Nachkrieg und Mittelalter: Primärtexte
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Nachkrieg und Mittelalter: Primärtexte
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In der Datenbank ist eine Filterung nach zwei vorgegebenen Kategorien möglich: Nach Textart (originärer Text oder Nacherzählung) und nach Sprache (genuin deutschsprachig oder Übersetzung). Zusätzlich kann über die Freitextsuche recherchiert werden.
Gängige Optionen für die Freitextsuche sind Titel, Name des Autors bzw. der Autorin, Erscheinungsjahr, Verlag und Publikationsort (Westdeutschland, Österreich, Schweiz). Texte, die vor 1945 erstveröffentlicht wurden, wurden als „Wiederauflage“ gekennzeichnet. Darüber hinaus verfügen die Texte über eine einfache Verschlagwortung, die auf historische Handlungsschwerpunkte (z. B. Deutscher Orden, Kreuzzüge, Klaus Störtebeker usw.) abzielt. Für eine vollständige Liste der verwendeten Schlagwörter siehe den nachfolgenden Reiter.
Die Angaben zu den Korpustexten, die im Rahmen der Dissertation quantitativ ausgewertet werden, enthalten darüber hinaus Informationen über das Geschlecht der Hauptfigur(en) (männlich, weiblich, männlich + weiblich) sowie KI-generierte Textzusammenfassungen, die einen ersten Eindruck über die jeweilige Romanhandlung ermöglichen können. Wörter aus diesen Zusammenfassungen können ebenfalls über die Freitextsuche gefunden werden. Die gefundenen Wörter sind mit einer gelben Markierung farbig hervorgehoben.
Liste der verwendeten Schlagworte
In alphabetischer Reihenfolge:
Agnes Bernauer; Altenburger Prinzenraub; Artus; Bauernrepublik; Beowulf; Bernhard II. (Baden); Christoph Columbus; Deutscher Ritterorden; Dietrich von Bern; Dschingis Khan; Franz von Assisi; Freibeuter; Friedrich I. (HRR); Friedrich II. (HRR); Friedrich III. (HRR); Gudrun; Guter Gerhart; Haimonskinder; Hanse/Seefahrt; Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig; Heinrich der Löwe; Heinrich I. (Ostfrankenreich); Heinrich II. der Eiserne; Heinrich VI. (Waldeck) der Eiserne; Hildegund; Jeanne d’Arc; Johann Gutenberg; Karl der Große; Karlinger; Klaus Störtebeker; Konradin von Hohenstaufen; Kreuzzüge; Kublai Khan; Landwirtschaft/Handwerk; Lohengrin; Marco Polo; Maximilian I. (HRR); Nibelungen; Niklaus von Flüe; Otto I. der Große; Ottonen; Parzival; Rattenfänger von Hameln; Reineke Fuchs; Rittertum; Robin Hood; Roland; Rudolf I. (HRR); Sachsenkriege; Sammlung; Schöne Magelone; Staufer; Tannhäuser; Till Eulenspiegel; Toluidischer Bürgerkrieg; Welfen; Wikinger; Willehalm; Wolfdietrich
| Autor:innen | Autor:innengender | Titel | Alternativtitel | Erscheinungsjahr | Wiederauflage | Sprache | Textart | Verlag | Publikationsort | Zusammenfassung | Gender der Hauptfigur(en) | Schlagwörter |
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| Aick, Gerhard | Autor | Deutsche Heldensagen | 1950 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Stuttgarter Hausbücherei | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen; Gudrun; Dietrich von Bern | ||||
| Aick, Gerhard | Autor | Die schönsten Helden- und Rittersagen des Mittelalters | ca. 1965 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tosa | Österreich | Sammlung | ||||
| Aick, Gerhard | Autor | Die schönsten Rittersagen des Mittelalters | 1952 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ueberreuther | Österreich | Sammlung; Nibelungen; Gudrun; Dietrich von Bern | ||||
| Aick, Gerhard; Schwab, Gustav | Autor | Klaus Störtebeker. Eine Erzählung aus der Zeit der Hansa | 1964 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Buchgemeinde Alpenland | Österreich | Klaus Störtebeker; Freibeuter | ||||
| Allen, Eric | Autor | Lorenzo der Prächtige | 1963 | Übersetzung | Originärer Text | Union | Westdeutschland | |||||
| Almedingen, Edith Martha | Autorin | Die Ritter von Kiew | 1967 | Übersetzung | Originärer Text | Sauerländer | Schweiz | |||||
| Bahlke, Hanna | Autorin | Aus der Blütezeit der Hanse | Vor 1945 unter dem Titel „Aus der Blütezeit der deutschen Hanse“ | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | In der Erzählung „Aus der Blütezeit der Hanse“ von Hanna Bahlke wird das Leben des Lübecker Kaufmanns Bernd Oldenborg und seiner Familie zur Zeit der Hanse dargestellt. Die Handlung beginnt mit Bernds Rückkehr aus Brügge. Seine Söhne Tidemann und Gerwin erwarten ihn an der Trave und begleiten ihn nach Hause. An Bord seines Schiffes befinden sich exotische Waren, über die Bernd berichtet und dabei auch auf die Gefahren der Seefahrt eingeht - insbesondere durch den dänischen König Waldemar, der kürzlich das schwedische Schonen erobert hat und zunehmend zur Bedrohung für die Hanse wird. Am nächsten Tag hilft Tidemann beim Entladen der wertvollen Güter, darunter Gewürze, Tuche und feiner Zucker, und besucht mit seinem Vater den Markt in Lübeck. Dort wird das rege Handelsleben und die Vielfalt der angebotenen Waren dargestellt. Im Verlauf der Erzählung beginnt Tidemann, die Welt des Handels besser zu verstehen und die Bedeutung der Hanse für seine Heimatstadt Lübeck zu erkennen. Der Frieden und Wohlstand der Stadt geraten jedoch ins Wanken, als Waldemar 1361 die Stadt Wisby auf Gotland überraschend überfällt und mit seinem Heer plündert. Die Nachricht von diesen Angriff erschüttert Lübeck und die übrigen Hansestädte. In der Folge beschließen sie, sich gemeinsam gegen Waldemar zu stellen. Unter dem neuen Bürgermeister Johann Wittenborg wird eine große Flotte gerüstet, der sich auch Bernd Oldenborg anschließt. Die Schlacht bei Helsingborg endet jedoch in einer schweren Niederlage für die Hanse, bei der Bernd sein Leben verliert. Zwei Jahre später tritt Tidemann seine erste große Reise als Lehrling auf einem Handelsschiff unter der Führung seines Onkels Peter Markwart an. Die Fahrt führt zunächst nach Schonen, wo er die Heringsfischerei und die Lebensumstände der Fischer und Händler kennenlernt, die für den Handel der Hanse von Bedeutung sind. Anschließend reist er weiter nach Bergen in Norwegen, um dort seine Lehrzeit in der Hansischen Niederlassung zu absolvieren. Dort erlebt er die strengen Regeln und Bräuche der Bergenfahrer, die durch Disziplin und ein raues Miteinander geprägt sind. In Jürgen, einem älteren Lehrling, findet Tidemann einen Freund und lernt, sich in der neuen Umgebung zu behaupten. Nach einigen Jahren kehrt Peter Markwart nach Bergen zurück und überbringt die Nachricht von einem erneuten Konflikt mit Waldemar. Der Hansebund hat beschlossen, Krieg zu führen, und alle Kaufleute werden angewiesen, ihre Waren in die Heimat zu bringen, um die Handelsniederlassung zu schützen. Die Hansen rüsten ihre Schiffe und verlassen Bergen. Dieses Mal gelingt es der Hanse, Waldemar zu besiegen, und im Jahr 1370 wird in Stralsund ein Friedensvertrag geschlossen, der ihre Macht festigt und den freien Handel in der Ostsee sichert. Die Erzählung endet mit dem Sieg der Hanse über Waldemar, der Wiederherstellung des Friedens und der Bestätigung ihrer wirtschaftlichen Vormachtstellung. | männlich | Hanse/Seefahrt |
| Bahlke, Hanna | Autorin | Der Kampf um die Marienburg | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Kampf um die Marienburg“ von Hanna Bahlke thematisiert das Schicksal des Deutschen Ordens während des Krieges gegen Polen-Litauen und die Belagerung seiner Hauptfestung, der Marienburg. Im Mittelpunkt steht der militärische und politische Zusammenbruch des Ordens, eingebettet in eine Zeit tiefgreifender Umbrüche im östlichen Europa. Zu Beginn schildert die Erzählung den feierlichen Empfang von Herzog Albrecht von Österreich und weiteren Ordensrittern in der Marienburg. Die Gäste bereiten sich auf einen Kriegszug gegen Litauen vor. In aufwendig gestalteten Szenen wird das höfische Leben in der Burg vor dem Kriegsausbruch dargestellt: ein reiches Festmahl, höfische Gespräche und das Bewusstsein der nahenden Auseinandersetzung prägen die Atmosphäre. Unter den Rittern herrscht gespannte Erwartung, während die militärischen Vorbereitungen für einen groß angelegten Feldzug gegen das polnisch-litauische Bündnis anlaufen. Der Krieg gipfelt in der Schlacht bei Tannenberg (1410), in der der Hochmeister des Deutschen Ordens, Ulrich von Jungingen, dem polnischen König Jagiello gegenübersteht. Trotz tapferem Widerstand und strategischer Anweisungen steht das Ordensheer den Polen zahlenmäßig unterlegen gegenüber und muss bedeutende Verluste hinnehmen. Ulrich von Jungingen fällt im Kampf, was als Wendepunkt der Schlacht dargestellt wird. Die Niederlage wiegt schwer, zahlreiche Ritter kommen ums Leben. Der militärische Verlust markiert den Beginn der Krise des Ordens. Nach dem Rückzug übernimmt Heinrich von Plauen, Komtur von Schwetz, die Verantwortung für die Verteidigung der Marienburg. Die Belagerung der Burg von den Polen und ihren Verbündeten beginnt. Die Erzählung beschreibt die wachsenden Herausforderungen: knapper werdende Vorräte, sinkende Moral, und zunehmende Spannungen zwischen Rittern und Bürgern. Plauen versucht, die Verteidiger zum Durchhalten zu motivieren, was jedoch auf zunehmende Resignation stößt. Verhandlungen mit den Belagerern verlaufen ergebnislos, da diese auf der bedingungslosen Kapitulation bestehen. Die Lage innerhalb der Burg verschärft sich durch Hunger und Erschöpfung. Trotz aller Bemühungen gelingt es Plauen nicht, die Situation zu wenden. Die Marienburg muss schließlich aufgegeben werden. Die Erzählung endet mit der Abreise der wenigen überlebenden Ordensangehörigen, darunter auch der neue Hochmeister, und der Feststellung, dass die Marienburg ihre Rolle als Machtzentrum des Ordens verloren hat. Die Niederlage symbolisiert das Ende einer Epoche für den Deutschen Orden. | männlich | Deutscher Ritterorden | |
| Bauer, Franz | Autor | Ambros und der Bienenbaum. Eine Erzählung von den Zeidlern, den Bienenzüchtern des Mittelalters | 1960 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | D. Gundert | Westdeutschland | Die Erzählung „Ambros und der Bienenbaum“ von Franz Bauer spielt im Jahr 1480 und schildert die Lebensgeschichte eines Findelkindes, das in der Gemeinschaft der Zeidler aufwächst. Sie beginnt mit dem Zeidelmeister Sebald Pirkmann, der frühmorgens ein Bündel vor seinem Haus findet, das von Bienen umschwärmt wird. In dem Bündel entdeckt er ein kleines Kind mit brauner Haut und schwarzen Haaren. Gemeinsam mit seiner Frau Agnes beschließt Sebald, das Kind aufzunehmen und ihm ein neues Zuhause zu geben. Trotz des Geredes, das seine Herkunft abwertend als „Z.kind“ bezeichnet, entwickelt die Familie eine enge Bindung zu dem Jungen. Aufgrund einer alten Legende über den Heiligen Ambrosius, der von Bienen umschwärmt wurde, tauft Sebald den Jungen auf diesen Namen. Ambros wächst in der Welt der Zeidler auf, umgeben von Wäldern und den Bienenbäumen, die das Zentrum der Arbeit seiner Ziehfamilie bilden. Bereits als Kind zeigt er ein großes Interesse und Geschick für die Imkerei. Sebald, der ein leidenschaftlicher und traditionsbewusster Zeidler ist, lehrt Ambros die Feinheiten des Handwerks. Gemeinsam mit dem Knecht Ul und der Magd Kathrin bildet sich um den Jungen eine fürsorgliche Gemeinschaft, die ihn auf seine Rolle als zukünftiger Zeidler vorbereitet. Die Erzählung beschreibt anschaulich die anspruchsvolle, aber erfüllende Arbeit der Zeidler. Ambros begleitet Sebald und Ul bei den täglichen Aufgaben: Sie suchen nach Bienenbäumen, die durch die Zeichen der Familie Pirkmann gekennzeichnet sind, retten bei Unwettern umgestürzte Bienenstöcke und arbeiten mit Sorgfalt, um Honig und Wachs zu gewinnen. Der Umgang mit den Bienen wird dabei als Ausdruck der Harmonie zwischen Mensch und Natur dargestellt. Ambros zeigt keine Angst vor den Bienen, was ihn in den Augen Sebalds zu einem geeigneten Nachfolger macht. Ein besonderer Höhepunkt der Erzählung ist ein stürmischer Tag, an dem mehrere Bienenbäume umfallen. Ambros hilft bei der Rettung der Bienen und ihrer Stöcke, was seine Entschlossenheit und seine Einsatzbereitschaft unter Beweis stellt. Als er schließlich selbst einen neuen Bienenbaum entdeckt, wird dieser von Sebald feierlich zu seinem Eigentum erklärt – ein Symbol für Ambros' wachsende Verantwortung und seine Stellung in der Gemeinschaft. Die Erzählung integriert auch die Beziehung zwischen Ambros und Elisabetha, der Tochter einer Witwe aus Nürnberg, die regelmäßig das Zeidlerhaus besucht. Elisabetha wurde als Baby am selben Tag wie Ambros gefunden und getauft, und die beiden verbindet eine enge Freundschaft. Zum zehnten Jahrestag seiner Aufnahme ins Zeidlerhaus erhält Ambros ein besonderes Geschenk: eine geschnitzte Bienenbeute in Form des Heiligen Ambrosius. Dieses Symbol verbindet die Arbeit der Zeidler mit der religiösen und kulturellen Bedeutung, die Bienen und Honig in der damaligen Zeit hatten. Die Erzählung endet mit einem Fest im Zeidlerhaus, bei dem die Gemeinschaft ihre Zusammengehörigkeit feiert und die Hoffnung äußert, dass Ambros die Tradition der Zeidler fortführen wird. | männlich | Landwirtschaft/Handwerk | ||
| Bauer, Franz | Autor | Der Eppelein und sein Sohn. Eine Erzählung aus der Zeit der Raubritter | 1953 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | D. Gundert | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Eppelein und sein Sohn“ von Franz Bauer spielt im mittelalterlichen Franken und erzählt die Geschichte des berüchtigten Ritters Eppelein von Gailingen. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung zwischen adeligen und bürgerlichen Lebensentwürfen in einer sich wandelnden Gesellschaft. Die Handlung beginnt mit einem Überfall, bei dem Eppelein mit seinen Gefährten eine bewaffnete Nürnberger Handelskarawane angreift. Dabei gelingt es ihm, die Kaufleute zu überwältigen und den Ratsherrn Derer gefangen zu nehmen. Derer, bekannt für seine Arroganz gegenüber Rittern und seine Drohungen gegen Eppelein, wird von diesem nach Trainmeusel gebracht, Eppeleins Burg, wo er wochenlang im Turm gefangen gehalten wird. Schließlich lässt Eppelein ihn gegen Lösegeld frei. Während der Gefangenschaft erfährt Eppelein von der Geburt seines Sohnes Jörg, der zu seinem Stolz und Erben heranwachsen soll. Nach dem Tod seiner Frau zieht sich Eppelein weitgehend aus kriegerischen Unternehmungen zurück und widmet sich der Verwaltung seiner Güter. Die Erziehung seines Sohnes übernimmt er selbst, wobei er großen Wert auf ritterliche Tugenden und die Ausbildung im Reiten und Kämpfen legt. Jörg wird unter diesen Vorzeichen auf seine Rolle als künftiger Adliger vorbereitet. Im Kontrast dazu wächst Vitus, der Sohn des Kaufmanns Derer, in einem städtisch-bürgerlichen Umfeld auf. Seine Ausbildung ist stärker auf Bildung, wirtschaftliches Denken und gesellschaftliches Auftreten ausgerichtet. Die Erzählung endet mit einem Ausblick auf die unterschiedlichen Lebenswege von Jörg und Vitus. In der Gegenüberstellung beider Figuren werden die Spannungen zwischen Adel und Bürgertum im Spätmittelalter thematisiert und deren unterschiedliche Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Perspektiven verdeutlicht. | männlich | Rittertum | ||
| Baumann, Hans | Autor | Die Barke der Brüder. Aus der Zeit Heinrichs des Seefahrers | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Die Erzählung „Die Barke der Brüder“ von Hans Baumann spielt zur Zeit Heinrichs des Seefahrers und thematisiert den Lebensweg zweier Brüder, Tinoco und Aires, in einem portugiesischen Fischerdorf im 15. Jahrhundert. