwörter Zeitschriften“, ob die genannte Zeitschrift in der Bibliothek verfügbar ist. Sie können dann dort den Beitrag einsehen oder kopieren. Sollte die Zeitschrift nicht in der Bibliothek verfügbar sein, versuchen Sie den Artikel über die unter 3 und 6 dargestellten Möglichkeiten zu bekommen.
  • Finden Sie ein Buch, probieren Sie die Vorgehensweise aus Punkt 1 und 5.
  • Finden Sie einen Sammelbandartikel, ist nur der Titel des Bandes zu identifizieren. Dann kann genauso recherchiert werden wie bei einem sonstigen Buch (s.o.). Sammelbandartikel sind in der Regel weniger relevant als Beiträge in begutachteten Zeitschriften. Prüfen Sie bei einem schwer zugänglichen Sammelbandbeitrag, ob sich der Aufwand der Beschaffung lohnt. 

3. Internationale Zeitschriftenartikel: Business Source Premier

Business Source Premier ist eine der wichtigsten Datenbanken. Sie enthält einen sehr großen Teil der international relevanten betriebswirtschaftlichen Literatur. Der große Vorteil besteht darin, dass sehr viele Beiträge als Volltext vorliegen. Das bedeutet, sobald sie einen Beitrag gefunden haben, können Sie ihn sofort downloaden und speichern bzw. ausdrucken. Das spart enorm viel Recherchier-, Bestell- und Kopierzeit. Mit Business Source Premier verfügt die Universität Oldenburg de facto über einen Zeitschriftenbestand wie ihn vor einigen Jahren weltweit nur eine Handvoll von Universitätsbibliotheken besaßen. Diese Datenbank finden Sie, wenn Sie unter www.bis.uni-oldenburg.de das Fachportal „Wirtschaftswissenschaften“ anklicken, und dann unter „Datenbanken“ „Ebsco“ wählen und hier auf „EBSCOhostWeb“ sowie „Business Source Premier“ klicken.
Die unter „Refine Research“ einstellbare Einschränkung „Scholarly (Peer Reviewed) Journals“ konzentriert die Suche auf akademisch begutachtete Zeitschriften. Praktisch alle guten Zeitschriften sind peer reviewed, so dass dies ein nützlicher Filter sein kann.
Bei interessanten Artikeln schauen Sie auch, wer diesen Artikel zitiert hat (Times cited in this database) und welche Artikel zitiert wurden (Cited references). EBSCO ist bisher nur auf dem Universitäts-Campus nutzbar.

4. Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek

Nicht alle relevanten Zeitschriften sind über EBSCO erhältlich. Ein anderes wichtiges Angebot hält daher die Elektronische Zeitschriftenbibliothek der Universität Oldenburg bereit. Unter www.bis.uni-oldenburg.de und dort in der Menü-Leiste unter „Zeitschriften Online“ sind alle verfügbaren elektronischen Zeitschriften aufgelistet. Entweder kann man über das Such-Menü eine konkrete Zeitschrift suchen oder unter dem Themengebiet „Wirtschaftswissenschaften“ alphabetisch nach relevanten nationalen und internationalen Fachzeitschriften schauen. Die verschiedenen Ampelfarben geben die Verfügbarkeit der Artikel an: „Gelb“ bedeutet z.B. Volltextzugriff auf dem Uni Campus und „rot“ der Zugriff auf Literaturangaben und Abstract.
Aktuelle Ausgaben werden oft erst mit einer bestimmten Zeitverzögerung online verfügbar gemacht. Deswegen ist zu prüfen, ob für den Fall eine Hardcopy-Version in der Bibliothek steht.

5. Fernleihe Bücher

Mitunter finden Sie Bücher, die Ihnen sehr wichtig erscheinen, die sich aber nicht im unter 1. genannten Orbis-Katalog befinden. In diesem Fall können Sie das Buch über Fernleihe bestellen: www.gbv.de. Bitte beachten Sie, dass die Bücher in der Regel zwei Wochen benötigen, bis sie verfügbar sind.
Wenn es eilt wählen Sie: www.subito-doc.de Lieferung innerhalb von 24 Stunden, bis zu 9 Euro pro Buch. Hier wird außerdem nicht nur im regionalen Verbund der Bibliotheken gesucht – wie etwa beim GBV-Katalog – sonder deutschlandweit sowie in Österreich und der Schweiz.

6. Fernleihe Artikel

Manche Artikel, auf die Sie gestoßen sind, mögen Ihnen besonders wichtig erscheinen, aber nicht über die bisher genannten Schritte zugänglich sein. In diesem Fall können Sie über den Katalog www.gbv.de die jeweiligen Zeitschriften recherchieren und daraus einen einzelnen Artikel bestellen. Fernleihcoupons sind in der Bibliothek erhältlich oder über Ihr Nutzungskonto für die Bibliothek online zu bestellen. Ihr Nutzerkonto wird belastet – sie zahlen bei der Abholung der Werke.

7. Lesen

Beschränken Sie die Recherche nicht auf das Anhäufen von Literatur. Manches lässt sich nur dann gezielt suchen, wenn Sie mit dem Thema vertraut sind. Dies gilt zum Beispiel für bestimmte Fachbegriffe und Autor*innennamen. Durch die Analyse der Texte finden Sie relevante Schlagworte, mit denen Sie erneut unter Punkt 1 einsteigen können. Wenn Sie zum Beispiel unter dem Begriff „Intrapreneurship“ nur wenig Quellen gefunden haben, werden Sie beim Lesen der Texte feststellen, dass der Begriff „Corporate Entrepreneurship“ offenbar etwas Ähnliches meint. Mit diesem Schlagwort werden Sie ganz neue Quellen finden. Deshalb sollten immer wieder Phasen eingeplant werden in der einige Artikel oder zumindest Abstracts gelesen werden können.

