Mischehen

Workshop: „Da ist keine rechte Liebe, oder man hält wenig von der Religion“ – Mischehen in der Frühen Neuzeit

"Wann der Vater Papistisch ist, nimmt er seine Söhne mit zur Messe, die Mutter nimmt ihre Töchter mit zur reinen Kirchen. Da ist keine rechte Liebe, oder man hält wenig von der Religion…"

Religiös-konfessionell gemischte Ehen waren in der Frühen Neuzeit (17./18. Jahrhundert) aus Sicht der Obrigkeit, der Kirchen und der Familien unerwünscht, doch sie konnten selten verhindert werden. Konflikte um Glaubensfreiheit und Konversion, die Reichweite väterlicher Gewalt und religiöse Kindererziehung schienen unausweichlich und stellten Eheleute und Familien vor große Herausforderungen.

Am Beispiel von Mischehen erhalten Schüler und Schülerinnen einen unmittelbaren Einblick in das spannungsvolle Beziehungsgeflecht von religionsübergreifender Alltagskultur und Geschlechterverhältnis, obrigkeitlicher Konfessionspolitik, Glaubensfreiheit und Gewissenszwang. Ausgehend von dem Erfahrungsraum der Familie werden die Religionskonflikte der Frühen Neuzeit aus ganz neuer Perspektive greifbar.

In diesem Workshop arbeiten die Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichen Quellen, die Einblick geben in die Dynamik von Religionskonflikten in Familien, deren Mitglieder verschiedenen Religionen angehörten. Zentral sind dabei Fragen religiöser und konfessioneller Identität und religiöser Praktiken im Alltag. Woran entzündeten sich die Konflikte in Mischehen? Welche Rolle spielten das familiäre und gesellschaftliche Umfeld? Wie reagierten Staat und Kirche? Unter welchen Bedingungen konnten solche religiös-konfessionell gemischten Ehen funktionieren? In Auseinandersetzung mit Gerichtsakten, Zeugenaussagen, Beschwerdeschriften und Gesetzen können die Schüler und Schülerinnen die komplexen Anforderungen an Mischehen im Alltag nachvollziehen. Darüber hinaus erhalten sie einen Eindruck davon, wie die frühneuzeitliche Gesellschaft auf Religionskonflikte reagierte und wie immer wieder neu die Bedingungen friedlicher religiöser Koexistenz ausgehandelt wurden.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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