Wie schreibe ich einen Essay?
Wie schreibe ich einen Essay?
FAQ zu schriftlichen Leistungsnachweisen
»Bis wann muss ich meinen Essay abgeben?«
Bitte geben Sie Ihren Essay frühestens zum Ende der Vorlesungszeit und spätestens am Ende des laufenden Semesters ab, d.i. am 31. März oder 30. September. Ausnahmen sind nach Absprache möglich. Sie sollten erst anfangen, Ihren Essays zu schreiben, nachdem Sie das ganze Seminar besucht haben. So können Sie sicherstellen, dass Sie einen guten Überblick über das behandelte Thema haben. Wenn Sie Ihren Essays schon vor Ende der Vorlesungszeit verfassen, kann es leicht passieren, dass Sie auf Fragestellungen oder Probleme stoßen, die erst später im Verlauf der Veranstaltung behandelt werden. Mit dem Beginn des nächsten Semesters werden neue Themen Ihre Zeit und Konzentration beanspruchen. Darum ist es sinnvoll, die vorlesungsfreie Zeit am Ende des Semesters zur Erstellung schriftlicher Arbeiten zu nutzen.
»Wie lang muss mein Essay- sein?«
Die jeweiligen Umfänge der schriftlichen Leistungen finden Sie in den Modulbeschreibungen auf Stud.IP.
Diese Angaben verstehe ich als Richtwerte, von denen Sie abweichen können, wenn Ihr Schreibstil oder das von Ihnen gewählte Thema es geboten erscheinen lassen. Außer in den Basismodulen müssen Sie nicht in jedem Seminar des Moduls eine Seminararbeit abgeben, sondern nur in dem Seminar, in dem Sie die Modulabschlussprüfung machen. In den anderen Seminaren des Moduls lassen Sie sich lediglich die Teilnahme durch die Dozentin oder den Dozenten bestätigen. Sollte von Ihnen für diese »aktive Teilnahme« eine schriftliche Arbeit oder ein Referat verlangt werden, wenden Sie sich an Ihre Fachschaft oder den AStA.
»Welche Formalia muss ich einhalten?«
Struktur und Layout Ihres Essays können Sie selbst gestalten, so lange Sie Folgendes beachten:
Vorne muss zu finden sein: Name, E-Mail-Adresse, Seminartitel, Modul. Die Fußnoten/Literaturnachweise müssen vor allem einheitlich sein; verwenden Sie bitte nicht verschiedene Zitationssysteme innerhalb eines Essays.
Auf unserer Institutshomepage finden Sie einen Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten:
https://uol.de/philosophie/studienorganisation/leitfaden-zum-wissenschaftlichen-arbeiten
In der Literaturliste sollen alle Texte aufgeführt werden, auf die Sie sich in Ihrer Arbeit unmittelbar beziehen. Wenn Sie sich, was insbesondere am Studienbeginn oft vorkommt, nur auf einen Primärtext beziehen, dann enthält Ihre Literaturliste nur einen Titel. Sie sollten sie nicht künstlich aufbauschen; wenn Ihre Auseinandersetzung mit dem einen Text gut ist, stellt eine kurze Literaturliste keinen Mangel dar, wenn sie nicht gut ist, wird auch eine längere Literaturliste Ihre Arbeit nicht besser machen. Bitte beachten Sie, dass andere Dozentinnen und Dozenten andere respektive genauere Vorgaben zur Gestaltung machen können.
