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Prof. Dr. Mark Schweda

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Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften
Department für Versorgungsforschung
Abteilung Ethik in der Medizin
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Promotionsprojekte

Privatheit und das gute Leben – eine empirisch informierte medizinethische Analyse co-intelligenter Assistenzsysteme in der Demenzpflege (Eike Buhr)

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung, demographischem Wandel, erodierenden traditionellen familialen Sorgestrukturen sowie einem akuten Personalmangel im Bereich der professionellen Pflege drohen in der Pflege von Menschen mit Demenz Versorgungsengpässe. Vor diesem Hintergrund kommen auch dort technische Assistenz- und Pflegesysteme zum Einsatz. Solche Techniken werden ethisch auch unter dem Aspekt der Privatheit diskutiert. Dieser Diskurs scheint hingegen zu verstummen, sobald es um die technisch-assistierte Pflege von Menschen mit Demenz geht. So entsteht der Eindruck, Privatheit habe für Menschen mit Demenz keinerlei Bedeutung. Dies widerspricht nicht nur moralischen Intuitionen. Pflegewissenschaftliche Studien legen nahe, dass Menschen mit Demenz durchaus ein Gefühl für Privatheit besitzen und sich dies in ihrem Verhalten und ihren Fähigkeiten äußert. Eike Buhr untersucht daher in seiner Dissertation, worin der „Wert des Privaten“ (Rössler 2001) für Menschen mit Demenz besteht. Aufgrund der Tatsache, dass in diesem Kontext keine systematische Forschung existiert, erfordert die Eruierung des Wertes der Privatheit neben einer begrifflich-philosophischen Auseinandersetzung auch eine sozialempirische Exploration der subjektiven Perspektive auf den Wert von Privatheit von Menschen mit Demenz.

Die Arbeit ist als grundlegender empirisch-informierter Beitrag zu verstehen, der den Wert des Privaten auch für Menschen mit Demenz unter dem Eindruck der Herausforderungen einer technisch-assistierten Demenzpflege ergründet.

Die Macht (in) der Solidarität – Eine ethische Analyse des Solidaritätsbegriffs im medialen Diskurs zu Self-Tracking im Gesundheitskontext (Niklas Ellerich-Groppe)

Die Nutzung von Self-Tracking-Daten im Gesundheitswesen wird auch medial kontrovers verhandelt. Verstanden als permanentes Erheben und Auswerten von Körperdaten durch digitale Technologien wird Self-Tracking insbesondere im Zusammenhang mit dem Solidaritätsbegriff diskutiert. Dieser kann hier als wesentlicher, aber inhaltlich umstrittener normativer Referenzpunkt gelten. Beispielsweise wird von den einen eine potenzielle Entlastung der Solidargemeinschaft hervorgehoben, während andere vor einer Erosion bestehender solidarischer Strukturen des Gesundheitswesens aufgrund differenzierter Risikoprofile warnen.

Vor diesem Hintergrund fragt das Promotionsprojekt erstens, wie das Solidaritätskonzept im Mediendiskurs verwendet wird, und zweitens, wie die unterschiedlichen Verwendungsweisen ethisch zu bewerten sind. Dazu verbindet das Projekt eine moralphilosophische Analyse mit einer diskursanalytischen Untersuchung. In der moralphilosophischen Analyse werden übergreifende Elemente des Solidaritätskonzepts identifiziert. Daran anschließend werden unter Bezugnahme auf die machttheoretischen Grundlagen von Solidarität normative Kriterien für eine moralisch gehaltvolle Verwendung des Solidaritätsbegriffs herausgearbeitet. In einer Untersuchung des Leitmediendiskurses werden sodann verschiedene Verwendungsweisen des Solidaritätskonzepts rekonstruiert. Diese werden abschließend anhand der normativen Kriterien ethisch bewertet.