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung zwischen traditionellen Lebensformen und der aufkommenden Epoche der Entdeckungsfahrten. Die Handlung setzt ein mit der Darstellung ihrer Lebensverhältnisse und wirft die Frage nach persönlicher Verantwortung, familiärer Bindung und individueller Zukunftsentscheidung auf. Einleitung: Das Leben der Brüder in der Gemeinschaft des Fischerdorfs Die Brüder Tinoco und Aires leben allein in einer einfachen Hütte, nachdem sie ihre Eltern verloren haben. Ihre engste Verbindung besteht in ihrer gemeinsamen Verantwortung für die „Barke der Brüder“, ein kleines, aber solides Fischerboot, das sie täglich hinaus aufs Meer bringt, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Tinoco, der ältere Bruder, ist nachdenklich und von Abenteuerlust erfüllt. Er träumt davon, die Welt hinter dem Horizont zu erkunden und Teil der berühmten Afrika-Expeditionen zu werden, die von Heinrich dem Seefahrer organisiert werden. Aires hingegen ist bodenständig und an das einfache Leben im Dorf gebunden. Er sieht keinen Reiz in der Ferne und fürchtet die Gefahren, die mit den Entdeckungsfahrten verbunden sind. Das Dorfleben wird von Traditionen, harter Arbeit und Gemeinschaft geprägt. Die Dorfbewohner respektieren die Brüder für ihren Fleiß, aber sie betrachten Tinocos Träume mit Skepsis. Die Älteren warnen vor den Gefahren der großen See und erzählen von Seeleuten, die nie zurückgekehrt sind. Begegnung mit dem Matrosen Luis Die Brüder begegnen Luis, einem Matrosen mit feuerrotem Bart, der selbst an einer der Fahrten teilgenommen hat. Luis erzählt mit eindringlicher, düsterer Stimme von den Schrecken und Wundern, die er erlebt hat, darunter die berüchtigte „Hölle“ am Kap Non. Er warnt Tinoco vor den Gefahren der Entdeckungsfahrten, aber gleichzeitig schürt er dessen Sehnsucht nach Abenteuer. Tinoco fühlt sich von Luis' Geschichten magisch angezogen, während Aires in ihm einen schlechten Einfluss sieht. Luis enthüllt, dass er selbst unter Heinrichs Kommando gesegelt ist und die Legenden von einem sagenhaften Priesterkönig und goldenen Reichtümern in Afrika kennt. Seine Darstellung von Heinrich, der als mysteriöse und zwiespältige Figur dargestellt wird, prägt Tinocos Bild des „schwarzen Infanten“. Heinrich wird als Visionär beschrieben, der bereit ist, alles für die Erforschung Afrikas zu riskieren, aber auch als unnahbarer Anführer, der Menschen für seine Ziele opfert. Die Spannung zwischen den Brüdern Luis’ Erzählungen verstärken den inneren Konflikt zwischen Tinoco und Aires. Tinoco fühlt sich immer stärker zum Meer und den Entdeckungsfahrten hingezogen, während Aires versucht, seinen Bruder an das gemeinsame Leben und die Barke zu binden. Aires erinnert Tinoco an das Versprechen, das er ihrer verstorbenen Mutter gegeben hat: die Familie zusammenzuhalten und für einander da zu sein. Doch Tinoco empfindet dieses Versprechen zunehmend als Last und beginnt, sein Leben im Dorf als Fessel zu sehen. Die Beziehung der Brüder wird auf eine harte Probe gestellt. Aires, der tief in der Sicherheit und den Traditionen des Dorfes verwurzelt ist, erkennt, dass er Tinoco nicht dauerhaft von seinen Träumen abhalten kann. Dennoch fürchtet er die Einsamkeit und das Ungewisse, das ihn erwartet, wenn sein Bruder geht. Die Zerstörung der Barke In einer stürmischen Nacht trifft Aires eine drastische Entscheidung. Er löst die Leinen der „Barke der Brüder“, lässt sie aufs offene Meer treiben und schließlich an den Klippen zerschellen. Mit diesem verzweifelten Akt will er die Verbindung zum alten Leben kappen und Tinoco zwingen, einen neuen Weg einzuschlagen. Die Zerstörung der Barke ist ein symbolischer Wendepunkt: Tinoco erkennt, dass es kein Zurück mehr gibt, und akzeptiert, dass seine Zukunft außerhalb des Dorfes liegt. Die Zerstörung der Barke sorgt für Aufruhr im Dorf, doch die Brüder stehen zueinander. Tinoco versteht die Absicht hinter Aires’ Handeln und erkennt, dass auch Aires Opfer bringt, um ihm den Weg freizumachen. Die Reise nach Lagos: Der Beginn eines neuen Lebens Gemeinsam machen sich Tinoco und Aires auf den Weg nach Lagos, dem Zentrum der portugiesischen Entdeckungsfahrten. Unterwegs begegnen sie Menschen, die von der neuen Ära der Entdeckungen fasziniert sind, aber auch solchen, die die brutalen Bedingungen der Seefahrt kennen und vor den Gefahren warnen. Besonders eindrücklich ist die Begegnung mit einer Müllerin, deren Söhne bei einer Expedition ums Leben kamen. Sie fleht die Brüder an, nicht denselben Weg zu gehen, doch Tinocos Entschluss steht fest. In Lagos erleben die Brüder eine neue Welt voller Kontraste: Händler, Matrosen und Offiziere drängen sich im Hafen, wo Schiffe mit exotischen Waren entladen werden. Tinoco fühlt sich von der Atmosphäre angezogen, während Aires die Brutalität und Härte dieser Welt skeptisch betrachtet. Sie begegnen Seeleuten, die von den Schrecken und Wundern Afrikas berichten, und erkennen, dass Heinrichs Vision nicht nur von Ruhm, sondern auch von Opferbereitschaft und Gefahr geprägt ist. Die Hoffnung auf eine Zukunft In Lagos begegnen die Brüder dem Seefahrer Nuno Tristao, einem der erfahrensten Piloten Heinrichs des Seefahrers, der auf die Rückkehr eines Schiffes wartet, das denselben Namen wie das Boot der Brüder trägt und bislang nicht aus einer früheren Expedition zurückgekehrt ist. Die Erzählung schließt mit einem offenen Ausblick: Tinoco und Aires stehen an einem Wendepunkt, an dem sich ihre Lebensperspektiven neu ausrichten. Während Tinoco eine Teilnahme an den Entdeckungsfahrten in Betracht zieht, bleibt Aires zunächst an seiner Seite. Beide sind sich der Risiken bewusst, die mit einer möglichen Reise nach Afrika verbunden sind. Die Entscheidung über ihren weiteren Weg bleibt offen und wird dem Urteil der Leserschaft überlassen. | männlich | Hanse/Seefahrt | ||
| Baumann, Hans | Autor | Steppensöhne. Vom Sieg über Dschingis-Khan | Ab der Neufassung 1964 unter dem Titel „Steppensöhne“ | 1954 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Die Erzählung „Steppensöhne“ von Hans Baumann behandelt den innerfamiliären Machtkonflikt zwischen Kubilai und Arik-Buka, zwei Enkeln Dschingis Khans, die im 13. Jahrhundert um die Nachfolge im mongolischen Reich ringen. Der Text thematisiert sowohl den politischen Bruderkrieg als auch die tiefgreifenden Spannungen zwischen traditionellen Werten und neuen Entwicklungen, zwischen familiärer Bindung und staatlicher Verantwortung. Vor dem Hintergrund dieses Konflikts entsteht ein vielschichtiges Bild mongolischer Kultur, das durch Fragen von Loyalität, Herrschaftsanspruch und Identität geprägt ist. Prolog: Der Beginn des Bruderkriegs Die Handlung setzt ein mit Arik-Buka, der jüngste Sohn von Dschingis Khans Sohn Tolui, der mit einer gewaltigen Streitmacht von 100.000 mongolischen Reitern durch die Wüste Gobi zieht. Er ist entschlossen, gegen seinen Bruder Kubilai zu kämpfen, der sich nach Arik-Bukas Ansicht von den Idealen der Steppe entfremdet hat. Kubilai, der sich zunehmend dem chinesischen Lebensstil angepasst hat und als Kaiser der Yuan-Dynastie regiert, steht im Zentrum von Arik-Bukas Zorn. Für Arik-Buka ist Kubilai ein Verräter an den Werten der Steppe, ein „Chinesenknecht“, der seine mongolische Herkunft verleugnet. Unter den mongolischen Reitern herrscht Unbehagen. Viele von ihnen, wie Adar-Kidai, ein enger Vertrauter Arik-Bukas, haben Brüder und Verwandte, die auf Kubilais Seite kämpfen. Der bevorstehende Kampf gegen Landsleute wird als zutiefst verstörend empfunden, und die Loyalität zur Steppe wird durch familiäre Bindungen auf eine harte Probe gestellt. Kubilais Vision und Arik-Bukas Widerstand Kubilai, der ältere Bruder, hat sich bereits als Kaiser der Yuan-Dynastie etabliert. Er verfolgt eine andere Vision für das mongolische Reich: Statt die traditionelle Lebensweise der Steppe zu bewahren, sieht er die Notwendigkeit, sich den Realitäten des riesigen Reiches anzupassen. Kubilai integriert chinesische Verwaltungsstrukturen, setzt auf diplomatische Beziehungen und fördert kulturelle Entwicklungen. Für ihn ist dies der einzige Weg, das Erbe Dschingis Khans zu sichern und die Stabilität des Reiches zu gewährleisten. Arik-Buka hingegen sieht in Kubilais Politik einen Verrat an den Werten, die das mongolische Reich groß gemacht haben: Freiheit, Einfachheit und die Stärke der Steppenkrieger. Besonders verhasst ist ihm Kubilais Sterndeuter Yeliu, ein chinesischer Berater, den er als Symbol für den kulturellen Einfluss Chinas betrachtet. Arik-Buka schwört, diesen Einfluss zu beenden und die Reinheit der mongolischen Kultur zu bewahren. Die erste Konfrontation: Am Siebensee Die Armeen der beiden Brüder treffen am Dolon Nor, dem „Siebensee“, aufeinander. Arik-Buka führt eine Streitmacht von 100.000 Reitern an, die mit unbändiger Energie und Kampfkraft für die Werte der Steppe kämpfen wollen. Doch Kubilais Armee, besser organisiert und durch die chinesische Verwaltung unterstützt, erweist sich als widerstandsfähig. Trotz mehrfacher Angriffe gelingt es Arik-Bukas Kriegern nicht, die Verteidigungslinien seines Bruders zu durchbrechen. Die Spaltung der Armee Ein zentraler Wendepunkt der Erzählung ist die Spaltung von Arik-Bukas Streitmacht. Durch den Reiterführer Jung-So sendet Kubilai weiße Seidenfahnen mit der Botschaft „Ihr und wir – Söhne des einen Himmels“ an die feindliche Armee. Diese Geste, die den gemeinsamen Ursprung der Brüder betont und den Krieg verhindern soll, wird von Arik-Buka als Schwäche interpretiert. Er ordnet einen weiteren Angriff an, doch die moralischen Zweifel innerhalb seiner Armee nehmen zu. Viele Krieger, darunter Adar-Kidai, beginnen, die Notwendigkeit des Krieges zu hinterfragen, da sie ihre Brüder und Verwandten in Kubilais Reihen wissen. Die Reaktion der Soldaten ist gespalten: Einige folgen Jung-So und schließen sich Kubilai an, andere bleiben aus Loyalität zu Arik-Buka, doch der innere Zusammenhalt der Armee ist gebrochen. Arik-Bukas Verzweiflung wächst, als er erkennt, dass er nicht nur gegen seinen Bruder, sondern auch gegen die Zweifel in den eigenen Reihen kämpft. Die persönliche Begegnung der Brüder Der Höhepunkt der Erzählung ist die persönliche Begegnung zwischen Arik-Buka und Kubilai. In einem intensiven Dialog prallen ihre Ideale aufeinander. Arik-Buka wirft Kubilai vor, die mongolische Identität verraten und die Werte ihrer Vorfahren aufgegeben zu haben. Kubilai hingegen verteidigt seine Vision von Fortschritt und Einheit und versucht, seinen Bruder von der Notwendigkeit des Wandels zu überzeugen. Die Konfrontation ist emotional aufgeladen und zeigt die unüberbrückbare Kluft zwischen den Brüdern. Während Kubilai versucht, die Vergangenheit und ihre gemeinsame Kindheit als Brüder in Erinnerung zu rufen, bleibt Arik-Buka unversöhnlich. Sein Stolz und sein Glaube an die Überlegenheit der Steppenwerte lassen ihn nicht zugeben, dass sein Weg gescheitert ist. Der Fall Arik-Bukas Nach mehreren Niederlagen wird Arik-Buka von seinen eigenen Kriegern gefangen genommen und vor Kubilai gebracht. In einer Szene voller Symbolik wird Arik-Buka, der sich als der wahre Erbe Dschingis Khans sieht, durch den Verrat seiner eigenen Leute gedemütigt. Kubilai, der Sieger des Bruderkriegs, zeigt jedoch Milde und verschont seinen Bruder. Diese Geste unterstreicht Kubilais Größe als Anführer und seine Fähigkeit, persönliche Konflikte im Interesse des Reiches zurückzustellen. Rückblenden: Die verlorene Brüderlichkeit In Rückblenden erinnert die Erzählung an die gemeinsame Kindheit und Jugend der Brüder Arik-Buka und Kubilai. Szenen wie erste Jagdausflüge und geschwisterliche Versprechen stehen in deutlichem Kontrast zur späteren politischen Feindschaft. Diese Erinnerungen verdeutlichen die persönliche Dimension des Konflikts und betonen den Bruch in ihrem Verhältnis. Die Erzählung schließt mit der Einsicht, dass der Machtkampf nicht nur das Verhältnis der Brüder, sondern auch die Einheit des mongolischen Reiches dauerhaft beschädigt hat. | männlich | Toluidischer Bürgerkrieg; Kublai Khan | |
| Beheim-Schwarzbach, Martin | Autor | Der Stern von Burgund. Roman der Nibelungen | 1961 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Rütten und Loening | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Berger, Fritz | Autor | Der gute Gerhard. Alte Legende. Nacherzählt von Fritz Berger | 1956 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | St. Gabriel | Österreich | Guter Gerhart | ||||
| Blunck, Hans Friedrich | Autor | Deutsche Heldensagen | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Droemersche | Westdeutschland | Sammlung; Beowulf; Dietrich von Bern; Gudrun; Nibelungen; Hildegund; Parzival; Roland; Tannhäuser | |||
| Bolt, Robert | Autor | Der kleine dicke Ritter Oblong-Fitz-Oblong. Nacherzählt von Carl Schanze | 1963 | Übersetzung | Originärer Text | Hoch-Verlag | Westdeutschland | Rittertum | ||||
| Braumann, Franz | Autor | Die Abenteuer des Ritters Ruodlieb | 1970 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Tyrolia | Österreich | |||||
| Bredel, Willi | Autor | Die Vitalienbrüder. Ein historischer Roman für die Jugend | Ab 1962 unter dem Titel „Die Vitalienbrüder. Ein Störtebeker-Roman“ | 1952 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Petermänken | Westdeutschland | Die Erzählung „Die Vitalienbrüder. Ein historischer Roman für die Jugend“ von Willi Bredel thematisiert das Leben des jungen Klaus Störtebeker, der aus bäuerlichen Verhältnissen stammt und im Verlauf der Handlung zum Anführer der Vitalienbrüder aufsteigt. Vor dem Hintergrund der sozialen und wirtschaftlichen Spannungen des 14. Jahrhunderts zeichnet der Text den Weg einer historischen Figur nach, die unter dem Eindruck mittelalterlicher Machtstrukturen, persönlicher Erfahrungen von Not und Unrecht sowie dem Wunsch nach Unabhängigkeit eine krisenhafte Entwicklung durchläuft. Die Erzählung verknüpft reale historische Gegebenheiten mit fiktiven Elementen und stellt Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, politischem Widerstand und individuellen Handlungsspielräumen in einer von Ungleichheit geprägten Zeit. Einleitung: Klaus Störtebekers Herkunft und Kindheit Klaus Störtebeker wird in den 1360er-Jahren in Mecklenburg geboren, einer Zeit, die geprägt ist von Armut, Ausbeutung und der Willkür des Feudalsystems. Als elternloser Bauernsohn wächst er ohne festen Halt auf. Bereits in jungen Jahren muss er sich als Knecht bei verschiedenen Bauern durchschlagen und ist Zeuge der Ungerechtigkeiten und Härte, mit denen die einfachen Menschen zu kämpfen haben. Die Adligen und Geistlichen beuten die Bauern rücksichtslos aus, während Krankheiten wie die Pest das Leben zusätzlich bedrohen. Auf einer Landstraße trifft der junge Klaus den jüdischen Hausierer Josephus, der ihn nach Wismar mitnimmt. Josephus wird für Klaus zu einer wichtigen Figur, die ihn nicht nur mit Geschichten aus der weiten Welt beeindruckt, sondern ihm auch die Augen für die Ungerechtigkeiten des Feudalsystems öffnet. Der alte Mann kritisiert die Macht der Kirche, die Gier der Adligen und die Unterdrückung der einfachen Leute. Klaus beginnt, die sozialen Strukturen seiner Zeit zu hinterfragen. Ankunft in Wismar: Begegnung mit der Welt der Seefahrt In Wismar, einer bedeutenden Hafenstadt der Hanse, entdeckt Klaus die Faszination der Seefahrt. Der lebhafte Markt, die mächtigen Schiffe im Hafen und die Geschichten der Seemänner ziehen ihn in ihren Bann. Besonders beeindruckt ihn eine große Kogge, deren Laderaum schier endlos scheint. Klaus beschließt, Schiffsmann zu werden, um der Armut zu entkommen und ein Leben voller Abenteuer zu führen. In Wismar wird Klaus mit der harten Realität des Mittelalters konfrontiert: Die Pest, der „Schwarze Tod“, wütet in der Stadt und jüdische Bewohner werden zu Sündenböcken gemacht. In einer dramatischen Szene wird Josephus, der alte Hausierer, von einem aufgebrachten Mob ergriffen und am Marktplatz auf grausame Weise ermordet. Klaus ist zutiefst erschüttert und erkennt die Grausamkeit und Willkür der Menschen. Trotz seiner Jugend bleibt er entschlossen, einen Weg aus der Armut zu finden. Aufbruch zur See: Klaus’ Lehrzeit im Vittenlager Klaus heuert auf einer Kogge an, die ihn nach Schonen, einem wichtigen Handels- und Fangplatz der Hanse, bringt. Dort erlebt er die harte Arbeit der Heringsfischer. Die Männer kämpfen täglich mit den Naturgewalten, während die Vögte der Hanse strenge Regeln durchsetzen und drakonische Strafen verhängen. Klaus wird Zeuge der brutalen Verstümmelung eines Fischerknechts, der gegen die Vorschriften verstoßen hat, und erkennt, dass auch im scheinbar geregelten System der Hanse Unterdrückung und Willkür herrschen. Trotz der Härten des Lebens im Vittenlager findet Klaus Freunde, insbesondere den jungen Gerd Windmaker aus Stralsund. Die beiden verbindet eine enge Kameradschaft, die von gemeinsamen Träumen von Freiheit und Gerechtigkeit getragen wird. Intrigen und Verrat: Die gestohlene Vittenkasse Im Vittenlager kommt es zu einem spektakulären Diebstahl: Die Vittenkasse, in der die Einnahmen der Fischer gesammelt werden, verschwindet spurlos. Der Vogt Wulveken Wulflam nutzt den Vorfall, um die Oldermänner des Lagers zu beschuldigen und sie zu verhaften. Klaus und Gerd, die misstrauisch werden, beginnen eigene Nachforschungen. Sie entdecken Hinweise, die darauf hindeuten, dass der Vogt selbst hinter dem Diebstahl steckt. Doch bevor sie ihre Erkenntnisse öffentlich machen können, geraten sie selbst in Verdacht. Die beiden Freunde erkennen, dass das System der Hanse nicht nur auf Handel und Ordnung, sondern auch auf Korruption und Machtmissbrauch basiert. Sie beschließen, das Lager zu verlassen und ein freieres Leben zu suchen. Der Weg zur Freiheit: Anschluss an die Vitalienbrüder Klaus und Gerd schließen sich einer Gruppe von Seefahrern an, die sich als Vitalienbrüder formiert haben. Diese Gemeinschaft, die ursprünglich gegründet wurde, um die belagerte Stadt Stockholm mit Lebensmitteln („Vitalien“) zu versorgen, entwickelt sich zunehmend zu einer Gruppe von Freibeutern, die unter dem Deckmantel des Freiheitskampfes Handelsschiffe überfallen. Die Vitalienbrüder bieten Klaus und Gerd eine Alternative zum harten und ungerechten Leben unter der Herrschaft der Hanse. Gemeinsam mit den anderen Brüdern überfallen sie Schiffe, plündern Häfen und führen einen regelrechten Kleinkrieg gegen die Hanse und die dänische Krone. Klaus, der nun den Namen „Störtebeker“ trägt, steigt schnell zum Anführer der Vitalienbrüder auf. Seine Entschlossenheit, sein Mut und seine strategischen Fähigkeiten machen ihn zu einer gefürchteten und bewunderten Figur. Konflikte und Herausforderungen: Die Jagd der Hanse Mit der Zeit geraten die Vitalienbrüder immer stärker ins Visier der Hanse und der dänischen Krone. Einst als Freiheitskämpfer gefeiert, werden sie nun als Piraten gejagt. Die Hanse stellt eine mächtige Flotte zusammen, um die Freibeuter zu besiegen. Klaus und seine Männer führen waghalsige Aktionen durch, um der Übermacht zu entkommen, doch die ständige Verfolgung fordert ihren Tribut. Die Erzählung zeigt die Ambivalenz des Lebens als Freibeuter: Einerseits steht es für Freiheit und Abenteuer, andererseits ist es geprägt von Gewalt, Entbehrungen und der ständigen Gefahr des Scheiterns. Klaus beginnt, an seinem Weg zu zweifeln, doch er bleibt seinem Traum von Freiheit treu. Der Fall der Vitalienbrüder: Klaus’ Ende Die Erzählung endet mit dem Untergang der Vitalienbrüder. Nach einer dramatischen Schlacht gegen die Flotte der Hanse werden Klaus und seine Männer gefangen genommen. Klaus, der sich stolz und ungebrochen zeigt, wird in Hamburg zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung markiert das Ende einer Ära, doch sein Name bleibt als Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit im Gedächtnis. | männlich | Klaus Störtebeker; Freibeuter | |
