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Videobotschaft zum Internationalen Frauentag

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Sommerfest mit offenem Diskurs
Exzellente Gleichstellung - Neue Wege

Internationaler Frauentag

Videobotschaft von Frau Al-Shamery

Vizepräsidentin für Akademische Karrierewege, Chancengleichheit und Internationales

Liebe Interessierte,

ursprünglich als Auftrag der Frauenförderung im NHG und im universitären Kontext formuliert, später dann als Gleichstellungsprinzip gefasst, erhält der gesellschaftliche Auftrag, die Chancengleichheit für Frauen auch im universitären Kontext angesichts der Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten voranzubringen, durch eine intersektionale Perspektivierung, das heißt durch die Sensibilisierung für die Dimensionen der Diversität wie ethnische und soziale Herkunft, sozioökonomischer Hintergrund, gesundheitlicher Beeinträchtigung, sexueller Orientierung, Alter, Bildungshintergrund und andere Dimensionen der Diversität Rückenwind.

In einer Zeit, in der diskriminierende, antifeministische, rassistische, antisemitische und andere menschenfeindliche Diskurse und Praktiken zunehmend im Schatten der digitalen Anonymität verbreitet werden und gezielt den Grundwerten offener demokratischer Gemeinschaften entgegenwirken, sind auch die Universitäten besonders gefordert. Denn sie sind Orte, an denen Diskurse und Praktiken denselben Angriffen ausgesetzt sind und angesichts der akuten Herausforderungen Antworten finden müssen, indem sie neue Wege beschreiten, Chancengleichheit fördern und die Vielfalt der Lebensrealitäten in Lehre und Forschung stärker berücksichtigen.

Mit herzlichen Grüßen!

Anne G. Kosfeld, Zentrale Gleichstellungsbeauftragte

Neue Wege

Wissenschaft.Gesellschaft.Geschlecht

Argumentationsschritte der DFG und des Wissenschaftsrats (seit 2000er Jahren):

I. Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der DFG: „Im Jahr 2008 einigten sich die Mitgliedseinrichtungen der DFG im Rahmen einer Selbstverpflichtung auf Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards, um die Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft auf allen Karrierestufen des deutschen Wissenschaftssystems zu erhöhen und die Thematik „Gleichstellung“ auf Leitungsebene zu verankern.“[1]

II. „Die grundsätzliche Verpflichtung, Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft etc. die gleichen Lebenschancen einzuräumen und diesen eine gerechte Teilhabe am Wissenschaftssystem zu ermöglichen.”[2]

III. „Die Steigerung und Sicherung der Leistungsfähigkeit und Innovationskraft in Wissenschaft und Forschung kann nur durch die Nutzung des Potenzials von Frauen wie auch der Begabungen aus der gesamten Gesellschaft gelingen.”[3]

Argumentation der DFG und des Wissenschaftsrats (in jüngerer Zeit):

„Zur Verbesserung der Qualität der Forschung und zur Vermeidung „blinder Flecken“ regt die DFG an, Geschlecht und/oder weitere Diversitätsdimensionen auch im Forschungsinhalt angemessen zu berücksichtigen. Die DFG verwendet die Begriffe Diversität, Vielfältigkeit und Diversity synonym.”[4]

Forschung, die sich mit gesellschaftlichen Phänomenen, Menschen und ihren Artefakten befasst, kann nur dann einen adäquaten Komplexitätsgrad und eine hohe Qualität erreichen, wenn sie Gesellschaft nicht als einen geschlechtsfreien Raum und Menschen nicht als geschlechtslose Wesen betrachtet."

Wissenschaftsrat (2023): Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland. Heidelberg, S. 8.