Die Ergebnisse des Promotionsprojekts können nicht nur dazu beitragen, die ethischen Konsequenzen einer Verwendung von Self-Tracking-Daten im Gesundheitswesen besser zu verstehen. Ebenso lässt sich die heterogene Verwendung des Solidaritätsbegriffs im Diskurs analysieren und es werden Rückschlüsse für eine legitime, moralisch gehaltvolle Verwendung des Solidaritätsbegriffs allgemein möglich.

Strebensethische Aspekte von Lebensentwürfen und gesundheitlicher Vorausplanung (Lena Stange)

In dem Promotionsvorhaben geht es um die Bedeutung von Konzepten guten Lebens und guten Sterbens in der medizinethischen Diskussion über gesundheitliche Vorausverfügungen. Es sollen strebensethische Motive für das (Nicht-)Erstellen von Patientenverfügungen erfasst und mit Blick auf den Lebensverlauf ihr Einfluss auf die individuelle Vorsorge analysiert werden.

Im medizinethischen und -rechtlichen Diskurs um gesundheitliche Vorausverfügungen stand in den vergangenen Jahren die Durchsetzung des individuellen Rechts auf Selbstbestimmung am Lebensende im Zentrum. Dabei blieb allerdings weitgehend unbeachtet, dass sich innerhalb der damit eröffneten Handlungsspielräume strebensethische Grundsatzfragen stellen: Was ist ein gutes Leben? Wie will ich leben und wie will ich sterben? Welche Rolle soll die Medizin dabei spielen?

Das methodische Vorgehen für das Promotionsvorhaben sieht eine qualitative Herangehensweise vor. Es wird eine biografisch orientierte Interviewerhebung mittels semi-strukturiertem Interviewleitfaden durchgeführt. In 18 Einzelinterviews mit Erwachsenen in lebensphasenspezifischen Altersgruppen sollen Werte, Bilder und Assoziationen zu Gesundheit und Krankheit, Alter(n), Sterben und Tod identifiziert werden, die den Umgang mit gesundheitlicher Vorausplanung prägen und das (Nicht-)Verfassen einer Patientenverfügung motivieren.

Es ist zu erwarten, dass bei den interviewten Personen individuelle Vorstellungen des guten Lebens sowie unterschiedliche Auffassungen von Selbstbestimmung vorliegen, die hinsichtlich einer möglichen Vorausplanung in unterschiedlichem Maße kohärent zu den in einer gesundheitlichen Vorausverfügung festgelegten Präferenzen sind.

Probleme von Medizinstudierenden bei der Thematisierung von Rassismus in der Medizin (Simon Matteo Gerhards)

Zielsetzung/Fragestellung:  Welche Probleme haben Medizinstudierende bei der Thematisierung von Rassismus im Kontext von Medizin und Gesundheitsversorgung? Das Promotionsprojekt zielt außerdem auf die Formulierung von Empfehlungen zum Umgang mit Rassismus in der Medizin im deutschen Kontext ab.

Methoden: Das Promotionsprojekt ist Teil des qualitativ-explorativen SoDiMe-Projektes. Für dieses wurden sechs Online-Gruppendiskussionen mit insgesamt 32 Medizinstudierenden von 13 verschiedenen medizinischen Fakultäten in Deutschland durchgeführt. Basierend auf der inhaltlich strukturierenden Vorarbeit einer qualitativen Inhaltsanalyse werden in dieser Arbeit Themenbereiche herausgegriffen, die weitergehend analysiert werden. Es werden qualitative Analysemethoden angelehnt an die dokumentarische Methode nach Bohnsack mit einer ethischen Analyse kombiniert. 

Erwartete Ergebnisse: Probleme bestehen einerseits hinsichtlich der Fähigkeiten der Studierenden, über Rassismus zu sprechen und ihn als multidimensionales Problem in Medizin und Gesundheitsversorgung zu erkennen. Andererseits spiegeln sich in den Problemen der Diskutant*innen institutionelle und strukturelle Probleme, die den Studierenden die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus erschweren. Demnach sollten Lösungsansätze nicht nur die Befähigung von Medizinstudierenden zum rassismuskritischen Handeln einschließen, sondern auch die institutionellen und strukturellen Bedingungen für solches Handeln berücksichtigen.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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