25 Jahre Medizinische Physik

25 Jahre Medizinische Physik an der Universität

Grundstein für renommierte Oldenburger Hörforschung im Jahr 1993 gelegt

Oldenburg. Vom Nachwuchsprogramm zur Spitzenforschung: Mit einem Festakt und einem Symposium hat die Abteilung Medizinische Physik der Universität Oldenburg heute ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Zudem begingen die Gäste aus Wissenschaft und Politik den 60. Geburtstag des Oldenburger Physikers und Mediziners Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier. Mit seiner damaligen Fiebiger-Professur – einem Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler – legte er gemeinsam mit seinem Team im April 1993 den Grundstein für die Oldenburger Hörforschung.

„25 Jahre Medizinische Physik: Eine Erfolgsgeschichte, die zugleich untrennbar mit der Erfolgsgeschichte der Universität als Ganzes verbunden ist. Die Oldenburger Hörforschung steht für  thematische Vielfalt und ist wissenschaftlich hoch anerkannt. Sie besitzt damit nationale wie internationale Strahlkraft“, sagte Jörg Stahlmann, Vizepräsident für Verwaltung und Finanzen der Universität Oldenburg anlässlich der Feierstunde.

Die Arbeit der Oldenburger Medizinischen Physik würdigten zudem die Bürgermeisterin der Stadt Oldenburg, Petra Averbeck, und Prof. Dr. Thomas Lenarz, Klinikdirektor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und stellvertretender Sprecher des Exzellenzclusters Hearing4all. Den Festvortrag hielt der Bundestagsabgeordnete Stephan Albani. Bei dem anschließenden Symposium stellten internationale Wissenschaftler aktuelle Erkenntnisse in verschiedenen Feldern der Hörforschung vor.

Bei ihrem Start 1993 bestand die Abteilung Medizinische Physik, die als erste die Naturwissenschaften mit der Medizin verband, aus Kollmeier und seinen 16 Mitarbeitern. Die Teilnahme an einem frisch eingerichteten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkolleg zur Psychoakustik – geleitet von Prof. Dr. Volker Mellert und Prof. Dr. August Schick – ermöglichte der Gruppe einen guten Start. Inzwischen forschen in der Abteilung, die seit 2012 Teil der neu gegründeten Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften ist, knapp 70 Wissenschaftler in fünf verschiedenen Arbeitsgruppen. Sie widmen sich den Grundlagen des Hörens und der Sprache sowie Prozessen der Verarbeitung akustischer Signale im menschlichen Gehirn. Schwerpunkte liegen dabei auf der Psychoakustik, der Neurosensorik, der Sprachwahrnehmung, der Signalverarbeitung in digitalen Hörgeräten und der klinischen Hördiagnostik. Der Exzellenzcluster „Hearing4all“ ist in der Abteilung ebenso verankert wie der kürzlich von der DFG bewilligte Sonderforschungsbereich „Hörakustik“ und die 2012 gestartete DFG-Forschergruppe „Individualisierte Hörakustik“.

Zu den Meilensteinen der vergangenen 25 Jahre gehören die Beteiligung an den Sonderforschungsbereichen „Neurokognition“ (1996-2006) und „Das aktive Gehör“ (2005-2017) ebenso wie die Einrichtung der Fraunhofer Projektgruppe für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie und das internationale Graduiertenkolleg „Neurosensorik“ (2002-2009). Im Jahr 1996 riefen Universität und Evangelisches Krankenhaus die Hörzentrum Oldenburg GmbH ins Leben, ein An-Institut der Universität. Es folgte 1999 die Einrichtung des Kompetenzzentrums HörTech gGmbH, das Forschung, Entwicklung und Wirtschaft miteinander vernetzt. Seit 2002 bietet das Haus des Hörens mit seinen akustischen Labors ideale Forschungs- und Arbeitsbedingungen. Mehr als 60 Wissenschaftler haben seit 1993 in der Medizinischen Physik ihre Promotion abgeschlossen. Zudem entstanden die Studiengänge „Hörtechnik und Audiologie“ und – im vergangenen Jahr – „Physik, Technik, Medizin“.

Diese Erfolgsgeschichte sei ohne jeden Zweifel besonders eng mit Birger Kollmeier verbunden, betonte Stahlmann. „Menschen wie Professor Kollmeier sind von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft und eine Glücksfall für eine Universität.“

Kollmeier ist Sprecher des Exzellenzclusters „Hearing4all“ und Direktor des Departments für Medizinische Physik und Akustik der Universität. Zudem fungiert er unter anderem als Wissenschaftlicher Leiter von HörTech, der Hörzentrum Oldenburg GmbH sowie der Fraunhofer Projektgruppe für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie. Kollmeier hat für sein Wirken zahlreiche renommierte Auszeichnungen erhalten, darunter den Karl-Küpfmüller-Ring der Technischen Universität Darmstadt (2009), den Wissenschaftspreis Niedersachsen (2011), den International Award der American Academy of Audiology (2012) und – gemeinsam mit dem Oldenburger Psychoakustiker Prof. Dr. Volker Hohmann und Dr. Torsten Niederdränk (Siemens AG) – den  Deutschen Zukunftspreis (Preis des Bundespräsidenten für Technologie und Innovation, 2012). Im September 2017 erhielt er die Glocker-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP). In der Europäischen Föderation audiologischer Gesellschaften (EFAS) gehört er als „Incoming President“ dem Vorstand an.  

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