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Frisch erschienen
Das Imaginäre der Praxis. Einsatzstellen für eine kritische Praxistheorie am Beispiel von Gegenwartsdiagnosen (mit Thomas Alkemeyer). In: Regine Herbrik / Tobias Schlechtriemen (Hg.): Einsatzpunkte und Spielräume des sozialen Imaginären in der Soziologie (=Österreichische Zeitschrift für Soziologie, Sonderheft 18). Wiesbaden: Springer VS, 2019, S. 117-138.
Gegenwärtige Praxistheorie tendiert, so der Ausgangspunkt des Artikels, zu einem Ordnungsbias. Sie sieht letztlich keinen systematischen Ort für das Denken und Aufspüren von Momenten vor, die sich dem Gelingen von Praktiken entziehen oder widersetzen. Entsprechend thematisiert sie Probleme nahezu ausschließlich als interne Vollzugsprobleme, nicht aber als in Praktiken bearbeitete Bezugsprobleme. Mit Castoriadis’ Begriff des Imaginären als einer schöpferischen Kraft, die sich in einem Andersmachen entfalten kann, bringen wir demgegenüber ein Beobachtungskonzept in die Praxistheorien ein, das es der praxeologischen Analyse erlaubt, aufzuspüren und zur Sprache zu bringen, was eine gegebene Ordnung auf etwas hin überschreitet, das in ihr angelegt, aber (noch) nicht entfaltet ist.
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Exemplarisch wird der mit Castoriadis zu erringende wissenschaftliche Landgewinn an Gegenwartsdiagnosen angedeutet, einem historischen Typ der symbolischen Repräsentation von Gesellschaft, der Bezugsprobleme erzeugt, vor deren Sinnhorizont sich die symbolische Ordnung in der Moderne entwirft. Am empirischen Beispiel der gegenwartsdiagnostisch durch Umweltdiskurse informierten Praktiken eines Öko-Dorfes wird aufgewiesen, dass einem solchen Entwurf über Planungsrationalität hinaus stets auch ein Potential der Kritik innewohnt, das Alternativen zum Bestehenden eröffnet. Auf dieser theoretischen und empirischen Folie mündet der Artikel in eine (Selbst-)Kritik gegenwärtiger Praxistheorie und einen Ausblick auf Praxiskonzeptionen, die dem Ordnungsbias zu entgehen versprechen.