Hörforscher öffnen interne Softwareplattform für weltweiten Austausch
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Hörforscher öffnen interne Softwareplattform für weltweiten Austausch
Hörforscher öffnen interne Softwareplattform für den weltweiten Austausch
1,2 Millionen Euro aus renommierter NIH-Förderung
Oldenburg. Die Hörforschung weltweit noch stärker verzahnen und sie damit weiter voranbringen: Das ist Ziel eines neuen Projekts an der Universität Oldenburg. Ein Team um den Physiker und Hörforscher Prof. Dr. Volker Hohmann baut das „Master Hearing Aid“ (MHA) – eine bislang interne Softwareplattform, mittels der sich verschiedene Algorithmen zur Verarbeitung akustischer Signale zu einem kompletten simulierten Hörgerät verschalten lassen – zu einer Open-Source-Plattform aus. Mit ihr werden Fachleute weltweit ab dem nächsten Jahr frei arbeiten können, soweit sie darauf basierende Entwicklungen gleichfalls veröffentlichen und frei nutzbar machen. Dafür warb Hohmann bei den National Institutes of Health (NIH), dem nationalen Zentrum für medizinische Forschung in den USA, eine Förderung in Höhe von einer Million US-Dollar ein, die zu gleichen Teilen an die Universität Oldenburg und an das von ihr mitbegründete Kompetenzzentrum für Hörgeräte-Systemtechnik HörTech geht.
„Zehn Jahre Oldenburger Hörforschung stecken in der Softwareplattform – öffentlich geförderte Forschung, die wir nun folgerichtig für Fachleute weltweit öffnen, um Menschen mit Hörverlust noch besser helfen zu können“, so Prof. Dr. Martin Holthaus, Vizepräsident für Forschung und Transfer. Dass es in diesem Kontext gelungen sei, erstmals eine renommierte NIH-Förderung für die Universität einzuwerben, unterstreiche den exzellenten Ruf, den die Oldenburger Hörforschung genieße, so Holthaus. Derzeit ist die Universität Oldenburg die einzige norddeutsche Universität mit einer NIH-Förderung.
Projektleiter Hohmann spricht von einer „Win-win-win-Situation“: Wenn sich Hörhilfen dank der Plattform auf breiterer Basis weiterentwickeln, diene dies am Ende vor allem dem Wohl der Patienten, so der Hörforscher. Immerhin leiden Schätzungen zufolge mehr als 18 Prozent der Weltbevölkerung an Hörverlust. Profitieren dürfte daneben aber auch die Hörforschung sowohl weltweit als auch konkret in Oldenburg – „weil für uns die breite Basis ebenfalls vorteilhaft ist dank neuer Anregungen, neuer Ideen und auch neuer Partnerschaften“, so Hohmann. Er hat zusätzlich einen Experten im Silicon Valley als Berater ins Projekt eingebunden, an den weitere knapp 200.000 US-Dollar Fördersumme fließen. Unter der Überschrift „Open Design Tools for Speech Signal Processing“ (zu Deutsch: „Frei zugängliche Werkzeuge für die Sprachsignalverarbeitung“) fördern die NIH – parallel mit dem Oldenburger Vorhaben – in den USA zwei weitere Forschungsprojekte sowie drei anwendungsnahe Projekte mit kleinen forschungsstarken Firmen, die sich gleichfalls Werkzeugen zur Sprachverarbeitung widmen.
Bereits seit 2006 haben Oldenburger Hörforscher der Abteilung Medizinische Physik ihr „Master Hearing Aid“ entwickelt und genutzt. „Darauf haben wir all unsere Messungen gemacht“, so Hohmann. „Unsere eigenen Entwicklungen haben wir auf dieser Plattform getestet und auf der Basis veröffentlicht.“ Wenn die Universität und HörTech das MHA als Plattform nun öffneten, falle es auf den ersten Blick natürlich nicht leicht, einen solchen Vorsprung aufzugeben, räumt der Projektleiter ein. „Aber wir wollen ja letztlich Schwerhörenden helfen.“
Mehrere Zugänge zu der künftigen Plattform, die auf Desktop-Computer oder Laptop ebenso laufen soll wie auf einem kreditkartengroßen Mini-Computer, soll es geben – unterschiedliche Anwendungsebenen vom Programmieren eigener Algorithmen bis hin zum Testen der Hörgeräte-Signalverarbeitung an Probanden. Diese Ebenen optimal zu gestalten, werde die Arbeit der nächsten Monate bestimmen – bis im Juni 2017 die erste Version der offenen Plattform fertig sein soll.
Das Interesse in der Hörforschung weltweit scheint vorhanden: Schon vor Projektstart erreichten Hohmann mehrere Anfragen von Labors in Kanada, den USA und England, die die neue Plattform bereits vorab gerne testen würden.
[Uni-Pressemitteilung vom 26.10.2016]