| Brettenthaler, Josef | Autor | Der letzte Ritter und sein Jagdgesell | 1959 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Wilhelm Andermann | Westdeutschland | Die Erzählung „Der letzte Ritter und sein Jagdgesell“ von Josef Brettenthaler beginnt mit einer Szene im Gebirgstal Tirols, wo der junge Oswald Hallsteiner mit seiner Armbrust einen Adler erlegt, der eines der Schafe seiner Familie angreift. Doch anstatt für seinen Mut gelobt zu werden, erhält Oswald eine Rüge von seinem Vater Leonhard. Dieser macht Oswald deutlich, dass das Recht zur „Hohen Jagd“ allein beim Herzog liegt – ein unerlaubter Abschuss von Wild könne schwerwiegende Folgen für die Familie haben. Bald darauf erscheint Jörg, ein erfahrener und weitgereister Soldat, der mit Oswalds Familie verwandt ist. Er ist nach vielen Jahren auf Reisen in die Heimat zurückgekehrt. Jörg beeindruckt Oswald und die Familie nicht nur durch seine Geschichten aus fernen Ländern, sondern auch durch eine neuartige Feuerwaffe, die er mitgebracht hat – eine seltene und moderne Waffe, die in den abgelegenen Tälern Tirols noch nahezu unbekannt ist. Oswald ist von Jörgs abenteuerlichem Leben und seinen Erzählungen über das Reich zutiefst fasziniert. In den langen Wintermonaten, die Jörg bei Oswalds Familie verbringt, erzählt er immer wieder von den Erfahrungen, die er als Soldat und Söldner gemacht hat. Besonders häufig erzählt er von Erzherzog Maximilian von Habsburg, der in seinen Augen ein „letzter Ritter“ sei – ein Herrscher, der durch Mut, Entschlossenheit und ein ungebrochenes Streben nach Ruhm und Ehre bekannt wurde. Maximilian wird von Jörg als Held geschildert, der durch seine Entschlossenheit und Tapferkeit die Herzen der Menschen für sich gewinnt. Diese Erzählungen hinterlassen einen starken Eindruck bei Oswald. In ihm wächst die Sehnsucht nach einem anderen Leben – eines, das über die engen Grenzen des bäuerlichen Alltags hinausgeht. In seiner Fantasie stellt er sich vor, wie er an Maximilians Seite in die Schlacht zieht oder auf Jagdzügen das Gebirge durchstreift. Die Geschichten von Maximilians Taten und Jörgs lebendige Schilderungen lassen Oswald die engen Grenzen seines bäuerlichen Lebens als einengend und unbedeutend erscheinen. Oswalds Eltern, insbesondere sein Vater, beobachten diese Entwicklung mit wachsender Besorgnis. Sie fürchten, dass sich ihr Sohn zu weit von den Pflichten eines Bauern entfernt. Leonhard erkennt, dass Jörgs Einfluss Oswalds Vorstellungen verändert und Konflikte heraufbeschwören könnte. Jörgs freigeistiges, wenig angepasstes Verhalten steht zudem im Kontrast zum strukturierten und arbeitsreichen Leben auf dem Hof. Mit dem Frühling kündigt sich Jörgs Abreise an. Der Schnee beginnt zu schmelzen, und der Ruf der Ferne scheint stärker denn je. Für Oswald bleibt Jörgs Besuch eine prägende Erinnerung. Die Geschichten über Maximilian und das kurze Aufbrechen seiner gewohnten Welt verstärken seine Jugendträume – von der Freiheit, vom Rittertum und vom Aufbruch ins Ungewisse. Die Erzählung endet mit Oswalds wachsender Sehnsucht nach einem anderen Leben, während Jörg das Tal verlässt. „Der letzte Ritter und sein Jagdgesell“ erzählt nicht nur von der Bewunderung für eine heroische Figur wie Maximilian I., sondern auch von der Spannung zwischen bäuerlicher Lebensrealität und der Verlockung ritterlicher Ideale – zwischen Bindung und Aufbruch, Pflicht und Freiheit. | männlich | Rittertum; Maximilian I. (HRR) | ||
| Bull, Bruno Horst | Autor | Neues von Till Eulenspiegel | 1968 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Boje-Verlag | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Bulwer-Lytton, Edward | Autor | Rienzi, der letzte Tribun | 1954 | Übersetzung | Originärer Text | Ueberreuther | Österreich | |||||
| Busch, Fritz-Otto | Autor | Ein nordischer Drache. Die Wikinger. Die erste Entdeckung des nordamerikanischen Kontinents | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Moewig | Westdeutschland | Die Erzählung „Ein nordischer Drache“ von Fritz-Otto Busch schildert die Entdeckungsreise des Wikingers Leif Eriksson, der um das Jahr 1000 mit seinem Drachenboot von Grönland aus westwärts segelt, um neues Land zu erkunden. Im Mittelpunkt steht die Darstellung der Wikinger als erfolgreiche Seefahrer und Entdecker und deren Motivation, neue Ressourcen wie Holz zu erschließen, die in ihrer Heimat nur begrenzt verfügbar sind. Die Reise beginnt mit einer entschlossenen Mannschaft unter Leifs Führung, die zunächst eine karge Steinwüste erreicht, die er Helluland („Flachsteinland“) nennt. Enttäuscht segeln sie weiter nach Süden und erreichen schließlich eine bewaldete Küste, die Leif Markland („Waldland“) tauft. Nach weiteren Tagen auf See entdecken sie ein fruchtbares Land, das sie später Vinland nennen. Es zeichnet sich durch dichte Wälder, fruchtbare Böden, Flüsse und Wildtiere aus. Leif und seine Männer errichten dort eine Siedlung mit Blockhäusern und sichern Vorräte für die Rückkehr. Ein Höhepunkt ist der Fund wilder Weinreben durch Tyrkir, Leifs Ziehvater, was das Land besonders wertvoll erscheinen lässt. Auch Weizen wächst dort wild, wie zwei mitgereiste schottische Laufboten berichten. Während ihres Aufenthalts erkunden die Wikinger die Umgebung, fischen, jagen und bereiten ihr Schiff auf die Heimreise vor. Trotz des Reichtums und der angenehmen Bedingungen entschließt sich Leif, das neue Land zu verlassen, da ihn die karge Heimat Grönland und die dortige Kultur mehr ansprechen. Die Erzählung endet mit der Darstellung der Wikinger als erste europäische Entdecker des amerikanischen Kontinents. Ihre Leistungen werden im Kontext ihrer Navigationskunst, ihres Durchhaltevermögens und ihrer Fähigkeit zur Bewältigung natürlicher Herausforderungen eingeordnet. | männlich | Wikinger | ||
| Busch, Fritz-Otto | Autor | Land voraus - Amerika! Die kühne Entdeckungsfahrt der Wikinger 500 Jahre vor Kolumbus | 1955 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Franz Schneider | Westdeutschland | In der Erzählung „Land voraus - Amerika! Die kühne Entdeckungsfahrt der Wikinger 500 Jahre vor Kolumbus“ von Fritz-Otto Busch wird die Geschichte der Wikingerfahrten nach Nordamerika thematisiert. Im Zentrum steht Leif Eriksson, Sohn von Erik dem Roten, dessen Unternehmung zur Erkundung westlich gelegener Gebiete im Zusammenhang mit der Suche nach neuem Siedlungsland dargestellt wird. Die Handlung beginnt mit der Beschreibung der Entdeckungen durch Leifs Zeitgenossen, die bereits Hinweise auf ein Land westlich von Grönland gesammelt haben. Leif Eriksson, getrieben von Neugier und Abenteuerlust, entscheidet sich, das unbekannte Land zu erkunden. Er organisiert eine Expedition und segelt mit seiner Mannschaft von Grönland aus nach Westen. Auf ihrer Fahrt treffen sie zunächst auf ein karges, steiniges Land, das sie aufgrund der kargen Landschaft „Helluland“ (Steinland) nennen. Da das Land unwirtlich erscheint, setzen sie ihre Reise fort. Bald darauf erreichen sie ein waldiges Gebiet, das sie „Markland“ (Waldland) taufen. Doch Leif sucht weiter nach einem noch fruchtbareren Gebiet, bis sie schließlich in Vinland ankommen. Vinland beeindruckt die Wikinger durch seinen milden Herbst und die Fruchtbarkeit des Bodens. Hier finden sie wilde Weinreben und reichlich Nahrung, was die Region zu einem idealen Siedlungsort für die Wikinger macht. Während ihres Aufenthalts in Vinland begegnen die Wikinger zum ersten Mal den einheimischen Ureinwohnern, die sie „Skrälinger“ nennen. Anfangs sind die Begegnungen friedlich, aber Missverständnisse und Spannungen führen bald zu Konflikten. Leif und seine Männer müssen sich gegen die Angriffe der Einheimischen verteidigen, was ihnen schließlich bewusst macht, dass eine dauerhafte Besiedlung Vinlands mit großen Risiken verbunden ist. Nach einem längeren Aufenthalt kehrt Leif Eriksson mit seiner Mannschaft nach Grönland zurück, beladen mit Erzeugnissen aus dem neu entdeckten Gebiet Vinland. Die Erzählung endet mit seiner Rückkehr und der Feststellung, dass er als erster Europäer dokumentiert nordamerikanischen Boden betreten hat – ein Ereignis, das in der Heimat Anerkennung findet und seinen Namen in den nordischen Erzähltraditionen verankert. | männlich | Wikinger | ||
| Busch, Fritz-Otto | Autor | Wikingersegel vor Amerika. Die Saga von Gudrid und Freydis | 1966 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Adolf Sponholtz | Westdeutschland | Die Erzählung „Wikingersegel vor Amerika“ von Fritz-Otto Busch berichtet von den Fahrten und Siedlungsversuchen der Wikinger in Amerika, die Jahrhunderte vor der Reise des Christoph Kolumbus stattfanden. Im Mittelpunkt stehen Leif Eriksson und seine Brüder Thorvald und Thorstein sowie Gudrid und Thorfinn Karlsefni, die gemeinsam versuchen, das Gebiet Vinland zu erkunden und zu besiedeln. Die Darstellung basiert auf historischen Quellen wie der „Grönländersaga“ und der „Eiriks Saga“, um zentrale Motive wie Entdeckermut, materielle Hoffnung, zwischenmenschliche Konflikte und die Härten des Siedlungsalltags aufzuzeigen. Die Vorgeschichte: Erik der Rote und die Besiedlung Grönlands Die Erzählung beginnt mit der Gründung der Wikingerkolonie in Grönland durch Erik den Roten im Jahr 985. Erik, ein furchtloser und charismatischer Anführer, war wegen eines Totschlags aus Island verbannt worden und hatte daraufhin die Küsten Grönlands besiedelt. Dort errichtete er die Siedlung Brattahlid, die zum Zentrum der Wikingerkolonien wurde. Die Lebensbedingungen in Grönland sind hart, geprägt von langen Wintern und karger Natur. Die Wikinger überleben durch Viehzucht, Jagd und Handel. Trotz dieser Härten bewahren sich die Wikinger ihren Abenteuergeist und ihren Wunsch, neue Länder zu entdecken. Erik selbst bleibt dem heidnischen Glauben treu, während seine Frau Thjodhild sich dem Christentum zuwendet, was Spannungen innerhalb der Familie auslöst. Bjarnis Entdeckung: Ein ungewollter Blick auf Amerika Die eigentliche Geschichte der Vinlandfahrten beginnt mit Bjarni Herjulfsson, einem Seefahrer, der auf dem Weg nach Grönland von einem Sturm abgetrieben wird. Er sieht Land im Westen, wagt jedoch nicht, an Land zu gehen, und kehrt nach Grönland zurück. Seine Erzählungen über fruchtbare Küsten und Wälder wecken die Neugier der Wikinger und inspirieren später Leif Eriksson zu seiner Expedition. Leif Eriksson und die erste Reise nach Vinland Leif Eriksson, der Sohn Eriks des Roten, übernimmt die Initiative und segelt mit einer kleinen Crew in Richtung Westen. Seine Reise führt ihn zunächst nach Helluland („Land der flachen Steine“, vermutlich Baffin Island), dann nach Markland („Waldland“, vermutlich Labrador) und schließlich nach Vinland. Vinland wird als ein fruchtbares Land mit mildem Klima, reicher Vegetation und wilden Trauben beschrieben, was ihm den Namen „Weinland“ einbringt. Leif und seine Männer errichten eine kleine Siedlung und verbringen den Winter in Vinland. Sie erforschen die Umgebung, sammeln Holz und andere wertvolle Ressourcen, bevor sie im Frühling nach Grönland zurückkehren. Leifs Expedition gilt als erfolgreich und er wird in der Geschichte als „Leif der Glückliche“ bekannt. Seine Entdeckung inspiriert weitere Fahrten, die jedoch zunehmend von Konflikten geprägt sind. Thorvalds und Thorsteins Expeditionen: Hoffnung und Tragödie Leifs Bruder Thorvald Eriksson unternimmt eine weitere Expedition nach Vinland, um das Land weiter zu erkunden. Er findet die verlassene Siedlung seines Bruders und verbringt den Winter dort. Im Frühjahr trifft er auf die Ureinwohner, die von den Wikingern als „Skrälinge“ bezeichnet werden. Diese Begegnung endet in einem blutigen Konflikt, bei dem Thorvald getötet wird. Seine Männer begraben ihn in Vinland und kehren nach Grönland zurück. Thorstein Eriksson, der jüngste Bruder, beschließt, seinen Bruder zu ehren und nach Vinland zu segeln. Doch seine Reise steht unter einem schlechten Stern: Krankheiten breiten sich unter der Besatzung aus und Thorstein stirbt, ohne Vinland erreicht zu haben. Diese tragischen Ereignisse zeigen die Gefahren und Herausforderungen der Reisen. Gudrid und Thorfinn Karlsefni: Der Versuch einer dauerhaften Siedlung Gudrid, Thorsteins Witwe, wird zu einer der zentralen Figuren der Vinlandfahrten. Nach Thorsteins Tod heiratet sie Thorfinn Karlsefni, einen wohlhabenden Kaufmann und erfahrenen Seefahrer. Gemeinsam planen sie eine großangelegte Expedition nach Vinland, um dort eine dauerhafte Siedlung zu errichten. Gudrid und Thorfinn führen eine Flotte mit mehreren Schiffen und einer großen Besatzung nach Vinland. Sie gründen eine Siedlung und leben dort mehrere Jahre. Gudrid bringt während ihres Aufenthalts einen Sohn, Snorri, zur Welt, der als das erste europäische Kind in Amerika gilt. Doch auch diese Expedition wird von Konflikten mit den Skrälingen überschattet. Nach mehreren Zusammenstößen, bei denen es zu Verlusten auf beiden Seiten kommt, entscheiden sich Gudrid und Thorfinn, Vinland aufzugeben und nach Grönland zurückzukehren. Freydis: Gier, Gewalt und Verrat Freydis, die Halbschwester von Leif Eriksson, ist eine zwiespältige Figur. Getrieben von Gier und Machtstreben, organisiert sie eine eigene Expedition nach Vinland. Ihre Herrschaft ist jedoch von Gewalt und Verrat geprägt. In einer grausamen Tat lässt sie ihre eigenen Gefährten ermorden, um ihre Macht zu sichern. Diese Taten bringen Schande über ihren Namen, und sie wird als eine der dunkelsten Figuren der Vinlandfahrten dargestellt. Der Niedergang der Vinland-Siedlungen Die Erzählung schließt mit dem schrittweisen Rückzug der nordischen Siedler aus Vinland und Grönland. Gründe hierfür sind klimatische Veränderungen, interne Spannungen sowie die zunehmende Abgeschiedenheit von den europäischen Versorgungswegen. Trotz des Scheiterns der dauerhaften Besiedlung bleibt der historische Moment der Entdeckung Amerikas durch die Wikinger als eigenständiges Kapitel frühmittelalterlicher Seefahrt und Kolonisation erhalten. | männlich + weiblich | Wikinger | ||
| Carstensen, Richard | Autor | Rittersagen des Abendlandes | 1969 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Boje-Verlag | Westdeutschland | Sammlung; Roland | ||||
| Carstensen, Richard | Autor | Robin Hood und seine tollkühnen Gesellen | 1958 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Erich Schmidt | Westdeutschland | Robin Hood | ||||
| Clevé, Evelyn | Autorin | Du musst nach Frankreich ziehn, Johanna. Die Jungfrau von Orléans | 1961 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Franckh | Westdeutschland | Die Erzählung „Du musst nach Frankreich ziehn, Johanna“ von Evelyn Clevé thematisiert das Leben der Johanna von Orléans, einer jungen Bauerntochter, die sich während des Hundertjährigen Krieges aufgrund religiöser Visionen zu einer zentralen Figur im politischen und militärischen Geschehen Frankreichs entwickelt. Vor dem Hintergrund eines von Krieg, Machtkämpfen und konfessionellen Spannungen geprägten Zeitalters verfolgt die Darstellung Johannas Weg von ihrem Herkunftsort Domrémy bis zu ihrer Hinrichtung in Rouen. Im Mittelpunkt stehen sowohl ihre persönliche Entwicklung als auch die historischen Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit. Johannas Kindheit: Das Leben in Domrémy Johanna, ein Mädchen aus dem kleinen Dorf Domrémy in Lothringen, wächst in einer von Krieg und Unsicherheit geprägten Zeit auf. Der Hundertjährige Krieg hat Frankreich zerrissen, und rivalisierende Fraktionen kämpfen um die Macht. Johanna lebt mit ihrer Familie ein einfaches Bauernleben. Ihr Vater, Jakob d’Arc, ist eine respektierte Persönlichkeit im Dorf und sorgt für die Sicherheit der Bewohner, unter anderem durch die Pacht einer nahegelegenen Festung, die als Schutz vor Überfällen dient. Bereits als Kind zeigt Johanna eine ungewöhnliche Frömmigkeit. Sie verbringt viel Zeit in der Kirche und bei religiösen Zeremonien und ist tief beeindruckt von Geschichten über Heilige und Wunder. Die Erzählung beschreibt Johannas Kindheit als einen Gegensatz zwischen der ländlichen Idylle und den grausamen Auswirkungen des Krieges, die das Dorf immer wieder heimsuchen. Die Berufung durch göttliche Stimmen Mit 13 Jahren beginnt Johanna, Stimmen zu hören, die sie anweisen, gut und fromm zu sein. Diese Stimmen, die sie als Botschaften von Heiligen und Engeln empfindet, werden zunehmend klarer und erteilen ihr eine göttliche Mission: Sie soll nach Frankreich ziehen, den Dauphin (Kronprinzen) Karl VII. unterstützen und ihm helfen, als rechtmäßiger König gekrönt zu werden. Die Stimmen sprechen zu ihr im Rauschen der Bäume, im Wind und im Glockenläuten, und Johanna empfindet sie als unüberhörbaren Ruf Gottes. Zunächst zögert Johanna, ihrer Berufung zu folgen, doch ihre innere Überzeugung wächst. Sie fühlt sich dazu bestimmt, Frankreich von der englischen Besatzung zu befreien und die Einheit des Landes wiederherzustellen. Diese Vision gibt ihrem Leben eine neue Richtung und treibt sie dazu an, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen. Die politische Lage: Frankreich im Hundertjährigen Krieg Die Erzählung schildert ausführlich die düstere Lage Frankreichs zur Zeit Johannas. Das Land ist durch den Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zerrissen. Die Engländer haben weite Teile des Landes besetzt, und der Dauphin Karl VII. ist durch die Burgunder bedroht, die mit den Engländern verbündet sind. Die französische Krone ist geschwächt und Karl VII. hat noch nicht die traditionelle Krönung in Reims erhalten, die ihn als rechtmäßigen Herrscher legitimieren würde. Diese unsichere politische Situation bildet den Hintergrund für Johannas Berufung. Johannas Aufbruch: Der erste Schritt in die Öffentlichkeit Nachdem sie die Stimmen gehört hat, beginnt Johanna, ihre Mission in die Tat umzusetzen. Sie versucht, ihre Familie und die Dorfbewohner von ihrer göttlichen Berufung zu überzeugen. Ihr Vater Jakob ist zunächst entsetzt und sieht Johannas Pläne als gefährlich an. Er versucht, sie davon abzuhalten, das Dorf zu verlassen, doch Johanna bleibt unbeirrt. Sie ist überzeugt, dass ihre Mission von Gott selbst kommt und dass sie keine Wahl hat, als ihr zu folgen. Mit Unterstützung einiger lokaler Adliger, darunter Robert de Baudricourt, ein französischer Militärkommandant, gelingt es Johanna schließlich, Zugang zum Dauphin Karl VII. in Chinon zu erhalten. Ihre Reise dorthin ist gefährlich, da sie durch von Feinden kontrollierte Gebiete reisen muss, doch ihre Entschlossenheit und ihr Glaube führen sie sicher ans Ziel. Die Begegnung mit Karl VII. und der Beginn ihrer Mission Am Hof von Chinon beeindruckt Johanna den Dauphin Karl VII. und seine Berater durch ihre Visionen und ihre unerschütterliche Überzeugung. Sie überzeugt Karl von ihrer göttlichen Mission und gewinnt sein Vertrauen, obwohl viele Höflinge sie für eine einfache, unerfahrene Bäuerin halten. Karl beschließt, Johannas Glaubwürdigkeit durch eine kirchliche Prüfung bestätigen zu lassen. Diese besteht sie mit Bravour und sie erhält die Erlaubnis, eine militärische Truppe