Es ist allgemeiner Konsens, dass eine gute Sprachkompetenz eine Schlüsselkompetenz und eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Schulerfolg, die berufliche Laufbahn und nicht zuletzt auch den gesellschaftlichen Erfolg ist. Welche sprachlichen Kompetenzen aber in welchen Entwicklungsphasen die größte Bedeutung für die Prognose des Erwerbs weiterer Kompetenzen auch in anderen Bereichen haben, wie z. B. dem Lernerfolg in verschiedenen Schulfächern, darüber existiert kein wissenschaftlicher Konsens; ebenso wenig wie über die optimalen Möglichkeiten ihrer Diagnose und Förderung.
Gute Sprachkompetenz ist nicht nur für den Deutschunterricht und den Fremdsprachenunterricht wesentlich, sondern Voraussetzung in allen Fächern. Wie die PISA-Studien gezeigt haben, kann insbesondere eine hohe Lesekompetenz nicht vorausgesetzt werden. Etwa 20 % der untersuchten Altersgruppe der 15-Jährigen in Deutschland erfüllen die Anforderungen nicht (Weis et al. 2018: 61). Damit ist der Anteil leistungsschwacher Schüler*innen hier relativ hoch. Insbesondere das sinnentnehmende Lesen (Leseverständnis) ist gering ausgeprägt. Die mündlichen Sprachfähigkeiten spielen dabei insofern eine Rolle, als nur lesend verstanden werden kann, was die Kinder auch hörend verstehen. Somit sind gute mündliche Sprachkompetenzen eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der Lesekompetenz. Darüber hinaus findet ein großer Teil der Vermittlung von Lerninhalten im Unterricht über die mediale Mündlichkeit, allerdings unter Verwendung der Sprachregister Bildungs- und Fachsprache, statt. Diese stellen hohe Erwerbshürden insbesondere für sprachlich schwache Schüler*innen, aber auch für Schülerinnen und Schüler, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, dar.
Insbesondere im Hinblick auf die soziale Herkunft (inkl. Migrationshintergrund) gibt es große Bildungsungleichheiten in Deutschland. Im internationalen Vergleich fällt dieser Unterschied in Deutschland sogar überdurchschnittlich groß aus. Sprachliche Leistungsunterschiede bestehen bereits im Vorschulalter und bleiben im Entwicklungsverlauf recht stabil. Auch Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen insbesondere im Bereich Sprache und Kommunikation benötigen eine Lernumgebung, die ihnen größtmögliche Partizipation ermöglicht. Dies fordern auch die Vereinten Nationen in einer der sogenannten ‚United Nation Sustainable Development Goals‘: „quality education for all“. Schulen und vorschulische Bildungseinrichtungen stehen somit vor der Herausforderung, Chancengleichheit herzustellen. Es gibt aber ebenfalls keinen Konsens darüber, mit welchen Mitteln und Konzepten dies erreicht werden kann.