MigHANA
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Zusammen mit unserem Projektpartner, dem “Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV)“, einem bedeutenden Anwender von SAP-Software, entwerfen wir innovative Architekturen für das Informationsmanagement und das Data Warehousing. Parallel hierzu entwickelt und testet die Abteilung Wirtschaftsinformatik/Very Large Business Applications (VLBA) der Universität Oldenburg – erneut gemeinsam mit dem OOWV – neue Entscheidungsmodelle für die Selektion von (SAP- oder non-SAP-)Lösungen beziehungsweise Konfigurationen im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen in Versorgungsunternehmen.
Die beim OOWV anstehende Migration von SAP ECC 6.0/BW 7.5 zu den korrespondierenden SAP HANA-basierten Produkten bildet den Nährboden für spannende Forschungsinitiativen; zusätzlich entstehen Angebote für praxisnahe Abschlussarbeiten und damit für unsere Studenten die Chance, eigene wissenschaftliche Erkenntnisse durch die Implementierung von Prototypen in der Unternehmenswirklichkeit zu testen.
Data Warehouses (DWHs) sind das “Arbeitspferd” für die Unterstützung von Management Control Systems (MCSs) durch die IT. Klassischerweise spielen DWHs eine Schlüsselrolle für die diagnostische Unternehmenssteuerung (Simons 1995). Aber neue analytische Werkzeuge (Stichwort: Künstliche Intelligenz), neue Ansätze für die automatisierte Aufdeckung von Kausalbeziehungen und umwälzende und unkonventionelle Sichten auf die Modellierung menschlichen Verhaltens erweitern das Einsatzgebiet von DWHs. Heutzutage können Data Warehouses auch die interaktive Steuerung unterstützen oder zu einem besseren Verständnis von Glaubenssystemen und dem Einfluss solcher Glaubenssysteme auf menschliches Verhalten beitragen. Und dank neuer Einsichten in der Verhaltensökonomik (Kahnemann 2011, Bruza, Wang and Busemeyer 2015, Busemeyer 2012, Busemeyer and Wang 2015, Lord, Dinh and Hoffman 2015, Yearsley and Busemeyer 2016) und der Implementierung unterstützender Algorithmen für die kausale Inferenz (Kalisch 2012, Pearl and Mackenzie 2018, Shpitser and Pearl 2006, Shpitser 2007, Tian and Shpitser 2010, Tikka 2017) gehen die Einsatzmöglichkeiten von Data Warehouses als Werkzeuge für die Entscheidungsfindung selbst über die Grenzen der klassischen Wahrscheinlichkeitstheorie und das Aufspüren reiner Korrelationen hinaus.
Die Erweiterung des Einsatzbereichs von DWHs fällt zusammen mit einer Renaissance der schon in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Knight (1964) entwickelten Idee einer klaren Unterscheidung von Risiko (risk) und Unsicherheit (uncertainty). Die Häufung disruptiver Ereignisse wie der Finanzkrise 2008 (Köhn 2017) oder der COVID-19-Pandemie in jüngerer Zeit dürften mit zum Comeback der Knight’schen Unsicherheit in der Managementtheorie beigetragen haben (Alvarez 2020). In unserer VUCA-Welt wird Agilität zu dem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig fußt wahre Agilität unter Knight’scher Unsicherheit nicht nur auf der einmaligen Einrichtung eines statischen Ansatzes für die Unternehmenssteuerung, sondern vielmehr auf der Installation von Prozessen, die in immer kürzerer Zeit immer bessere Steuerungssysteme hervorbringen und implementieren können. Die Vorstellung, dass allein die Möglichkeit, 8.000 Arbeiter aus ihren Betten zu werfen und diese hierfür mit nichts als einem Keks und einer Tasse Tee zu entschädigen (Teece, Peteraf and Leih 2016, 23) die heutzutage erforderliche organisatorische Anpassungsfähigkeit erzeugt, erscheint naiv. Organisatorische Agilität als dynamische Fähigkeit (Teece et al. 2016) kann heutzutage nur auf Basis neuer Paradigmen in punkto Unternehmens- und Informationsarchitektur entstehen. Beispiele für hierfür sind die Betrachtung von Geschäftsprozessen als Ereignisströme (Bruns and Dunkel 2010) oder die automatische Erzeugung von Entitäten und Transformationsschritten im Data Warehousing (Linstedt and Olschimke 2016).
In der Forschungskooperation MigHANA tragen der OOWV und die Abteilung Wirtschaftsinformatik/Very Large Business Applications (VLBA) der Universität Oldenburg solche neuen Paradigmen in die Unternehmenspraxis.
Projektzeitraum
2021 – 2023
Kooperationspartner
Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV)
www.oowv.de