anzuführen. Johanna, die nie zuvor eine Schlacht erlebt hat, wird zur Anführerin einer Armee, die die belagerte Stadt Orléans befreien soll. Sie trägt eine weiße Rüstung und führt ihre Soldaten mit einer Fahne, auf der das Wort „Jesus“ steht. Ihre Präsenz auf dem Schlachtfeld inspiriert die französischen Truppen und ihr unerschütterlicher Glaube gibt ihnen neuen Mut. Die Befreiung von Orléans und der Wendepunkt im Krieg Die Erzählung schildert in lebhaften Details die Belagerung von Orléans, die zu einem Wendepunkt im Hundertjährigen Krieg wird. Johannas Führung und ihr Glaube an den göttlichen Schutz führen die französischen Truppen zum Sieg über die Engländer. Sie wird zur Heldin des Volkes und ihr Ruf als „Jungfrau von Orléans“ verbreitet sich im ganzen Land. Der Erfolg in Orléans stärkt das Vertrauen des Dauphins in Johanna und bringt neue Hoffnung für die französische Sache. Die Krönung in Reims: Johannas größter Triumph Nach der Befreiung von Orléans führt Johanna den Dauphin Karl VII. nach Reims, wo die traditionellen Krönungen der französischen Könige stattfinden. Die Reise nach Reims ist voller Gefahren, da sie durch feindliches Gebiet führt, doch Johanna und ihre Truppen überwinden alle Hindernisse. In Reims wird Karl VII. schließlich zum König gekrönt, ein Ereignis, das für Johanna die Erfüllung eines Teils ihrer Mission bedeutet. Sie empfindet dies als göttliche Bestätigung ihrer Berufung, doch sie weiß, dass ihre Aufgabe noch nicht abgeschlossen ist. Die Gefangennahme und der Prozess Nach der Krönung von Karl VII. verliert Johannas Einfluss am französischen Hof. Politische Intrigen und die zunehmende Skepsis gegenüber ihrer Person führen dazu, dass sie isoliert wird. Dennoch setzt sie ihren Kampf gegen die Engländer fort und versucht, weitere Gebiete zu befreien. Während einer Belagerung wird Johanna jedoch von ihren Feinden gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert. Die Engländer sehen in Johanna eine Bedrohung und beschuldigen sie der Ketzerei und des Verrats. In Rouen wird Johanna vor ein kirchliches Gericht gestellt, das sie der Ketzerei und des Verrats beschuldigt. Der Prozess ist von Voreingenommenheit und politischen Interessen geprägt. Trotz der harten Verhöre bleibt Johanna ihrem Glauben treu und verteidigt ihre Mission bis zum Schluss. Sie zeigt eine beeindruckende Standhaftigkeit, doch das Urteil steht von Anfang an fest. Johannas Tod und ihr Vermächtnis Am 30. Mai 1431 wird Johanna in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie stirbt mit dem Gebet auf den Lippen und wird zur Märtyrerin. Ihr Tod ist ein schwerer Schlag für das französische Volk, doch ihr Vermächtnis lebt weiter. Einige Jahrzehnte später wird Johanna rehabilitiert und 1920 spricht die katholische Kirche sie heilig. | weiblich | Jeanne d'Arc | ||
| Coatsworth, Elisabeth | Autorin | Das geheimnisvolle Sonnental. Jon und die verschollenen Wikinger in Grönland | 1964 | Übersetzung | Originärer Text | Aschendorff | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Coatsworth, Elisabeth | Autorin | Das Rätsel der verlassenen Siedlung | 1963 | Übersetzung | Originärer Text | Aschendorff | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Cyran, Eberhard | Autor | Marco und der Herr der Welt | 1957 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Thomas-Verlag | Westdeutschland | Die Erzählung „Marco und der Herr der Welt“ von Eberhard Cyran behandelt die Reise Marco Polos gemeinsam mit seinem Vater Niccolò und seinem Onkel Maffeo an den Hof des Großkhans Kublai in Peking. Vor dem Hintergrund der politischen und kulturellen Spannungen des 13. Jahrhunderts entfaltet sich eine Darstellung, die Aspekte von Entdeckungsdrang, diplomatischem Handeln und interkulturellem Austausch vereint. Im Zentrum steht die Begegnung zwischen unterschiedlichen Weltanschauungen sowie der Einfluss, den eine historische Einzelgestalt auf das Verhältnis zwischen Europa und Asien nimmt. Einleitung: Aufbruch in eine ferne Welt Die Erzählung beginnt mit der Ankunft einer Karawane, die durch die endlose Weite der Wüste Gobi zieht. Angeführt wird die Reisegruppe von Niccolò und Maffeo Polo, erfahrenen Händlern aus Venedig, die bereits vor Jahren den Hof des Großkhans Kublai besucht hatten. Begleitet werden sie von Niccolòs jungem Sohn Marco, der voller Neugier und Abenteuerlust das Unbekannte erkunden möchte. Die Zeit ist geprägt von Unsicherheiten und Umbrüchen: Während Europa in Konflikten zwischen dem Papst und weltlichen Herrschern zerrissen ist, erstreckt sich das Reich der Mongolen unter Kublai Khan von China bis an die Grenzen Europas. Kublai, ein Nachfahre des berüchtigten Dschingis Khan, regiert mit harter Hand, hat aber auch den Ruf eines visionären Herrschers, der kulturellen Austausch und Innovation fördert. Die Polos sind auf einer diplomatischen Mission unterwegs. Im Auftrag des Papstes tragen sie Briefe und Geschenke für den Großkhan bei sich, der von den christlichen Mächten Europas als möglicher Verbündeter gegen die Muslime gesehen wird. Marco, der in einer privilegierten, aber behüteten Welt aufgewachsen ist, tritt erstmals in eine Welt ein, die ihn nicht nur körperlich fordert, sondern auch intellektuell und emotional prägt. Die beschwerliche Reise Die Reise führt die Polos durch Persien, das Hochland von Tibet und die karge Wüste Gobi – eine Route voller Gefahren und Strapazen. Marco erlebt zum ersten Mal die rauen Bedingungen des Reisens: Sandstürme, Hunger und die ständige Bedrohung durch Räuberbanden. Die Karawane wird jedoch durch die „Goldene Tafel“, ein Schutzdokument des Großkhans, unterstützt, das ihnen Hilfe von lokalen mongolischen Offizieren und Soldaten sichert. Unterwegs begegnet Marco dem jungen mongolischen Offizier Atchu, der ihn mit der Kultur und den Bräuchen der Mongolen vertraut macht. Atchu erzählt von der strengen Ordnung im Reich des Großkhans und von dessen kompromissloser Autorität. Marco ist beeindruckt von der Effizienz und Disziplin des mongolischen Kommunikations- und Verwaltungsapparates, der durch das Poststationssystem „Yam“ verbunden ist. Gleichzeitig wird ihm bewusst, wie gewaltig die Macht Kublais ist und wie sehr die Menschen in seinem Reich unter Gehorsam und Kontrolle leben. Während der Reise macht Marco erste Erfahrungen mit den vielfältigen Kulturen und Religionen Asiens. Er sieht buddhistische Tempel, islamische Moscheen und erfährt von den philosophischen Lehren des Konfuzianismus. Diese Begegnungen wecken in ihm eine tiefe Neugier auf die fremden Lebensweisen und Weltanschauungen, die er in seinem späteren Bericht ausführlich schildern wird. Die Ankunft in Peking: Der Hof des Großkhans Nach monatelanger Reise erreicht die Karawane die Hauptstadt Peking, die Marco als eine der prächtigsten Städte der Welt beschreibt. Die „Verbotene Stadt“, der Palast des Großkhans, beeindruckt durch ihre Größe, die prächtigen Gärten und die zeremoniellen Abläufe. Marco, der solche Pracht noch nie gesehen hat, ist überwältigt von der Größe und Macht, die der Hof ausstrahlt. Der erste Empfang durch Kublai Khan ist ein Höhepunkt der Erzählung. Der Großkhan, eine charismatische und mächtige Figur, hört sich die Berichte der Polos an und zeigt besonderes Interesse an Marco, dessen Redegewandtheit und Mut ihn beeindrucken. Kublai, der stets nach talentierten Beratern sucht, nimmt Marco in seinen Hofstaat auf und gibt ihm bald erste diplomatische und administrative Aufgaben. Marcos Leben am Hof Kublais Am Hof des Großkhans taucht Marco tief in die Welt der Mongolen ein. Er wird nicht nur Zeuge der politischen und militärischen Strategien Kublais, sondern auch des kulturellen Reichtums seines Reiches. Marco beschreibt die ausgeklügelte Verwaltung des Reiches, die Effizienz des Yam-Systems und die beeindruckende Organisation der mongolischen Armee. Kublai Khan selbst erscheint als komplexe Figur: ein strenger, aber auch visionärer Führer, der versucht, die Gewalt seiner Vorfahren durch diplomatische und kulturelle Errungenschaften zu übertreffen. Marco bewundert seine Weisheit, doch er erkennt auch die Härte, mit der Kublai gegen Gegner und Aufständische vorgeht. Diese Ambivalenz prägt Marcos Sicht auf die mongolische Herrschaft. Die Erzählung hebt die Kontraste zwischen der westlichen und östlichen Weltanschauung hervor. Während Marco an die Freiheit und den Individualismus seiner Heimat glaubt, verkörpert Kublai eine streng hierarchische Ordnung, in der Gehorsam das oberste Gebot ist. Marcos Freundschaft zu Atchu, einem loyalen mongolischen Offizier, spiegelt diesen kulturellen Gegensatz wider und zeigt, wie Respekt und Verständnis über Grenzen hinweg entstehen können. Konflikte und Herausforderungen Marcos offenes Wesen und seine direkte Art sorgen am Hof auch für Konflikte. Einige Hofbeamte und Berater Kublais sehen in dem jungen Venezianer eine Bedrohung und intrigieren gegen ihn. Besonders ein arabischer Minister, der großes Vertrauen Kublais genießt, entwickelt sich zu Marcos Feind. Trotz dieser Widerstände beweist Marco immer wieder Mut und Intelligenz. Er gewinnt das Vertrauen Kublais und wird zu einem wichtigen Berater in diplomatischen Fragen. Gleichzeitig reflektiert Marco über die Macht und Verantwortung, die der Großkhan trägt, und erkennt die Ambivalenz seiner Herrschaft: einerseits geprägt von visionärer Größe, andererseits von unerbittlicher Strenge. Marcos Rückkehr und Vermächtnis Nach Jahren am Hof des Großkhans kehrt Marco schließlich nach Venedig zurück. Seine Erfahrungen in Asien haben ihn tief geprägt. Er bringt nicht nur Berichte über das Reich Kublais und die Kultur der Mongolen mit, sondern auch eine veränderte Sicht auf die Welt. Marco erkennt, dass die westliche und die östliche Welt trotz ihrer Unterschiede voneinander lernen können. Marcos Reisebericht wird später unter dem Titel „Il Milione“ veröffentlicht und zu einer der wichtigsten Quellen über die asiatische Welt des 13. Jahrhunderts. Durch seine detaillierten Schilderungen vermittelt er Europa ein umfassendes Bild einer bisher unbekannten Kultur und trägt zur Verständigung zwischen den Zivilisationen bei. | männlich | Marco Polo; Kublai Khan | ||
| Dan, Peter | Autor | Rolf auf der Bäreninsel | 1960 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf auf der Flucht | 1961 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf bei den Arabern | 1960 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf der Wikinger | 1963 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf geht an Land | 1964 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf im Frankenland | 1962 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf im Heer des Kaisers | 1961 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf im Kampf | 1963 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolf und Ansgar | 1964 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| Dan, Peter | Autor | Rolfs Heimkehr | 1963 | Übersetzung | Originärer Text | Schweizer Druck- u. Verl.-Haus | Schweiz | Wikinger | ||||
| David, Kurt | Autor | Dschingis-Chan | 1969 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Ustad | Westdeutschland | Die Erzählung „Der schwarze Wolf“ [Teil I des Sammelbandes „Dschingis-Chan“] von Kurt David thematisiert die frühen Lebensjahre Temudschins, des späteren Dschingis-Chan, aus der Perspektive seines Gefährten Chara-Tschono, der aufgrund seines Beinamens „Schwarzer Wolf“ eine zentrale Figur der Darstellung ist. Die Handlung konzentriert sich auf die Lebensbedingungen in der mongolischen Steppe, wobei Aspekte wie Verrat, persönliche Bindungen sowie der Kampf um Macht und Existenz im Vordergrund stehen. Im Mittelpunkt steht Temudschins Entwicklung vom ausgestoßenen Kind zum aufstrebenden Anführer, die durch Eigenschaften wie Entschlossenheit, strategisches Geschick und Loyalität geprägt ist. Einleitung: Chara-Tschonos Begegnung mit Temudschin Die Erzählung beginnt mit einer friedlichen Szene: Chara-Tschono angelt am Fluss Kerulon, umgeben von der Schönheit der unberührten Steppe. Doch diese Ruhe wird durchbrochen, als eine Gruppe feindlicher Reiter, die Tai-Tschuten, das Lager (Ordu) angreift. Temudschin, der Sohn des verstorbenen Stammesführers Jessughei, ist ein Gejagter, da die Tai-Tschuten seine Rückkehr zur Macht verhindern wollen. Chara-Tschono hilft Temudschin, vor den Angreifern zu fliehen. Die beiden schwimmen durch den Fluss und verstecken sich im dichten Wald, um ihren Verfolgern zu entkommen. Dabei trennen sie sich kurzzeitig, doch die Bedrohung durch die Tai-Tschuten, angeführt von ihrem Anführer Targutai, lässt keinen Moment der Ruhe zu. Rückblick: Temudschins Herkunft und der Verlust der Macht Die Geschichte enthüllt in Rückblenden Temudschins Hintergrund und die tragischen Ereignisse, die ihn zu einem Verstoßenen machten. Nach dem Tod seines Vaters Jessughei, der von Feinden vergiftet wurde, verweigerten die Stammesmitglieder der Familie ihre Unterstützung. Sie ließen Temudschin, seine Mutter Oelön Eke und seine Geschwister ohne Schutz und Nahrung zurück. Diese Zeit des Überlebenskampfes prägte Temudschins Charakter, lehrte ihn Härte und machte ihn entschlossen, sich eines Tages zu behaupten. Ein Schlüsselmoment in seiner Jugend war die Ermordung seines älteren Halbbruders Bekter, mit dem er in Konflikt geraten war. Diese Tat zeigte Temudschins unnachgiebige Entschlossenheit, aber auch seine Bereitschaft, Gewalt einzusetzen, um seine Stellung zu behaupten. Dieser Vorfall wird später von Chara-Tschonos Vater kritisch reflektiert, der Temudschins Ehrgeiz als sowohl bewundernswert als auch gefährlich beschreibt. Gefangenschaft und spektakuläre Flucht Ein dramatischer Wendepunkt ist Temudschins Gefangennahme durch die Tai-Tschuten. Targutai, der Anführer der Tai-Tschuten, möchte Temudschin demütigen und brechen, um seine Rückkehr zur Macht endgültig zu verhindern. Er lässt Temudschin in einen hölzernen „Kang“ (ein schweres Joch) sperren, was ihn bewegungsunfähig macht und die Flucht scheinbar unmöglich macht. Doch Temudschin gibt nicht auf. Mit der Unterstützung von Chara-Tschono und einem unerwarteten Helfer, Sorgan-Schira, gelingt eine spektakuläre Flucht. Sorgan-Schira, ein ehemaliger Verbündeter Jessugheis, riskiert sein eigenes Leben, um Temudschin zu befreien, und versorgt ihn mit Proviant und Pferden. Freundschaft und Bündnisse In einer emotionalen Szene tauschen Temudschin und Chara-Tschono Dolche als Zeichen ihrer lebenslangen Freundschaft. Sie schwören einander ewige Treue, verbunden durch ein Bündnis auf Leben und Tod. Diese Szene betont nicht nur ihre Freundschaft, sondern auch die unerschütterliche Loyalität, die Temudschins spätere Gefolgsleute auszeichnet. Auf ihren Streifzügen durch die Steppe gewinnt Temudschin einen neuen Verbündeten, Boghurtschi, den Sohn eines wohlhabenden Stammesführers. Zusammen mit Chara-Tschono und Boghurtschi plant er einen gewagten Überfall auf ein Lager der Tai-Tschuten, um eine gestohlene Pferdeherde zurückzuerlangen. Mit strategischem Geschick und waghalsigem Mut gelingt es ihnen, die Pferde zurückzuholen und den Tai-Tschuten eine empfindliche Niederlage zuzufügen. Dieser wagemutige Streich macht Temudschin in der Steppe bekannt und sein Ruf als tapferer und kluger Anführer verbreitet sich. Temudschins Vision von Einheit Temudschin erkennt früh, dass die Zerstrittenheit der mongolischen Stämme ihre größte Schwäche ist. Er beginnt, eine Vision zu entwickeln: die Vereinigung aller Stämme unter einer zentralen Führung. Diese Idee, die zunächst utopisch erscheint, findet bei seinen Gefährten und Verbündeten zunehmend Anklang. Temudschins Fähigkeit, nicht nur militärische, sondern auch soziale und politische Strategien zu entwickeln, wird deutlich. Seine Vision ist jedoch nicht ohne Widerspruch. Chara-Tschonos Vater warnt seinen Sohn davor, sich zu sehr an Temudschin zu binden, da dessen Ehrgeiz und sein Wille, um jeden Preis zu siegen, gefährliche Konsequenzen haben könnten. Diese Warnung deutet bereits die dunklen Seiten von Temudschins Charakter an, der bereit ist, persönliche Bindungen zu opfern, um seine Ziele zu erreichen. Viele ältere Stammesführer lehnen Temudschins Pläne ab, da sie ihre Unabhängigkeit bewahren wollen. Doch Temudschin überzeugt durch seine Entschlossenheit und seinen Glauben an eine bessere Zukunft für die Mongolen. Die Erzählung „Tenggeri“ [Teil II des Sammelbandes] erzählt die Geschichte von Tenggeri, einem jungen Hirten, der in der von Dschingis-Chan dominierten Steppe lebt und sich seinen Platz in einer Welt voller Macht, Loyalität und Konflikte erkämpfen muss. Sie schildert seine Entwicklung vom einfachen Hirtenjungen zum Krieger, beleuchtet seine inneren Konflikte und die Herausforderungen, die mit dem strengen System des Chans verbunden sind. