Projekt 'gentes' und 'nationes'
Team
Projektleitung
Prof. Dr. Almut Höfert
Institut für Geschichte (» Postanschrift)
Verlinkungen
Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung
https://uol.de/zfg
Projekt 'gentes' und 'nationes'
Nächste Veranstaltung
Tagung: 19.03.-20.03.2026 (CvO Universität Oldenburg)
Gentes, nationes und andere Großgruppen: Geschlechtergeschichte von Kollektivbezeichnungen in der Vormoderne
→ Details zum Programm folgen im Januar.
Geschlechtergeschichte von Gemeinschaftskonzeptionen im 15./16. Jahrhundert
Forschungsprojekt
(gefördert durch das Niedersächsische Wissenschaftsministerium im Rahmen von „Pro*Niedersachsen”)
Im Projekt untersucht das Team um die Oldenburger Mittelalterhistorikerin Prof. Dr. Almut Höfert, wie sich zur Zeit des Mittelalters Geschlechterkonzepte und Vorstellungen von Nationen, Völkern, Stämmen und Städten gegenseitig bedingten. Während Historikerinnen und Historiker diese Fragestellung im Hinblick auf die moderne Nation bereits intensiv erforscht haben, sind entsprechende Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichte noch Mangelware. Höfert und ihr Team beleuchten dabei auch konkrete Bezeichnungen wie „die Sachsen“, „die Friesen“, „die Sarazenen“ oder aber „die Deutschen”, „die Türken”, „die Franzosen” und fragen nach ihrer Entstehungsgeschichte.
News
Tagung - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg:
Termin: 19.-20. März 2026
Gentes, nationes und andere Großgruppen: Geschlechtergeschichte von Kollektivbezeichnungen in der Vormoderne
Abstract: Unter den Kollektivbezeichnungen erhielten gentile Konzepte, die ab der Spätantike europäische Monarchien wie das regnum Francorum legitimierten, im 15. und 16. Jahrhundert eine neue Relevanz. Die Zahl der Reisebeschreibungen und ethnographischen Kompendien die „zu beschreiben die gantze welt“ (S. Münster) sich zum Ziel setzten, stieg mit dem Buchdruck exponentiell an. Gleichzeitig formten Humanisten das Konzept der natio neu und prägten vormoderne National- (und Regional-)diskurse. Auch andere Kollektive und ihre Konzepte veränderten sich: Die Stadt wurde „zum Thema“ (C. Meyer), das römisch-deutsche Reich wurde mit Reichstagen und -ständen institutionalisiert, die Christenheit betonte im Angesicht der Türkengefahr ihre gefährdeten Grenzen und expandierte gleichzeitig in die Neue Welt, die Reformatoren erhoben den gemeinen Mann zur Referenzgröße einer gerechten und gottgefälligen Ordnung. Als Leitlinie der Tagung soll in diesen Diskursen und Dynamiken nach der Rolle von Geschlecht als eine zentrale „Kategorie sozialer Differenzierung” (C. Ulbrich) gefragt werden.
International Medieval Congress - University of Leeds:
19th century national anthems evoking fatherland, fraternity and ferocious soldiers fighting for their nation indicate that modern nations were deeply gendered. Pre-modern notions of nations, peoples and other communities have been less explored in this regard. Our session focuses on the 15th and 16th century but will also indicate long term developments before and after this timeframe. With the advent of the printing press, (almost exclusively male) authors spread their travelogues and ethnographic compendia with the explicit goal of „decribing the whole world“ through the printing press and (also mostly male) humanists reshaped the concept of natio competing for their „national honor“. The session will explore how gender as a „central category of social differentiation“ (C. Ulbrich) was embedded in the different dynamics and discursive formations.
'Gentes-' und 'nationes-' Diskurse in Frankreich (PD Dr. Anja Rathmann-Lutz)
Das Teilprojekt „gentes- und nationes-Diskurse in Frankreich in geschlechtergeschichtlicher Perspektive im 15./16. Jahrhundert“ untersucht mit Christines de Pizan Cité des Dames (1405), den Grandes Chroniques de France und Roberts Gaguin Compendium de origine et gestis Francorum (1483/95) exemplarisch einige der zentralen Texte, in denen im spätmittelalterlichen Frankreich über politische Ordnung und historische Gemeinschafts- und Nationenbildung nachgedacht wurde. In einem zweiten Schritt wird die französische Übertragung und Adaption der Cosmographia, François de Belleforests Cosmographie universelle de tout le monde (1575), mit Münsters Werk verglichen und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den geschlechtlich markierten Kollektivbezeichnungen befragt.
'Gentes' und 'nationes' im römisch-deutschen Reich (M. Ed. Laura Kampelmann)
Das Teilprojekt „gentes und nationes im römisch-deutschen Reich” stellt unter anderem die Cosmographia (1544) Sebastian Münsters als Schriftgut humanistischen Denkens im römisch-deutschen Reich ins Zentrum der Forschung. Das Genre der „Weltbeschreibungen“ bündelt im 15. und 16. Jahrhundert historische, politische, geografische, astronomische, moralische und religiöse Inhalte und bietet damit einen Einblick in die humanistischen Diskurse um (Welt-)Wissen. Konkret sollen als Teil dieser Wissensdiskurse humanistische Vorstellungen von Kollektivformationen auf ihre geschlechtliche Markierung untersucht werden. Dabei werden als Quellen sowohl Weltbeschreibungen als auch Länder- und Städtebeschreibungen deutscher Humanisten herangezogen. So bilden städtisch-kommunale Gemeinschaftsbezeichnungen ebenso wie gentes- und nationes-Bezeichnungen den Untersuchungsgegenstand dieses geschlechtergeschichtlich ausgerichteten Teilprojekts.