„Das soll uns mal einer nachmachen!“
Universitätspräsident Hans Michael Piper feierlich verabschiedet
„Professor Piper hat in seiner sechsjährigen Amtszeit als Präsident der Universität Oldenburg viel bewegt. Er übergibt an seinen Nachfolger eine attraktive Universität mit echten Alleinstellungsmerkmalen.“ Mit diesen Worten würdigte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler den scheidenden Oldenburger Universitätspräsidenten Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper bei dessen heutiger feierlicher Verabschiedung. Zu den Gästen in Präsenz der – pandemiebedingt via Livestream ausgestrahlten – Feier gehörten neben Minister Thümler auch Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, der Hochschulratsvorsitzende Jörg Waskönig und der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft Oldenburg e.V. (UGO), Hon.-Prof. Dr. Werner Brinker. Das Amt des Universitätspräsidenten übergibt Piper zum Monatsende an den Darmstädter Arbeitswissenschaftler Prof. Dr. Ralph Bruder, der ebenfalls an der Feierstunde im Hörsaalzentrum teilnahm.
In den zurückliegenden sechs Jahren habe die Universität unter Pipers Ägide auf vielen Feldern „wichtige Entwicklungsschritte gemacht“, lobte der Minister. Dazu zählten etwa „der Ausbau der Hochschulmedizin in Kooperation mit der Universität Groningen, der Ausbau der Sonderpädagogik und die gute Entwicklung der exzellenten Bereiche der Forschung wie der Hörforschung, den Meereswissenschaften und der Informatik“. Daneben kooperiere die Hochschule mit zahlreichen außeruniversitären Partnern, die sich in der jüngeren Vergangenheit auch verstärkt im Umfeld der Universität ansiedelten.
Oberbürgermeister Krogmann verwies auf die weiter intensivierte gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität; „dazu hat unser enges persönliches Verhältnis sehr beigetragen“. Er lobte Pipers besonders große Verdienste um die Weiterentwicklung der Oldenburger Universitätsmedizin: „Ohne sein starkes Engagement wären wir heute nicht so weit beim Auf- und Ausbau von medizinischer Forschung und Lehre.“ Als besonders wichtige Ansiedlung nannte Krogmann das Helmholtz Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB), da dabei die sehr enge Zusammenarbeit von Universität und Stadt zu einem weiteren großen Erfolg geführt habe. „Professor Piper hat sehr dazu beigetragen, den Forschungsstandort Oldenburg insgesamt zu stärken.“
In Pipers Amtszeit fielen nicht nur eineinhalb Jahre Corona-Pandemie, die auch die Universität in Forschung, Lehre und Transfer vor ungekannte Herausforderungen gestellt haben. In den Jahren seit seinem Amtsantritt 2015 wuchs etwa die Oldenburger Sonderpädagogik zu einem der bundesweit größten Zentren des Fachs, und die noch junge – und ebenfalls wachsende – Universitätsmedizin erfuhr eine positive Evaluation durch den Wissenschaftsrat. Der Universität gelang es, in wichtigen Förderprogrammen zu bestehen; sie wird so weiterhin neue Impulse in Forschung, Lehre und Transfer setzen können. Als Erfolge listet der druckfrische „Fortschrittsbericht 2015-2021“ der Universität etwa zentral koordinierte Millionenprojekte in Lehre und Transfer auf, Zuschläge in Professurprogrammen, wie auch das wiederholte Einwerben von Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs oder Nachwuchsforschungsgruppen. Hinzu kamen etwa der Start des großen historischen Akademieprojekts „Prize Papers“ mit 20-jähriger Laufzeit oder die fortgesetzte Förderung des Exzellenzclusters „Hearing4all“ in der Hörforschung. Auch sieht Piper die Forschungs- und Entwicklungskapazität des gesamten Nordwestens gestärkt, nachdem – neben dem HIFMB – inzwischen zwei Institute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nahe dem Oldenburger Campus beheimatet sind, ebenso ein Teil des Niedersachsen-Standorts des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Die hohe Innovationskraft von Universität und Region spiegelt sich zudem in der erfolgreichen Weiterentwicklung als Gründerinnen- und Gründeruniversität wider, die regelmäßig bundesweit Spitzenplätze einnimmt.