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Einleitung: Leben in der Steppe Tenggeri lebt als einfacher Hirte in der unendlichen Weite der mongolischen Steppe. Die karge, wilde Landschaft und das harte Leben prägen ihn von klein auf. Er ist der Adoptivsohn von Chara-Tschono, genannt der „Schwarze Wolf“, der einst ein enger Vertrauter von Dschingis-Chan war, später aber in Ungnade fiel. Tenggeri kennt die Geschichte seines Vaters nur bruchstückhaft, doch die Last der Vergangenheit liegt wie ein Schatten über ihm. Der Alltag in der Steppe wird durch die strenge Ordnung und den absoluten Willen Dschingis-Chans beherrscht. Der Chan gilt als allmächtig und jede Entscheidung, die er trifft, ist Gesetz. In dieser Welt, in der Loyalität und Gehorsam alles bedeuten, wächst Tenggeri heran. Die Flucht des Schimmels und Tenggeris Mut Ein Wendepunkt in Tenggeris Leben ist die Flucht eines wertvollen Schimmels, der zum Besitz Dschingis-Chans gehört. Als ein heftiger Sturm über die Steppe zieht, geraten die Herden in Panik und der Hengst entkommt. Tenggeri, der um die Bedeutung des Tieres weiß, macht sich entschlossen auf die Suche. Der Sturm wird zu einem Sinnbild für die Herausforderungen, die Tenggeri in seinem Leben überwinden muss. Mit großem Mut und Ausdauer verfolgt er den Hengst über weite Strecken der Steppe. Schließlich gelingt es ihm, das Tier einzufangen und zurückzubringen. Diese Tat bringt ihm Respekt ein, markiert jedoch auch den Beginn einer intensiveren Aufmerksamkeit des Chans auf ihn. Das erste Zusammentreffen mit Dschingis-Chan Tenggeri wird vor den großen Dschingis-Chan gerufen, um für seine Leistung Anerkennung zu erhalten. Der Chan, der für seine scharfe Beobachtungsgabe und seine unnachgiebige Härte bekannt ist, stellt Tenggeris Loyalität auf die Probe. In diesem Moment erfährt Tenggeri, dass Chara-Tschono nicht sein leiblicher Vater war, sondern ihn als Waisenkind aufnahm. Diese Enthüllung erschüttert Tenggeri zutiefst und lässt ihn an seiner Identität zweifeln. Gleichzeitig erkennt Tenggeri, dass der Chan in ihm Potenzial sieht. Der große Herrscher schätzt Mut, Tatkraft und Gehorsam, Eigenschaften, die Tenggeri in den Augen des Chans zu einem wertvollen Diener machen könnten. Aufstieg zum Krieger: Der Weg in die Zehnerreihe Durch seinen Einsatz und seine Tapferkeit wird Tenggeri vom Hirten zum Krieger befördert. Er wird in eine Zehnerreihe, die kleinste militärische Einheit der mongolischen Armee, aufgenommen. Diese Beförderung markiert einen weiteren Wendepunkt in seinem Leben, da er nun in die harte und disziplinierte Welt der Krieger eingeführt wird. Die Ausbildung ist streng, und Tenggeri muss seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Bei einer gefährlichen Übung an einer steilen Felswand zeigt er außergewöhnliche Geschicklichkeit und Mut. Während viele seiner Kameraden an der Aufgabe scheitern, überwindet Tenggeri die Herausforderung und erwirbt sich den Respekt seiner Einheit. Doch nicht alle sind von ihm beeindruckt. Besonders sein Vorgesetzter Bat, der selbst unter Unsicherheiten leidet, sieht in Tenggeri eine Bedrohung und versucht, ihn zu schikanieren. Erinnerungen an Chara-Tschono Ein wiederkehrendes Motiv in der Erzählung ist Tenggeris Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seines Vaters. Chara-Tschono, einst ein enger Gefährte Dschingis-Chans, fiel später in Ungnade, weil er angeblich seine Loyalität verriet. Tenggeri sucht nach Antworten und trifft auf alte Weggefährten seines Vaters, die ihm Geschichten über dessen Heldentaten und seinen tragischen Fall erzählen. Diese Erzählungen werfen ein komplexes Licht auf Chara-Tschono: Er wird als mutig und ehrenhaft, aber auch als Mensch mit Fehlern dargestellt. Tenggeri muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sein Vater sowohl ein Held als auch ein Gefallener war. Diese Erkenntnis prägt seine Sicht auf Loyalität und Ehre und stellt ihn vor die Frage, welchen Weg er selbst einschlagen soll. Innere Konflikte und Loyalität Während Tenggeri in der Armee dient, wird er immer stärker mit den Widersprüchen des Systems konfrontiert. Dschingis-Chan wird einerseits als visionärer Herrscher dargestellt, der Ordnung und Einheit bringt, andererseits als gnadenloser Anführer, der keinen Widerspruch duldet und bereit ist, große Opfer zu fordern. Tenggeri gerät in einen inneren Konflikt: Er bewundert die Stärke und Entschlossenheit des Chans, doch er zweifelt an der Gerechtigkeit seiner Methoden. In Gesprächen mit Kameraden und anderen Figuren, wie dem Schmied oder einem blinden alten Krieger, reflektiert Tenggeri über die Werte, die ihn leiten sollen. Erneute Begegnung mit Dschingis-Chan Tenggeri wird erneut vor Dschingis-Chan gerufen, wo er für seine Loyalität und seine Leistungen Anerkennung erhält. Der Chan gibt ihm eine besondere Aufgabe, die Tenggeris Mut und Gehorsam weiter auf die Probe stellt. In diesem Moment erkennt Tenggeri die volle Tragweite seines Platzes in der Welt des Chans: Er ist Teil eines riesigen Systems, das von Gehorsam und Disziplin beherrscht wird, aber auch von Ungerechtigkeit und Opferbereitschaft. | männlich | Dschingis-Khan | ||
| Dettmann, Hans Eduard | Autor | Auf dem Rücken ihrer Pferde. Der junge Dschingis-Khan | 1970 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | Die Erzählung „Auf dem Rücken ihrer Pferde“ von Hans Eduard Dettmann schildert die Kindheit und Jugend des mongolischen Kriegers Temudschin, der später als Dschingis Khan in die Geschichte eingehen wird. Sie beginnt in der Steppe zwischen dem Onon- und dem Kerulenfluss, wo Temudschin als Sohn des Stammesführers Jessughei-Bator aufwächst. Bereits in jungen Jahren zeigt er Eigenschaften wie Mut und Entschlossenheit, die ihn für seine spätere Rolle als Anführer prädestinieren. Zunächst beschreibt die Erzählung das Alltagsleben in der mongolischen Steppe. Temudschin wächst in einer Nomadengesellschaft auf, in der Pferde eine zentrale Bedeutung haben. Schon als Kind begegnet er einem Tiger, den er vertreibt. Dieses Ereignis beeindruckt seinen Vater und festigt das Bild eines furchtlosen Jungen. Ein weiteres prägendes Erlebnis ist die Begegnung mit einem Wolf während einer Jagd. Unbewaffnet stellt sich Temudschin dem Tier, verteidigt sich erfolgreich und zwingt den Wolf zur Flucht. Diese Episode verdeutlicht nicht nur seine körperliche Stärke, sondern auch seine Entschlossenheit im Umgang mit Herausforderungen. Ein Wendepunkt tritt ein, als sein Vater Jessughei von Feinden vergiftet wird. Nach dessen Tod verliert die Familie ihre Stellung im Stamm und wird von Verbündeten im Stich gelassen. Temudschin, seine Mutter Amün-Elke und seine jüngeren Brüder werden in die Abgeschiedenheit der Steppe gedrängt und kämpfen ums Überleben. Sie sammeln Beeren, jagen Murmeltiere und fischen, während ihnen andere Stämme mit Ablehnung oder Feindseligkeit begegnen. In dieser schwierigen Phase übernimmt Temudschin Verantwortung für seine Familie. Er bemüht sich um Zusammenhalt unter seinen Brüdern und zeigt erstmals Fähigkeiten als Führungspersönlichkeit, indem er familiäre Konflikte schlichtet, sodass sie als eine Einheit agieren. Ein weiterer zentraler Abschnitt der Erzählung behandelt Temudschins Gefangennahme durch den rivalisierenden Stamm der Tanchuten. Khan Tochtu will ihn als Gefangenen halten, um zu verhindern, dass Temudschin eines Tages die Mongolenstämme vereint. Unter widrigen Bedingungen gelingt es Temudschin mithilfe eines ehemaligen Verbündeten seines Vaters die Flucht. Dieser versorgt ihn mit Nahrung und ermöglicht ihm damit die Befreiung. Die Episode zeigt Temudschins Einfallsreichtum und seinen Durchsetzungswillen. Nach seiner Flucht und Rückkehr findet Temudschin seine Familie in einem abgelegenen Lager am heiligen Baien-Bogdo-Berg wieder. Dort schöpft er neue Kraft und beginnt, die verschiedenen Stämme der Mongolei zu beobachten und ihre Schwächen zu analysieren. Er erkennt, dass nur die Einheit der Mongolen ihnen eine Zukunft sichern kann. Erste Visionen eines geeinten mongolischen Volkes nehmen in seinem Geist Gestalt an. Zugleich beginnt Temudschin auch, wichtige Beziehungen aufzubauen, insbesondere zu den Chungiraten, bei denen er während seiner Jugend gelebt hat. Seine Freundschaft zu Börte, der Tochter eines befreundeten Khans, deutet zukünftige Allianzen durch Heirat an. Die Erzählung endet mit einem gereiften Temudschin, der trotz zahlreicher Rückschläge seine Entschlossenheit bewahrt hat. Er hat erkannt, dass Überleben in der Steppe von Geschick, Mut und strategischem Denken abhängt. Temudschin bereitet sich darauf vor, die mongolischen Stämme zu einen und die Grundlage für sein späteres Weltreich zu legen. | männlich | Dschingis-Khan | ||
| Diethelm, Walther | Autor | Bruder Klaus. Das Leben unseres lieben Landesvaters | 1947 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Walter Verlag | Schweiz | Niklaus von Flüe | ||||
| Dumas, Alexandre | Autor | Robin Hoods neue Abenteuer. Wie sie Alexander Dumas nach der englischen Sage erzählt | 1967 | Übersetzung | Nacherzählung | Delphin-Verlag | Schweiz | Robin Hood | ||||
| Eberhard, Ernst | Autor | Hütet euch am Morgarten! | 1960 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Schweizerisches Jugendschriftwerk | Schweiz | |||||
| Eigl, Kurt | Autor | Deutsche Götter- und Heldensagen | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Kremayr und Scheriau | Österreich | Sammlung | ||||
| Eigl, Kurt | Autor | Till Eulenspiegel | 1958 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Kremayr und Scheriau | Österreich | Till Eulenspiegel | ||||
| Ellert, Gerhard | Autor | Die Katze der Herzogin. Erzählung aus der Babenbergerzeit | 1961 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Österreichischer Bundesverlag | Österreich | |||||
| Elsing, Johan Mark | Autor | Kolumbus. Der Don Quichotte des Meeres | 1970 | Übersetzung | Nacherzählung | Orell Füssli | Schweiz | Christoph Kolumbus | ||||
| Engelhardt, Ingeborg | Autorin | Ein Schiff nach Grönland | 1959 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Sigbert Mohn | Westdeutschland | Die Erzählung „Ein Schiff nach Grönland“ von Ingeborg Engelhardt spielt im mittelalterlichen Kontext und thematisiert die Fahrt einer kleinen Gruppe von Kaufleuten und Abenteurern, die mit einem Schiff in Richtung Grönland aufbricht. Im Zentrum steht das Bestreben, potenzielle Reichtümer eines noch unerforschten Landes zu erschließen. Die Handlung verknüpft wirtschaftliche Interessen, persönliche Zielsetzungen und die Auseinandersetzung mit den extremen Bedingungen der nördlichen Meere. Einleitung: Die Vision eines fremden Mannes Zu Beginn wird der Leser in eine düstere, stürmische Szenerie der Nordsee eingeführt. Die Schiffe der Hanse und anderer Kaufleute haben die stürmischen Wintermeere verlassen und Schutz in den Häfen gesucht. Doch in einem Kaufmannshaus in Kopenhagen schmiedet ein geheimnisvoller Fremder, dessen Name nicht genannt wird, einen außergewöhnlichen Plan. Dieser hochgewachsene, blondbärtige Mann ist von der Idee besessen, das sagenumwobene Grönland zu erreichen. Er träumt davon, ein unzugängliches Land mit reichen Schätzen zu finden, das ihm allein gehören soll – eine Felsenburg, wie er es beschreibt, unangreifbar und voller Reichtümer. Die Idee, Grönland zu erreichen, stößt jedoch auf Skepsis. Ein Kaufherr, mit dem der Fremde spricht, versucht, ihn von profitableren und weniger riskanten Unternehmungen wie dem Gewürzhandel abzubringen. Der Fremde aber bleibt bei seinem Plan. Er ist überzeugt, dass Grönland, einst eine norwegische Kronkolonie, Reichtümer und Geheimnisse birgt, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Er beruft sich auf alte Legenden, in denen Grönland als Land großer Schätze und wichtiger Handelsrouten beschrieben wird. Die Suche nach Informationen Der Fremde ist sich der Schwierigkeiten seiner Mission bewusst. Die regelmäßige Schiffsverbindung nach Grönland wurde vor Jahrhunderten eingestellt und niemand scheint mehr genaue Kenntnisse über die Lage der Häfen oder die Beschaffenheit des Landes zu haben. Er beauftragt den Kaufherrn, alles über Grönland in Erfahrung zu bringen. Dieser findet nach intensiver Suche nur drei Menschen, die behaupten, etwas über Grönland zu wissen: Jon der Grönländer, ein alter Seemann, der die grönländischen Gewässer befahren haben soll; Baard, ein einbeiniger Ex-Seemann, der von einer angeblichen Herkunft aus der „Ostsiedlung“ Grönlands erzählt; und ein blindes Bettelmädchen namens Birgit, das Kinder mit Geschichten über Grönland unterhält. Die Berichte der Zeugen Jon der Grönländer: Die unzugängliche Küste Jon ist ein alter Seemann, der behauptet, die grönländischen Gewässer befahren zu haben. Er beschreibt die Westküste mit ihren steilen Felsklippen, Eisbergen und wenigen Ankerplätzen. Die „Ostsiedlung“, von der in den Legenden gesprochen wird, sei durch einen reißenden Eisstrom praktisch unzugänglich. Er erwähnt jedoch Ruinen und Überreste von Siedlungen, darunter eine verlassene Kirche und einen Friedhof. Jons Bericht ist nüchtern und geprägt von Respekt vor den Gefahren der grönländischen Gewässer. Baard: Erinnerungen an die Ostsiedlung Baard, ein einbeiniger Mann, behauptet, in der sagenhaften Ostsiedlung geboren zu sein. Er erzählt von einer Kolonie, die einst aus Bauernhöfen, Kirchen und einem Bischofssitz bestand, aber durch Hunger, Isolation und Seuchen zugrunde ging. Seine Erinnerungen sind von persönlichen Verlusten und der Hoffnung auf Rettung geprägt. Für viele klingen Baards Berichte wie fantastische Geschichten, doch einige Details, wie die Beschreibung von Runensteinen und bestimmten Gebäuden, verleihen seinen Worten Glaubwürdigkeit. Birgit, die Blinde: Eine melancholische Erzählung Birgit, Baards blinde Schwester, ergänzt seine Berichte mit melancholischen Geschichten aus ihrer Kindheit in Grönland. Sie erzählt von den entbehrungsreichen Wintern, den Versuchen der Kolonisten, in der Kälte zu überleben, und den verzweifelten Bemühungen, Hilfe aus Europa zu erhalten. Birgit und Baard wurden als Kinder ausgeschickt, um in Norwegen Unterstützung zu suchen. Ihre Erinnerungen sind von Trauer und Hoffnungslosigkeit geprägt, doch sie wecken die Vorstellung von einer verlorenen Welt, die darauf wartet, wiederentdeckt zu werden. Die Vorbereitung der Expedition Die Berichte der Zeugen bestärken den Fremden in seinem Entschluss, ein Schiff nach Grönland zu entsenden. Er sieht in der Expedition nicht nur eine Möglichkeit, unentdeckte Reichtümer zu finden, sondern auch eine Chance, die Verbindung zu einem Teil der nordischen Geschichte wiederherzustellen. Für ihn symbolisiert Grönland ein Land, das durch die Kraft menschlicher Entschlossenheit zurückerobert werden kann. Die Vorbereitungen sind jedoch von Hindernissen geprägt. Die Schiffsroute ist unbekannt, die Gewässer gefährlich, und die Mannschaft skeptisch. Viele Matrosen zögern, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, da sie von den Geschichten über das unbarmherzige Eis und die Stürme eingeschüchtert sind. Dennoch gelingt es dem Fremden, ein Schiff auszurüsten und eine kleine, aber mutige Besatzung zusammenzustellen. Der Aufbruch ins Unbekannte Die Erzählung endet offen: Das Schiff, das nach Grönland aufbricht, verschwindet in den Gewalten der Nordsee und sein weiterer Verbleib bleibt ungeklärt. Die Reise kann als Ausdruck menschlicher Entschlossenheit und der Bereitschaft interpretiert werden, sich trotz ungewisser Erfolgsaussichten dem Unbekannten zu stellen. | männlich + weiblich | Hanse/Seefahrt | ||
| Engelhardt, Ingeborg | Autorin | Im Schatten des Staufers | 1962 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Thienemanns | Westdeutschland | Die Erzählung „Im Schatten des Staufers“ von Ingeborg Engelhardt spielt zur Zeit nach dem Ende der Stauferherrschaft, als Rudolf von Habsburg als neu gewählter deutscher König bemüht ist, politische Stabilität im Reich herzustellen. Im Zentrum steht die Figur eines Mannes, der sich als der verstorbene Kaiser Friedrich II. ausgibt und durch diese Behauptung die bestehende politische Ordnung herausfordert. Die Handlung beginnt mit der Nachricht, dass dieser angebliche Kaiser Friedrich, den man seit Jahrzehnten tot glaubt, in Neuß aufgetaucht ist und dort Hof hält. Der Mann gibt an, seinen Tod nur vorgetäuscht zu haben, um sich ins Morgenland zurückzuziehen, wo er Weisheit erlangt habe, bevor er nun wegen der Not des Reiches zurückgekehrt sei. Sein Auftreten ist so überzeugend, dass er nicht nur das Volk, sondern auch Ritter und ehemalige Gefolgsleute Friedrichs von seiner Identität überzeugt. Die Städte und Fürsten, die sich von ihm Unterstützung gegen die Habsburger erhoffen, leisten ihm Tribut und gewähren ihm Schutz. Rudolf von Habsburg, der gerade versucht, das zerrissene Reich nach den kaiserlosen Jahren wieder zu stabilisieren, erkennt in diesem Mann eine Bedrohung. Der „falsche Kaiser“, wie Rudolf ihn nennt, verbreitet Unruhe und schürt alte Sehnsüchte nach der glorreichen Zeit der Staufer. Doch selbst in Rudolfs Umfeld entstehen Zweifel an der Echtheit des Mannes. Er besitzt ein detailreiches Wissen über Friedrichs Leben, erinnert sich an Ereignisse und Personen, die viele der Anwesenden bestätigen können und sieht dem verstorbenen Kaiser in seinem Auftreten und Aussehen so ähnlich, dass er auch erfahrene Adlige beeindruckt. Rudolf beschließt, dem Spuk ein Ende zu setzen, und lässt den Mann durch eine List aus Neuß nach Wetzlar locken, wo er gefangen genommen wird. Die Gefangennahme sorgt für großes Aufsehen, und die Menschen strömen herbei, um den Mann zu sehen, der sich für den großen Friedrich ausgibt. Im Zelt Rudolfs findet eine Verhandlung statt, bei der der Mann verhört wird. Zunächst gelingt es ihm, Zweifel zu säen und selbst die skeptischen Anwesenden durch seine Worte in seinen Bann zu ziehen. Er spricht von Erinnerungen an Schlachten, Jagden und Begegnungen, die so lebendig sind, dass einige glauben, tatsächlich dem zurückgekehrten Staufer gegenüberzustehen. Doch Rudolf und seine Berater lassen sich nicht täuschen. Durch geschicktes Verhör und mit Hilfe von Berichten wird schließlich bewiesen, dass der Mann ein Betrüger ist. Es handelt sich um Tile Kolup, einen einfachen Mann, der sich durch Bücher und Erzählungen eine erstaunliche Kenntnis von Friedrichs Leben angeeignet hat. Unter der Folter gesteht Kolup, dass er kein Kaiser ist, sondern ein gewöhnlicher Mensch, der die Unruhe und Sehnsucht der Menschen für seine Zwecke genutzt hat. Trotz dieses Geständnisses bleibt bei einigen ein Restzweifel. Wie konnte ein einfacher Mann so viele überzeugen, darunter auch Ritter, die Friedrich persönlich gekannt hatten? Selbst Rudolf wird von Zweifeln geplagt. Der Mann war ein Meister der Täuschung, aber vielleicht war da noch etwas mehr, das sich nicht so einfach erklären lässt. Tile Kolup wird schließlich zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und seine Hinrichtung soll ein Zeichen setzen, um die Ordnung im Reich wiederherzustellen. Doch das Ende des falschen Kaisers zeigt auch die Unsicherheit und die Bruchstellen in der politischen Landschaft des Reiches. Die Menschen sehnen sich nach einem starken Kaiser, der das Reich zu alter Größe zurückführt, doch Rudolf von Habsburg ist sich bewusst, dass diese Zeit unwiderruflich vorbei ist. Die Erzählung schließt mit dem Hinweis auf die nachhaltige Wirkung staufischer Ideale in der Vorstellung der Bevölkerung. Obwohl Tile Kolup als Betrüger entlarvt wird, verdeutlicht seine Resonanz das Fortbestehen der staufischen Erinnerung. Rudolf erkennt, dass seine Aufgabe über die reine Herrschaftsausübung hinausgeht und auch den Anspruch einschließt, das Vertrauen in die neue Dynastie gegenüber dem fortwirkenden Einfluss der Vergangenheit zu festigen. | männlich | Staufer; Friedrich II. (HRR); Rudolf I. (HRR) | ||
