Krnić
Krnić
„Die Habsburger Regierung in Kroatien und ihr Bild in der kroatischen Literatur nach 1918“ (Dissertationsprojekt von Goran Krni?)
Jahrhunderte lang wurden die kroatischen Länder von verschiedenen einheimischen und fremden Dynastien regiert. Die meisten Spuren hinterließ dabei, sowohl der Dauer als auch der Folgen der Herrschaft wegen, die Dynastie der Habsburger.
Nach einem historischen Überblick über die Habsburger Zeit in Kroatien sowie einer literaturhistorischen Darstellung der kroatischen Literatur im 20. Jahrhundert wird versucht, über die Medien der Literatur, Publizistik und Literaturgeschichtsschreibung das Bild zu modellieren, das die Habsburger Macht im kollektiven Gedächtnis der Kroaten hinterließ, und darüber hinaus zu begreifen, welches ihr Anteil und ihre Hinterlassenschaft in der nationalen Identität der Kroaten ist. Da die kroatische Literatur der letzten hundert Jahre sehr heterogen und meist ideologisch geprägt ist, werden bestimmte, als paradigmatisch zu verstehende Autoren ausgewählt, die Repräsentanten verschiedener Generationen sind, und zumeist auch bestimmter ideologischer und ästhetischer Richtungen. Es wird die Möglichkeit untersucht (was eine neue Perspektive öffnet), die Transformation der kroatischen Gesellschaft anhand des Wandels des Habsburg-Bildes jener Zeit greifbar zu machen.
Auf der Basis des gewählten Musters ist das Bild der Habsburger Herrschaft in der kroatischen Literatur auf eine bestimmte Weise, wenigstens in groben Zügen, einer historiographischen Analyse sehr ähnlich. Auch hier wird der bedeutende gesellschaftliche und kulturelle Beitrag anerkannt und die nationale und politische Zurückdrängung verurteilt. Im literarischen Bild liegt die Betonung dennoch auf dem zweiten Element, und es kommt zu Meinungsverschiedenheiten in Details, zum Beispiel in der Frage Jelacics oder Bosniens. Ebenso scheint es, dass die Kroaten während der achtziger Jahre, in denen die bearbeiteten Werke entstanden sind, ihre Haltung gegen Habsburg gelöst haben, indem sie sie ad acta legten. Gleichzeitig kann man beobachten, wie sich die Haltung gegenüber Habsburg von einer engagierten Auflehnung der Zeitgenossen hin zu den geistreichen Erzählungen und zum ruhigen Betrachten der letzten Generation gewandelt hat. Parallel dazu verschiebt sich auch der Fokus von den nationalen Schwierigkeiten hin zu den zivilisatorischen Errungenschaften. Es steht zu erwarten, dass die Habsburger Epoche in Zukunft zu jenen Themen gehören wird, über die nicht heiß debattiert wird, sondern dass sie künftig vor allem als Szenerie für tragische Liebeserzählungen und legere Verspottung kaiserlicher Patenschaften dienen wird.