»Was ist ein Essay?«
Ein Essay ist, gut ausgeführt, eine sehr anspruchsvolle Synthese aus wissenschaftlichem Text, reflektierter persönlicher Stellungnahme und Poesie; schlecht ausgeführt verkommt er zum Geschwafel. Falls Sie sich für die literarische Form des Essays interessieren, möchte ich Ihnen hierzu Adornos Text Der Essay als Form (Theodor W. Adorno, Der Essay als Form, in: Gesammelte Schriften 11: Noten zur Literatur, Rolf Tiedemann (Hg.), Frankfurt am Main 1997, S. 9-33.) empfehlen. Aber niemand erwartet von Ihnen, dass Sie als Leistungsnachweis einen Essay schreiben. Das Wort Essay bezeichnet in den Prüfungsordnungen der Universität lediglich eine kürzere Variante der klassischen Hausarbeit. Diese sollte ein klares Thema und einen erkennbaren roten Faden haben. Bei der Behandlung des Themas sollte deutlich werden, dass Sie verstanden haben, worüber Sie schreiben, dass Sie mit den angegebenen Quellen vertraut sind und dass Sie sowohl in der Lage sind, einen theoretischen Gedankengang nachzuvollziehen, als auch, ihn in einer eigenständigen Argumentation schriftlich darzustellen und kritisch zu prüfen.
»Wie schreibe ich meinen Essay?«
Nachdem Sie Ihr Thema gefunden haben, überlegen Sie sich, wie Sie es darstellen möchten. Daraus ergibt sich dann eine Gliederung für Ihre Arbeit. Diese Gliederung soll Ihnen dabei helfen, im Schreibprozess Ihren roten Faden im Auge zu behalten. Sie kann sich im Laufe der Zeit einige Male ändern und muss nicht mit dem Inhaltsverzeichnis (falls Sie bei längeren Arbeiten eines anlegen möchten) identisch sein. In einem philosophischen Text ergibt sich die Gliederung in der Regel aus und mit dem Gang der Argumentation.
»Wie vermeide ich häufige Fehler?«
… keine Biographie
Ein philosophischer Text behandelt einen theoretischen Gegenstand. Hierfür ist die Erwähnung biografischer Daten verstorbener oder lebender Philosoph*innen nur sehr bedingt erforderlich. Wenn Sie theoretische Ansätze verschiedener Philosoph*innen zueinander in Beziehung setzen, ist es durchaus sinnvoll zu erwähnen, in welcher Reihenfolge sie lebten und ob sie wechselseitig ihre Schriften zur Kenntnis nahmen oder nehmen konnten. Wenn Sie über eine*n Vertreter*in der französischen Aufklärung schreiben kann es aufschlussreich sein, die damalige politische Situation zu erwähnen. Doch ohne Einbettung in den theoretischen Kontext Ihrer Arbeit ist eine Nacherzählung des Lebensweges der Autor*innen, auf die Sie sich beziehen möchten, fehl am Platz und zu unterlassen.
… nicht von vorne nach hinten
Für jede wissenschaftliche Arbeit gilt: Die Einleitung wird zuletzt geschrieben. Vor dem Schreiben Ihrer Arbeit wissen Sie zwar, worüber Sie schreiben wollen – aber erst nach dem Schreiben Ihrer Arbeit wissen Sie sicher, worüber Sie geschrieben haben. Wenn Sie im Schreiben Ihrem Gegenstand folgen kann es nämlich passieren, dass er Sie nicht dorthin führt, wohin Sie ursprünglich dachten, dass er führen würde. In solchen Fällen ist es besser, nicht einer vorher verfassten Einleitung, sondern dem Gegenstand gerecht zu werden. Darum sollte die Einleitung immer zuletzt geschrieben oder als letztes überarbeitet werden. Auch für den Rest der Arbeit gilt, dass sie nicht der zufälligen Abfolge Ihrer Einfälle und Assoziationen, sondern der inneren Logik der Entwicklung des Gedankens folgen sollte. Darum ist es sinnvoll, die niedergeschriebenen Gedanken wiederholt darauf zu überprüfen, ob sie aufeinander aufbauen, um sie in eine entsprechende Reihenfolge zu bringen.
… laut vorlesen
Der erste Versuch, einen komplexen Gedankengang in einem Satz schriftlich einzufangen, sprengt oft die Möglichkeiten der Grammatik – und zusammen mit der grammatischen Form gehen wiederum Zusammenhang und Stringenz des Gedankens verloren. Da Sie selber als Autorin oder Autor des Textes jedoch zumeist wissen, was Sie mit dem Geschriebenen ausdrücken wollten, kann es leicht passieren, dass Sie über unvollständige oder unsinnige Sätze hinweg lesen (das passiert auch Muttersprachler*innen mit Abitur). Hier hilft es, den Text sich selbst oder anderen laut vorzulesen. So fallen etwaige Grammatikfehler und allzu gewagte Gedankensprünge leichter auf als beim leisen Lesen des Textes.