| Engelmann, Emil | Autor | Germanischer Sagenborn. Neu hrsg. von Edmund Mudrak | 1951 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen; Gudrun; Roland | |||
| Erckmann, Rudolf | Autor | Dietrich von Bern. Neu erzählt | 1952 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Wilhelm Andermann | Westdeutschland | Dietrich von Bern | ||||
| Erckmann, Rudolf | Autor | Kriemhilds Rache. Nach dem 'Nibelungenlied' neu erzählt | 1952 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Wilhelm Andermann Verlag | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Erckmann, Rudolf | Autor | Siegfried. Nach dem 'Nibelungenlied' neu erzählt | 1952 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Wilhelm Andermann | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Erckmann, Rudolf | Autor | Till Eulenspiegel | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Wilhelm Andermann | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Federer, Heinrich | Autor | Das Wunder von Bolsena | 1958 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | St. Gabriel | Österreich | |||||
| Fischer, Wilhelm | Autor | Freibeuter der Meere. Störtebeker | 1950 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | In der Erzählung „Freibeuter der Meere“ von Wilhelm Fischer behandelt das Leben von Klaus Störtebeker, einer historisch überlieferten Figur, die als bedeutender Anführer unter den sogenannten Vitalienbrüdern in der Ostsee agierte. Die Geschichte beginnt mit einer Rückschau des Protagonisten, der sein Leben als Seeräuber reflektiert. Störtebeker erzählt von seinen Idealen, Enttäuschungen und der tiefen Loyalität zu seinen Gefährten, die ihn während seiner Abenteuer begleitete. Schon früh wird klar, dass er ein Mann ist, der nach Freiheit strebt und sich den Zwängen der damaligen Gesellschaft widersetzt. Die Handlung setzt mit Störtebekers Gefangenschaft auf einem dänischen Schiff ein. Dieses wird von Gödecke Michael, einem anderen berüchtigten Piratenführer, geentert. Klaus beeindruckt durch seinen Mut und sein Geschick, sodass er bald in die Gemeinschaft der Vitalienbrüder aufgenommen wird, einer Piratenflotte, die mit einem Kaperbrief der Hanse operiert. Ihr Ziel ist es, den Belagerungsring der Dänen um Stockholm zu durchbrechen und die Stadt mit Lebensmitteln zu versorgen. Neben den packenden Seeschlachten und Überfällen entfaltet sich auch Störtebekers persönliche Tragödie. Seine große Liebe, die Hofdame Gerlinde, wird nach einem gescheiterten Fluchtversuch von der dänischen Königin Margarete gefangen genommen und in ein Kloster verbannt. Diese Grausamkeit der Königin treibt Störtebeker an und verstärkt seinen Hass auf ihre Herrschaft. Sein Kampf wird nicht nur durch die äußeren Gefahren geprägt, sondern auch durch innere Konflikte und das Streben nach Gerechtigkeit. Einen Höhepunkt erreicht die Geschichte, als Störtebeker die Vitalienbrüder in einer entscheidenden Seeschlacht gegen die überlegene dänische Flotte führt. Mit einer Kombination aus Mut, strategischem Geschick und dem Überraschungsmoment gelingt es ihm, den Feind entscheidend zu schlagen. Doch der Sieg ist teuer erkauft: Viele seiner Männer fallen und die Verluste sind hoch. Dennoch wird Störtebeker als furchtloser Anführer gefeiert. | männlich | Klaus Störtebeker; Freibeuter | ||
| Fischer, Wilhelm | Autor | Störtebeker und seine Vitalienbrüder | 1954 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | In Wilhelm Fischers Erzählung „Störtebeker und seine Vitalienbrüder“ wird das Leben des Seeräubers Klaus Störtebeker sowie der Verlauf der Unternehmungen seiner Flotte thematisiert. Die Handlung setzt mit dem Aufmarsch der Vitalienbrüder vor Helgoland ein, wo Störtebeker nach einem erfolgreichen Aufenthalt in Hamburg empfangen wird. Die politische Lage hat sich jedoch gewandelt: Die Vitalienbrüder verlieren ihre bisherigen Bündnispartner, insbesondere nach der Niederlage König Albrechts von Schweden, und sehen sich nun im Konflikt mit den Hansestädten und anderen nordwesteuropäischen Mächten. Angesichts dieser Bedrohung versucht Störtebeker, den Zusammenhalt und die Entschlossenheit seiner Gefolgsleute zu stärken. Die Gruppe entscheidet sich, ungeachtet der verschärften Bedingungen, ihren Kampf eigenständig fortzuführen. Es folgen zahlreiche Abenteuer, darunter die Eroberung der Handelsstadt Bergen, wo die Piraten mit überwältigender Stärke zuschlagen. Doch innere Konflikte und ein Verrat innerhalb der Vitalienbrüder führen zu Spannungen, die den Zusammenhalt der Flotte gefährden. Besonders einschneidend ist ein Vorfall, bei dem ein Pirat trotz Störtebekers Verbot einen Priester tötet und den Dom plündert. Störtebeker verurteilt den Täter zum Tode, doch dessen Flucht wird später zu einem entscheidenden Faktor für den Untergang der Vitalienbrüder. Ein weiterer Höhepunkt der Erzählung ist die waghalsige Befreiung von Störtebekers Kameraden Gödecke Michael aus der Festung Aalborg. Durch eine Mischung aus List und Kühnheit gelingt es Störtebeker, seinen langjährigen Freund vor der Hinrichtung zu retten. Diese Tat stärkt den Zusammenhalt der Piraten erneut. Die Erzählung kulminiert im offenen militärischen Widerstand gegen die Hansestädte, insbesondere Hamburg. Trotz wechselvoller Kriegsjahre ohne eindeutigen Ausgang wird Störtebeker schließlich durch Verrat gefangen genommen. Die Erzählung endet mit der öffentlichen Hinrichtung Störtebekers und seiner Gefolgsleute in Hamburg. Zugleich wird deutlich, dass seine Figur über den Tod hinaus eine symbolische Bedeutung als Ausdruck von Widerstand gegen politische Autoritäten erhält. | männlich | Klaus Störtebeker; Freibeuter | ||
| Fronemann, Wilhelm | Autor | Reineke der Fuchs. Nach der niederdt. Ausgabe des ’Reineke de Vos’ von 1498 | 1946 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Loewes | Westdeutschland | Reineke Fuchs | |||
| Gabele, Anton | Autor | Die Prinzessin mit der Geiss. Eine Erzählung | 1958 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Herder | Westdeutschland | Die Erzählung „Die Prinzessin mit der Geiß“ von Anton Gabele spielt im 12. Jahrhundert und handelt von der jungen Kaisertochter Blanchette, genannt Nettele, die unter der Obhut ihrer Amme Nannerl in der Meersburg am Bodensee aufwächst. Ausgangspunkt der Handlung ist eine Prophezeiung über ihre zukünftige Bedeutung für das Reich. Im Verlauf der Erzählung wird sie von einem Knecht namens Trillfinger in eine abgelegene Burg des Freiherrn Lange Lap gebracht, der sie als Geisel nutzt, um eine Auseinandersetzung mit Kaiser Friedrich Barbarossa für seine Zwecke zu beeinflussen. Während der Zeit in der Burg gewinnt der Lap eine tiefe Zuneigung zu Nettele, die ihn wie einen Ersatzvater sieht. Die Prinzessin und ihre Ziege, eine treue Begleiterin und Quelle für ihre Milch, werden zu einem vertrauten Anblick auf der Burg. Um der einsamen Nettele Gesellschaft zu bieten, bringt der Lap schließlich einen Spielgefährten für sie auf die Burg: den jungen, wilden Hannes, Sohn der Nachbarin von Werenwag. Trotz anfänglicher Widerstände entwickeln die beiden Kinder eine enge Freundschaft und erleben gemeinsam zahlreiche Abenteuer. Sie entdecken sogar einen Schatz auf dem Benzenberg, der die alte Verbundenheit ihrer Familien zeigt. Im weiteren Verlauf wird Netteles Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit thematisiert, ebenso wie die sich wandelnden Beziehungen zwischen den handelnden Figuren. Nachdem Kaiser Barbarossa von der Entführung Kenntnis erlangt, reagiert er zunächst mit Drohungen, lässt sich jedoch im Zuge diplomatischer Vermittlung – unter anderem durch Trillfinger – auf eine friedliche Lösung ein. Er stimmt der Rückkehr seiner Tochter zu, sofern ihr Wohlergehen gesichert ist. Die Erzählung endet mit ihrer Heimkehr und einer versöhnlichen Perspektive, die im Aufschwung des Wildensteins zum Ausdruck kommt. Zentrale Bedeutung erhält die entstandene Bindung zwischen Nettele, dem Freiherrn Lap und ihrem Umfeld. | weiblich | Rittertum; Friedrich I. (HRR); Staufer | ||
| Gadow, Jürgen | Autor | Der Berg des Unheils. Freundschaft und Abenteuer eines Christenjungen und eines jungen Moslems in der Zeit der Kreuzzüge | 1966 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Thienemanns | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Berg des Unheils“ von Jürgen Gadow spielt im Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge und erzählt die Geschichte des jungen Ritters Liuthar von Sahleck, dessen Schicksal ihn von Deutschland über Spanien bis in die Welt der Mauren führt. In einer von religiösen und kulturellen Konflikten geprägten Zeit muss sich Liuthar nicht nur äußeren Gefahren, sondern auch seinen inneren Vorurteilen stellen. Die Erzählung verbindet historische Ereignisse mit Abenteuern und moralischen Themen wie Freundschaft, Toleranz und Mut. Liuthar von Sahleck wächst als jüngster Sohn eines Adelsgeschlechts in den Wäldern Thüringens auf. Sein Vater, ein frommer Kreuzritter, stirbt, als Liuthar noch ein Kind ist. Kurz darauf verliert er auch seine Mutter, die vor Kummer stirbt. Zurückgelassen in der Obhut seines älteren Bruders Friedrich, wird Liuthar früh in die Pflichten und Ideale des Rittertums eingeführt. Schon als Junge träumt er davon, eines Tages ein Kreuzritter zu werden und Ruhm zu erlangen. Liuthars Welt ist geprägt von den Lehren der Kirche und dem festen Glauben an die Überlegenheit des Christentums. Er wird zum Pagen bei Liudolf von Wettin, einem erfahrenen Ritter, der ihn zu einem tüchtigen Kämpfer und gläubigen Christen erzieht. Liudolfs Lehren über Ehre, Mut und Treue prägen Liuthar. Gemeinsam mit seinem Herrn begibt sich Liuthar auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela, dem berühmten Wallfahrtsort im Norden Spaniens. Unterwegs erfahren sie von den Spannungen zwischen den christlichen Königreichen Spaniens und den Mauren, die weite Teile der iberischen Halbinsel beherrschen. König Alfons VIII. von Kastilien bereitet sich auf einen Krieg gegen Abu Yusuf Yakub al-Mansur vor, den mächtigen Herrscher der Almohaden. Die Pilgerreise wird von diesen politischen Ereignissen überschattet. Liuthar und Liudolf beschließen, sich Alfons’ Heer anzuschließen, um im heiligen Kampf gegen die Mauren zu kämpfen. Für Liuthar ist dies die Gelegenheit, sich als Ritter zu beweisen und die Ideale seiner Kindheit in die Tat umzusetzen. Die Schlacht bei Alarcos im Jahr 1195 endet mit einer schweren Niederlage für Alfons’ Truppen. Liuthar erlebt das Kampfgeschehen unmittelbar, sein Herr fällt, er selbst wird verwundet und gefangen genommen. Zusammen mit anderen Überlebenden wird er nach Cordoba gebracht, wo er als Kriegsgefangener verkauft wird. Zunächst dominiert bei ihm Ablehnung gegenüber der maurischen Kultur, die er mit dem Tod seines Herrn und der Niederlage verbindet. Liuthar wird an einen reichen maurischen Kaufmann verkauft, der ihn jedoch nicht wie einen Sklaven, sondern wie einen Diener behandelt. Trotz anfänglicher Abwehrhaltung beginnt Liuthar, die Lebensweise in Cordoba zu bewundern. Cordoba, mit seinen prächtigen Moscheen, Bibliotheken und Gärten, fasziniert ihn. Er erkennt, dass die Mauren nicht nur Krieger, sondern auch Gelehrte, Künstler und Baumeister sind. In dieser Zeit begegnet Liuthar dem Jungen Zaid ben Ikmal, dem Sohn eines angesehenen muslimischen Gelehrten. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und Religion entwickelt sich zwischen den beiden eine ungewöhnliche Freundschaft. Zaid führt Liuthar in die Welt der maurischen Wissenschaft und Philosophie ein, während Liuthar Zaid von den Werten des Rittertums erzählt. Im Zentrum der Handlung steht die Entdeckung einer Verschwörung gegen Kalif Abu Yusuf. Zaid und Liuthar erfahren von einem geplanten Attentat auf den Kalifen, das von einem intriganten Emir und einigen christlichen Söldnern geplant wird. Obwohl Liuthar anfänglich keine Loyalität gegenüber den Mauren empfindet, beschließt er, Zaid zu helfen, die Verschwörung aufzudecken, aus Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, die ihm in Cordoba zuteil wurde. Die Spur der Verschwörer führt die beiden Jungen zum „Berg des Unheils“, einem abgelegenen Ort in der Nähe der Sierra Morena. Der Berg, von düsteren Legenden umwoben, wird als Zufluchtsort der Verschwörer genutzt. Die Erzählung schildert, wie Zaid und Liuthar den Berg erklimmen, um die Pläne der Verräter zu durchkreuzen. Dabei müssen sie zahlreiche Gefahren überwinden: steile Klippen, Fallen und eine bewaffnete Miliz. Der „Berg des Unheils“ wird zu einem Prüfstein für die Freundschaft der beiden Jungen. Während Zaid von seinem Glauben an die Gerechtigkeit Allahs getragen wird, vertraut Liuthar auf die Werte des Rittertums und den Mut des Einzelnen. Gemeinsam schaffen sie es, die Verschwörer zu enttarnen und den Plan zu vereiteln. Nach der erfolgreichen Zerschlagung der Verschwörung werden Zaid und Liuthar zu Helden. Doch ihre Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, als Liuthar die Gelegenheit erhält, nach Deutschland zurückzukehren. Zaid, der schwer verletzt wird, opfert sich beinahe, um Liuthar die Flucht zu ermöglichen. Diese Geste der Freundschaft und Loyalität prägt Liuthar zutiefst. Liuthar kehrt schließlich in seine Heimat zurück, doch die Erfahrungen in Cordoba und die Freundschaft mit Zaid haben ihn verändert. Er erkennt, dass die Welt nicht in einfache Kategorien wie „Gut“ und „Böse“ eingeteilt werden kann und dass die Kultur der Mauren genauso bedeutend ist wie die christliche Kultur. | männlich | Kreuzzüge | ||
| Gast, Lise | Autorin | Die Haimonskinder | 1950 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Thienemanns | Westdeutschland | Haimonskinder | ||||
| Geißler, Horst Wolfram | Autor | Die Rosen der Gismonda | 1955 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Loewes | Westdeutschland | Die Erzählung „Die Rosen der Gismonda“ von Horst Wolfram Geißler behandelt die Geschichte der Gräfin Gismonda, die auf einer Burg am Rhein lebt und von mehreren Rittern umworben wird. Die Handlung setzt ein mit einem Besuch verschiedener Ritter auf der Burg, die von Gismondas Schönheit und Anmut angezogen sind. Die Gräfin stellt ihren Verehrern eine besondere Aufgabe: Jeder von ihnen erhält eine Rose und soll nach einem Jahr zurückkehren, um das wertvollste Geschenk mitzubringen, das er in der Welt finden kann. Wer Gismonda das beeindruckendste Geschenk bringt, wird ihr Herz und ihre Hand gewinnen. Ein Jahr vergeht und die Ritter kehren mit ihren Gaben zurück. Doch die meisten Geschenke erfüllen nicht Gismondas Erwartungen. Einige Ritter berichten von ihren Abenteuern und den Gefahren, denen sie sich stellten, aber Gismonda zeigt wenig Interesse an den Trophäen und Erzählungen. Unter den Gaben ist auch eine welke Rose, die ihr ein Ritter schickt, nachdem er sein Herz an eine andere Dame verloren hat. Am Ende offenbart sich Homo, der Narr, als ein Edelmann und bringt Gismonda eine besondere Rose, die er in ihrem Garten gepflegt hat. Durch diese Geste und seine Treue zeigt er, dass er das kostbarste Gut für die Gräfin gefunden hat. Die Erzählung endet damit, dass Gismonda ihre Wahl trifft, beeindruckt von der Einfachheit und Ehrlichkeit des Narren, der ihre wahre Zuneigung gewonnen hat. | weiblich | Rittertum | |
| Gombrich, Donald; Scarpi, N. O. | Autor | Till Eulenspiegels lustige Streiche. Nacherzählung des Textes nach dem alten Volksbuch | 1949 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Morgaten | Schweiz | Till Eulenspiegel | ||||
