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29. April 2019 144/19 Forschung
Wie Rauschmittel Europa verändert haben
Von Zucker bis Opium – Historiker analysieren gesellschaftliche Folgen bis 1850
Oldenburg. Inwiefern haben Tabak, Tee, Koffein, Zucker, Schokolade und Opium das Leben in nordeuropäischen Hafenstädten verändert? Unter dem Titel „Intoxicating Spaces“ analysieren Historiker an den Universitäten Oldenburg, Sheffield (UK), Utrecht (NL) und Stockholm (SWE), welche Folgen die ab dem 17. Jahrhundert aus Übersee eingeführten Rausch- und Genussmittel auf den öffentlichen Raum in Hamburg, Amsterdam, London und Stockholm hatten. Das Oldenburger Teilprojekt leitet die Historikerin Prof. Dr. Dagmar Freist, die Gesamtleitung des europäischen Verbundprojekts liegt bei Prof. Phil Withington von der University of Sheffield. Die Oldenburger Forscher arbeiten eng mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven und mehreren Schulen zusammen. Finanziert wird das gesamte Forschungsvorhaben durch das europäische Forschungsnetzwerk Humanities European Research Area (HERA). Die finanziellen Mittel für das Oldenburger Teilprojekt in Höhe von knapp 250.000 Euro steuert überwiegend das Bundesforschungsministerium bei.
Im Fokus des Oldenburger Forschungsvorhabens liegt die Stadt Hamburg, die bereits während der Frühen Neuzeit zu den bedeutendsten europäischen Hafenstädten gehörte. Die Wissenschaftler erforschen anhand historischer Schriftstücke wie Zollbücher, Warenlisten, Zeitungen oder Gerichtsakten, inwiefern durch den zunehmenden Konsum und Handel von Rauschmitteln neue öffentliche Räume in der Stadt entstanden. „Zunächst wurden Kaffee, Tee und Tabak in den bereits etablierten Läden oder Wirtshäusern sowie Apotheken verkauft“, sagt Freist. Nach und nach seien dann eigene Orte für Handel und Konsum entstanden, beispielsweise Kaffeehäuser. „Wir wollen herausfinden, welche weiteren Räume entstanden, und welche gesellschaftlichen und politischen Folgen diese neuen Genussräume mit sich brachten und wie sich der Umgang mit den Rauschmitteln im Laufe der Zeit veränderte“, erläutert Freist.
Eine Besonderheit des europäischen Verbundprojekts ist laut Freist die enge Verknüpfung zwischen Forschung und Vermittlung. Die Wissenschaftler arbeiten in allen vier beteiligten Ländern mit Museen und Schulen zusammen. So stellen sie beispielsweise aus der laufenden Forschung Materialien zusammen, aus denen die Schülerinnen und Schüler eigene Projekte wie Filme oder Ausstellungen entwickeln können. In Deutschland sind die Cäcilienschule Oldenburg, das Alte Gymnasium Oldenburg sowie das Gymnasium Neu Wulmstorf beteiligt. Zum Abschluss des Projekts ist ein internationaler Schülerworkshop in den Niederlanden geplant.
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven konzipiert in Kooperation mit allen Beteiligten eine Ausstellung. Beteiligt sind zudem das Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen UN-HABITAT sowie die Gesundheitsinitiative Mainline Foundation Drugs and Health in Amsterdam. Weitere Informationen zum Projekt und zu den Ergebnissen gibt es ab Juni 2019 unter www.intoxicatingspaces.org.
Der vollständige Titel des Projekts lautet: Intoxicating Spaces: The Impact of New Intoxicants on Public Spaces, Consumption and Sociability in North Western Europe, c. 1600 – c. 1850
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Prof. Dr. Dagmar Freist, Tel.: 0441/798-4640, E-Mail: