von Malte Thießen
Ein Workshop mit Nicolai Hannig von der LMU München über den Umgang mit Naturgefahren im 19. und 20. Jahrhundert war eine zweifache Grenzerfahrung: Einerseits ging es in unserer Diskussion um Grenzen zwischen Natur und Zivilisation, zwischen Ausnahmzustand und Normalität und zwischen Staat und Staatsbürger, die im Umgang mit Naturgefahren verhandelt wurden. Die Vorbeugung vor Lawinen, Überflutungen, Stürmen war also mehr als eine Präventions- oder Versicherungsmaßnahme. Sie gab den Menschen seit dem 18. Jahrhundert darüber hinaus immer wieder Anlass, gesellschaftliche Sicherheiten und gesellschaftliche Risiken zu bestimmen und zu verändern.
Und noch in einer zweiten Hinsicht war der Workshop eine Grenzerfahrung: Im interdisziplinären Gespräch stieß man schnell an die eigenen Fachgrenzen und war gezwungen, Fachbegriffe, Narrative und Modelle für andere Disziplinen zu übersetzen, um den gemeinsamen Austausch voranzubringen.
Auch in diesem Sinne war der Workshop ein ebenso spannendes wie produktives Unternehmen: als Impuls, scheinbar selbstverständliche Konzepte zu reflektieren, zu hinterfragen und im interdisziplinären Gespräch zu erweitern.
Malte Thießen, Dr. phil. habil., ist Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster.
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