Neue Wege

Geschlechterperspektiven in Forschung und Lehre

Die Bedeutung der Geschlechterforschung erschöpft sich mithin nicht in Belangen persönlicher Identität, sondern greift auf alle Bereiche des Lebens aus, in denen Menschen miteinander, aber auch mit den von ihnen gestalteten Umwelten interagieren. Daher betreffen Fragen des Geschlechts und der Geschlechterverhältnisse - wenn auch in unterschiedlichem Maße und in unterschiedlicher Ausprägung - nahezu alle Wissenschaftsdisziplinen […] Der Wissenschaftsrat appelliert an die wissenschaftlichen Fachgemeinschaften, die Leitungen von Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen sowie Forschende aller Disziplinen und jeden Geschlechts konkrete Anstrengungen zu unternehmen, Geschlechterperspektiven in Forschung und Lehre stärker zu integrieren." 

Wissenschaftsrat (2023): Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland. Heidelberg, S. 7f.

„Sind solche Dimensionen relevant, kann die Berücksichtigung von Geschlecht sowie weiterer Diversitätsdimensionen konkrete Auswirkungen auf die Planung, Durchführung und Ergebnisse eines Forschungsprojekts haben: Sie kann z. B. Einfluss auf die Hypothesenbildung nehmen, sich in der Auswahl von Methoden und Analysekategorien widerspiegeln oder sich auf die Erstellung von Datensätzen auswirken. Zudem kann Verschiedenheit nach Geschlechter- und/oder anderen Diversitätsdimensionen auf unterschiedlichen Ebenen für Forschungsprojekte relevant sein, […].“[5]

„Es ist jedoch bislang nicht gelungen, die Geschlechterforschung nachhaltig im wissenschaftlichen Kern der Disziplinen zu verankern. Dies liegt auch an der grundsätzlich interdisziplinären Ausrichtung der Geschlechterforschung, die in Deutschland auf relativ geschlossene disziplinäre Strukturen stößt.”[6]

Neue Wege

Gesellschaftsperspektive und Wissenschaft

Wo Wissenschaft gesellschaftliche Phänomene analysiert, steht sie auch im Zentrum gesellschaftlicher und politischer Debatten. Dies gilt für die Geschlechterforschung wie für andere Disziplinen und Forschungsfelder. Die häufig eingenommene machtkritische und emanzipatorische Perspektive der Geschlechterforschung ist ebenfalls kein Spezifikum dieses Forschungsfeldes, sondern auch in anderen Feldern anzutreffen. Ein emanzipatorisch-aufklärerisches Ziel zu verfolgen, steht nicht im Widerspruch zum Status als Wissenschaft."

Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland, S. 8.

„Die Geschlechterforschung bewahrt sich seit ihren Anfängen eine Perspektive als kritische Wissenschaft, um die Bedingungen der Wissensproduktion sowie die (impliziten und expliziten) normativen Dimensionen von Wissenschaft zu analysieren. Damit verbindet sich der Anspruch auf eine hohe Selbstreflexion ihrer eigenen sozialen und epistemischen Grundlagen, aber auch auf das gesamte Wissenschaftssystem und seine Machtstrukturen.”[7]

Neue Wege

Teilhabe als Exzellenzfaktor

Teilhabe

… ist ein Grundrecht

… bereichert das Kreativpotenzial der Wissenschaft

… erweitert die wissenschaftlichen Perspektiven

… erhöht die Kompetenz, die unsere Gesellschaft zur Lösung vielfältiger Probleme benötigt

… zielt aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive auf generelle Änderungen im System ab

Teilhabe zu ermöglichen, bedeutet, einen Prozess der Bewusstseinsveränderung strategisch und strukturell anzustoßen.

