Abstract: In einem partizipativen Format gibt Simon Noa Harder Einblick in das Langzeit-Forschungsprojekt: "Supersnail: unendlich magisch“. Es dreht sich um die Trans*formation von verkörperten Formen von Gewalt, Scham und zur Verkörperung von „Pleasure“. Der zum Spiel erklärte Raum interessiert, weil er eine kleine Distanz zum bitteren Ernst der Realität schafft, um die Enge der Räume zu untersuchen, zu befragen und zu verschieben. Warum bedeutet diese Verschiebung immer auch eine somatische Arbeit? Was hat das mit Nervenkostümen zu tun? Denn bodyminds sind Schauplätze der Kämpfe um Hegemonie – auch an Schulen. Dabei werden bestimmte bodyminds nicht nur verandert, de-platziert und buchstäblich unterdrückt. In der neoliberalen Beschleunigungsgesellschaft erschwert z.B. ein Set heteronormativer, ableistischer Praktiken und Normen einen positiven Bezug zu bestimmten bodyminds. Manche werden als der „Pleasure“ unwürdig verworfen.
Das Projekt sucht nach trauma-sensiblen Möglichkeitsräumen mit kritischem Optimismus, utopischer Vorstellungskraft – und, wenn nötig – Magie. Bezugspunkt der partizipativen Präsentation ist die Snail-Pace-Performance „Freund*innen der Weichtiere. Mein Körper gehört mir“ (2023/2024 Schwankhalle Bremen). Sie folgte den Spuren der gender-varianten Superheld*in "Supersnail", die schon seit 500 Mio. Jahren auf dieser Welt herumschleimt. Sie hat es allen Widrigkeiten zum Trotz geschafft, nackt und weich zu bleiben. Zwischen Lecture Performance, Objekttheater und partizipativer Installation begab Supersnail kriechend auf Zeitreise, auf der Suche nach dem zarten Schlüpfling ihrer Symbiont*in. Sie erzählt von ihren Überlebenskünsten, sucht Leckereien für neuroqueere Nervenkostüme, trifft Freund*innen - die Drag Persona Becky, Y. - und ganz besondere Superweichtiere und Beiträge von jungen FLINTA*. Sie sind aus der gleichnamigen künstlerisch-edukativen Workshopreihe mit intergenerationalem Austausch zum Thema "Mein Körper gehört mir" entstanden.
Simon Noa Harder forscht als Künstler*, Wissenschaftler* und Vermittler* auf Schnittstellen zwischen kulturell-politischer Bildung, Kunstvermittlung und -pädagogik, Kunst/Performance, kritischen Trans*, somatischer Arbeit, Embodied Social Justice und Disability Studies. Im Langzeit-Projekt «Super Snail: Unendlich magisch» forscht SNH künstlerisch zur selbstbestimmten Aneignung neuroqueerer bodyminds. Seit 2024 ist er* Gastprofessor am Institut für Kunstdidaktik und Ästhetische Bildung (UdK). Seit 2022 lehr er am Institut für Kunst im Kontext (UdK) mit Schwerpunkt künstlerisches Arbeiten mit gesellschaftlichen Gruppen. 2020 promovierte SNH an der Universität der Angewandten Kunst in Wien mit der multimedialen, transdisziplinären Arbeit «Trans*formations&Art Education. Un*Sichtbarkeiten verhandeln». Von 2012-2019 war SNH künstlerisch-wissenschaftliche*r Mitarbeiter* am Institute for Cultural Studies und von 2013-2015 Ko-Forscher* am Institute for Art Education an der Zürcher Hochschule der Künste in Forschungsprojekten des Schweizer Nationalfonds. SNH ist Autor* von «Reclaim your Body/Pleasure! Verkörperte Tektoniken trans*formieren. Für trauma-sensible Ansätze im Kontext „engagierter“ Bildungsarbeit» und «Embodied Magic – ein*e Superheld*in. Für trauma-sensible Möglichkeitsräume» (beide in: re-visionen No. 1, Berlin, UdK 2023). Co-Autor* “to the Spirit of Les Complices* (Zürich, 2022); «Ansätze für trans*formative Pädagogiken» In: Bildung Macht Diversität, transcript, 2021