Audiologie-Linguistik

Brückenschlag Audiologie-Linguistik

Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt interdisziplinäres Projekt von Physik und Sprachwissenschaften

„Maria hat soeben erfahren, dass sogar ihr Geld zusteht“ – dieser „Holzweg-Satz“ mag zwar akustisch gut verständlich sein und daher von Normal- und Schwerhörenden mehr oder weniger gut in das Gehirn aufgenommen werden. Doch bevor „der Groschen fällt“ und der Inhalt sich dem Hörer erschließt, muss erst eine ganze Reihe von Sprachverarbeitungs -Prozessen im Gehirn abgearbeitet werden.

Die genaue Erfassung dieser zentralen Sprachverarbeitungs-Prozesse ist Gegenstand der (Psycho-) Linguistik, während in der Audiologie typischerweise die akustische Wahrnehmbarkeit von Sprachelementen ausgemessen wird – gewissermaßen zwei Seiten einer Medaille.  Doch wieweit beeinflussen sich beide Seiten bei normal- und schwerhörenden Menschen tatsächlich? Kann man die Auswirkung einer audiologisch nachgewiesenen Schwerhörigkeit auch für die zentralen Sprachverarbeitungs-Prozesse nachweisen?

Diese und weitere Fragen im Grenzgebiet zwischen Audiologie und Linguistik will ein interdisziplinäres Forscherteam um Prof. Cornelia Hamann (Anglistik), Prof. Esther Ruigendijk (Niederlandistik), Prof. Birger Kollmeier und Dr. Thomas Brand (Physik/Audiologie) in den kommenden drei Jahren mit vereinten Kräften angehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt dieses Vorhaben drei Jahre lang mit insgesamt rund 500.000 Euro. „

Die für uns Physiker ziemlich ungewöhnliche Sichtweise der Psycho-Linguistik vermittelt uns wertvolle Hinweise, wie Sprachtests in der Audiologie in Zukunft besser durchgeführt werden sollten“, erläutert Prof. Kollmeier den erhofften Nutzen des Projekts für schwerhörende Patienten. „Unter anderem wollen wir mit Hilfe der Registrierung von Augenbewegungen online dabei sein, wenn der „Groschen fällt“ beim Sprachverstehen.“ Dabei bedienen sich die Forscherinnen und Forscher auch einer simulierten akustischen Hölle im Kommunikations-Akustik-Simulator im „Haus des Hörens“.

„Von besonderem Interesse ist der Einfluss einer „schwierigen“ akustischen Situation auf die Sprachverstehensleistung“, kommentiert Dr. Brand dieses Vorhaben. Eine ganz besondere Art von Vorschusslorbeeren für dieses Projekt durfte dabei die Junior-Professorin Ruigendijk ernten: Für ihr Engagement in Forschung und Lehre wurde sie am 6. November 2007 in Hannover mit dem Niedersächsischen Wissenschaftspreis ausgezeichnet – Gratulation!

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