Neben den Studierendenzahlen ist auch der bauliche Umfang der Universität in den zurückliegenden sechs Jahren gewachsen. Als Neubauten kamen beispielsweise der Experimentierhörsaal und das Forschungslabor für Turbulenz und Windenergiesysteme in Wechloy hinzu, das neue Sprachenzentrum auf dem Campus Haarentor oder das Zentrum für Marine Sensorik in Wilhelmshaven. Um die Finanzierung des dringend benötigten Lehr- und Forschungsgebäudes für die Humanmedizin musste und muss die Universität zwar weiter ringen, aber der Raumbedarf für den ersten Bauabschnitt ist – auch dank Rückendeckung der Region – inzwischen genehmigt.
In seiner Rede hob der scheidende Präsident als „ein Highlight“ seiner Amtszeit die im Herbst 2020 erfolgte Verlängerung des Kooperationsvertrags mit der Rijksuniversiteit Groningen hervor. Diese habe ihrer Partneruniversität Oldenburg tatkräftig als „Hebamme“ der neu gegründeten Universitätsmedizin zur Seite gestanden und deren Weiterentwicklung seither unterstützt. Neben dieser – nach seinen Worten – größten Herausforderung seiner Amtszeit nannte Piper auch die gemeinsam mit den sechs Fakultäten erfolgreich abgeschlossene Strukturplanung der Universität. Ziel sei es dabei gewesen, den „schier grenzenlosen Ideenreichtum unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ in eine noch schlagkräftigere Organisation einzubinden, um den wissenschaftlichen Erfolg weiter voranzubringen. Dies sei gelungen: Die gute Abstimmung innerhalb der Universität habe es ermöglicht, „dass wir in den letzten Jahren praktisch alle bedeutenden Wettbewerbe in Forschung und Lehre gewinnen konnten. Das soll uns mal einer nachmachen!“
Zur Person: Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper, geboren 1952 in Kiel, studierte Medizin, Physik und Philosophie an der Universität Göttingen. Dem Diplom in Physik folgten die Promotion in Medizin und die Promotion zum Doktor der Philosophie. 1985 habilitierte sich Piper im Fach Physiologie und wurde an die Universität Düsseldorf berufen. Nach Forschungsaufenthalten in England und Kanada folgte der Wissenschaftler 1994 dem Ruf auf die Professur für Physiologie an der Universität Gießen. Dort fungierte er unter anderem als langjähriger Institutsdirektor, als Dekan sowie als Gründungsdirektor des Graduiertenzentrums Lebenswissenschaften. Von 2008 bis 2014 war Piper Rektor der Universität Düsseldorf. Bevor er im August 2015 sein Amt als Präsident der Universität Oldenburg antrat, war er Direktor des Instituts für Molekulare Medizin III des Universitätsklinikums Düsseldorf.
Stimmen zum Abschied
Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, Dekan der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften
„Die vielschichtigen Herausforderungen beim Lenken einer Universität analysierte Professor Piper immer messerscharf und zerlegte ein komplexes Ganzes in seine Einzelteile, um das Wesentliche zu identifizieren und genau da anzusetzen. Er hat immer konsequent alle Optionen durchdacht, bevor er sich auf eine Entscheidung festlegte – und war immer bereit, diese zu revidieren, falls sie sich als nicht zielführend erwies. Wir alle haben sehr von ihm profitiert.“
Jörg Waskönig, Vorsitzender des Hochschulrats
„In die Amtszeit von Professor Piper fielen wichtige Weichenstellungen, die er kundig, umtriebig und beharrlich beförderte – so zum Beispiel die Weiterentwicklung der Universitätsmedizin oder auch der Hochschule als Gründerinnen- und Gründeruniversität. Seine Arbeit und sein Stil als Präsident waren von hoher Kompetenz, Menschlichkeit und dem Bemühen um Konsens geprägt. Die Universität konnte sich auf ihn verlassen!“
Hon.-Prof. Dr. Werner Brinker, UGO-Vorstandsvorsitzender
„Die Zusammenarbeit mit Präsident Piper war geprägt von Aufgeschlossenheit, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Als Universitätsgesellschaft UGO haben wir immer ein offenes Ohr bei ihm gefunden und dadurch einen engen Schulterschluss mit dem Präsidium und unserer Universität realisieren können. Diese Form der engen Zusammenarbeit möchten wir auch zukünftig fortführen. Nur dann lassen sich solche Erfolgsgeschichten schreiben wie die ‚AUFTAKT‘-Veranstaltung.“
Ehrenplaketten des Präsidenten
Universitätspräsident Hans Michael Piper nutzte die Feierstunde anlässlich seines Abschieds auch dafür, besonders verdiente Mitglieder der Universität auszuzeichnen. Sie erhielten die „Ehrenplakette des Präsidenten“.
