Marie-Joana Münter

Forschungsprojekt

Burnout als gesellschaftliche Selbstthematisierung. Eine diskursanalytische Betrachtung

Abstract

Thema meiner Masterarbeit ist der mediale Diskurs über Burnout. Mithilfe einer Diskursanalyse wird anhand der Süddeutschen und der Bild Zeitung untersucht, wie Burnout in den beiden Zeitungen verhandelt wird. Unter dem Titel Burnout als gesellschaftliche Selbstthematisierung. Eine diskursanalytische Betrachtung, stelle ich die Frage nach dem Burnout-Subjekt. Wie wird dieses thematisiert und wie thematisiert es sich zugleich selbst? Welche Festschreibungen werden hier vorgenommen und wie nehmen sich die Individuen selber wahr? Die bisherige Analyse des Materials ergab, dass sich unterschiedliche, aber doch immer wiederkehrende Merkmale aufzeigen lassen, die eine Art Profil des Burnout-Subjekts umreißen. Mithilfe bestimmter sprachlich-metaphorischer Mittel wird Burnout symbolisch aufgeladen und erhält gesellschaftliche Bedeutung. Ein anderes, in den Medien viel diskutiertes psychisches Leiden, ist die Depression. In der Analyse geht es darum herauszufinden, wie und womit Burnout und Depression in Deutschland konnotiert werden und inwiefern zwischen den beiden Krankheitsbildern differenziert wird.

Ein zweiter Fokus und damit einhergehende Fragestellung zielt auf die im Diskurs vorgeschlagenen Handlungsanleitungen zur Selbstführung ab: Welche Anleitungen zur Selbstführung lassen sich im Diskurs aufdecken und beschreiben? Und welche Modelle und Strategien werden entworfen um mit dem „Problem“ Burnout umzugehen? Die bisherige Sichtung des Materials legt nahe, Burnout als Folge eines strukturellen Wandels zu lesen. Eng verflochten mit diesem Wandel tauchen Schlüsselwörter- oder Sätze wie bspw. zunehmend empfundener Druck auf die Individuen oder Stress oder Entfremdung auf. In dem Moment jedoch, wo Individuen sich als an Burnout erkrankt im Mediendiskurs outen, wird das gesamtgesellschaftliche Problem auf den einzelnen heruntergebrochen und individualisiert. Nicht die krankmachenden Strukturen werden problematisiert, sondern der Einzelne pathologisiert. Die Handlungsanleitungen für Burnout-Subjekte setzen nicht nur bei der sich wandelnden Arbeitswelt an, sondern bei den Individuen selbst und nehmen diese in die Pflicht, selbst aktiv im Sinne eines unternehmerischen Selbst (vgl. Bröckling) zu werden.

Schließlich soll im dritten Schritt analysiert werden, welche Wissenschaftsbezüge rekrutiert werden und welche Machteffekte sie mit sich bringen.

Bei meiner Analyse des medialen Diskurses über Burnout gehe ich von einer konstruktivistischen Grundannahme aus, nämlich derjenigen, dass soziale Wirklichkeit performativ durch Sprache und Bilder in diskursiven Praktiken bzw. Diskursen konstruiert wird. Der theoretische Zugang der Analyse erfolgt in Anlehnung an Michel Foucault; vorwiegend beziehe ich mich auf seine Werke „Die Ordnung des Diskurses“ und „Archäologie des Wissens“. Hier finden  sich grundlegende Überlegungen zu seiner Theorie und Empirie der Diskurse, sowie zu den Fragen nach den Wissenschaftsbezügen und deren Machteffekte. Nach Foucault bezeichnet der Begriff Diskurs „eine Menge von an unterschiedlichen Stellen erscheinenden, verstreuten Aussagen, die nach dem selben Muster oder Regelsystem gebildet worden sind, deswegen ein- und demselben Diskurs zugerechnet werden können und ihre Gegenstände konstituieren“.

Methodisch wird mit Hilfe der Wissenssoziologischen Diskursanalyse Reiner Kellers die Süddeutsche und Bild Zeitung hinsichtlich Burnout als Form gesellschaftlicher Selbstthematisierung untersucht. Das Burnout-Bekenntnis von Ralf Rangnick im September 2011 dient hier als ein diskursives Ereignis, um das sich zeitlich gesehen die Analyse dreht. Schließlich soll nicht davon ausgegangen werden, dass Burnout eine feste Bedeutung hat, sondern dass es eine Vielzahl von Bedeutungen haben kann. Diese liegen jedoch nicht allein in dem Krankheitsbild Burnout, sondern sie werden v.a. von den soziokulturellen (Wissens-) Kontexten und Erfahrungen derjenigen bestimmt, die sich ein Bild von Burnout machen, und das immer wieder neu.

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