8. Recherche der Literaturverzeichnisse

Blicken Sie in die Literaturverzeichnisse der Bücher oder Artikel, die Ihnen besonders relevant erscheinen. Durchsuchen Sie die Verzeichnisse nach Quellen, die aufgrund ihres Titels, ihrer Autor*in oder der Reputation der Zeitschrift interessant sein könnten. Blättern Sie auch Quellen nach, die immer wieder zitiert werden.

9. Zitationsanalyse mit dem Social Science Citation Index (SSCI)

Der Social Science Citation Index ist eine sehr umfassende Datenbank. Die weitaus meisten relevanten internationalen Zeitschriften sind hier – oft mit einem Abstract – erfasst. Das Besondere an dieser Datenbank ist, dass zudem jede Verknüpfung über eine Zitation systematisch erfasst ist. Das bedeutet, man weiß nicht nur, welche Beiträge der Artikel zitiert, sondern auch von welchen Beiträgen der Artikel zitiert wird.
Diese Datenbank finden Sie, wenn Sie unter das Fachportal „Wirtschaftswissenschaften“ anklicken, und dann unter „Datenbanken“ den „Social Science Citation Index“ aufrufen.
Bei der unter 8. genannten Recherche der Literaturverzeichnisse kann die Suche nur in Richtung Vergangenheit laufen: Junge Quellen geben Hinweis auf ältere Quellen. Der Vorteil des SSCI besteht darin, dass Sie auch umgekehrt vorgehen kann.
Ausgehend von einigen älteren Quellen schaut man, wer diese zitiert hat und arbeitet sich so in Richtung Gegenwart vor. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel schauen, welche ganz aktuellen Artikel einen für ein bestimmtes Thema einschlägigen Klassiker zitiert haben.

10. Scholar-Google

Eine ergänzende Funktion kann die Suche mit der Beta-Version der Google- Wissenschafts-Suchmaschine besitzen, die Sie mit diesem Link aufrufen können: scholar.google.com/.
Mit Schlagworten oder Autor*innenamen können Sie auf diese Weise weitere Quellen recherchieren. Mitunter erhalten Sie auf diesem Weg Arbeitspapiere als Download, die ansonsten nicht verfügbar sind. Zudem sind hier auch Dokumente angegeben, die einen bestimmten Eintrag zitieren. So kann man hier auch analog zum SSCI recherchieren, wenn auch in einem deutlich bescheideneren Umfang.
Verfahren Sie dabei jedoch nicht nach der Devise, je entlegener die Quelle, desto wertvoller. Ist ein wissenschaftlicher Beitrag bedeutsam, so wird er in der Regel auch an einem gut sichtbaren Ort, d.h. in einer guten Zeitschrift, veröffentlicht. Wenn Sie die genannten Schritte absolviert haben, dürften Sie einen guten Einblick in das von Ihnen gewählte Thema gewonnen haben. Gleichwohl tauchen im Zuge der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit typischerweise neue Themenfacetten, Autorenamen, Argumentationsstränge und Schlagworte auf, die zunächst nicht erfasst wurden. Mithin berührt ein betriebswirtschaftliches Thema auch Nachbardisziplinen wie etwa die Volkswirtschaftslehre, die Soziologie oder Psychologie. Aus diesem Grund muss die beschriebene Rechercheprozedur in modifizierter Form mehrfach durchlaufen werden.
In Anbetracht der weit reichenden Recherchemöglichkeiten, die mittlerweile zur Verfügung stehen, ist die Literaturarbeit auch der Gefahr ausgesetzt, auszuufern. Symptome hierfür sind:

  • Sehr viele entlegene Quellen wie Arbeitspapiere und unbedeutende Sammelbände wurden bereits verarbeitet.
  • Die Suche nach neuen Quellen ersetzt die Suche nach neuen Erkenntnissen.
  • Es fehlen Qualitätsmaßstäbe und Selektionskriterien für Quellen.
  • Der Hauptteil der Rechercheaktivitäten fördert nur die Quellen zu Tage, die an anderer Stelle bereits gefunden wurden.

Um den richtigen Mittelweg zwischen sorgfältiger Literaturarbeit und ausufernder Recherche zu finden, mögen folgende Orientierungspunkte hilfreich sein:

  • Orientierung an der Fragestellung: Welchen Beitrag leisten die Quellen zur Beantwortung der leitenden Fragestellung der Arbeit? Ist dies nicht klar, muss die Quelle nicht berücksichtigt werden.
  • Reputationsorientierung. Konzentrieren Sie Ihre Suche auf die einschlägigen, begutachteten Fachzeitschriften.
  • Zeitliche Orientierung. Setzen Sie sich eine Frist, ab der Sie mit der Verschriftlichung beginnen. Der Prozess des Schreibens bringt Ihre Gedanken in eine Reihenfolge und fokussiert damit die Recherche.
  • Orientierung an vergleichbaren Vorhaben. Analysieren Sie einen aktuellen und hochwertigen Artikel aus Ihrem Themengebiet. Haben Sie deutlich mehr einschlägige Quellen zu den einzelnen Aspekten des Themas verarbeitet als in dem Artikel angegeben, haben Sie das Thema wahrscheinlich bereits gut ausrecherchiert.

Die Hinweissammlung kann hier im PDF Format heruntergeladen werden.

(Stand: 02.08.2024)  | 
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