Eine zentrale Zielsetzung des Modellstudiengangs ist es, die Studierenden in allen im ärztlichen Beruf erforderlichen Kompetenzen zu trainieren und sie von Anfang an durch ein an Patient*innenorientiertes Studium auf den zukünftigen Beruf vorzubereiten. Das Curriculum ist angelehnt an den nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM). Der NKLM erläutert die professionellen Rollen von Ärztinnen und Ärzten (MFT (Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e.V.) (Hrsg.) (2015), Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin. Darauf hinführend werden im NKLM Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen beschrieben, die im Laufe des Studiums erworben werden sollen. Je nach Ausbildungsstand werden unterschiedliche Kompetenzniveaus ausgewiesen. Kompetenzen beschreiben allgemein ein Zusammenspiel von verfügbaren kognitiven Fähigkeiten, praktischen Fertigkeiten und Einstellungen bei einem Menschen. Kompetenzen können individuell erlernt werden, um in verschiedenen Situationen zum Lösen von Problemen verantwortungsvoll angewendet zu werden.
Im medizinischen Bereich bezieht sich die Kompetenzbeschreibung auf den professionellen, umsichtigen und schließlich gewohnheitsmäßigen Gebrauch von Wissen, praktischen Fertigkeiten, klinischem Denken, Kommunikation, Emotionen, Werten und Reflexionen in der täglichen Praxis sowohl zum Wohle für den/die Patient*in als Individuum als auch für die gesamte Gemeinschaft, die bedient wird. Die professionellen Rollen, die von Ärzt*innen eingenommen werden, leiten sich aus der Berufswelt der Ärzt*innen und aus den Anforderungen der Gesellschaft ab. Das kanadische CanMEDS-Rahmenkonzept beschreibt sieben Arztrollen:
- Medizinische*r Expert*in
- Lernende*r/Gelehrte*r
- Zusammenarbeitende*r/Mitglied eines Teams
- Vertreter*in des/der Patient*in/Gesundheitsberater*in/Gesundheitsfürsprecher*in
- Manager*in/Verantwortungsträger*in
- Professionell Handelnde*r/Professionalität
- Kommunikator*in/Kommunikation
Dieses Konzept ist international verbreitet und hat auch in der medizinischen Ausbildung Akzeptanz erfahren. Es ist als integraler Bestandteil in den NKLM aufgenommen worden. Diese Rollen, bzw. die Vermittlung der dafür notwendigen Kompetenzen, finden sich im Curriculum und in den Lehrformaten des Oldenburger Modellstudienganges wieder und spiegeln sich insbesondere auch in den longitudinalen Pfaden und in der Umsetzung der Entrustable Professional Activities im Blockpraktikum und im PJ.
Im Blockpraktikum und im Praktischen Jahr wird das Konzept der Entrustable Professional Activities (kurz: EPAs) genutzt, um eine kompetenzbasierte Ausbildung in die klinische Praxis zu übertragen. In Anlehnung an das Absolventenprofil des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) werden EPAs über diese Punkte definiert:
- Sie beschreiben in sich abgeschlossene klinische Tätigkeiten, die sich authentisch im ärztlichen Arbeitsfeld wiederfinden lassen.
- Sie beschreiben Tätigkeiten, die Studierenden anvertraut werden.
- Sie definieren und integrieren die für diese Tätigkeiten relevanten Kenntnisse, Fertigkeiten, Einstellungen sowie Kompetenzen.
- Sie definieren die Mindestanforderung an die Studierenden, die für die sichere und vom Ergebnis her effektive Ausführung einer Tätigkeit unter einem definierten Supervisionsgrad notwendig sind.
Das EPA-Konzept beruht auf dem schrittweisen Erlernen von ärztlichen-professionellen Tätigkeiten, die mit zunehmenden Eigenständigkeitsgrad den Studierenden übertragen und anvertraut werden. Grundlage für dieses Anvertrauen bilden:
- die ausreichend erworbene Kompetenz, die Tätigkeit sicher und vom Ergebnis her effektiv (= korrekt) auszuführen,
- die Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit in der Ausführung der ärztlichen Tätigkeit,
- sowie die Fähigkeit in den eigenen Grenzen zu handeln, sprich sich Hilfe zu holen, wenn übertragene Tätigkeiten sich als zu schwer erweisen.