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Soziale und politische Ungleichheiten
Der Zugang zu erstrebenswerten sozialen Gütern, privilegierten Positionen und politischer Beteiligung ist für manche gesellschaftlichen Gruppen dauerhaft und systematisch beschränkt. Diese sozialen und politischen Ungleichheiten stehen seit der Aufklärung im Zentrum des sozialwissenschaftlichen Interesses. In den letzten drei bis vier Jahrzehnten haben die Ungleichheiten in nahezu allen entwickelten Industriegesellschaften erneut stark zugenommen. Neben diesem Anstieg der sozialen Ungleichheit hat auch durch die Multidimensionalität und zunehmende Bedeutung grenzüberschreitender Ursachen und transnationaler Regulierungsformen sowohl das öffentliche als auch das wissenschaftliche Interesse an dem Thema wieder deutlich zugenommen. Angesichts erheblicher theoretischer und methodischer Fortschritte, die in dem interdisziplinären Feld der Ungleichheitsforschung in den letzten Jahren erzielt wurden, sind die Chancen gleichzeitig so gut wie nie zuvor, die Mechanismen sozialer Ungleichheiten in hoher Auflösung herauszuarbeiten und somit auch Grundlagenwissen für die politische Bewertung und ggfs. Regulierung von Ungleichheiten bereitzustellen. In der aktuellen Ungleichheitsforschung gilt ein besonderes Augenmerk den Wechselwirkungen von vier institutionellen Sphären, die für die Produktion und Reproduktion sozialer Ungleichheiten zentral sind: Familie, Bildung, Arbeitsmarkt und Gesundheit. Und im Bereich der Politikwissenschaft wird der politische Umgang mit diesen Ungleichheiten im Spannungsfeld von exit (keine Beteiligung an Wahlen) und voice (Artikulierung von Unzufriedenheit, Protestwahlen, ziviler Widerstand …) untersucht. In dieser Säule möchte das Oldenburger Institut für Sozialwissenschaften die theoretischen und empirischen Herausforderungen ungleicher Lebensverhältnisse und Partizipationschancen aufgreifen und die Auswirkungen von familialen Lebensformen, von Bildungsinstitutionen, Arbeitsmarktstrukturen und politischen Ordnungen auf die Chancen, Risiken und Artikulationsmöglichkeiten sozialer Gruppen aus einer interdisziplinären Perspektive untersuchen.