Kontakt- induzierter Sprachwandel in Situationen des nicht-stabilen Bilinguismus — seine Grenzen und Modellierung: slavische (soziale) Dialekte in Albanien

Projektleitung:

Dr. Maxim Makartsev

KOOPERATIONSPARTNER:

Dr. Elena Uzeneva, Insitut für slavische Forschungen, Russische Akademie der Wissenschaften

Das Ziel des Projekts ist, ein Modell des Sprachkontakts in einer Situation des instabilen Bilingualismus von Sprachen zu erstellen, die zu einem Sprachbund aber verschiedenen Unterguppen des Indoeuropäischen gehören, und Grenzen des strukturellen Einflusses zu bestimmen, die eine sozial dominante Sprache auf Minderheitensprachen haben kann. Es werden Methoden der statistischen Sprachforschung und der sozialen Dialektologie eingesetzt. Solche Methoden wurden bisher nicht für die untersuchten Sprachen verwendet. Dieses Modell soll die Typologie der Sprachkontakten ergänzen.

Die Sprachdaten stammen aus fünf slavischen Dialekten Albaniens, die von Migrantengemeinschaften in städtischen Gebieten verwendet werden und mit der albanischen Sprache im Kontakt stehen. Diese Dialekte hatten zunächst eine unterschiedliche strukturelle Affinität mit dem Albanischen. Gegenwärtig werden sie in städtischen Gemeinden sowohl untereinander als auch mit anderen slavischen Dialekten nivelliert und stehen zudem unter dem starken Einfluss albanischer wie auch mancher slavischer Standardsprachen.

Verschiedentlich führt der albanische Einfluss dazu, dass gemischte Sprachformen entstehen, die (im Vergleich mit der ursprünglichen Struktur der Dialekte) eine höhere strukturelle Affinität zum Albanischen entwickeln. Zu den charakteristischen Merkmalen dieser Sprachformen gehören: vereinfachte Flexion, begrenzter Gebrauch/Verlust des Infinitives und neue Kontaktmerkmale. Einige dieser Veränderungen verstärken die Affinität nicht nur zum Albanischen, sondern auch dem gemeinsamen Balkansprachtyp.

Die Publikationen im Rahmen dieses Projekts werden fortlaufende Prozesse der strukturellen Konvergenz von slavischen und anderen Sprachen auf der Balkanhalbinsel beschreiben, Grenzen dieser Konvergenz erforschen und eine weitere Verbreitung der Innovationen auf einsprachige slavische Sprecher aufzeigen.

Die Situationen des untersuchten Sprachkontakts werden als Modell für ältere Konstellationen des slavisch / nicht-slavischen Sprachkontakts auf dem Balkan betrachtet, die zur Gründung des Balkansprachbundes geführt haben. Das Projekt erfordert das Sammeln vom sprachlichen Material, das Zusammenstellen eines Sprachkorpus slavischer Dialekte in Albanien mit grammatischer Annotation sowie qualitativen und quantitativen Analysen.

Die quantitative Analyse wird zeigen, welche soziobiographische und sprachliche Parameter sprachliche Variation sowie die Richtung und die Intensität des Sprachwandels in slavischen Dialekten in Albanien bedingen. Der qualitative Ansatz wird ermöglichen, eine soziobiographische Analyse durchzuführen und die symbolischen Merkmale der verschiedenen Sprachvarietäten für Sprachgemeinschaften sowie Auswirkungen dieser Merkmale auf Variation und Wandel zu beschreiben.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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