Kontakt

A11 1-122 (» Adresse und Lageplan)

Mi., 14-15 Uhr, od. n. Vereinb. (ggf. online: https://meeting.uol.de/b/tho-xso-9yr-rnp)

+49 441 798-4463  (F&P

+49-441-798-4507 (Sekretariat)

Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
Institut für Geschichte
Ammerländer Heerstraße 114-118
26129 Oldenburg

Bevölkerung I

Bevölkerung I: Bevölkerungsdiskurs

Der ewigwährende Untergang. Die Matrix des Bevölkerungsdiskurses

„Bevölkerung” gilt seit dem späten 19. Jahrhundert als Ressource wie als Bedrohung zugleich. Als Ressource wurde sie begriffen, wenn sie durch Qualität und Quantität eine Nation gegen ihre Nachbarn stärkte. Als bedrohlich wurde sie empfunden, wenn sie degenerierte und schrumpfte. Gerade der massive Strukturwandel im Gefolge der industriellen Revolution ließ das Bedürfnis nach „Ordnung” entstehen, um die Veränderungen auffangen zu können. „Schädliche” Teile des „Bevölkerungskörpers” sollten eugenisch entfernt, seine Qualität sollte gesteigert werden. Der bedrohlichen „Untervölkerung” in der eigenen Nation sollte durch eine Steigerung der Geburtenrate begegnet werden, um den Druck bedrohlicher „Übervölkerung” von Nachbarländern begegnen zu können. Dieses Modell vom Aussterben bzw. Degenerieren des eigenen Volkes und der Bedrohung durch „minderwertige” andere Völker prägte die bevölkerungspolitische Diskussion in Schweden wie in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bevor sie sich dann in den 1950er Jahren auf die „Bevölkerungsexplosion” in der Dritten Welt verlagerte. Diese Diskussion wird in ihrer transnationalen Dimension untersucht. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Frage gelegt, wie „Bevölkerung” überhaupt erst durch Techniken der Visualisierung sichtbar gemacht wurde, sodaß sie seitdem in einer spezifischen Form wahrgenommen wird: als immerwährendes Problem. Damit ist zugleich die Frage nach der gesellschaftspolitischen Funktion des Bevölkerungsdiskurses aufgeworfen. Was macht seinen Erfolg aus, obwohl sich seine katastrophischen Prognosen seit 100 Jahren nicht materialisieren? 

Wichtigste Publikationen:

  • Etzemüller, Thomas: Ein ewigwährender Untergang. Der apokalyptische Bevölkerungsdiskurs im 20. Jahrhundert, Bielefeld 2007
     
  • Etzemüller, Thomas: „Dreißig Jahre nach Zwölf“? Der apokalyptische Bevölkerungsdiskurs im 20. Jahrhundert, in: Nagel, Alexander K./Schipper, Bernd U./Weymann, Ansgar (Hg.): Apokalypse. Zur Soziologie und Geschichte religiöser Krisenrhetorik, Frankfurt/Main, New York 2008, S. 197-216
     
  • Etzemüller, Thomas: Zu traditionell, zu emanzipiert: Frauen als Quell der permanenten demographischen Katastrophe, in: Villa, Paula-Irene/Thiessen, Barbara (Hg.): Mütter – Väter: Diskurse, Medien, Praxen, Münster 2009, S. 63-73
     
  • Etzemüller, Thomas: Die „Bevölkerungsfrage“ – und wie sie in die Welt kam, in: zeitgeschichte-online Januar 2011, URL: <http://www.zeitgeschichte-online.de/md=Bevoelkerung>
     
  • Etzemüller, Thomas: Die Angst vor dem Abstieg – Malthus, Burgdörfer, Sarrazin: eine Ahnenreihe mit immer derselben Botschaft, in: Haller, Michael/Niggeschmidt, Martin (Hg.): Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz. Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik, Wiesbaden 2012, S. 157-183
     
  • Etzemüller, Thomas: (Hg.): Vom „Volk“ zur „Population“. Interventionistische Bevölkerungspolitik in der Nachkriegszeit, Münster 2015
Webmaster Thomas Etzemüller (Stand: 24.12.2024)  |  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/p53431
Zum Seitananfang scrollen Scroll to the top of the page