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Interview mit einer APN

"Mein Weg zur Advanced Practice Nurse: Verantwortung übernehmen, Wissen erweitern, Versorgung verbessern" - Interview mit Julian Seidel

Julian Seidel ist Advanced Practice Nurse am Pius Hospital Oldenburg und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Oldenburg. Die Vernetzung von Praxis und Theorie zu verstärken und Advanced Nursing Practice als Disziplin weiterzuentwickeln, sind seine größten Anliegen.

 

Was hat Dich motiviert, APN zu werden?

Mein Weg zur APN war geprägt von dem Wunsch, mich weiterzuentwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Dieser Wunsch bestand bereits nach meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger, die ich im Pius-Hospital in Oldenburg absolvierte. Dort habe ich auf einer interdisziplinären Aufnahmestation gearbeitet. Hier habe ich schnell gemerkt, dass ich mehr wollte als nur die Routinearbeiten in der Pflege. Ich wollte mich fachlich weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen.

So übernahm ich die Leitung der interdisziplinären Aufnahmestation und absolvierte eine Weiterbildung im mittleren Management. Mir fehlte jedoch der pflegewissenschaftliche Hintergrund, um in der Zusammenarbeit mit den Patient:innen, als Vorbild für meine Mitarbeitenden und auf Augenhöhe mit den ärztlichen Kollegen agieren zu können.

Deshalb entschied ich mich für ein Bachelorstudium der Pflegewissenschaft an der Fachhochschule Osnabrück. Dort habe ich erfahren, wie praxisnah Pflegewissenschaft sein kann. Um meine Grenzen beim Transfer und der Generierung von Wissen in die Pflegepraxis zu erweitern, absolvierte ich anschließend den Masterstudiengang APN an der FH Bielefeld.

Dort vertiefte ich mein Wissen und spezialisierte mich auf die Patientengruppe "chronisch kranke Menschen im Akutkrankenhaus".  Ich konnte die wissenschaftlichen Inhalte direkt in die Praxis umsetzen und erfuhr eine bewusste Wahrnehmung durch meine eigenen Kolleg:innen anderer Disziplinen, insbesondere der Ärzteschaft.

Wie sieht Dein Arbeitsalltag als APN aus?

Mein Arbeitsalltag als APN im Pius-Hospital ist sehr abwechslungsreich und umfasst vielfältige Aufgaben. Im Wesentlichen arbeite ich eng mit den Pflegeexperten zusammen und übernehme die fachliche Leitung im Pflegebereich.

Konkret bedeutet das, dass ich die verschiedenen Pflegeexperten - wie Wundexperten, Pflegeexperten für Praxisentwicklung oder Delirexperten - unterstütze und berate. Gemeinsam erarbeiten wir Ziele, die sie in einem bestimmten Zeitraum erreichen wollen und ich motiviere sie, an Kongressen teilzunehmen und auch selbst Vorträge zu halten. Es macht mir große Freude zu sehen, wie motiviert die Pflegeexpertinnen und -experten ihre Aufgaben angehen, sich einbringen und ihren Bereich weiterentwickeln, um die Patientinnen und Patienten noch besser zu versorgen. Ich unterstütze das Pflegemanagement und andere Führungskräfte in der Pflege bei der Bewältigung komplexer pflegerischer Handlungsfelder.  Dazu gehören zum Beispiel Themen, die sich an den Expertenstandards in der Pflege orientieren, wie die Dekubitusprophylaxe oder das Ernährungsmanagement bei unseren vulnerablen Patientengruppen. Hier fungiere ich als Vermittler zwischen den Bereichen, damit diese Themen auch gut in die Praxis umgesetzt werden können.

Ich arbeite zum Beispiel mit der IT zusammen, um Pflegedokumentationen und Assessments anzupassen, oder mit der Hygiene, um evidenzbasiertes Wissen in die Praxis zu integrieren.

Im Vordergrund stehen dabei immer unsere Patientinnen und Patienten bzw. deren Bedürfnisse und Bedarfe sowie die Bedürfnisse der Pflegenden, um das Ziel einer adäquaten Gesundheitsversorgung im akutstationären Setting zu erreichen. 

 

Was bereitet Dir in Deinem beruflichen Alltag besonders Freude?

