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Agnes Rathberger-Reiter, M.A.

Rathberger-Reiter, Agnes, M.A.

Agnes Rathberger-Reiter, M.A.

Promotionsprojekt: Kleidung und (trans)kulturelle Identitätskonstruktionen junger Erwachsener in Belarus (Arbeitstitel)

Abstract

Diese Dissertation ist Teil des Forschungsprojektes „Identitätskonstruktionen junger Erwachsener in Belarus“ (finanziert durch die Helene-Lange-Stiftung). Es steht die Frage im Zentrum, welche Bedeutung Kleidung und Konsum für junge Erwachsene in Belarus haben, wobei transkulturelle Aspekte, Gender und Alter im Fokus stehen. Belarus hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen anderen Weg (nahe an der sowjetischen Tradition, sanfteren Übergang zum „Kapitalismus“) eingeschlagen als viele Länder Osteuropas. Geopolitisch befindet es sich sowohl in der Einflusssphäre Russlands, als auch Westeuropas und der USA. Gegenwärtig gibt es jedoch starke Tendenzen zu einer gewissen „nationalen“ Unabhängigkeit. Diese Tatsachen und die besondere politische Situation Belarus (gerne als „letzte Diktatur Europas“ betitelt) als auch die stark normativ wirkende Gesellschaftsorganisation hinterlassen ihre Spuren auch in den täglichen Kleidungspraktiken junger Erwachsener. Identitätskonstruktionen und Kleidungsverhandlungen finden vor diesem Hintergrund statt. Es gibt vielfältige Möglichkeiten sich transkulturell zu positionieren. Belarus ist ein eigenständiger Staat, mit starker Anbindung an die Russländische Föderation. Die staatliche Führung verfolgt das Interesse, in der Bevölkerung ein von Russland unabhängiges patriotisch-nationales Selbstverständnis zu verbreiten. Daneben gibt es eine nationale Elite die zum Staat in Opposition steht und die Nationalismus stark mit der Verbreitung der belarussischen Sprache und einer Abkehr von den sowjetischen Traditionen vorantreiben möchte. Das Konstrukt „Europa“ übt auf viele junge Erwachsene große Anziehungskraft aus und stößt andere ab. Auch bestimmte Staaten, Kulturen und Regionen wirken in unterschiedlichem Ausmaß auf junge Erwachsene attraktiv. Diese Einstellungen zum Staat/der Nation Belarus, zur „Gesellschaft“, „Europa“, Russland, und weiteren Staaten oder Kulturen werden beim sich Kleiden von den jungen Erwachsenen mitgedacht und je nach (trans)kultureller Verortung und weiteren Faktoren unterscheiden sich die Kleidungsvorlieben und die Argumentation dessen, wieso die getragene Kleidung bevorzugt wird. Kleidung spielt insofern eine besonders wichtige Rolle, als sie für viele junge Erwachsene eine der wenigen Möglichkeiten im Leben darstellt, einerseits Zeichen an die Gesellschaft zu setzen und anderseits sich auf verhältnismäßig kostengünstige Art und Weise selbst zu bestätigen, wer man sein möchte. Ebenso dient sie der Herstellung von Abgrenzungen und Zugehörigkeiten, ermöglicht das „sich wohl fühlen“ in der Peer Group, dem Arbeitsumfeld, oder in spezifischen Situationen.

Theoretisch bilden Identitätstheorien (inkl. Bourdieu, Symbolische Interaktionisten, Keupp) und die Vorstellung von Transkulturalität die Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Konzept des Embodiment findet Berücksichtigung. Für die Beschäftigung mit dem Thema wurde eine empirische Datenerhebung (sowohl quantitativ, als auch qualitativ) in Minsk durchgeführt, wobei aus verschiedenen Gründen mit einem Soziologischen Institut aus Minsk zusammengearbeitet wurde. Hauptsächlich handelt es sich um eine quantitative Fragebogenerhebung und teilstrukturierte Interviews mit Kleiderschrank-Betrachtungen. In der Kultur- und Sozialanthropologie (bzw. auch Ethnologie) übliche Methoden, wie Teilnehmende Beobachtungen und das Führen eines Feldtagebuchs kamen ebenfalls zum Einsatz. Zwei Fokusgruppen zu den Themen Musik und Kleidung wurden in Minsk durchgeführt.

Forschungsschwerpunkte

Materielle Kultur/Kleidungsforschung
Migration/Integration
Identitätsforschung
Embodiment
Post(sozialismus)forschung

Lehre

WS 2017/18: Kleidung und Konsum in postsowjetischen Kontexten, Institut für Materielle Kultur, Universität Oldenburg

WS 2016/17: Seminar: Postsozialistische Kleidung, Institut für Materielle Kultur, Universität Oldenburg

WS 2015/16: Seminar: Kleidung junger Erwachsener in postsowjetischen Kontexten (Ausgangspunkt Weißrussland - Recherchen Communities in der Region), Institut für Materielle Kultur, Universität Oldenburg

Weitere Tätigkeiten

Tätigkeit als Koordinatorin im "ReKI" - Regionales Kompetenz-Zentrum für Integration und Diversität - Linz-Land, Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung, Volkshilfe Oberösterreich

(Stand: 19.01.2024)  | 
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