Künstlerische und performative Medienpraxis
Personen
Künstlerische und performative Medienpraxis
In den Veranstaltungen wird die Gelegenheit etabliert, apparative Grundbedingungen und daraus resultierende Ästhetiken und Variablen des Verhältnisses von Technologie, Individuum und Medium zu sehen.
Aufzeichnung, Montage und Betrachtung von Bild und Ton werden individuell und im Kollektiv umgesetzt, diskutiert und ausgespielt.
WE SHALL SURVIVE IN THE VIDEOS OF OTHERS
Mit diesem fortlaufenden Titel präsentieren sich die Ergebnisse aus den Winter- wie Sommersemestern im Screening der künstlerischen und performativen Medienpraxis.
"We shall survive in the memories of others" - Vilem Flussers Aussage "Wir überleben in der Erinnerung der anderen" wird im übertragenen Sinne in den Übungen der künstlerischen und performativen Medienpraxis weiter imaginiert.
Wer nimmt hier teil am anderen und wie?
Die Videos, die in den Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen entstehen, resultieren zunächst aus der intensiven Betrachtung von Videos und audiovisuellen Arbeiten anderer.
Vilem Flusser, Kulturtheoretiker und Medienphilosoph thematisierte Photographie und Video als Kunst, schrieb vom Techno-Imaginären, von der neuen Einbildungskraft, die wir durch das Digitale zu erlernen hätten und die wir digital umschreiben und übertragen.
Der Prozess und die Prinzipien des Übertragens sind auf unterschiedliche Weise Bestandteil der Übungen der künstlerischen Medienpraxis. Die kollektive Arbeit im Studio, innerhalb derer die Positionen vor und hinter der Kamera wechseln, ist Ausgangspunkt gemeinsamer Umsetzung. Diese vollziehen sich in unterschiedlicher Tagesregie durch Studierende oder als Aufgabenstellung auf der Basis formaler, scheinbar absurder Tests mit und ohne Kamera. So entsteht ein Pool von Rohmaterial, der von allen Teilnehmenden genutzt wird.
Außerdem beschäftigen sich die Gruppen mit Found Footage, d.h. vorgefundenem Audio- und Filmmaterial, das aus einem fremden Kontext heraus in ein neues Sinngefüge übertragen wird. So wird das rotierende Prinzip der internen Kameraarbeit um die Einschreibung externer Bilder und Töne ergänzt.
Revolte, Pop oder Kontemplation - ich wünsche Ihnen und euch viel Spaß beim Mitschreiben, Übertragen und Ausspielen innerer Bilder und Kompositionen während der Veranstaltungen der künstlerischen, performativen Medienpraxis.
Auszug aus dem Programm
Arbeiten im Filmkollektiv:
Wie funktionieren kollektive Arbeitsprozesse in einem nicht-hierarchischen Team: z.B. Tagesregie? Innerhalb sämtlicher Übungen wird gemeinsam ein Pool von Video- und Audiomaterial erstellt, der von allen Teilnehmenden der Veranstaltungen genutzt wird.
Planung und Realisation künstlerischer Video- oder Medienprojekte:
Minimalismus – Formalismus – elektronisches Vokabular - künstlerische Narrative – experimentelle Erzählformen und Doku–Essays.
Videoskizzen im Modus Kameraschnitt zwischen Zufall und Kontrolle, formale Konzepte, Scripte sowie Plansequenzen loten unterschiedliche Arbeitsmethoden aus. Blickachsen, Richtungen in Einstellungen und Sequenzen, Bildkomposition und -bearbeitung, Rhythmen und Übergänge erfordern vielschichtige formale und inhaltliche Entscheidungen. Eigene Einschätzungen und Erwartungen formieren neben den Erscheinungen der Montage auch die Aufzeichnung von Bild, Sprache, Text und Ton. Wie komponiere ich akustische Räume, Bildfolgen und -einstellungen oder die Ton-Bild-Schere bzw. Text-Bild-Schere? Welche Größen und Parameter definieren die audiovisuelle Konstruktion und Abbildungsprinzipien? Deutungshoheit und Prinzipien medialer Diversität werden gemeinsam weitergedacht und um teilbare Wahrheiten erweitert.
Plenum:
Gemeinsame Sichtungen bilden die Basis für Diskussionen über Formate der Ausspielung und Veröffentlichung sowie Wechselwirkungen zwischen Videos in der Reihung eines Programms und Prinzipien intermedialer Wirkungsweisen.
Installation – Videoskulptur und Objekt – Medienräume, Projektion und Virtualität:
Am Beispiel der Projektion lässt sich ein hybrider Raum zwischen physischem und virtuellem Raum ablesen, der als orbitaler, nicht relativistischer Ort für die Lehre genutzt werden kann. Der Übergang zwischen physikalischer und virtueller Oberfläche stößt Untersuchungen zum Immateriellen und über dessen greifbare Träger an, wie Android Gadgets, Natural Interfaces und zwei-dimensionale Schatten oder Abbildungen der Sonne bzw. in der Sonnenuhr.
Licht:
Grundlagen der Lichtgestaltung innerhalb diverser Beleuchtungslogiken sowie experimentelles Arbeiten mit Licht als Medium.
Skulpturale Handlung – Kreatur und Kamera – Live Auftritt und Aufzeichnung - Performance - Live Art – Film & Bühne:
Ausgehend von der Unterscheidung zwischen Modellen und Schauspieler_innen im Kontext der Notizen von Robert Bressons "Notizen zum Kinematographen" werden unterschiedliche Möglichkeiten von Personenführung und -inszenierung vor und mit Kamera(arbeit) erprobt , sowie performative Formate, wie Videowalk, Performance Lecture /Vortrag, Reenactment und Medienaktivismus. Letzterer basiert auf der Direktionalität, Unmittelbarkeit und Echtzeit des Mediums "Video", das seit den 70er Jahren ein konstantes gesellschaftspolitische Gestaltungspotential darstellt.
Found footage:
HEAVEN & ABUSE – wie definieren wir den Umgang mit Found Footage? Konzeptuelle Aneignung von AV-Materialien, elektronischem Vokabular und Filmzitaten - Filmschaffen ohne Kameraarbeit.