Prof. Dr. Gudrun Massmann
Für ihre Verdienste um die Universität ehrte Piper die Hydrogeologin Prof. Dr. Gudrun Massmann als Sprecherin der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsgruppe „Dynamik des tiefen Untergrundes von Hochenergiestränden“. Mit dem Einwerben von „DynaDeep“ habe sie sich in herausragender Weise um die Universität verdient gemacht, sagte er.
Herbert Greis
In Anerkennung ihrer besonderen Verdienste in der Zeit der Pandemie erhielten die IT-Dienste unter Leitung von Herbert Greis die Ehrenplakette. Sie hätten „in kürzester Zeit die für den digitalen Studienbetrieb dringend benötigte IT-Infrastruktur“ geschaffen, sagte Piper. „Ohne das schnelle und kompetente Handeln der IT-Dienste wären Studium und Lehre an der Universität in der Zeit der Pandemie schwer beeinträchtigt gewesen.“
Robert Hentschke
Auch die Stabsstelle Arbeitssicherheit unter Leitung von Robert Hentschke würdigte der Präsident für ihre besonderen Verdienste in der Zeit der Pandemie. Er lobte ihr großes Engagement als zentrale beratende und koordinierende Instanz in Belangen von Hygiene und Arbeitsschutz, ohne das ein regelhafter Betrieb in Verwaltung, Forschung und Lehre nicht möglich gewesen wäre.
Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang
Als Dekan, der seit gut vier Jahren an der Spitze der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften steht, erhielt der Neurogenetiker Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang eine Ehrenplakette. Er habe die Weiterentwicklung der Universitätsmedizin „mit großer Energie und höchster Kompetenz vorangetrieben“, betonte Piper. „Für die hervorragende Evaluation des Standorts durch den Wissenschaftsrat war seine gestaltende Führung von zentraler Bedeutung.“
Prof. Dr. Annett Thiele
Piper ehrte auch die drei nebenamtlichen Vizepräsidenten, die seit Anfang 2020 der Hochschulleitung angehören. Die Vizepräsidentin für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung, Prof. Dr. Annett Thiele, habe das strategische Handlungsfeld „Diversität“ für das Präsidium etabliert, zudem die Umsetzung des zentralen Gleichstellungsplans konsequent vorangetrieben und neue Impulse zur Förderung des Wissenschaftlichen Nachwuchses gesetzt.
Prof. Dr. Martin Georg Fränzle
Prof. Dr. Martin Georg Fränzle habe als Vizepräsident für Forschung, Transfer und Digitalisierung eine „richtungsweisende“ Digitalisierungsstrategie für die Universität initiiert, sagte Piper. Zudem schuf er Grundlagen für zentrale Informationsinfrastrukturen für die Forschung und bereitete die Bewerbung um mögliche künftige Oldenburger Exzellenzcluster in der nächsten Runde der Exzellenzstrategie des Bundes vor.
Prof. Dr. Verena Pietzner
Als Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales leitete Prof. Dr. Verena Pietzner das universitäre Großprojekt der Systemakkreditierung. In der Pandemie übernahm sie eine zentrale Koordinationsfunktion für die Lehre in allen Fakultäten und, so der Präsident, habe „durch herausragende fachliche Führung“ den Lehrbetrieb an der Universität gesichert.
Jörg Stahlmann
Den hauptamtlichen Vizepräsidenten für Verwaltung und Finanzen, Jörg Stahlmann, würdigte Piper ebenfalls. Stahlmann habe in den zurückliegenden sechs Jahren eine prägende Funktion für die Universität eingenommen. So engagiere er sich für moderne Serviceleistungen, ein zukunftsweisendes Prozess- und Projektmanagement in der Verwaltung sowie ein systematisches Finanzmanagement. Darüber hinaus wiesen ihn herausragende Leistungen in der Leitung des operativen Corona-Krisenmanagements „als exzellenten Hochschulmanager aus“, betonte Piper.
Die Feierstunde in Bildern und Video
In den kommenden Tagen finden Sie hier auch das Video der Abschiedsfeier.