 

Neue Wege

Aktuelle Empfehlungen der großen Wissenschaftsorganisationen

Maßnahmen für eine leistungs- und gleichstellungsorientierte Umgestaltung des Wissenschafts- und Forschungssystems

Profilbildung

„Mehr als bisher sollten Hochschulleitungen in ihren Profilbildungsstrategien und -prozessen das Forschungspotenzial der Geschlechterforschung anerkennen und nutzen. Bislang nicht ausgeschöpftes Potenzial besteht darüber hinaus an HAW/FH – gerade außerhalb der sozialwissenschaftlichen Forschung und Lehre – und insbesondere bei außerhochschulischen Forschungseinrichtungen einschließlich der Ressortforschung. Bereits bestehende Ansätze an den Einrichtungen bedürfen größerer Sichtbarkeit innerhalb der Organisationen und nach außen, auch um verstärkt Kooperationen mit Hochschulen zu ermöglichen, wie außerdem Geschlechteraspekte einen größeren Stellenwert in der außerhochschulischen Forschung gewinnen sollten."[8]

Forschungsorganisation

„Im Ausland ist die Geschlechterforschung im MINT-Bereich häufig an den STS-Zentren verortet (die es in Deutschland kaum gibt) und wirkt von dort in die Fächer hinein. Damit lässt sich zweifellos eine große Breite an Fächern abdecken, doch birgt dies wiederum die Gefahr, dass Geschlechterfragen als von außen an die MINT-Departments und -Fakultäten herangetragen wahrgenommen werden. Eine Verankerung von Geschlechterforschungsprofessuren unmittelbar in den MINT-Fakultäten (etwa im Format von Brückenprofessuren wie an der RWTH Aachen mit einem Zweitsitz an der Philosophischen Fakultät) bedeutet dagegen die unmittelbare Integration in die Gremien der Fakultät und kann damit auch Standing und Akzeptanz erhöhen."[9]

Nachwuchs

„Für die im Feld tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist die Situation prekär. In den MINT-Fächern gibt es in Deutschland insgesamt nur rund ein Dutzend Geschlechterforschungsprofessuren, die zum Teil befristet und vorrangig in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik verortet sind. In den Naturwissenschaften bestehen fast keine institutionalisierten Strukturen. Geschlecht im Sinne einer der technik- und naturwissenschaftlichen Forschung inhärenten Perspektive ist in den entsprechenden Fachkulturen kaum oder gar nicht verankert. Um dies zu ändern, werden in Deutschland im Wesentlichen Sonderprogramme oder Projektförderungen genutzt. Diese sind für das Forschungsfeld wichtig. Sie können die prekäre Lage aber nur kurzfristig und nicht nachhaltig verbessern bzw. in der Regel keine strukturbildende Wirkung entfalten. Wenn im Rahmen solcher Programme befristete Stellen geschaffen werden, entfallen sie ersatzlos mit Auslaufen der Förderung. Damit gehen nicht nur wichtige Kompetenzen verloren. Befristete Förderungen ohne nachhaltige Strukturperspektiven können zu Mitnahmeeffekten führen und im schlimmsten Fall Fehlanreize für Early-Career-Forschende setzen."[10]

Transfer

„Für die Geschlechterforschung misst der Wissenschaftsrat mit den Bereichen MINT sowie Medizin, Lebens- und Gesundheitswissenschaften zwei Bereichen besondere Bedeutung zu, in denen derzeit wichtige Weichenstellungen vorgenommen werden, die über ein großes Transferpotenzial verfügen und in welche die Geschlechterforschung in Deutschland erst in jüngerer Zeit Einzug gehalten hat […]."[11]

Wir brauchen Maßnahmen für eine leistungs- und gleichstellungsorientierte Umgestaltung des Wissenschafts- und Forschungssystems!

Fußnoten

[1] DFG (2017): Die Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der DFG: Umsetzung und Wirkungsweisen, S. 8.
[2] Wissenschaftsrat (2023): Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland, Heidelberg, S. 6.
[3] ebd., S. 5.
[4] DFG: Die Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der DFG, S. 8.
[5] DFG (2025): DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft - Relevanz von Geschlecht und Diversität in der Forschung [Letzter Zugriff: 10.03.2025].
[6] Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung, S. 8.
[7] ebd., S. 82f.
[8] ebd. S. 80.
[9]
ebd., S. 76.
[10]
ebd., S. 76.
[11]
ebd., S. 72.

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