EINBLICKE 28 / Herbst 1998

Liebe Leserinnen und Leser,

im kommenden Jahr wird die Universität Oldenburg 25 Jahre alt - ein eher noch jugendliches Alter, in dem man Menschen oft Beweglichkeit, Veränderungswillen, Dynamik unterstellt. Das sind Eigenschaften, die in diesen Zeiten großer Umbrüche notwendig sind, um nicht stehenzubleiben und vom Leben bestraft zu werden. Aber sie allein reichen nicht aus, das Überleben zu sichern. Dazu gehört vor allem auch Weitsicht, die sich über die raschen Reaktionen auf sich scheinbar täglich ändernde Erfordernisse erhebt und Entscheidungen ermöglicht, die auch in 25 Jahren noch Bestand haben.

 Eine solche Entscheidung trafen am 3. Juli Niedersachsens Wissenschaftsminister Oppermann und Bremens Bildungssenatorin Kahrs, als sie eine sehr konkret formulierte gemeinsame Erklärung zur Schaffung einer Wissenschaftsregion Nordwest unterzeichneten. Die Öffentlichkeit nahm nur wenig Notiz von diesem Ereignis, das gleichwohl für die Region von größter Bedeutung ist und für die Universitäten Oldenburg und Bremen tiefgreifende Veränderungen nach sich ziehen wird.

 Was heute noch manchen irritiert oder gar unzumutbar erscheint, wird schon in ein paar Jahren als etwas Selbstverständliches gelten: Professorlnnen, die in Bremen und Oldenburg lehren, Studentlnnen, die an beiden Universitäten immatrikuliert sind, detaillierte Absprachen in der Forschung und Studiengangsplanung. Selbst Prüfungsordnungen, sonst heilige Kühe der Hochschulautonomie und der Kulturhoheit der Länder, sollen gleichgeschaltet werden. Bei soviel Grenzüberschreitung liegt natürlich die Frage nah, ob es in 25 Jahren bereits eine gemeinsame Leitung der beiden Universitäten geben wird.

 Wie auch immer, der enge Zusammenschluß ist ein Wunsch der Universitäten selbst - geboren aus der Einsicht, daß kurz-, mittel und langfristig die öffentlichen Gelder für notwendige Ausbauplanungen fehlen - selbst für solche, denen die Politik bereits zugestimmt hat wie etwa den Ingenieurwissenschaften in Oldenburg. So bleibt als Ausweg nur die Bündelung der Ressourcen zu einer Wissenschaftsregion Nordwest, um im Wettbewerb mithalten zu können. Voraussetzung ist allerdings, daß die beiden Universitäten an einem Strang ziehen und ihr Gewicht in eine Waagschale werfen. Gelingt dies, so werden sie mit ihren dann fast 30.000 StudentInnen auch im Konzert mit den großen Hochschulen der Republik ein vorderes Pult besetzen können.

Ihr

 Gerhard Harms

Presse & Kommunikation (Stand: 17.12.2024)  | 
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