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15. Dezember 2009 559/09
„Unterricht, der zur Distanz erzieht“
Oldenburger Theologe Jürgen Heumann kommentiert Forderung nach Einführung von islamischem Religionsunterricht
Oldenburg. Kinder und Jugendliche sollten nicht nur in einer Religion gebildet werden. „Es muss eine religiöse Grundbildung in der öffentlichen Schule erfolgen, die nicht nur zur Nähe, sondern auch zur Distanz gegenüber der eigenen Religion erzieht.“ Das erklärte heute der Oldenburger Theologe und Religionspädagoge Prof. Dr. Jürgen Heumann im Rückblick auf die Interdisziplinäre Fachtagung „Islamischer Religionsunterricht in Deutschland“, die am 11. und 12. Dezember 2009 in Osnabrück stattfand. Das Symposion beschäftigte sich mit der Ausgangslage, den Erwartungen und den Zielen der noch jungen Islamischen Religionspädagogik in Deutschland. ExpertInnen des Symposions forderten die Einführung von islamischem Religionsunterricht an Schulen in Deutschland.
Eine solche Forderung sei grundsätzlich berechtigt, so Heumann. Doch der islamische Religionsunterricht könne nur eine Zwischenlösung sein. Seine Stellungnahme im Wortlaut:
„Es muss die weitergehende Forderung nach einem Unterricht in Religionen für alle Kinder und Jugendlichen gestellt werden. Denn es kann nicht sein, dass Kinder und Jugendliche nur in einer bestimmten Religion gebildet werden. Hingegen muss eine religiöse Grundbildung in der öffentlichen Schule erfolgen, die nicht nur zur Nähe, sondern auch zur Distanz gegenüber der eigenen Religion erzieht.
Dies ist auch und gerade vor dem Hintergrund der Integration von islamischen Kindern und Jugendlichen wichtig. Zu ihrer Integration gehört, dass eine öffentliche religiöse Bildung diesen Kindern und Jugendlichen andere Religionen vorstellt und eine kritische Distanz zur eigenen Religion aufbauen hilft. Das heißt konkret, die Religionen nicht nur affirmativ im eigenen Glauben zu vermitteln, sondern die einzelnen Religionsmuster und Gestalten der eigenen Religion kritisch betrachten zu lehren. Das tun etwa der evangelische und katholische Religionsunterricht, und das muss auch von einem islamischen Religionsunterricht erwartet werden.
Eine Integration kann nur gelingen, wenn man vom anderen weiß. Die Forderung nach einem islamischen Religionsunterricht muss deshalb als ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer allgemeinen religiösen Grundbildung gesehen werden. Deshalb ist es erforderlich, nicht nur Modellversuche für einen islamischen Religionsunterricht zu fördern. Sondern auch solche Versuche, die einen Religionsunterricht zum Endziel haben, der von den beteiligten Religionsgemeinschaften veranstaltet und unter schulischen Bildungsbedingungen ausgetragen wird.
ⓘ | www.uni-oldenburg.de |
ⓚ | Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Heumann, Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik,Tel.: 0441/798-4514, E-Mail: juergen.heumannuni-oldenburg.de |