PROGRAMM
11:00 bis 12:30 | Vortrag <link graduiertenkolleg-selbst-bildungen termine termin-einzelansicht cal ge-wichtige-bilder-oder-audiovisuelle-produktion-von-fettleibigkeit-3981 event external-link-new-window>Prof. Beate Ochsner (Universität Konstanz) "(Ge-)Wichtige Bilder oder: Audiovisuelle Produktion von Fettleibigkeit." (Abstract) |
12:30 bis 13:30 | Mittagspause |
13:30 bis 15:00 | Workshop Teil I |
15:00 bis 15:30 | Kaffeepause |
15:30 bis 16:30 | Workshop Teil II |
16:30 bis 17:00 | Abschlussdiskussion |
VERANSTALTUNGSKONZEPT
Körperliche Fitness und Dicksein werden gesellschaftlich weithin als Gegensätze wahrgenommen. Wer fit ist, darf nicht dick sein und wer dick ist, kann nicht fit sein. In TV-Formaten wie „The Biggest Loser“ wird Dicksein als problematischer Ausgangszustand dargestellt und Fitness als das angestrebte Ziel, dass es via sportlichem Training und Diät zu erreichen gilt. „Fat to fit“ ist die Devise. Eine Gleichzeitigkeit eines fitten und fetten Körpers scheint ausgeschlossen. Mit der „Quantified Self“-Bewegung hat sich in den letzten Jahren eine sportliche Trainingsweise herausgebildet, die über den Einsatz technischer Medien und der Erhebung allerlei körperlicher Daten ein Selbst konstituiert, das global vernetzt, in einen Prozess der Selbstoptimierung involviert ist, bei dem es nicht nur um die Verbesserung der eigenen Leistung und körperlichen Fitness geht, sondern auch um den Vergleich und Wettbewerb mit anderen. Was Fitness bedeutet, ist an quantifizierbare Parameter gekoppelt, die per „Self-Tracking“ kontinuierlich erhoben werden. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung sportlicher Betätigung und körperlicher Fitness sowie die Nutzung technischer Geräte zur Leistungsmessung auch in Vergemeinschaftungen Dicker, wie Weight Watchers und der Fat Acceptance-Bewegung zu. Weight Watchers setzt auf eine eigene App, mit der Abnehmwillige nicht nur ihren Gewichtsverlauf, sondern auch ihre sportliche Aktivität überwachen können. In der Fat Acceptance-Bewegung ist ein zentrales Anliegen, die Assoziation von Dicksein und ungesunder Lebensweise zu lösen und darauf hinzuweisen, dass Dicksein nicht automatisch mit Krankheit oder Unsportlichkeit zusammenfällt und dass dicke Menschen genauso aktiv und gesund sein können wie nicht-Dicke. Der Workshop beschäftigt sich damit, wie fitte und fette Körper performativ konstituiert und über mediale Praktiken dargestellt werden und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich dabei in Bezug auf Körperverständnisse und Darstellungsweisen zeigen. Schließen sich die Körperbilder, Selbstverständnisse und Darstellungslogiken der Self-Tracking Community und der Vergemeinschaftungen Dicker gegenseitig aus, oder lassen sich Überschneidungs- und Anknüpfungspunkte finden? Welche normativen Ansprüche und Erwartungen sind mit sportlichen Aktivitäten verbunden und wie hängen diese mit bestimmten Körperformen und –gewichten zusammen? Welche Instanzen sind an der Performanz von Fitness und Dicksein beteiligt? In welchem Verhältnis stehen zahlenbasierte und bildliche Selbstnarrationen? Ausgangspunkt des Vergleichs sind praxeologisch ausgerichtete diskursanalytische und ethnografische Beobachtungen in Vergemeinschaftungen dicker Menschen (Weight Watchers & Fat Acceptance-Bewegung) und bei Anhängern einer self-trackenden Fitness-Community. Als Hintergrundlektüre und Diskussionsgrundlage dienen: Duttweiler, Stefanie (2016): Körperbilder und Zahlenkörper. Zur Verschränkung von Medien- und Selbsttechnologien in Fitness-Apps, S. 215-246 in: Duttweiler, Stefanie, Gugutzer, Robert, Passoth, Jan-Hendrik, & Strübing, Jörg (Hrsg.): Leben nach Zahlen: Self-Tracking als Optimierungsprojekt? transcript Verlag. Villa, Paula-Irene & Zimmermann, Katharina (2008): Fitte Frauen – Dicke Monster? Empirische Exploration zu einem Diskurs von Gewicht, S. 171-190 in: Schmidt-Semisch, Henning & Schorb, Friedrich (Hrsg.): Kreuzzug gegen Fette. Sozialwissenschaftliche Aspekte des gesellschaftlichen Umgangs mit Übergewicht und Adipositas. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
ORGANISATORINNEN
Denise Baumann ist seit April 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Graduiertenkolleg „Selbst-Bildungen. Praktiken in historischer und interdisziplinärer Perspektive“ an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. In ihrem Promotionsprojekt beschäftigt sie sich aus praxistheoretischer Perspektive mit den materiellen und interaktionellen Aspekten der Selbst-Bildung in Weight Watchers-Treffen und der Fat Acceptance-Bewegung in Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen soziologische Praxistheorie, Soziologie des Körpers, Mediensoziologie und Methoden qualitativer Sozialforschung. Nikola Plohr ist seit Oktober 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduiertenkolleg Selbst-Bildungen an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Sie promoviert unter dem Titel „Revival of the Fittest. Zwischen Passung und Passion. Selftracking als Subjektivierungspraxis“ an der Schnittstelle von Medienwissenschaften und Sportsoziologie zu Prozessen der Subjektivierung durch Praktiken der Selbstvermessung mit digitalen Technologien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Medientheorie und –philosophie, Praxistheorie, Körper- und Sportsoziologie.
ANMELDUNG:
Die Veranstaltung ist öffentlich. Ihre Anmeldung richten Sie bitte die Organisatorinnen.
WEITERE INFORMATIONEN
zu der Summer School des Graduiertenkollegs finden Sie unter: uol.de/r/2te-gk-summerschool