Die Zusammenarbeit mit den Pflegenden macht mir besonders viel Freude. Es ist toll zu sehen, mit welcher Motivation und Leidenschaft sie ihren Beruf ausüben.  Auch die AHA-Erlebnisse in Arbeitsgruppen mit verschiedenen Berufsgruppen sind sehr bereichernd.  Damit meine ich zum Beispiel, die Sicht- und Arbeitsweisen anderer Kolleginnen und Kollegen kennen zu lernen. Aber auch den anderen Berufsgruppen verständlich zu machen, warum wir als Pflegende so handeln, wie wir handeln, und dass dieses Handeln ein Recht darauf hat, in der Gesundheitsversorgung unserer Patientinnen und Patienten berücksichtigt zu werden.

Ich finde es toll, im Sinne der Patienten und ihrer Bedürfnisse zu arbeiten. Wenn ich Pflegende handlungsfähig mache, indem ich ihnen neues Wissen vermittle und positive Rückmeldungen erhalte, bestätigt mich das in meiner Arbeit.

Wir sind alle Pflegende und haben das gleiche Ziel, nämlich anderen Menschen zu helfen. Für mich ist es wichtig zu zeigen, was Pflege kann und leistet und dies auch anderen Berufsgruppen und der Patientengruppe zu vermitteln.  Und natürlich auch das Handeln pflegewissenschaftlich zu untermauern, also das eigene Handeln als Pflegende auf eine fundierte Basis zu stellen.

Nicht zuletzt schätze ich es sehr, in einem Team arbeiten zu können, das sich durch Gemeinschaft, gemeinsame Werte und Ziele auszeichnet.

Wofür braucht es aus Deiner Sicht APNs in Deutschland?

Aus meiner Sicht sind APNs in Deutschland aus mehreren Gründen notwendig. Zum einen wegen der zunehmenden Komplexität der Versorgung. Unsere Patientinnen und Patienten werden immer älter und haben oft mehrere chronische Erkrankungen. Das erfordert eine komplexere Versorgung, die über die klassische Aufgabenverteilung und -bewältigung im Krankenhaus oder anderen Settings hinausgeht. APNs können hier mit ihrer Expertise und ihrem erweiterten Handlungsspielraum die Versorgungsqualität verbessern und Behandlungsprozesse optimieren. APNs tragen durch ihre Expertise und ihre Orientierung an evidenzbasierter Praxis zur Verbesserung der Patientensicherheit bei. Sie können Risiken frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten.

Sie tragen auch zur Stärkung des Pflegeberufs bei. Die Rolle der APN ist eine attraktive Karriereperspektive für Pflegende und stärkt den Pflegeberuf insgesamt. Die Akademisierung und Spezialisierung der Pflege erhöht die Autonomie und Wertschätzung der Pflege.

 

Was wünscht Du Dir für die Zukunft der APN in Deutschland?

Für die Zukunft der APNs in Deutschland wünsche ich mir vor allem eine gesetzliche Verankerung ihrer Kompetenzen - und zwar bundesweit.  Es ist wichtig, dass die Aufgaben und Verantwortungsbereiche von APNs klar definiert werden, um ihre Rolle im Gesundheitswesen zu stärken und ihnen mehr Handlungsspielraum zu geben.

Darüber hinaus sollten weitere Rollen und Tätigkeitsfelder für APNs entwickelt werden, die sich aktiv an der Patientenversorgung beteiligen.  Dies ist entscheidend, um zukünftigen Pflegenden ein Idealbild und Motivation für eine akademische Ausbildung zu vermitteln.

Durch diese Entwicklung erhoffe ich mir, dass APNs auch von anderen Berufsgruppen stärker wahrgenommen und akzeptiert werden.  Eine klare Positionierung und die Anerkennung ihrer Expertise sind wichtig, damit APNs ihr volles Potenzial zum Wohle der Patienten entfalten können.

Welche Chance siehst für die APNs in Zukunft?

APNs haben die Chance, die Gesundheitsversorgung in Deutschland entscheidend zu verbessern. Durch die Akademisierung und den Erwerb erweiterter Kompetenzen entstehen neue Handlungsfelder für APNs.

Ein Beispiel ist die Versorgung chronisch kranker Menschen. Ein Blick über den großen Teich macht deutlich, dass APNs hier eine qualitativ gleichwertige Versorgung wie Ärzte leisten, unter anderem in der Diagnostik und Therapie von Menschen mit Diabetes oder Lungenerkrankungen.

Entscheidend und damit eine Kernkompetenz von APNs ist die ganzheitliche Betrachtung der Patientensituation. APNs betrachten nicht nur die Krankheit, sondern den Menschen als Ganzes - mit seinen individuellen Bedürfnissen, seinem sozialen Umfeld und seinen persönlichen Zielen.  Dieser Ansatz ermöglicht eine umfassende und patientenzentrierte Versorgung.

(Stand: 04.12.2024)  |  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/p110034
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