| Görlich, Ernst Joseph | Autor | Aufstand im Ordensland. Eine atemberaubende Erzählung aus der Zeit des Deutschen Ritterordens | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Arena | Westdeutschland | Die Erzählung „Aufstand im Ordensland“ von Ernst Joseph Görlich schildert eine Episode aus der Geschichte des Deutschen Ordens im Preußenland, geprägt von Machtkämpfen, Aufständen und persönlichen Konflikten. Im Mittelpunkt steht der junge Walter von Landesehr, ein Adelssohn, der in die Wirren eines großflächigen Aufstands gerät und mit Fragen von Loyalität, Moral und Freiheit konfrontiert wird. Die Handlung beginnt mit Walters Reise zur Burg seines Onkels, des Komturs Hadmar von Landesehr, wo er seine Ausbildung im Dienste des Ordens beginnen soll. Walter ist Teil eines schwer bewachten Geleitzugs, der wertvolle Güter transportiert. Die Landschaft, durch die sie ziehen, ist von unberührter Natur und Abgeschiedenheit geprägt, während das Ordensland von Unruhen und Aufständen erschüttert wird. Unterwegs begegnet die Gruppe Flüchtlingen, die vor den Angriffen rebellierender Preußen fliehen. Während einer Rast wird Walter erstmals mit dem Konflikt konfrontiert: Nonnen aus dem Flüchtlingszug berichten, dass ein Mädchen namens Irmgart, die Tochter eines samaitischen Häuptlings, aus ihrer Obhut geflohen sei. Sie wurde nach der Unterwerfung ihres Vaters als Geisel in einem Ordenskloster erzogen. Walter verfolgt die Flüchtige und stellt sie nach einer Verfolgung. Irmgart widersetzt sich zunächst, erkennt jedoch gemäß der Sitte ihres Volkes Walter als ihren „Besieger“ an. Irmgart wird auf die Burg des Komturs gebracht und dort unter Bewachung gestellt. Walter, der sie gefangen genommen hat, fühlt sich für sie verantwortlich und ist von ihrer Entschlossenheit fasziniert. Doch die Situation auf der Burg ist angespannt: Die Stämme der Preußen, darunter die Samaiten, Kuren und Natanger, haben sich gegen den Orden erhoben und belagern mehrere Burgen. Der Komtur erklärt Walter, dass Irmgart und andere Kinder preußischer Häuptlinge ursprünglich als Geiseln nach christlichen Werten erzogen werden sollten, um eine Integration der Stämme zu erreichen. Doch der Aufstand zeigt, dass viele dieser Geiseln geflohen sind, um sich ihren Familien im Kampf gegen den Orden anzuschließen. Als Reaktion darauf beschließt der Orden, die verbliebenen Geiseln ihrer Freiheit zu berauben und sie zu Leibeigenen zu machen. Nach einem weiteren Fluchtversuch wird Irmgart zur Strafe in den Block gelegt und später als Magd degradiert. Walter ist über ihre Behandlung - insbesondere durch die strenge Schaffnerin Frau Susanne - bestürzt. Diese demütigt Irmgart und 'steckt' sie in schäbige Kleidung. Trotz seiner Versuche, Irmgart zu helfen, bleibt Walter in seiner Rolle als Adelssohn und Ordensritter gebunden, während Irmgart mit Stolz und Widerstandskraft ihrer Situation begegnet. Die Handlung spitzt sich zu, als der Aufstand der Preußen die Burg erreicht. Kundschafter berichten von einem herannahenden Heereszug der Aufständischen. Der Komtur bereitet die Verteidigung vor und macht Walter die Ernsthaftigkeit der Lage deutlich. Walter, geprägt von den Idealen des Rittertums, wird mit der Realität des Krieges konfrontiert. Gleichzeitig wächst seine Sympathie für Irmgart, die für die Freiheit ihres Volkes eintritt und die Herrschaft des Ordens hinterfragt. Mit Beginnn der Belagerung nimmt Walter erstmals aktiv am Kampfgeschehen teil. Er erfährt die Grausamkeit des Krieges ebenso wie dessen moralische Ambivalenz: Während der Orden von seiner Mission spricht, das Heidentum zu besiegen und das Christentum zu verbreiten, erlebt Walter die Unterdrückung und Erniedrigung der Preußen unmittelbar. Irmgarts Haltung bringt ihn dazu, die Legitimität der Ordensherrschaft kritisch zu hinterfragen. Die Beziehung zwischen Walter und Irmgart entwickelt sich zu einem zentralen Element der Erzählung. Walter ist von Irmgarts Stolz und Mut beeindruckt, während sie ihn mit seinen Überzeugungen konfrontiert. In ihren Gesprächen äußert Irmgart Kritik an der Herrschaft des Ordens und berichtet von den Traditionen und Werten ihres Volkes. Walter, zunächst überzeugt von der Mission des Ordens, beginnt, dessen Handlungsweise zu hinterfragen - insbesondere vor dem Hintergrund von Irmgarts Erfahrungen. Irmgart bewahrt auch in ihrer Unterdrückung ihre Haltung und hofft, eines Tages frei zu sein. Sie kritisiert Walter für seine Loyalität zum Orden, bringt ihm aber auch Vertrauen entgegen. Die Gespräche der beiden verdeutlichen die Gegensätze zwischen kolonialer Unterdrückung durch die Ordensherren und dem Freiheitsstreben der Preußen. Die Erzählung endet mit der andauernden Belagerung der Burg und der ungewissen Zukunft. Walter steht vor einem inneren Konflikt zwischen seiner Herkunft, der Zugehörigkeit zum Orden und seiner wachsenden Verbundenheit mit Irmgart und dem Schicksal der unterdrückten Völker. Irmgart bleibt als Figur der Erzählung ein Symbol für Widerstand und Würde. | männlich + weiblich | Deutscher Ritterorden | ||
| Görlich, Ernst Joseph | Autor | Die Flotte der Verratenen. Eine packende Erzählung für Jungen und Mädchen aus der Zeit des ’Kinderkreuzzuges’ (1212) | 1955 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Arena | Westdeutschland | Die Erzählung „Die Flotte der Verratenen“ von Ernst Joseph Görlich behandelt die Geschehnisse rund um den sogenannten Kinderkreuzzug im 13. Jahrhundert. Thematisiert werden dabei Aspekte religiöser Verblendung, menschlicher Abhängigkeit und der Missbrauch von Vertrauen. Im Zentrum der Handlung steht Beatrice von Foix, eine junge Adelige, die unbeabsichtigt in die Ereignisse dieses historischen Geschehens involviert wird. Die Geschichte beginnt mit Beatrice von Foix, die nach längerer Abwesenheit auf die Burg ihrer Familie zurückkehrt. Beatrice, eine entschlossene und stolze junge Frau, stellt zu ihrem Entsetzen fest, dass die Burg menschenleer ist. Ihre Familie, das Gefolge und die Bewohner sind verschwunden. Eine alte Dienerin berichtet ihr, dass ihr jüngerer Bruder Gaston und die gesamte Burgbesatzung einem Hirtenbuben namens Gottfried gefolgt sind, der Kinder aus ganz Europa zu einem Kreuzzug ins Heilige Land mobilisiert. Dieser Kinderkreuzzug basiert auf der Überzeugung, dass die Unschuld der Kinder die Befreiung Jerusalems bewirken könne – ein naiver, aber verführerischer Traum, der in ganz Europa eine Welle der Begeisterung ausgelöst hat. Beatrice beschließt, ihren Bruder Gaston zurückzuholen. Begleitet von ihrem treuen Gefolge und den Söldnern des Hauses Foix, begibt sie sich auf eine gefährliche Suche. Nach Tagen des Reisens findet sie schließlich das Heer der Kinder. Tausende von Jungen und Mädchen, von Bauernkindern bis zu Adelsnachkömmlingen, marschieren singend und betend Richtung Mittelmeer. Sie sind barfuß, schlecht ernährt und ohne jede militärische Ausstattung – getrieben allein von ihrem Glauben an göttlichen Schutz. An der Spitze des Zuges stehen Gottfried, der charismatische Anführer, und Beatrices Bruder Gaston, der sich stolz dem Kreuzzug angeschlossen hat. Beatrice versucht verzweifelt, Gaston zur Rückkehr zu überreden, doch dieser weist sie entschieden zurück. Er sieht sich als Kreuzfahrer und verweist auf sein Gelübde, das er nicht brechen will. Auch Beatrices Dienerin Leogada, die sich ebenfalls dem Kreuzzug angeschlossen hat, weigert sich, zurückzukehren. Sie trägt das rote Kreuz der Pilger auf ihrem Gewand und beruft sich auf die Freiheit, die dieses Zeichen gewährt. Beatrice ist fassungslos über die Naivität und das Chaos der Bewegung. Der Anblick des Kinderheeres – eine Mischung aus hilflosen Kleinkindern, hungrigen Jugendlichen und wenigen älteren Jugendlichen, die versuchen, Ordnung zu schaffen – erscheint ihr absurd und gefährlich. Sie erkennt, dass der Kreuzzug nichts als eine Illusion ist, und versucht vergeblich, die Kinder zur Umkehr zu bewegen. Gleichzeitig wird sie Zeugin von Streitereien und Machtkämpfen innerhalb des Heeres, insbesondere zwischen Gaston und anderen Anführern. Trotz ihrer Warnungen setzt der Kinderkreuzzug seinen Weg fort. Beatrice entscheidet sich, die Kinder bis zum Mittelmeer zu begleiten, in der Hoffnung, Gaston oder wenigstens ihre Dienerin Leogada zur Vernunft bringen zu können. Die Kinder erreichen schließlich das Mittelmeer und finden dort eine angeblich bereitstehende Flotte vor, die sie ins Heilige Land bringen soll. Die Schiffe scheinen die Erfüllung ihrer Träume zu sein. Doch hinter dieser Fassade lauert Verrat: Die vermeintlichen Helfer sind skrupellose Händler, die die Kinder als Sklaven verkaufen wollen. Beatrice erkennt die Gefahr, doch ihre Warnungen kommen zu spät. In einem Akt des Schreckens werden die Kinder gewaltsam auf die Schiffe gebracht, darunter auch Gaston und Leogada. Beatrice ist machtlos und muss zusehen, wie die Flotte ablegt. Die Tragödie erreicht ihren Höhepunkt, als sie realisiert, dass die unschuldigen Kinder in ein Leben der Knechtschaft und des Leidens verkauft werden. Der naive Traum, das Heilige Land zu befreien, endet in einem der größten menschlichen Betrüge jener Zeit. Beatrice kehrt nach den Ereignissen in ihr Heimatumfeld zurück. Ihr Versuch, Gaston zu befreien, bleibt erfolglos, und sie wird mit der Erfahrung konfrontiert, dass Idealvorstellungen an gesellschaftlichen und politischen Realitäten scheitern können. Die Erzählung schließt mit Beatrices Entschluss, sich dem familiären Erbe zuzuwenden, während das Schicksal der verschleppten Kinder offen bleibt. | weiblich | Kreuzzüge | ||
| Görlich, Ernst Joseph | Autor | Gudrun | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Wilhelm Andermann | Westdeutschland | Gudrun | ||||
| Görlich, Ernst Joseph | Autor | Sturm im Osten. Eine packende Jugenderzählung aus der Zeit der Tatarenherrschaft in Ungarn | 1957 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Arena | Westdeutschland | Die Erzählung „Sturm im Osten“ von Ernst Joseph Görlich spielt zur Zeit der mongolischen Invasion in Ungarn im Jahr 1241 und thematisiert die Erlebnisse der 13-jährigen Zwillinge Béla und Etelka, die sich unter den Bedingungen eines kriegerischen Ausnahmezustands behaupten müssen. Im Mittelpunkt steht das individuelle und kollektive Schicksal von Menschen, die inmitten politischer und militärischer Umbrüche mit existenziellen Herausforderungen konfrontiert werden. Die Darstellung legt besonderes Gewicht auf die moralischen Entscheidungen, zu denen selbst Kinder unter extremen Bedingungen gezwungen werden. Béla und Etelka sind die Kinder einfacher Bauern, die durch die Invasion der Mongolen, den sogenannten Tataren, alles verloren haben. Ihr Dorf wurde überfallen, geplündert und niedergebrannt, ihre Eltern verschleppt. Während die Kinder sich mit Hilfe eines Nachbarn verstecken konnten, wurden sie zu Waisen und sind seitdem auf sich allein gestellt. Sie irren durch die ungarische Landschaft, barfuß, hungrig und in zerrissenen Kleidern, und versuchen, der Gewalt zu entkommen. Die beiden Geschwister, die durch ihren Mut und ihren Zusammenhalt charakterisiert werden, entdecken eines Tages eine verlassene Kutsche auf der Landstraße. Inmitten der Überbleibsel eines brutalen Überfalls finden sie die Leiche eines jungen adligen Mädchens und eine verschlossene eiserne Kiste. Ohne genau zu wissen, was sich darin befindet, beschließen sie, die Kiste mitzunehmen, in der Hoffnung, dass ihr Inhalt von Wert sein könnte. Doch noch bevor sie weit kommen, werden sie von einer Horde Kumanen überrascht – kriegerischen Nomaden, die zwischen den Fronten der Ungarn und Tataren stehen. Die Kumanen halten Béla und Etelka für die Kinder eines Magnaten, dessen Überreste sich ebenfalls in der Nähe der Kutsche befinden. Vor allem Etelka wird von den Kumanen mit der Tochter des Magnaten verwechselt. Die Kumanen, die um ihr eigenes Überleben kämpfen, sehen in den vermeintlichen Magnatenkindern eine Möglichkeit, ihre Stellung zu verbessern: Sie planen, Etelka – die sie für eine adlige Dame halten – mit Schaiban, dem von den Tataren eingesetzten König von Ungarn, zu verheiraten. Auf diese Weise hoffen die Kumanen, ein Siedlungsrecht und Schutz im Königreich Ungarn zu erhalten. Etelka und Béla versuchen, die Kumanen von ihrer wahren Identität als einfache Bauernkinder zu überzeugen, doch die Krieger bestehen darauf, dass sie die Kinder des Magnaten sind. Unter Druck und Drohungen nehmen die Geschwister vorerst die falschen Identitäten an, um Zeit zu gewinnen und ihr Leben zu schützen. Besonders Etelka wird bedrängt, sich als „Erzsébet“, die vermeintliche Tochter des Magnaten, auszugeben. Die Kumanen gewähren Béla und Etelka Schutz gemäß dem Gesetz der Gastfreundschaft, das in ihrer Kultur heilig ist. Im Lager der Kumanen lernen die Kinder deren Lebensweise und Traditionen kennen. Sie erleben die raue, aber gemeinschaftsorientierte Kultur der Nomaden, die zwischen den Fronten von Ungarn und Tataren ums Überleben kämpfen. Während Béla und Etelka allmählich die Sprache der Kumanen lernen, beginnen sie, sich mit ihrem Leben im Lager zu arrangieren. Dennoch bleibt die Gefahr allgegenwärtig, da die Tataren in der Nähe sind und jederzeit angreifen könnten. Etelka, die von den Kumanen aufwendig mit Kleidern und Schmuck ausgestattet wird, weigert sich standhaft, die Rolle der Magnatentochter weiterzuspielen. Besonders als sie erfährt, dass sie als Braut für Schaiban vorgesehen ist, lehnt sie dies entschieden ab. Ihre Entschlossenheit, sich nicht den Plänen der Kumanen zu beugen, zeigt ihren starken Charakter und ihren Widerstand gegen die Unterdrückung. Die vermeintliche Sicherheit im Lager der Kumanen wird durch einen plötzlichen Angriff der Tataren zerstört. In einer chaotischen Nacht greifen die Tataren das Lager an, brennen die Zelte nieder und töten viele Bewohner. Béla und Etelka, die durch die Gastfreundschaft der Kumanen geschützt waren, verlieren diesen Schutz inmitten des Überfalls. Gemeinsam mit einer verletzten kumanischen Dienerin fliehen sie durch die Sümpfe in Richtung der Theiß. Die Flucht der Geschwister wird zu einem symbolischen Akt des Überlebens. Trotz der Gefahr, selbst gefangen oder getötet zu werden, weigern sich Béla und Etelka, die verwundete Dienerin im Stich zu lassen. Sie tragen sie durch die gefährliche Landschaft, während die Verfolger ihnen dicht auf den Fersen sind. Ihre Tapferkeit und ihr Mitgefühl spiegeln ihre moralische Stärke wider, die sich inmitten der Schrecken des Krieges zeigt. Die Erzählung schließt mit einem offenen Ausgang: Béla und Etelka befinden sich weiterhin auf der Flucht und streben nach Sicherheit. Ihr Handeln, geprägt von der Bewahrung moralischer Prinzipien trotz widriger Umstände, verweist auf die Möglichkeit von Hoffnung und Menschlichkeit in einem von Gewalt geprägten Umfeld. Ob ihnen letztlich die Flucht gelingt, bleibt ungewiss. | männlich + weiblich | Mongolensturm | ||
| Habeck, Fritz | Autor | Die Stadt der grauen Gesichter | 1961 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Verlag für Jugend und Volk | Österreich | Friedrich III. (HRR) | ||||
| Habeck, Fritz | Autor | König Artus und seine Tafelrunde | 1965 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Verlag für Jugend und Volk | Österreich | Artus | ||||
| Hambraues, Axel | Autor | Der Burgvogt von Hohenwart | 1959 | Übersetzung | Originärer Text | Christliche Verlagsanstalt | Westdeutschland | |||||
| Harnett, Cynthia | Autorin | Die Schmuggler vom Krähenden Hahn. Eine Erzählung mit vielen Zeichnungen der Verfasserin | 1961 | Übersetzung | Originärer Text | Herder | Westdeutschland | |||||
| Havrlik, Els | Autorin | Der wiedererstandene Eulenspiegel. Wunderbare und seltsame Geschichten Till Eulenspiegels, e. Bauern Sohn. Neu erzählt, mit vielen Bildern nach alten Holzschnitten | 1947 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Propyläen | Schweiz | Till Eulenspiegel | ||||
| Heberle, Eugen | Autor | Deutsche Heldensagen | 1951 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Heimeran | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen | ||||
| Heberle, Eugen | Autor | Germanische Heldensagen | 1965 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Pawlak | Westdeutschland | Sammlung | ||||
| Hecht, Gretel; Hecht, Wolfgang | Autorin/Autor | Deutsche Heldensagen | 1969 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Insel-Verlag | Westdeutschland | Sammlung; Hildegund; Gudrun; Dietrich von Bern | ||||
| Heichen, Walter | Autor | Die Nibelungen und andere deutsche Heldensagen. In neuer Bearbeitung | 1954 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Kolibri | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen | ||||
| Heichen, Walter | Autor | Dietrich von Bern und andere deutsche Heldensagen | 1957 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Kolibri-Verlag | Westdeutschland | Sammlung; Dietrich von Bern | ||||
| Heichen, Walter | Autor | Gudrun und andere deutsche Heldensagen | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Kolibri-Verlag | Westdeutschland | Sammlung; Gudrun; Dietrich von Bern | ||||
| Heichen, Walter | Autor | Klaus Störtebeker. Ein Leben unter der schwarzen Flagge der Piraten | Vor 1945 unter dem Titel „Klaus Störtebeker“ | 1969 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Neuer Jugendschriften-Verlag | Westdeutschland | Die Geschichte „Klaus Störtebeker. Ein Leben unter der schwarzen Flagge der Piraten“ von Walter Heichen beginnt mit der Beschreibung der angespannten Situation in Hamburg zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Die Stadt, als bedeutende Hansestadt ein zentraler Knotenpunkt des norddeutschen Handels, ist zunehmend durch Überfälle von Seeräubern gefährdet. Im Zentrum dieser Bedrohung steht Klaus Störtebeker, der gemeinsam mit den Vitalienbrüdern den Handel der Hanse erheblich beeinträchtigt. Die Erzählung thematisiert die Auswirkungen der Piraterie auf die wirtschaftliche Stabilität der Region sowie die Bemühungen der Hamburger Obrigkeit, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Der Anfang von Störtebekers Herrschaft Klaus Störtebeker wird als außergewöhnlicher Anführer eingeführt. Seine Figur ist komplex und vielschichtig: Er ist ein gnadenloser Seeräuber, der die reichen Kaufleute beraubt und eine Spur der Verwüstung hinterlässt, aber gleichzeitig ein Kämpfer, der von seinen Männern als eine Art Volksheld verehrt wird. Seine Anhänger bewundern ihn nicht nur für seine Kühnheit, sondern auch für seine scheinbare Unbesiegbarkeit. Es kursieren Gerüchte, dass er eine Reliquie trägt, die ihn hieb- und schussfest macht, und manche munkeln sogar, dass er mit dunklen Mächten im Bunde steht. Störtebekers Name steht für Angst und Schrecken, aber auch für Hoffnung bei den Armen und Unterdrückten. Er teilt seine Beute großzügig mit seinen Männern und fördert eine Gemeinschaft, die auf Gleichheit basiert – eine Vorstellung, die seiner Zeit weit voraus ist und ihn in den Augen vieler zu einem Symbol der Freiheit macht. Die Hanse rüstet auf Während Störtebeker seine Herrschaft auf See ausbaut, ist die Stimmung in Hamburg angespannt. Die Kaufleute sind verzweifelt, da sie durch die ständigen Überfälle wirtschaftliche Verluste hinnehmen müssen. In einer dramatischen Sitzung im Hamburger Rathaus beraten die Aldermänner, wie sie dem Piratenproblem begegnen können. Es wird beschlossen, eine Flotte aufzurüsten, um Störtebeker und seine Vitalienbrüder in einer Seeschlacht zu stellen. Die Vorbereitungen sind jedoch von Schwierigkeiten geprägt: Geld fehlt und die Bevölkerung, die unter den hohen Steuern leidet, beginnt zu murren. Gleichzeitig kursieren in der Stadt Gerüchte, dass Störtebeker in Saus und Braus lebt, während die Hamburger unter Hunger und Kälte leiden. Die Legende um den Piraten wächst weiter und manche Arbeiter und Matrosen träumen davon, sich seiner Mannschaft anzuschließen, um ein besseres Leben zu führen. Die ersten Konfrontationen Die Hanseflotte, angeführt von Hermann Nyenkerken, nimmt den Kampf gegen die Piraten auf. Doch schon früh zeigen sich die Herausforderungen: Die Seeräuber sind nicht nur zahlreich, sondern auch äußerst geschickt und gerissen. In einer nächtlichen Episode, in der Störtebekers Männer einen Überfall auf eines der Schiffe der Hanse planen, gelingt es Nyenkerken, die Angreifer abzuwehren. Diese ersten Erfolge stärken den Kampfgeist der Hamburger, doch die Gefahr ist noch lange nicht gebannt. Intrigen und Meuterei An Bord der Schiffe der Hanse kommt es zu Spannungen. Ein verdeckter Spion von Störtebeker hat sich unter die Mannschaft geschlichen und versucht, die Matrosen gegen ihre Kapitäne aufzuhetzen. Es kommt zu einer Meuterei, bei der die Loyalität der Besatzung auf die Probe gestellt wird. Kapitän Nyenkerken zeigt Führungsstärke und bringt die aufgebrachte Mannschaft unter Kontrolle. Doch die Episode zeigt, wie weit Störtebekers Einfluss reicht und wie geschickt er Zwietracht säen kann. Die Legende wächst Parallel zu den Kämpfen und Intrigen wächst der Mythos um Klaus Störtebeker weiter. Es wird erzählt, dass seine Schiffe über die Wellen fliegen können und er immer wieder scheinbar unmögliche Fluchtmanöver vollzieht. Seine Männer verehren ihn fast wie eine göttliche Figur und die Bevölkerung entlang der Küsten erzählt sich Geschichten über seine Großzügigkeit und sein Engagement für die Armen. Die entscheidende Seeschlacht Der Höhepunkt der Erzählung ist die entscheidende Seeschlacht zwischen der Hanseflotte und den Piraten. In einem gewaltigen Kampf auf hoher See treffen die beiden Flotten aufeinander. Störtebeker zeigt erneut sein strategisches Geschick und seine Furchtlosigkeit. Doch die vereinte Macht der Hanse erweist sich als zu stark. Nach einem erbitterten Gefecht wird Störtebekers Flotte zerschlagen und der Piratenführer wird gefangen genommen. Das Ende von Klaus Störtebeker Nach seiner Gefangennahme wird Klaus Störtebeker nach Hamburg gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wird. Die Hanse will ein Zeichen setzen, um weitere Piraterie zu verhindern. Störtebeker zeigt sich auch in Gefangenschaft als stolzer und unbezwingbarer Mann. Der Legende nach bittet er den Henker, seine Männer freizulassen, die er nach seiner Enthauptung noch umschreiten könne. Doch dieser letzte Wunsch wird ihm verweigert. Störtebeker wird hingerichtet und mit ihm viele seiner Männer. Sein Tod markiert das Ende seines Wirkens, doch die Erzählung weist darauf hin, dass Störtebeker über seine historische Rolle hinaus eine symbolische Bedeutung erlangt hat. Er erscheint in der Darstellung als eine Figur, die mit Vorstellungen von Widerstand und Auflehnung gegen bestehende Machtverhältnisse verknüpft wird, wobei diese Deutung den ambivalenten Umgang mit seiner historischen Figur widerspiegelt. | männlich | Klaus Störtebeker; Freibeuter |