Kommaregeln finden Sie vorne im Duden!
»Welche Sekundärliteratur soll ich benutzen?«
Ersteinmal keine, wenn sie nicht im Seminar empfohlen wurde. Zu den klassischen Autor*innen der Philosophie gibt es regalmeterweise Sekundärliteratur, gute wie schlechte. Ob das von Ihnen vermutlich willkürlich gewählte Buch zum Thema tauglich oder untauglich ist, können Sie jedoch nur dann beurteilen, wenn Sie mit der Primärliteratur hinreichend vertraut sind. Darum gilt: wenn Sie über Hegel schreiben wollen, dann lesen Sie Hegel und wenn Sie über Aristoteles schreiben wollen, dann lesen Sie Aristoteles. Erst anschließend macht es Sinn, sich mit anderen Auslegungen/Interpretationen zu beschäftigen. Sekundärliteratur taugt darum nicht zur Einführung, sondern ist nur etwas für höhere Semester.
»Muss ich gendersensible Sprache verwenden?«
Nein, müssen Sie nicht – nach der 2022 vom Senat und Präsidium der Carl von Ossietzky Universität beschlossenen Leitlinie Gendersensible Sprache und Kommunikation sollten Sie es aber, da das Streben nach Chancengleichheit zu unserer Universitätskultur gehört. Dabei ist es wichtig, dass Sie keinem bloßen Formalismus folgen, sondern tatsächlich sensibel mit sprachlichen Genderbezügen umgehen. Die Formulierung „Kant, Fichte und Hegel sind die bedeutendsten Philosoph*innen des deutschen Idealismus“ ist ebenso unsinnig wie das Reden von „freien Bürgerinnen und Bürgern der antiken Polis“. Gendersensible Sprache soll historischen wie existierenden Sexismus sichtbar machen, nicht unsichtbar.
»Was tun bei Schreibblockaden?«
Putzen Sie nicht Ihre Fenster und vor allem vertun Sie Ihre Zeit nicht mit dem frustrierenden Lesen ellenlanger Motivationsratgeber über das Überwinden von Schreibblockaden. Letzten Endes hilft nur eines: Schreiben. Und das braucht Zeit. Damit meine ich weniger die Zeit, die technisch erforderlich ist, um Worte auf Papier zu bringen, sondern vielmehr die Zeit, die es braucht, um Gedanken zu entwickeln, die aufzuschreiben sich lohnt. Schreiben Sie sich den Titel Ihres Essays auf (der sich in vielen Fällen noch ändern wird), beginnen Sie mit einer Gliederung, schauen Sie Ihre Seminarmitschriften durch und sammeln Sie Stichpunkte, die für Ihr gewähltes Thema wichtig sind. Wenn Sie nicht weiterkommen, gehen Sie schwimmen, auf Partys oder worauf Sie sonst Lust haben und arbeiten Sie später weiter. Das ist zwar ebenso ineffektiv wie leeres Starren auf Papier oder Monitor, aber es fühlt sich besser an.
»Wie gebe ich den Essay ab?«
Sie können mir Ihren fertigen Essay zusammen mit dem vollständig ausgefüllten Laufzettel für das entsprechende Modul gerne per E-Mail als PDF-Datei zuschicken oder beides an der Uni in mein Postfach werfen. Wenn ich Ihren Essays erhalten habe, bekommen Sie eine kurze Rückmeldung. Nach der Korrektur trage ich die Note in Stud.IP ein und informiere Sie per E-Mail. Sie können sich anschließend gerne zu einer persönlichen Besprechung Ihrer Arbeit in meiner Sprechstunde anmelden. Das ist meistens hilfreich, weil Sie einer Note unmöglich ansehen können, wo genau Ihre Stärken und Ihre Schwächen liegen.