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Dr. Nikolaus Buschmann
Forschungsprojekt
"Motive der Fügsamkeit. Zur historischen Semantik der Treue in der deutschen Geschichte"
Abstract
Wie in einem politischen Gemeinwesen Herrschaft und Gefolgschaft zusammenwirken, offenbart sich in Situationen, in denen der Zusammenhalt dieses Gemeinwesens bedroht ist. Zu den extremsten Herausforderungen für eine politische Handlungsgemeinschaft zählen Kriege. Um sie führen zu können, versucht der Staat, die in Friedenszeiten eingeübte “Fügsamkeit“ (Max Weber) der Beherrschten zu mobilisieren. Im Kriegsfall ist zuerst die Fügsamkeit des Militärs gefragt, symbolisiert durch den Treueid auf die Fahne. Doch auch über den militärischen Bereich hinaus tragen Treuekonzepte dazu bei, die Loyalität der Bürger zum Staat sicherzustellen und für den Krieg dienstbar zu machen. Dabei fügt die Selbstbindung des Gehorsams an das Gewissen der äußeren Unterwerfung des Subjekts durch den Staat die innere hinzu.
Seitdem um 1800 der Nationalismus zur wirkungsmächtigsten Integrationsideologie in Europa aufstieg, wurde die “Treue zum Vaterland“ zum Dreh- und Angelpunkt für die politische Mobilisierung und militärische Disziplinierung der Gesellschaft. Das Forschungsprojekt geht den semantischen Verästelungen des Treuediskurses nach und fragt nach Verwendungszusammenhängen in der sozialen Praxis. Im Zentrum steht dabei das Ineinandergreifen von Herrschaftstechniken und Subjektivierungspraktiken. Ziel ist es, den Stellenwert von Treuekonzepten für die Herstellung von politischer Loyalität und militärischer Gefolgschaft in der deutschen Geschichte zwischen dem Zeitalter Napoleons und der Weltkriegsepoche auszuloten.