Kathrin Wandscher und Frederik Pohlmann sind Pioniere. Die angehenden Versorgungsforschenden erzählen, wie es ist, ein Fach zu studieren, das an der Uni neu geschaffen wurde.
Ungewöhnlich – das waren die ersten beiden Semester an der Universität Oldenburg für sie allemal. „Zusammen sind wir 33 Prozent unseres Studiengangs“, sagt Frederik Pohlmann lachend und zeigt auf sich und seine Kommilitonin Kathrin Wandscher. Sechs Studierende befinden sich gerade auf dem Weg zum Master-Abschluss in Versorgungsforschung, der erst seit dem vergangenen Wintersemester in Oldenburg angeboten wird. Sie werden die ersten Alumni sein.
Ältere Kommilitoninnen und Kommilitonen und deren hilfreiche Ratschläge oder Klausuren aus Vorjahren zur Prüfungsvorbereitung – das gibt es im Versorgungsforschungs-Master derzeit noch nicht. Stattdessen erleben Studierende sowie Lehrende jeden Tag neue erste Male: das erste Seminar, das erste Praktikum, die erste Forschungsarbeit im Studium.
Wandscher und Pohlmann empfinden die kleine Kohortenzahl als Glücksfall. „Wir hatten auch im vergangenen Wintersemester viele Präsenzveranstaltungen“, sagt Kathrin Wandscher mit Blick auf die Corona-Lage. Bei nur sechs angehenden Versorgungsforschenden kein Problem. Und als das bei sich zuspitzender Pandemielage schwieriger wurde, überlegten die Studierenden kurzerhand gemeinsam mit ihren Dozentinnen und Dozenten, welche Seminare problemlos online stattfinden können und welche Inhalte sie doch lieber in Präsenz lernen möchten.
Für das Wagnis, Studierende der ersten Stunde zu werden, haben sich beide bewusst entschieden. Während ihres Bachelorstudiums in Berlin empfahlen ihre Dozentinnen und Dozenten Kathrin Wandscher zunächst den dort bereits etablierten Versorgungsforschungs-Masterstudiengang einer anderen Universität. Die frischgebackene Gesundheitswissenschaftlerin erhielt auch prompt einen Platz. „Eine Kommilitonin, die wusste, dass ich aus Oldenburg komme, erzählte mir dann aber vom hier geplanten Master und meinte, ich solle mir doch wenigstens mal die Informationsveranstaltung angucken“, sagt die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Der Austausch mit Prof. Dr. Lena Ansmann und Prof. Dr. Falk Hoffmann, die beide im Studiengang lehren, überzeugte die 29-Jährige. So ging es auch ihrem Kommilitonen, der sich von Bremen aus deutschlandweit für verschiedene Masterstudiengänge beworben hatte – und dann doch im benachbarten Oldenburg landete. Er will während seines Studiums eine möglichst große Methodenvielfalt kennenlernen und fand dieses Angebot im Curriculum des Oldenburger Studiengangs. So lernen die Studierenden unter anderem, wie sie zum Beispiel durch Befragungen von Patientinnen und Patienten oder Mitarbeitenden im Gesundheitswesen quantitative Forschungsdaten erheben können und sie lernen, wann qualitative Methoden wie etwa Interviews besser geeignet sind, um ein Forschungsziel zu erreichen. Die Auswertung der gewonnenen Daten steht genauso auf dem Stundenplan wie Methoden der Evidenzsynthese und die kritische Bewertung von Studienergebnissen.
Der Alltag im noch jungen Studiengang ist geprägt von intensiven persönlichen Kontakten. „Wir duzen alle unsere Dozentinnen und Dozenten “, erzählen die beiden. Dass Lena Ansmann und Falk Hoffmann beide zur jungen Riege der Professorinnen und Professoren gehören, findet Pohlmann hilfreich. „Sie können sich gut in unsere Situation als Studierende hineinversetzen und sind immer ansprechbar.“ Und auch der Austausch mit denjenigen, die mit der Organisation des Studiengangs zu tun haben, findet häufig statt. „Weil es noch keine Fachschaft gibt, übernehmen wir alle auch Gremienaufgaben“, sagt Frederik Pohlmann, der für die Studierenden im Prüfungsausschuss und Departmentrat sitzt, während Kathrin Wandscher dem Zulassungsausschuss angehört.
Ab kommendem Semester wird sich diese Arbeit auf mehrere Schultern verteilen. Dann startet der zweite Jahrgang in den Master. Bewerbungen dafür sind noch bis zum 15. Juli 2022 möglich.
Für Kathrin Wandscher, Frederik Pohlmann und ihre vier Mitstudierenden gibt es währenddessen auch im letzten Studienjahr noch viele erste Male – bis sie schließlich als erste Absolventinnen und Absolventen ihre Master-Urkunde überreicht bekommen.