Teilprojekt 1
Entwicklung des Jadebusens seit dem Ende der letzten Kaltzeit
- Eine Baseline Study zur Erfassung naturwissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Grundlagendaten für eine niedersächsische Küstendatenbank. -
Ziel des Projektes ist es, ein umfassendes natur- und kulturwissenschaftliches Gesamtbild des Jadebusens und dessen Umfeldes zu erstellen, das zeitlich gesehen den Abschnitt vom Ende der letzten Kaltzeit bis in die Neuzeit umfasst. Dabei werden im Rahmen dieses interdisziplinär angelegten Forschungsprojektes alle Kompartimente (Geosphäre, Biosphäre und Anthroposphäre) behandelt und miteinander in Beziehung gesetzt. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK), der Abteilung für Meeresforschung des Senckenberg Instituts in Wilhelmshaven und der Forschungsstelle Küste des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz auf Norderney (NLWKN-FSK) wird das ICBM Terramare die nächsten drei Jahre an der Umsetzung dieses Ziels arbeiten.
Im Projekt werden zunächst alle in den Teildisziplinen vorhandenen Daten in eine zentrale georeferenzierte Projekt-Datenbank überführt; diese ist wesentlicher Bestandteil des projektübergreifenden Geographischen Informationssystems (GIS). In weiteren Schritten werden dann die sichtbaren bzw. vorhandenen Datenlücken durch gezielt angesetzte wissenschaftliche Untersuchungen und Prospektionen geschlossen. In ausgesuchten Teilräumen im Jadegebiet werden weiterhin jene Grundlagen und Methoden erarbeitet, die für einzelne Disziplinen noch nicht vorliegen. Geplant ist u. a. die Erstellung eines sedimentologischen, geochemischen und biostratigraphischen Merkmalkataloges, der z. B. eine flächendeckende Erfassung und Interpretation der Sedimentabfolge im gesamten Jadegebiet ermöglicht. Dazu sind auch Untersuchungen an Land mit Hilfe geophysikalischer Methoden und Bohrungen notwendig (Strukturen und Ausdehnung von Salztorfabbau, Verlandungszonen im Schwarzen Brack). Die so erarbeiteten Merkmale werden schließlich mit den im Jadebusen schiffsgestützt erhobenen seismischen Daten verglichen, um so Wirkung und Ausmaß des anthropogenen Einflusses auf die Umgestaltung des Jadegebietes zu belegen. Gleiches gilt auch für Spezialuntersuchungen, die sich mit der Dokumentation und Entwicklung natürlicher Verlandungsgürtel unter dem Einfluss eines steigenden Meeres- und Sturmflutspiegels beschäftigen.
Eine weitere Frage zielt in die Richtung, ob es möglich ist, die zunächst anhand von historischen Karten modellierte morphologische Entwicklung des Jadebusens, mit Hilfe der erhobenen, hochauflösenden kulturhistorischen, geologischen und geophysikalischen Parameter mit ähnlicher Genauigkeit für frühere Zustände zu rekonstruieren. Einen weiteren Aspekt stellt die Untersuchung der aktuellen räumlichen Verteilung der Makrofaunagemeinschaften dar. Nach Überführung der Ergebnisse in das projektübergreifende GIS, sollen diese mit den in hydrodynamischen Modellen erzielten Szenarien zur Sedimentstruktur verschnitten werden, um so Vorstellungen, zum Beispiel zum Nahrungsangebot in zuvor definierten Zeitscheiben zu erhalten. Das Datenmanagement im projektübergreifenden GIS sichert innerhalb des Forschungsprojektes die Verwaltung und Bereitstellung von Daten und die themengerechte Visualisierung von Informationen.
Ein innovatives Datenmanagement ist Voraussetzung für fachübergreifendes wissenschaftliches Arbeiten und die Analyse von komplexen Systemzusammenhängen. Die Georefenzierung aller Datensätze sowie deren zeitliche Einordnung spielt dabei eine wichtige integrierende Rolle. Das Datenmangagement übernimmt in Zusammenarbeit mit den Datenlieferanten die Überwachung der inhaltlichen Qualität und Konsistenz der Daten und stellt Schnittstellen zu deren Analyse und Darstellung z. B. in Form von Karten zur Verfügung. Dabei bedürfen sowohl die fachspezifischen unterschiedlichen Formate und Inhalte der Daten besonderer Berücksichtigung, als auch deren räumliche wie zeitliche Diversität. Zentrales Produkt ist die projektübergreifende GIS-Datenbank. Hier werden sämtliche Daten mit konkretem Raumbezug vorgehalten. Zudem stellt das Datenmanagement Schnittstellen zu frei zugänglicher Software, zur Verschneidung, Analyse und Visualisierung der im GIS abgelegten Daten bereit. Dazu ist es gemeinsame Aufgabe im Projekt die Daten einzupflegen. Es werden sowohl eigene Metadaten gepflegt, als auch Schnittstellen zu themenverwandten externen Datenbanken wie PANGAEA, COASTDAT, NOKIS etc. angestrebt und die einschlägigen Normen und Standards wie z.B. Digital Object Identifier (DOI) oder Uniform Resource Name (URN) bedient.
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