Ringvorlesung mit Prof. Dr. Marian Füssel Georg-August-Universität Göttingen Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Umstrittene Anerkennung? Streitkulturen im akademischen Feld der Frühen Neuzeit
Die vormoderne Universität konstituierte sich als rechtlich privilegierter Personenverband, dessen Mitglieder durch verschiedene rituelle Praktiken subjektiviert wurden. Erst das Durchlaufen von Immatrikulation und Deposition machte aus jungen Männern Studenten, und erst die Graduierung zum Magister oder Doktor verlieh einen spezifischen ständischen Rang, der auch jenseits der Korporation zur Geltung gebracht werden konnte. Doch mit dem Durchlaufen dieser „Einsetzungsriten“ (P. Bourdieu) war der Kampf um Anerkennung der jeweiligen Subjektposition keineswegs beendet. Vielmehr galt es Tag für Tag aufs Neue Geltungsansprüche anzumelden, zurückzuweisen und neu zu verhandeln. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf in Objekten materialisierten Formen der Anerkennung wie Kleidung, Stammbüchern oder Insignien liegen. Der praxeologische Blick auf Anerkennungskonflikte als situierter Vollzug von Sprechakten und Handlungen im Zusammenspiel von Dingen und körperlichen Routinen von Akteuren perspektiviert Anerkennung im akademischen Feld als strukturell prekären Prozess. Das Programm der gesamten Reihe finden Sie hier. Die Einzelankündigung st hier abrufbar.