Kollektivbewusstsein im Zwischenraum von praktischer Lebensgewissheit, Selbstsorge und Verdinglichung
Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Schulz (Univeristät Oldenburg, Institut für Philosophie)
im Rahmen der Ringvorlesung "Autonomieversprechen und Kollektivität" des Graduiertenkollegs "Selbstbildungen" und des Promotionsprogramms "Kulturen der Partizipation" Mit der Behauptung, dass auch in der modernen westlichen Kultur unser Weltverhältnis vor allem ein praktisches sei, betritt man keineswegs philosophisches Neuland. So sind vor allem Nietzsche, der philosophischen Hermeneutik, Wittgensteins Sprachspielkonzept oder dem Pragmatismus Hinweise zu verdanken, dass aller rationalen Erkenntnis ein komplexes, emotionale, kognitive und willentliche Momente verbindendes Weltempfinden vorausgeht. Wissenschaftliche Objektivität erscheint dann als das Ergebnis einer lebensweltlichen Abstraktion sekundär und das “Zuschauermodell“ der Erkenntnis wird zum Anlass philosophischer Kritik. Ob mit dem ’Kollektivbewusstsein’ eine gelungene Wahl bezüglich der Bezeichnung für die Beschreibung eines die Menschen verbindenden praktischen Weltverhältnisses getroffen ist, soll im Folgenden diskutiert werden. Denn wir versuchen uns selbst mit den Augen der anderen zu sehen, weil das aber prinzipiell nicht möglich ist, hat gemäß dem hier diskutierten Verständnis der Begriff des ’Kollektivbewusstseins’ zwangsläufig eine virtuelle Dimension. Dieser Virtualität bzw. den symbolischen Verkörperungen soll im Vortrag auf drei Ebenen nachgegangen werden: der Ebene der kollektiv geteilten Gefühle, der Ebene der kollektiv praktizierten Selbstsorge und der Ebene der kollektiv genutzten Massenmedien.
Programm der Ringvorlesung im Sommersemester 2016.pdf