Wie wird Bildung in der digitalen Welt gerechter?
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Wie wird Bildung in der digitalen Welt gerechter?

Das deutsche Bildungssystem leidet unter sehr unterschiedlicher Ausstattung der Schulen. Die Bildungsforscherin Felicitas Macgilchrist rät dazu, Tablets und Apps verstärkt für die Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler zu nutzen.
„Deutsche Schulen sind sehr unterschiedlich ausgestattet, was digitale Bildungsangebote angeht. Das muss sich ändern. Allerdings reicht ein gerechterer Zugang nicht, um Chancengerechtigkeit herzustellen.
Als Voraussetzung für gerechte Chancen nennt die US-Philosophin Nancy Fraser einen Dreiklang: die Umverteilung von Ressourcen, Anerkennung und Teilhabe. Digitale Technologien könnten diese Ziele im Unterricht deutlich stärker fördern als bisher. Warum nicht die Tablets in der Schule stärker für Mitbestimmung einsetzen und die Stimmen aller einholen, wenn es um die Gestaltung des Schulgartens oder das Ziel der nächsten Klassenfahrt geht? Warum nicht mal einen Film machen – und zwar so angeleitet, dass sich in der Zusammenarbeit nicht bestehende Hierarchien innerhalb einer Gruppe oder Klasse verfestigen, sondern es ein ganzheitliches Lernerlebnis für alle wird?
Tools sollten weniger einer Marktlogik folgen als sich vielmehr daran orientieren, wie sich gemeinschaftliches Lernen und demokratische Bildung stärken lassen. Junge Menschen sollten schon in der Schule das Gefühl bekommen, dass sie gehört werden und mitbestimmen können.
Wenn Schule so gestaltet werden kann, dass Demokratie schon dort erfahrbar wird, könnte das wirklich einen Unterschied machen. Ich bin überzeugt, dass die banalste Lern-App, die in Schulen zum Einsatz kommt, insofern auch mit Politik zu tun hat. Die Anwendungen sollten nicht immer nur vorgeben, was Schülerinnen und Schüler tun sollen. Diese brauchen stattdessen Mitentscheidungsmacht auf Schulebene, auf Klassenebene – und auf der individuellen Lernebene.”
Aufgeschrieben von Deike Stolz