Selbstbestimmung durch deliberative Demokratie
Vortrag von Prof. Dr. Hauke Brunkhorst (Europa-Universität Flensburg, Institut für Soziologie)
im Rahmen der Ringvorlesung "Autonomieversprechen und Kollektivität" des Graduiertenkollegs "Selbstbildungen" und des Promotionsprogramms "Kulturen der Partizipation" Hauke Brunkhorst versucht, drei Thesen an zwei historischen Beispielen (Französische Revolution 1848, neue soziale Bewegungen seit 1968) stark zu machen. Durch die drei Thesen trennt sich die Theorie deliberativer Demokratie von allen Varianten empiristischer oder entscheidungstheoretischer Demokratietheorien ebenso wie von der alteuropäischen Theorie der Demokratie als bloßer Mehrheitsherrschaft. Sie markieren überdies die Äquidistanz deliberativer Demokratie zum modernen Liberalismus (Constants ‚Freiheit der Modernen‘) und zum alteuropäischen Republikanismus (Constants ‚Freiheit der Alten‘). Die Theorie deliberativer Demokratie behauptet demgegenüber einen internen Wahrheitsbezug egalitärer Selbstgesetzgebung (1). Sie setzt die Aufhebung des idealistischen Dualismus von Vernunft und Wirklichkeit voraus (2), und sie begründet die gesetzgeberischen Entscheidungsverfahren (Rechtsetzung und Konkretisierung) in öffentlichen Debatten und sozialen Kämpfen (3).
Programm der Ringvorlesung im Sommersemester 2016.pdf