Wir kennen sie vom Oktoberfest oder möglicherweise auch aus dem Kleiderschrank unserer Großeltern: Trachten! Aber was sind eigentlich Trachten? Ursprünglich umschrieb der Begriff ‚Tracht‘ prinzipiell alles, was getragen wurde – nicht nur bezogen auf Kleidung, sondern zum Beispiel auch auf Frisuren, wie noch heute das Synonym ‚Haartracht‘ verrät. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wandelte sich der Begriff im Zusammenhang mit der Entstehung des kulturellen Konzepts einer festgelegten und wiedererkennbaren National- bzw. Regionaltracht als vermeintlich unveränderliches, lesbares Gegenstück zur schnelllebigen (Alltags-)Mode. Seit den 1970er Jahren wird diese ideologisch aufgeladene, ‚erfundene Tradition‘ allerdings kritisch von der kulturwissenschaftlichen Forschung hinterfragt. 

Ein Blick auf die einzelnen Objekte zeigt, dass es Wandel ebenso gab wie gestalterischen Spielraum, kreative Freiheit und individuelle Modifikation vermeintlich strikter Regeln. Außerdem lassen sich Trachten als globales und transkulturelles, statt nur als regional begrenztes Phänomen betrachten. 

Eine Kooperation mit dem Museum Bückeburg zur Erforschung der frühen Schaumburger Tracht nehmen wir zum Anlass, auch in den Beständen der STAK nach Objekten zu suchen, die dem Bereich ‚Tracht’ zugeordnet werden. Dabei möchten wir jedoch bewusst darauf schauen, was sich jenseits dieser Zuordnung ausgehend von den Objekten erzählen lässt. In dieser Ausstellung geht es daher weniger um Trachten als Konzept, sondern vielmehr um den ‚Überschuss’, also alternative Bedeutungsebenen der Objekte und ihrer Objektbiografien. Ausgehend davon richten wir den Blick auf unterschiedliche Aspekte: Zum Beispiel auf die Modifikation von Körpern, auf Reisesouvenirs oder auf DIY-Praktiken. So möchten wir zeigen, dass sich ausgehend von Objekten immer viele unterschiedliche Geschichten erzählen lassen – und dass auch auf vermeintlich starre Konzepte wie Trachten unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden können! 

Kuratorinnen: Klara von Lindern, Veronika Dawydow

Laufzeit: 21.01.2025 – 

Sammlung im Fokus: Sammlung Textile Alltagskultur