Literarisches Schreiben im 21. Jahrhundert ist mit Blick auf die Veränderungen der Produktions- und Distributionsbedingungen durch die digitalen Medien, allen voran durch das Internet, zu betrachten. So sind gegenwärtige literarische Formate, wie Hyperfiction, kollaborative Mitschreibeprojekte, Weblogs oder Klein(st)formen wie Facebook- und Twitter-Literatur, durch den gegebenen digitalen Rahmen geprägt. Gleichzeitig erscheinen literarische Texte im digitalen Raum oftmals als autobiographisch oder autofiktional, wenn sich Autor*innen als Figuren in diese einschreiben. Die Möglichkeiten des Digitalen beeinflussen zudem die schriftstellerischen Inszenierungspraktiken und die Konzepte von Autorschaft. Nicht zuletzt thematisiert und verhandelt auch die gegenwärtige nicht-digitale Literatur Autorschaft und literarisches Schreiben unter den Bedingungen des Digitalen. Im Workshop sollen diese verschiedenen literarischen Praktiken der Gegenwart herausgearbeitet und diskutiert werden. Hierbei stehen die Fragen im Vordergrund, ob und welche spezifischen literarischen Praktiken des Digitalen es gibt, inwieweit diese auf andere literarische Praktiken und Verfahren referieren und schließlich, wie diese Praktiken theoretisch gefasst werden können. Damit ist zugleich auch nach den Grenzen und den Übergängen literarischer Praktiken zu anderen medialen Praktiken zu fragen. Der Workshop nähert sich den hier aufgerufenen Problemstellungen aus einer interdisziplinären Perspektive, wobei einerseits literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Betrachtungsweisen und andererseits praxistheoretische und historische Perspektiven im Fokus stehen. Der zweitägige Workshop lädt Nachwuchswissenschaftler*innen ein, auf der Grundlage 30minütiger Vorträge und anschließender Diskussionen über literarische Praktiken im digitalen Raum nachzudenken und sich auszutauschen, hierbei ist der Workshop explizit als Forschungswerkstatt gedacht. Die Teilnahme von Promovend*innen und Post-Docs ist ausdrücklich erwünscht. Ergänzt werden die beiden Workshop-Tage durch einen öffentlichen Abendvortrag: "<link graduiertenkolleg-selbst-bildungen/termine/termin-einzelansicht/cal/digital-life-narratives-kommunikation-interaktion-und-spiel-als-bausteine-einer-digitalen-existenz/event/>Digital Life Narratives: Kommunikation, Interaktion und Spiel als Bausteine einer digitalen Existenz</link>" von Dr. Innokentij Kreknin (Technische Universität Dortmund).
Programm
Donnerstag, 13.09 | |
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Zeit | Programmpunkt |
09:15 | Begrüßung und Einführung |
Panel I | Methodische Betrachtung |
09:30 | Dr. Martin Hennig (Passau): Kollektive Zeichenräume - Die Semiosphäre als Analysemodell literarischer Diskurse im/des Digitalen |
10:30 | Kaffeepause |
11:00 | Ella Margaretha Karnatz (Oldenburg): Zur Analyse von Webauftritten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern - methodische Überlegungen |
12:00 | Mittagessen |
Panel II | Autorschaft |
13:00 | Dr. Jeanine Tuschling-Langewand (Hagen): Die Autormaschine. Digitale Autorschaft und künstliche Intelligenz in Clemens J. Setz‘ „BOT. Gespräch ohne Autor“ |
14:00 | Elisabeth Michelbach (Göttingen): „… das tut der Tante Hedi doch weh!“ Pseudonyme Autorschaft im autobiografischen Blog Melancholie Modeste |
15:00 | Kaffeepause |
Panel III | Formen |
15:30 | Marcella Fassio (Oldenburg): „Das Leben als Roman begreifen“ – Praktiken und Poetiken in Alban Nikolai Herbsts Weblog Dschungel. Anderswelt |
16:30 | Dr. Alexander Chertenko (Berlin): Mit Facebook im Krieg. Digitale Blogs im nicht-digitalen Medium des Buches (am Beispiel von Boris Chersonskijs „Das offene Tagebuch“ und Olena Stepovas „Alles wird die Ukraine sein oder Die Geschichten aus der ATO-Zone“) |
17:30 | Pause |
18:30 | Keynote (Schlaues Haus, Schlossplatz 16), Dr. Innokentij Kreknin (Dortmund): Digital Life Narratives: Kommunikation, Interaktion und Spiel als Bausteine einer digitalen Existenz |
20:00 | Abendessen |
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Freitag, 14.09 | |
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Panel IV | Verfahren |
09:30 | Dr. Lena Hoffmann (Köln): Digitales Erzählen als lektürelenkende Strategie. Interferenzen von Wolfgang Herrndorfs Weblog Arbeit und Struktur und dem Erfolgs-Roman Tschick |
10:30 | Judith Niehaus (Hamburg):Autofiktion und typographische Verfahren im digitalen Zeitalter
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11:30 | Kaffeepause |
12:00 | Laura Basten (Leipzig): “Language that floats freely in space”. Raymond Federman's 'Surfiction'-Literatur und sein Weblog |
13:00 | Mittagspause |
14:00 | Abschlussdiskussion |
Ab 15:00 | Abreise |
Organisatorin
Marcella Fassio ist Doktorandin der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft zum Thema Praktiken, Poetiken und Autorschaft in literarischen Weblogformaten am Institut für Germanistik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Seit Herbst 2017 ist sie assoziierte Promovendin am GRK ‚Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung‘ und Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Gegenwartsliteratur, Konzepte/Theorien der Autorschaft und Intermedialität, Gattungstheorie, Literatur und Krankheit.
ANMELDUNG
Die Veranstaltung ist öffentlich. Ihre Anmeldung richten Sie bitte an die Organisatorin.
WEITERE INFORMATIONEN
zu der Summer School des Graduiertenkollegs finden Sie unter: https://uol.de/r/3te-gk-summerschool