Gendersensible Sprache und Kommunikation
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Gendersensible Sprache und Kommunikation
Das Streben nach Chancengleichheit ist in der Kultur der Universität Oldenburg tief verankert. Dass sich die Universitätsmitglieder und -angehörigen aktiv mit dieser Kultur auseinandersetzen, trägt dazu bei, sie zu erhalten und weiterzuentwickeln. Gendersensible Sprache und entsprechende Kommunikation sind Ausdruck dieser Kultur und prägen zugleich ihre zukünftige Entwicklung.
Um die sprachliche Aufmerksamkeit für respektvollen Umgang zwischen Personen aller Geschlechter an der Universität Oldenburg weiter zu schärfen und eine diskriminierungs- und barrierearme Kommunikation nachhaltig zu fördern, hat eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten Grundsätze gendersensibler Sprache und Kommunikation für die Universität Oldenburg entwickelt. Sie wurden als "Leitlinie Gendersensible Sprache und Kommunikation an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg" von Senat und Präsidium beschlossen.
Wie respektvoller Umgang zwischen Personen aller Geschlechter sprachlich umgesetzt werden kann, wird seit längerem breit gesellschaftlich diskutiert. Allgemein anerkannte Regelungen haben sich noch nicht etabliert, viele Fragen sind noch ungelöst. Die folgenden Tipps und Anregungen für gendersensible Kommunikation ergänzen die Leitlinie und sollen die Anwendung unterstützen.
Gendersensibel, klar und inklusiv formulieren
Erste Wahl für gendersensible Kommunikation sind reflektierte geschlechtsneutrale Formulierungen. Da hier keine Sonderzeichen erforderlich sind, ist diese Form gendersensibler Kommunikation flüssig zu lesen und barrierearm.
Folgende Strategien können u. a. dabei eingesetzt werden (konkrete Formulierungsbeispiele s. Glossar):1
Substantivierte Partizipien oder Adjektive, Plural
z. B. Studierende, Lehrende, Beschäftigte, Gewählte
Neutrale Bezeichnungen
z. B. Teilnahmeliste, Redeliste, Leitung, Professur, Mitglied, Person, Gast
Adjektive und Partizipien
z. B.
„wissenschaftlicher Nachwuchs“ statt „Nachwuchswissenschaftler“
„wissenschaftliche Einschätzung“ statt „Einschätzung des Wissenschaftlers“
„herausgegeben von“ statt „Herausgeber“
Verben
z. B. „Es haben 60 Personen teilgenommen“ statt „Es waren 60 Teilnehmer“
Passiv
z. B. „Es muss xx beachtet werden“ statt „Mitarbeiter müssen xx beachten“
Relativsätze
z. B. „Personen, die einen Antrag stellen“ statt „Antragsteller“
Alternative Pronomen
z. B. „alle“ statt „jeder“, „niemand“ statt „keiner“
Direkte Ansprache
z. B.
„Die Funktion steht Ihnen zur Verfügung ab xx“ statt „Den Benutzern steht ab xx zur Verfügung“
„Ihre Unterschrift“ statt „Unterschrift des Antragstellers“
Berufsbezeichnungen
z.B. „Der Dekan Herr Schmidt und die Dekanin Frau Meier“ statt „Die Dekane Herr Schmidt und Frau Meier“
Abkürzungen
z. B.
Unterschrift d. Erziehungsberechtigten
„MTV“ statt „Mitarbeiter aus Technik und Verwaltung“
Häufig ist es einfacher, Sätze neu zu formulieren, als nicht-gendersensible Begriffe lediglich auszutauschen. Seien Sie nicht entmutigt, wenn Sie am Anfang etwas mehr Zeit für Texte benötigen. Die Verwendung gendersensibler, klarer und inklusiver Formulierungen ist auch eine Sache der Übung und wird sicher bald zur Gewohnheit.
Wörterbuch und Formulierungsvorschläge
1 vgl. Diewald, G.; Steinhauer, A. (2020): Handbuch geschlechtergerechter Sprache. Wie Sie angemessen und verständlich gendern. Berlin. E-Book. Kap. 2.4.
Den Asterisk („Genderstern“) sinnvoll einsetzen
Wenn keine gendersensiblen Begriffe oder Formulierungen gefunden werden können und ein Sonderzeichen eingesetzt werden soll, wird an der Universität Oldenburg der Asterisk („Genderstern“) verwendet.
- Sonderzeichen werden nur in Ausnahmefällen verwendet, da sie den Lese- bzw. der Redefluss stören und weniger barrierearm sind.
