EINBLICKE 27 / Frühjahr 1998

 Liebe Leserinnen und Leser,

Ende vergangenen Jahres wurde die Öffentlichkeit Zeuge einer nicht alltäglichen Auseinandersetzung zweier Bundesminister. Außenminister Kinkel war irritiert über seinen Kabinettskollegen Kanther, dessen Ministerium offensichtlich alles getan hatte, durch immer kleinlichere bürokratische Hürden Studenten, die nicht aus der EU kommen, den Weg zu deutschen Hochschulen zu verbauen. Zum Glück fruchtete die Kritik, und das Innenministerium mußte einige seiner besonders rigiden Pläne begraben. Dahinter stand nicht nur die Sorge um das angeschlagene Image Deutschlands, sondern auch eine handfeste wirtschaftliche Rechnung, deren Gleichung besagt: In dem Maße, wie das Interesse im Ausland an einer deutschen Hochschulausbildung abnimmt, werden die wirtschaftlichen Kontakte leiden, weil immer weniger ausländische Führungskräfte mit Deutschland in Berührung kommen und damit auch ein geringeres Interesse am Land und seinen Produkten entwickeln.

 Auch Bundesforschungsminister Rüttgers rechnet so. Er stellt angesichts der sinkenden Zahlen ausländischer Studierender an deutschen Universitäten Geld für ein Programm zur Verfügung, das auch solchen Ausländern, die nicht Deutsch sprechen, die Gelegenheit geben soll, hier zu studieren. Und zwar in der Weltsprache Englisch und mit Abschlüssen britischer und amerikanischer Universitäten: dem Bachelor und dem Master. Eine solche Politik werde, so seine Hoffnungen, mehr Studierende nach Deutschland locken. .

 An diesem Programm beteiligt sich auch die Universität Oldenburg, die bei über 100 beantragten Projekten zu den sieben Auserwählten gehört, die mit Millionenbeträgen gefördert werden. Physiker der Universität entwickelten zusammen mit Kollegen der Fachhochschule Ostfriesland den Studiengang Physics Engineering, der stark praxisorientiert Spezialisten in den Bereichen Laser Technology, Biomedical Technology und Sound & Vibration hervorbringen wird. Die Unterrichtssprache ist Englisch. .

 Der neue Studiengang, der zum Wintersemester 98/99 gestartet wird, ist aber nicht der erste englischsprachige in Oldenburg. Bereits seit zehn Jahren werden vornehmlich Ingenieure und Naturwissenschaftler aus der Dritten Welt im Bereich erneuerbarer Energien ausgebildet - mit großem Erfolg, wie eine kürzlich veröffentlichte Befragung über die Berufskarrieren der Absolventen ergab. Und es gibt weitere Pläne, auf diesem Weg fortzufahren. Zusammen mit der Partneruniversität Groningen will Oldenburg einen gemeinsamen Studiengang schaffen, der Chemiker hervorbringt, die auch etwas vom Vermarkten ihrer Kenntnisse verstehen. Produkttechnologie heißt er und auch seine Unterrichtssprache wird Englisch sein. In Oldenburg hat die Zukunft begonnen.

 Ihr

 Gerhard Harms

Presse & Kommunikation (Stand: 17.12.2024)  | 
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