Projekt "Der 'gezähmte' Krieg
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Projekt "Der 'gezähmte' Krieg
Der 'gezähmte' Krieg: Repräsentationskritische Perspektiven auf militärgeschichtliche Ausstellungen
DFG-gefördertes Projekt durchgeführt von Dr. Christopher Sommer
Mit der Memoralisierung des Ersten Weltkriegs als willkommener Ausgangspunkt, will sich das militärhistorische Museum durch neue Ausstellungsstrategien als Diskussionsforum positionieren und aktuellen geopolitischen Herausforderungen annehmen. Zentral für diese neuen Strategien ist der sprichwörtliche Maßstab des Krieges: in innovativer Weise wird eine als überkommen geglaubte Repräsentationsform – das Diorama – neu entdeckt, da sie im Zusammenspiel mit multimedialen Elementen und Großexponaten einen affektiven Erfahrungsraum bietet, der Diskussion und Reflexion begünstigt, jedoch nicht mehr allein auf die Rekonstruktion des Kriegserlebnis abzielt. Gleichzeitig stehen diese Museen unter politischem Druck und können einen Pradigmenwechsel nur schrittweise und langfristig umsetzen. Wie aber Besucher die Versuche der Aktualisierung des Dioramas – hier vor allem der Einsatz neuer Technologien – und neue Ausstellungsstrategien von Großexponaten wahrnehmen ist bisher weder Thema der Besucher*innenforschung noch der Museumswissenschaften. Ebenso wenig ist es klar welche Rolle die Motivation der Kuratoren*innen und der Modellbauer*innen hinter den Kulissen spielt. Der Erfolg oder das Scheitern dieser Ausstellungsstrategie kann jedoch ohne ein besseres Verständnis aller Akteure*innen nicht bewertet werden. Es besteht die Gefahr, dass Besucher*innen traditionellen Wahrnehmungsmustern verfallen und eine Reflexion ausbleibt oder die Produzenten*innen einer Ausstellung bewusst oder unterbewusst überkommene Ideen eines Pseudo-Realismus verfolgen. Hier setzt ‚Der gezähmte Krieg‘ an: Das Projekt möchte durch qualitative Besucher*innenforschung die Wahrnehmung, Wirkung und das affektive Potenzial dieser aktuellen Form der militärgeschichtlichen Ausstellung transnational vergleichen. Gleichzeitig werden Kuratoren*innen, Designer*innen und Modellbauer*innen in die Studie einbezogen: Dieser Ansatz ist im Bereich der Museumswissenschaften sowie der Besucher*innenforschung, bezogen auf militärhistorische Museen, bisher nur vereinzelt verfolgt worden. Um Wahrnehmungsmuster von Besucher*innen herauszuarbeiten sollen zehn militärgeschichtliche Museen mit nationaler und regionaler Bedeutung in Deutschland, England und Neuseeland untersucht werden, die Dioramen, Modelle/Miniaturen und Großexponate in ihren Ausstellungen einsetzen. Im Gegensatz zu anderen museumswissenschaftlichen Studien sollen innovative und bereichernde non-verbale Methoden der Besucher*innenforschung ein zentraler Bestandteil des Forschungsdesigns sein: Personal Meaning Mapping, partizipative Planspiele und Lego Serious Play werden ergänzend zu konventionellen Methoden (narrative Einzelinterviews, Focus Groups) angewandt. Dies soll einen multiperspektivischen Zugang zur Musealisierung des Krieges ermöglichen sowie ein tieferes Verständnis von Museumsbesuchern*innen und der Akteure*innen hinter den Kulissen.
Quelle: Interneseite der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) - „Der ‚gezähmte‘ Krieg – Zu aktuellen Ausstellungsstrategien und Wahrnehmungsmustern von Besucherinnen und Besuchern in militärgeschichtlichen Museen”.
Online verfügbar unter: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/426340978?context=projekt&task=showDetail&id=426340978& [Zugriff: 08.02.2023]