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Bevölkerung I

Bevölkerung I: Bevölkerungsdiskurs

Der ewigwährende Untergang. Die Matrix des Bevölkerungsdiskurses

"Bevölkerung" gilt seit dem späten 19. Jahrhundert als Ressource wie als Bedrohung zugleich. Als Ressource wurde sie begriffen, wenn sie durch Qualität und Quantität eine Nation gegen ihre Nachbarn stärkte. Als bedrohlich wurde sie empfunden, wenn sie degenerierte und schrumpfte. Gerade der massive Strukturwandel im Gefolge der industriellen Revolution ließ das Bedürfnis nach "Ordnung" entstehen, um die Veränderungen auffangen zu können. "Schädliche" Teile des "Bevölkerungskörpers" sollten eugenisch entfernt, seine Qualität sollte gesteigert werden. Der bedrohlichen "Untervölkerung" in der eigenen Nation sollte durch eine Steigerung der Geburtenrate begegnet werden, um den Druck bedrohlicher "Übervölkerung" von Nachbarländern begegnen zu können. Dieses Modell vom Aussterben bzw. Degenerieren des eigenen Volkes und der Bedrohung durch "minderwertige" andere Völker prägte die bevölkerungspolitische Diskussion in Schweden wie in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bevor sie sich dann in den 1950er Jahren auf die "Bevölkerungsexplosion" in der Dritten Welt verlagerte. Diese Diskussion wird in ihrer transnationalen Dimension untersucht. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Frage gelegt, wie "Bevölkerung" überhaupt erst durch Techniken der Visualisierung sichtbar gemacht wurde, sodaß sie seitdem in einer spezifischen Form wahrgenommen wird: als immerwährendes Problem. Damit ist zugleich die Frage nach der gesellschaftspolitischen Funktion des Bevölkerungsdiskurses aufgeworfen. Was macht seinen Erfolg aus, obwohl sich seine katastrophischen Prognosen seit 100 Jahren nicht materialisieren? 

Wichtigste Publikation:

  • Etzemüller, Thomas: Ein ewigwährender Untergang. Der apokalyptische Bevölkerungsdiskurs im 20. Jahrhundert, Bielefeld 2007
(Stand: 19.01.2024)  | 
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