Die Potentiale im Bereich der lehrkräftebildenden Forschung an der Universität Oldenburg liegen vor allem in der Vernetzung der vielfältigen regionalen und überregionalen Forschungsaktivitäten, ebenso in der durch verschiedene thematische AGs verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Fachdidaktiken, den Bildungswissenschaften und den Fachwissenschaften. Das an der DiZ-Forschungsakademie neu eingerichtete Graduiertenkolleg „Lehrkräftebildung 2040: Dimensionen der Professionalisierung von Lehrer*innen aus interdisziplinärer Perspektive – Herausforderungen, Modelle, Methoden“ zielt auf genau diese Integration verschiedener Forschungsperspektiven ab.
Der kooperative Ansatz des Graduiertenkollegs verspricht neue Akzente, die vorhandenen Potenziale für die Lehrerbildungsforschung am Standort Oldenburg zu nutzen und in Forschungsvorhaben umzusetzen, um innovative Forschungsperspektiven in der Professionalisierungsforschung, wie z.B. auf die Sprachsensibilität in Bildungsprozessen, auf das non-formale, außerschulische und lebenslange Lernen und Lehren, auf die Facetten der Heterogenität oder auf die Digitalisierung von Lehr-Lernprozessen zu etablieren bzw. weiter auszubauen. Zentraler Ort der Bündelung dieser Potentiale ist die Forschungsakademie des Zentrums für Lehrkräftebildung – Didaktisches Zentrum, die die interdisziplinären Forschungsvorhaben im Schwerpunkt strukturell und organisatorisch unterstützt, v.a. auch bei der Erarbeitung gemeinsamer Anträge auf Förderung durch Drittmittelgeber wie das BMBF, die DFG, die EU oder Stiftungen in den Fokus.
Das professionelle Handeln von Lehrkräften wird auch in Zukunft durch eine ganze Reihe zentraler, gesellschaftlicher Transformationsprozesse geprägt: Dynamiken von Migration werden – vermutlich so deutlich wie nie zuvor – zu sprachlicher und kultureller Vielfalt auch in hiesigen Klassenräumen und Lehrer*innenzimmern beitragen. Diese und andere Heterogenitätsdimensionen (wie z. B. sozio-ökonomischer Status oder religiöse Zugehörigkeit) und die damit zusammenhängenden Ein- und Ausschlussmomente erfordern eine besondere Sensibilisierung von (zukünftigen) Lehrkräften für ihre alltägliche Praxis. Zudem steht die Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen in Zukunft verstärkt unter dem Einfluss digitaler Transformationsansätze, die für die einen vielversprechend, für andere wiederum unüberschaubar und besorgniserregend sind. Außerdem muss auch mit Blick auf das gesamtgesellschaftliche Ziel nachhaltiger Entwicklung über eine neue bzw. andere Form der Professionalisierung von Lehrkräften nachgedacht werden. Zu berücksichtigen ist nicht zuletzt auch der wachsende Anteil an Quereinsteiger*innen und fachfremd Unterrichtenden, die diese Gestaltungsspielräume nutzen und entwickeln müssen. All diese Entwicklungen, so der Ausgangspunkt des Kollegs, führen zur Notwendigkeit der Reflexion und Weiterentwicklung methodischer und didaktischer Modelle und Konzepte, sowohl im Rahmen schulischer Bildungsprozesse im Unterricht und an außerschulischen Lernorten als auch in der Gestaltung der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften.
Zur Vorbereitung auf einen reflektierten Umgang mit diesen Entwicklungen möchte das Graduiertenkolleg aus interdisziplinärer Perspektive und mittels der Zusammenarbeit zwischen den Fachdidaktiken, den Bildungswissenschaften und den Fachwissenschaften mögliche Forschungsfelder einer Lehrkräftebildung identifizieren und bearbeiten, die auch in Zukunft einen Beitrag zur phasenübergreifenden und biografieorientierten Professionalisierung von Lehrer*innen auf unterschiedlichen Ebenen leisten kann. Wie also lassen sich innovative und relevante Konzepte, Strategien und Praktiken der Professionalisierung identifizieren bzw. entwickeln, die trotz der Unberechenbarkeit zukünftiger Entwicklungen darauf vorbereiten, mit den Herausforderungen der Zukunft pädagogisch, didaktisch und methodisch angemessen umzugehen?