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Wissen und Organisation
Die moderne Gesellschaft wird seit längerer Zeit als „Wissensgesellschaft“ analysiert: Anstelle von Arbeit, Boden und Kapital sei nun Wissen der treibende gesellschaftliche Produktionsfaktor. Die Entdeckung von Wissen als zentrale gesellschaftliche Größe hat seitdem sowohl in der Praxis als auch in deren wissenschaftlicher Reflektion vielfältige Entwicklungen hervorgebracht. So haben Unternehmen und Staaten Wissen als Standortfaktor entdeckt. Unternehmen gestalten nicht mehr allein ihre Produktionsabläufe, sondern betreiben ein aktives Wissensmanagement. Staaten fördern nicht nur Industrie, sondern unterstützen die Gestaltung innovativer Strukturen der Wissensproduktion. Die Wissenschaft begleitet diese Entwicklung durch einen Aufschwung der Innovationsforschung, eine Wiederentdeckung der Wissenssoziologie und einen neu sich formierenden Querschnittsbereich der Wissensforschung, der das Verhältnis von Wissen und Gesellschaft empirisch wie theoretisch in den Blick nimmt.
Ein zentraler Brennpunkt der Wissensgesellschaft sind Organisationen. Diese können neue Erkenntnisse und Fähigkeiten hervorbringen und vorhandene Wissensbestände auf eine neue Weise nutzen und in wirtschaftliche, technische oder wissenschaftliche Innovationen umsetzen. Während ein klassischer Industriebetrieb seine Produkte oftmals jahrelang praktisch unverändert fertigte, stellt ein heutiges Unternehmen seine Strukturen prinzipiell jederzeit auf den Prüfstand. Zu verzeichnen ist eine erhebliche Zunahme der organisatorischen Lernfähigkeit, die für die bürokratischen, weitgehend veränderungsresistenten Organisationen der industriellen Vergangenheit noch unvorstellbar erschien. Damit stellt sich die Frage nach den organisatorischen Voraussetzungen und Barrieren von Innovationen und ihren gesellschaftlichen Folgen.
In diesem Schwerpunkt werden Wissen und Organisationen und ihre Wechselwirkungen aus politikwissenschaftlicher und soziologischer Sicht analysiert. Zum einen werden politische Organisationen wie etwa die Europäische Kommission, Parlamente oder Verwaltungen aus einer politikwissenschaftlichen Sichtweise, die vor allem mit den Begriffen Macht und Interesse arbeitet, betrachtet. Die soziologische Perspektive betrachtet das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure in Organisationen. Hierbei geht es insbesondere um die Frage, wie in stabilen, berechenbaren Gebilden, wie dies Organisationen nun mal sind, etwas Neues und Innovatives.