Remediation - Retreat
Leitung des Arbeitsbereichs
Remediation - Retreat
Retreat des Arbeitsbereichs Theorie und Geschichte gegenwärtiger Medien
Nationalpark-Haus Wittbülten, Spiekeroog, 7. - 9. Oktober 2025
Seit Jay David Bolter und Richard Grusin in Remediation: Understanding New Media (2000) Formen medialer Umgestaltung in technischer, narrativer und ästhetischer Hinsicht als Remediation beschrieben haben, wird dieser Begriff in der Medientheorie, in den Memory Studies und der Archivforschung sowie in Theorien des Kuratorischen aufgegriffen. Übernommen wurde er aus den Umweltwissenschaften, in denen Remediation Verfahren zur Wiederherstellung oder Verbesserung kontaminierter Böden und Gewässer bezeichnet. Diese dezidiert ökologische Perspektive, die Bolter und Grusin nicht weiterverfolgt haben, gilt es, erneut in Betracht zu ziehen.
Remediation bedeutet somit nicht nur die Transformation medialer Formate und Praktiken etwa durch Digitalisierung, sondern auch die Aushandlung von Verantwortung: Wenn in Daten, Bildern, Texten und Objekten koloniale Gewalt, ökologische Zerstörung oder archivarische Lücken eingeschrieben sind, dann besitzt jede Transformation zugleich eine ethisch-politische Dimension. Remediation ist in diesem Sinn kein rein technologischer Wechsel, sondern impliziert einen Prozess der (Re-)Aktivierung und Neubewertung, der Geschichtlichkeit, Materialität und Medialität ökologisch und archivpolitisch neu verhandelt.
Im Zentrum des Retreats standen daher kultur- und medienwissenschaftliche Zugänge zu Begriff und Konzept der Remediation. Ziel unserer Auseinandersetzung war es, diese Zugänge konzeptuell weiterzuentwickeln und den Begriff für medienökologische Überlegungen sowie für die Aktivierung kolonialer Sammlungen und Archive sowie für kuratorische Konzepte und künstlerische bzw. filmische Praktiken zu öffnen.
Mit Louise Adams, Marie Sophie Beckmann, Jakob Claus, Anja Dreschke, Charlene Gerdes, Felix Hasebrink, Petra Löffler