Exzellenzstrategie: Exzellenzcluster „Hearing4all“ erneut erfolgreich
Exzellenzstrategie: Exzellenzcluster „Hearing4all“ erneut erfolgreich
Exzellenzstrategie: Universität Oldenburg mit Exzellenzcluster „Hearing4all“ erneut erfolgreich
Oldenburger Wissenschaftler außerdem an Exzellenzcluster „Ozeanboden“ beteiligt
Oldenburg. Ein weiterer großer Erfolg für die Universität Oldenburg: Der Exzellenzcluster-Antrag „Hearing4all: Medicine, Basic Research and Engineering Solutions for Personalized Hearing Care („Hören für Alle: Medizin, Grundlagenforschung und technische Lösungen für personalisierte Hörunterstützung“) hat in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gepunktet und wird für sieben weitere Jahre gefördert. Die beantragte Fördersumme betrug 55 Millionen Euro. Die Oldenburger hatten, basierend auf den Ergebnissen des bisherigen Exzellenzclusters, ihren Antrag erneut gemeinsam mit Hörforschern aus Hannover entwickelt. Insgesamt erhielten in der Förderlinie „Exzellenzcluster“ deutschlandweit 57 von 88 Finalisten den Zuschlag.
„Der erneute Erfolg des Clusters ,Hearing4all‛ ist ein Beleg für das hohe Niveau der Hörforschung in Niedersachsen. Der Forschungsverbund geht den Weg in Richtung einer personalisierten Medizin mit Grundlagenforschung und Ansätzen für die Anwendung weiter. Die Forscherinnen und Forscher verbessern damit die Lebensqualität einer Vielzahl von Patientinnen und Patienten“, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler nach Bekanntgabe der geförderten Cluster.
„Wir blicken voller Stolz auf unsere Hörforschung. Die weitere Förderung ist ein großer Erfolg für unsere Universität, unsere Universitätsmedizin und unsere starken Partner“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper anlässlich der Entscheidung. „Die Hörforscherinnen und Hörforscher können nun aufbauend auf ihrer langjährigen Erfahrung und wissenschaftlichen Kompetenz weiter an ihren ehrgeizigen Zielen arbeiten.“
„Nach der Entscheidung von 2012 dürfen wir uns erneut zu dem Kreis der absoluten Spitzenforschung in Deutschland zählen“, sagt der Sprecher des Clusters, der Oldenburger Physiker und Mediziner Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier. „Wir werden unsere Arbeit mit aller Kraft fortsetzen und speziell auf die Bedürfnisse von Betroffenen zugeschnittene Lösungen für alle Formen der Schwerhörigkeit entwickeln. Unser Ziel ist eine moderne, datengetriebene Wissenschaft und Präzisionsmedizin mit einem hohen Standard“. Klinischer Sprecher des neuen Clusters ist Prof. Dr. Thomas Lenarz, Klinikdirektor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover. „Die Zusage für die Weiterführung unserer Hörforschung im Rahmen der Exzellenzförderung ist einerseits eine Anerkennung für unsere geleistete Forschung, andererseits nehmen wir den Auftrag gern an, die Forschung um die Grundlagen des Hörens weiterzuführen und neue Therapieformen mit und um die Cochlea-Implantate zu entwickeln“, betont Lenarz.
Schwerhörigkeit ist die häufigste chronische Erkrankung der menschlichen Sinne, von der in einer alternden Gesellschaft immer mehr Menschen betroffen sind. Hörstörungen schränken Betroffene erheblich ein und können bis zur sozialen Isolation führen. Seit vielen Jahren bereits arbeiten die Oldenburger Forscher mit ihren wissenschaftlichen Partnern daran, technische Hörhilfen und die Behandlungsmöglichkeiten für Schwerhörige – von leichter Schwerhörigkeit bis zur Taubheit – stetig weiterzuentwickeln. So haben die Hearing4all-Forscher in den vergangenen Jahren wichtige Bausteine für eine bessere Diagnostik, Hörsysteme und assistive Technologien entwickelt: Dazu gehören beispielsweise multilinguale Sprachtests, Implantate in dem Teil des Mittelhirns, das Hörsignale verarbeitet sowie die Möglichkeit, mit Hilfe des maschinellen Lernens den Gewinn durch eine Hörhilfe vorherzusagen.