- Die Verwendung des Asterisks soll sich auf die Wortmitte (z. B. „Schüler*innen“) beschränken.
- Ein einheitliches Sonderzeichen ist insbesondere für eine kohärente Außendarstellung der Universität wichtig. Wissenschaftliche Arbeiten sind davon nicht berührt.
Sonderzeichen sind eine Barriere für blinde und sehbehinderte Menschen. Daher empfiehlt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV), wo immer möglich neutrale Formulierungen zu verwenden. Der Asterisk wird als barriereärmer als andere Sonderzeichen wie z. B. der Doppelpunkt bewertet (www.dbsv.org/gendern.html).
Anregungen für alternative Formulierungen finden Sie in unserem Gendersensiblen Wörterbuch.
Die passende Anrede wählen
Der respektvolle Umgang zwischen allen Geschlechtern drückt sich besonders dadurch aus, dass Personen entsprechend dem Geschlecht angesprochen werden, dem sie sich selbst zuordnen. Personen, die sie sich selbst keinem Geschlecht zuordnen, werden neutral angesprochen.
Beispiele für die formale Anrede von Personen und Personengruppen, die sich einem Geschlecht zuordnen
- Sehr geehrte Frau Nachname/ Sehr geehrter Herr Nachname
- Sehr geehrte Frau Professorin Nachname/ Sehr geehrter Herr Professor Nachname
- Sehr geehrte Frau Dr. Nachname/ Sehr geehrter Herr Dr. Nachname
Formale Anrede einer Gruppe von Personen, die sich einem Geschlecht zuordnen
- Sehr geehrte Damen und Herren
Beispiele für die formale Anrede von Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen
- Sehr geehrte*r Vorname Nachname
- Guten Tag Vorname Nachname
Beispiele für neutrale Anrede
- Sehr geehrte Mitglieder der Kommission
- Sehr geehrte Anwesende, sehr geehrte Gäste
- Sehr geehrtes Kollegium
Wenn sich eine Person der angesprochenen Gruppe keinem Geschlecht zuordnet, ist eine neutrale Anrede erforderlich. Eine Alternative zu „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist bislang noch nicht gebräuchlich. Eine noch relativ neue Möglichkeit ist „Sehr Geehrte“.
Adressfeld
Die deutsche Antidiskriminierungsstelle des Bundes empfiehlt, auf die Ansprache als „Frau“ oder „Herr“ im Adressfeld zu verzichten und Vor- und Nachnamen zu verwenden.
Hinweismöglichkeiten in der Signatur
Möglich ist beispielsweise auch, in der Signatur auf die Anrede einzugehen. Z. B. "Wir möchten Sie respektvoll ansprechen. Teilen Sie uns gerne mit, welche Anrede Sie wünschen."
In der Signatur kann auch ein entsprechender Hinweis zum eigenen Pronomen hinter dem Namen eingefügt werden. Z. B.:
Vorname Nachname (Pronomen: sie/ihr) oder
Vorname Nachname (bitte verwenden Sie statt eines Pronomens Vor- und Nachname)
In englischer Sprache anwenden
Auch im englischsprachigen Raum wird zunehmend auf gendersensible Sprache und Kommunikation geachtet. Die im Leitfaden der Universität Oldenburg genannten Kriterien können auf englische Texte übertragen werden. Auch im Englischen wird empfohlen, neutrale und umfassende Formulierungen zu verwenden. Während es im Deutschen für nicht-binäre Personen kein allgemein gültiges Pronomen im Singular gibt, wird im Englischen inzwischen "they" statt "he/her" verwendet. Der Asterisk ist allerdings nicht im Englischen gebräuchlich.
Einen guten Überblick über gendersensible englische Sprache geben z. B. die United Nations oder die University of North Carolina.
Bilder, Videos und Podcasts gendersensibel gestalten
Bilder, Videos und Podcasts vermitteln vielschichtige Botschaften. Eine ausgewogene Darstellung von Frauen und Männern jenseits stereotyper Rollenverteilung drücken Förderung von Chancengleichheit aus. Die uneingeschränkte Wertschätzung aller Personen unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, Alter oder sexueller Identität wird besonders deutlich, wenn sie angemessen in Bild und Wort sichtbar gemacht werden.
Wenn Sie sich näher mit gender- und diversitätssensibler Mediensprache befassen möchten, empfehlen wir Ihnen die Handreichungen der Goethe Universität Frankfurt.