In dem neuen Exzellenzcluster bündeln die Wissenschaftler ihre Forschung nun in vier Strängen: Diese bilden einerseits die Entwicklungskette von der Grundlagenforschung zur Hörtechnologie und andererseits den Schweregrad der Schwerhörigkeit ab. In dem ersten Strang untersuchen die Wissenschaftler mit modernen neurowissenschaftlichen Methoden das komplexe Wechselspiel zwischen Hören, Wahrnehmen und Verarbeiten im Gehirn über die Lebenszeit eines Menschen und tragen so zu einem noch besseren Verständnis bei. Der zweite umfasst IT-basierte Forschung mit dem Ziel, eine virtuelle vielsprachige Hörklinik aufzubauen. Im dritten Strang entwickeln die Forscher individuell gezielte Diagnose- und Behandlungsverfahren für Patienten mit mittleren bis starken Einschränkungen und kompletter Gehörlosigkeit. Basierend auf den wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen entsteht im vierten Strang eine grundlegend neue Systemtechnologie für die Hörgeräte der Zukunft.
An dem neuen Exzellenzcluster sind 25 Neurowissenschaftler, Mediziner, Psychologen, Linguisten, Physiker und Ingenieure der Universität Oldenburg, der Leibniz Universität Hannover sowie der Medizinischen Hochschule Hannover beteiligt. Zudem sind die Jade Hochschule, die HörTech gGmbH, die Hörzentren in Oldenburg und Hannover, der Fraunhofer IDMT-Institutsteil für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, das Fraunhofer ITEM und das Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst Projektpartner.
„Hearing4all“ gehört zu den weltweit führenden Zentren in Medizintechnik, Hörforschung, Audiologie, medizinischer Diagnostik und Therapie. Etwa 80 Prozent aller Hörgeräte weltweit enthalten Know-How aus Oldenburg. Der derzeit noch laufende Exzellenzcluster wurde seit 2012 mit knapp 30 Millionen Euro gefördert. Zusätzlich unterstützen das Niedersächsische Wissenschaftsministerium und die VolkswagenStiftung den Cluster, der Ende 2018 abgeschlossen wird, mit einer Million Euro.
Neben den Hörforschern gehören noch weitere Oldenburger Wissenschaftler zu den Gewinnern der aktuellen Bewilligungen: Der Geochemiker Prof. Dr. Thorsten Dittmar und der Meeresökologe Prof. Dr. Helmut Hillebrand vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg sind Mitantragsteller des an der Universität Bremen angesiedelten Exzellenzclusters „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“, der ebenfalls gefördert wird. Dittmars Thema ist dabei – gemeinsam mit Partnern – der Forschungsschwerpunkt „Ocean Floor as Receiver“. Die Forscher wollen verschiedene Prozesse betrachten, die den Fluss von Stoffen von der Meeresoberfläche in die Tiefsee regulieren. Unter anderem geht es im Kontext des Klimawandels um die sogenannte biologische Kohlenstoffpumpe – also den Prozess, mit dem Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid durch Algen der Atmosphäre entzogen wird, in die Tiefsee gelangt und so aktiven Kreisläufen entzogen wird. Der Biodiversitäts-Experte Hillebrand ist an dem Schwerpunkt „Ocean Floor as Recorder” beteiligt. Hier ist das Ziel der Wissenschaftler, Veränderungen der Biodiversität in heutiger Zeit mit den Veränderungen über geologische Zeitskalen zu vergleichen. Hierzu wollen sie Daten auswerten, die Zeiträume von Jahrtausenden bis zu Jahrmillionen repräsentieren.
Über die Exzellenzstrategie:
Mit der Exzellenzstrategie wollen Bund und Länder ihre insbesondere mit der Exzellenzinitiative (Laufzeit 2005 bis 2017) begonnenen Projekte zur Stärkung der Universitäten fortführen und weiterentwickeln. Konkret sollen wissenschaftliche Spitzenleistungen, Profilbildungen und Kooperationen im Wissenschaftssystem gefördert werden, um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Es gibt zwei Förderlinien: Exzellenzcluster und Exzellenzuniversitäten. Förderbeginn für Exzellenzcluster ist der 1. Januar 2019, die Laufzeit beträgt sieben Jahre.
Text/Bilder: Uni-Pressemitteilung 306/18, 27.09.2018