| Heizmann, Adolf | Autor | Überfall am Hauenstein. Eine Erzählung aus dem Jahre 1295 | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Schweizerisches Jugendschriftwerk | Schweiz | |||||
| Henniger, Karl | Autor | Die Gudrunsage. Dem mittelalterlichen Heldengedicht nacherzählt | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Schaffstein | Westdeutschland | Gudrun | |||
| Henniger, Karl | Autor | Die Parzivalsage. Wolfram von Eschenbach nacherzählt | 1949 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Schaffstein | Westdeutschland | Parzival | |||
| Henniger, Karl | Autor | Die Siegfriedsage. Bearbeitung | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Schaffstein | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Hermeler, Hubert | Autor | Gudrun. Nach dem Gudrunlied erzählt | 1956 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ferdinand Kamp | Westdeutschland | Gudrun | ||||
| Hermeler, Hubert | Autor | Nibelungenlied | 1956 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ferdinand Kamp | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Hohenstein, Lily | Autorin | Ich, Wolfram von Eschenbach | 1958 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Paul Neff | Österreich | |||||
| Huwe, Lotte | Autorin | Herrad von Mengirsberchen | 1949 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Kleins Buch- und Kunstverlag | Westdeutschland | Die Erzählung „Herrad von Mengirsberchen“ von Lotte Huwe schildert die Lebensumstände der jungen Adligen Herrad im Kontext mittelalterlicher Fehden und gesellschaftlicher Zwänge. Herrad, Angehörige des Geschlechts der Mengirsbercher, gerät in eine politische und persönliche Krise, als ihr Onkel Burkart von Mengirsberchen in einer Auseinandersetzung mit der Familie Prunheim gefangen genommen wird. Seine Freilassung wird davon abhängig gemacht, dass Herrad eine Heiratsverbindung mit dem Ritter Henne von Prunheim eingeht. Diese Zwangslage bildet den zentralen Konflikt der Erzählung. Die Geschichte beginnt mit der Darstellung der unmenschlichen Herrschaft der Prunheimer, insbesondere des grausamen und selbstsüchtigen roten Ritters Henne. Herrad, die den Ritter verachtet und fürchtet, sieht sich mit der schweren Entscheidung konfrontiert, das Leben ihres geliebten Onkels gegen ihre eigene Freiheit einzutauschen. Gequält von der Krankheit der Burgherrin Borghilt und den Tränen der verwaisten Kinder, opfert Herrad sich schließlich und erklärt sich bereit, Henne zu heiraten. Dennoch trägt sie einen Dolch und Gift bei sich, entschlossen, nicht unter Zwang zu leben. Der Hochzeitstag rückt näher und Herrad sieht keine Möglichkeit zur Flucht, da Henne jede Fluchtmöglichkeit wittert. Doch die treue Magd Luckel, inspiriert durch den Schuster Görg Wissel, der heimlich ein Mittel zur Rettung plant, hilft Herrad, einen riskanten Fluchtversuch durch einen geheimen Gang zu unternehmen. Die Flucht scheitert tragisch, da der Ausgang des Ganges durch Trümmer blockiert ist. Henne entdeckt Herrad und bringt sie zurück zur Burg, wo die Hochzeit schließlich stattfindet. Am Hochzeitsabend vollendet Herrad ihren verzweifelten Plan. Anstatt Henne das tödliche Gift zu verabreichen, nimmt sie es selbst und stirbt, bevor der Ritter sie zu seiner Frau machen kann. Ihr letzter Akt ist ein Ausdruck von Freiheit und Widerstand gegen die erzwungene Ehe. Henne, der trotz seiner Grausamkeit von ihrer Stärke und ihrem Mut berührt ist, bleibt nach ihrem Tod von Schuld und Trauer überwältigt. Herrads tragischer Tod wird zum Symbol für den Verlust von Freiheit und Würde, aber auch für die ungebrochene Kraft eines Geistes, der sich nicht beugen lässt. Die Erzählung verbindet Herrads persönliches Schicksal mit der Darstellung einer brutalen Feudalgesellschaft, in der Macht und Gewalt dominieren. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle solidarischer Figuren wie Görg und Luckel, die sich gegen bestehende Herrschaftsverhältnisse stellen. Die Erzählung endet in einer resignativen Grundstimmung, lässt jedoch durch die Reaktion auf Herrads Tod eine mögliche Perspektive für künftigen Widerstand erkennen. | weiblich | Rittertum | ||
| Jobst, Regina | Autorin | Siegfried und die Nibelungen | 1968 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Pestalozzi | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Jonsson, Runer | Autor | Wickie und die Blauschwerter. Seine Abenteuer mit den Rotäugigen | 1966 | Übersetzung | Originärer Text | Herold | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Jonsson, Runer | Autor | Wickie und die großen Drachen. Seine Abenteuer im Lande der Bulgaren | 1967 | Übersetzung | Originärer Text | Herold | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Jonsson, Runer | Autor | Wickie und die Rothäute | 1968 | Übersetzung | Originärer Text | Herold | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Jonsson, Runer | Autor | Wickie und die starken Männer | 1964 | Übersetzung | Originärer Text | Herold | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Jordan, Robert | Autor | Till Eulenspiegels lustige Streiche. Der Jugend erzählt | 1949 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Appelhans | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Kästner, Erich | Autor | Till Eulenspiegel | 1949 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ueberreuther | Österreich | Till Eulenspiegel | ||||
| Kayser, Johannes | Autor | Parzival. Wolfram von Eschenbach nacherzählt | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Dt. Jugendbücherei | Westdeutschland | Parzival | |||
| Kiefer, Sepp | Autor | Die Isar-Nibelungen. Eine zünftig-trag. Geschichte aus weiss-blauer Vorzeit | 1963 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Pinkser | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Kiesel, Otto Erich | Autor | Der ewige Tor. Ein Eulenspiegel-Roman | 1947 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Hammerich und Lesser | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Klaußmann, Anton Oskar | Autor | Aus dem deutschen Sagenschatz. Die Nibelungen, Lohengrin, König Rother, Gudrun, Wolfdietrich | 1951 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Loewes | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen; Gudrun; Wolfdietrich; Lohengrin | |||
| Klaußmann, Anton Oskar | Autor | Die Nibelungen. Für die Jugend neu erzählt. | 1951 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Loewes | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Klose, Werner | Autor | Markgraf Willehalm. Wolfram von Eschenbach nacherzählt | 1955 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Helipolis | Westdeutschland | Willehalm | ||||
| Kocher, Hugo | Autor | Temudschin. Die Jugend Dschingis-Chans | 1969 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Loewes | Westdeutschland | Die Erzählung „Temudschin. Die Jugend Dschingis-Chans“ von Hugo Kocher behandelt die frühen Lebensjahre Temudschins, der später als Dschingis Khan in die Geschichte eingehen wird. Der Erzählverlauf beginnt in seiner Kindheit unter dem Schutz seines Vaters Jessughei, des Anführers eines mongolischen Stammes. Temudschin hebt sich bereits in jungen Jahren durch seine Entschlossenheit, seinen Stolz und seine Fähigkeit zur Führung von seinen Altersgenossen ab. Die Handlung ist eingebettet in eine von Stammeskonflikten und den Lebensbedingungen des nomadischen Alltags geprägte Umgebung. In einer der ersten Szenen der Erzählung geht Temudschin mit seinem jüngeren Bruder Kassar und anderen jungen Mongolen auf die Jagd. Hier zeigt er bereits sein Geschick als Anführer und beeindruckt durch seinen Mut, als er einen gefährlichen Tiger vertreibt. Schon hier erkennt man seine Entschlossenheit und Furchtlosigkeit. Sorgan-Schira, ein alter Gefährte seines Vaters, beobachtet ihn dabei und sieht in ihm das Potenzial eines großen Kriegers und Anführers. Temudschins Leben verändert sich drastisch, als sein Vater Jessughei vergiftet wird. Mit dem Tod des Vaters verliert die Familie ihre Stellung und den Schutz des Stammes. Temudschin, der älteste Sohn, ist nun gezwungen, für das Überleben seiner Mutter und Geschwister zu sorgen. Die Familie wird von einstigen Verbündeten und anderen Stammesführern bedroht und in die Steppe vertrieben. In dieser Zeit lernt Temudschin, was es heißt, auf sich allein gestellt zu sein und sich durchzusetzen. Um sich zu behaupten, beginnt er, Allianzen zu schmieden und Vertrauen bei anderen Stämmen zu gewinnen. Dabei entwickelt er ein scharfes strategisches Denken und ein tiefes Verständnis für menschliche Schwächen, das ihm bei seinen späteren Führungsaufgaben helfen wird. Eine entscheidende Figur in seinem Leben wird sein Freund und Blutsbruder Jamukha, mit dem ihn ein tiefes, aber auch kompliziertes Band verbindet. Zusammen mit Jamukha beginnt Temudschin, sich gegen die Feinde seiner Familie zu behaupten und erste Schritte auf dem Weg zu einem geeinten mongolischen Reich zu gehen. Im Verlauf der Erzählung wächst Temudschins Vision einer vereinten Mongolei heran. Während seiner zahlreichen Reisen und Kämpfe lernt er die Tataren und die benachbarten Chin kennen. Von dem Häuptling Dai-Ssetschen, dem Vater seiner zukünftigen Braut Bürte, erfährt er viel über die mächtigen Reiche hinter der Großen Mauer, deren Reichtum und Ordnung ihn tief beeindrucken, auch wenn er die friedliche Natur der Chinesen als Schwäche empfindet. Die Erzählung schließt mit dem Bild eines gereiften Temudschin, der aus den bisherigen Erfahrungen gestärkt hervorgeht. Mit dem Ziel, die mongolischen Stämme zu einen und das Erbe seines Vaters fortzuführen, formuliert er seinen Anspruch auf eine führende Rolle innerhalb seines Volkes. | männlich | Dschingis-Khan | ||
| Koenig, Alma Johanna | Autorin | Gudrun. Stolz und Treue | 1951 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Leykam | Österreich | Gudrun | ||||
| Kohlenberg, Karl F. | Autor | Störtebeckers bester Mann. Von Likendeelern, Hansen, Helden, Schurken und Heiligen ein altes Lied, von Schiffen, Meeren und Winden aus Klaus Störtebeckers lang verklungener Zeit … mühsam zusammengesucht und all jenen erzählt, die ihr Herz sich auch in dieser verworrenen Zeit noch jung erhalten haben | 1951 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Hoch-Verlag | Westdeutschland | Die Erzählung „Störtebeckers bester Mann“ von Karl F. Kohlenberg thematisiert die Lebensgeschichte des jungen Onno Onken, der im 14. Jahrhundert im friesischen Küstengebiet lebt und sich unter den Bedingungen politischer Instabilität und sozialer Spannungen dem Seeräuber Klaus Störtebeker anschließt. Im Zentrum steht Onnos Entwicklung zu einem engen Vertrauten des Anführers der Vitalienbrüder. Die Erzählung lässt sich in einer Zeit des Wandels verorten und stellt Fragen nach Loyalität, sozialer Gerechtigkeit und den Lebensrealitäten in einer konfliktreichen maritimen Welt. Einleitung: Onnos Herkunft und die ersten Prüfungen Onno Onken, ein Waisenjunge unklarer Herkunft, wächst in der friesischen Küstenregion auf, die von karger Natur und den ständigen Kämpfen gegen Sturmfluten und das Moor geprägt ist. Er lebt auf dem Popinga-Hof, wo ihn die anderen Bewohner mit Misstrauen betrachten. Dennoch zeigt Onno früh Mut und eine unbezwingbare Entschlossenheit, sich gegen die Härten des Lebens zu behaupten. Bereits zu Beginn der Geschichte muss sich Onno bewähren, als er das Mädchen Eike, die Tochter der Popinga-Bauern, vor einer angreifenden Wolfsmeute rettet. Während der dramatischen Begegnung erlegt Onno einen der Tiere, stellt jedoch später fest, dass es sich um einen entlaufenen Hund handelt. Der Hund, den Onno „Tod“ nennt, wird fortan sein ständiger Begleiter und ein Symbol für die Loyalität, die ihn im Verlauf der Erzählung auszeichnet. Die Prophezeiung Onno und Eike besuchen eines Tages die alte Kräuterfrau Gret, die in der Region für ihre Weisheit und ihre angeblich übernatürlichen Kräfte bekannt ist. Gret prophezeit Onno eine Zukunft voller Gefahren und warnt ihn vor einem „schwarzen Schiff“, das ihm Unheil bringen werde. Die düstere Vorhersage weckt in Onno sowohl Angst als auch Widerstand: Er weigert sich, sein Schicksal durch fremde Kräfte bestimmen zu lassen, doch die Worte der alten Frau begleiten ihn fortan. Begegnung mit Magister Wigbold und den Vitalienbrüdern Die Geschichte nimmt eine entscheidende Wendung, als Onno auf Magister Wigbold trifft, einen mysteriösen Mann mit scharfem Verstand und dunkler Aura. Wigbold, ein gebildeter und wortgewandter Gelehrter, ist einer der engsten Vertrauten des berühmten Freibeuters Klaus Störtebeker. Mit seiner charismatischen Art zieht er Onno in den Bann und eröffnet ihm eine Welt jenseits der Grenzen des Popinga-Hofs. Wigbold erzählt Onno von den Vitalienbrüdern, einer berüchtigten Gruppe von Seefahrern, die gegen die mächtige Hanse kämpfen. Die Vitalienbrüder sehen sich als „Likedeeler“ (Gleichteiler), die für Gerechtigkeit und Freiheit eintreten. Sie unterstützen die Schwachen, während sie gleichzeitig hansische Schiffe überfallen und deren Reichtümer unter den Armen verteilen. Für Onno, der selbst die Ungerechtigkeit und Härte der feudalen Ordnung erlebt hat, ist Wigbolds Vision inspirierend, wenn auch zwiespältig. Aufstieg unter den Vitalienbrüdern Onno wird in die Gemeinschaft der Vitalienbrüder aufgenommen und lernt schnell, sich in der harten und oft grausamen Welt der Seefahrer zurechtzufinden. Unter der Anleitung von Wigbold und später Störtebeker selbst entwickelt sich Onno zu einem fähigen Kämpfer und Navigator. Er gewinnt das Vertrauen seiner Kameraden und wird zu einem geschätzten Mitglied der Bruderschaft. Die Erzählung schildert anschaulich die Abenteuer der Vitalienbrüder: ihre Überfälle auf hansische Handelsschiffe, die Verfolgung durch die mächtigen Flotten der Hanse und die ständigen Kämpfe um Nahrung, Sicherheit und Freiheit. Dabei wird deutlich, dass das Leben der Vitalienbrüder von Widersprüchen geprägt ist: Sie sehen sich als Freiheitskämpfer, greifen jedoch oft zu Gewalt und Plünderungen, um ihre Ziele zu erreichen. Wigbolds Philosophie und Onnos innere Kämpfe Ein zentraler Bestandteil der Erzählung ist die Beziehung zwischen Onno und Wigbold. Der Magister ist eine faszinierende, aber auch ambivalente Figur. Er ist klug, strategisch und charismatisch, doch er scheut nicht davor zurück, brutale Mittel einzusetzen, um seine Vision von Freiheit und Gleichheit zu verwirklichen. Onno bewundert Wigbolds Entschlossenheit, beginnt jedoch mit der Zeit, dessen skrupelloses Vorgehen zu hinterfragen. Wigbolds Philosophie, die Freiheit über alles stellt und göttliche oder gesellschaftliche Autoritäten ablehnt, beeinflusst Onno tief. Dennoch bleibt Onno ein Mann mit einem eigenen moralischen Kompass, der immer wieder in Konflikt mit den brutalen Realitäten der Freibeuterwelt gerät. Die Begegnung mit Klaus Störtebeker Im späteren Verlauf der Erzählung trifft Onno auf Klaus Störtebeker, den legendären Anführer der Vitalienbrüder. Störtebeker erkennt Onnos Potenzial und nimmt ihn unter seine Fittiche. Unter seiner Führung steigt Onno weiter auf und wird zu einem der engsten Vertrauten des Freibeuters. Die Erzählung beschreibt ihre waghalsigen Abenteuer auf hoher See, ihre Versuche, die Schwachen zu unterstützen, und die zunehmende Bedrohung durch die Hanse. Störtebeker wird in der Erzählung als komplexe Figur dargestellt: ein Mann mit hohen Idealen, der jedoch gezwungen ist, in einer gnadenlosen Welt zu agieren. Seine Beziehung zu Onno ist von Respekt und Loyalität geprägt, doch sie ist auch von den Spannungen des Lebens als Gesetzloser belastet. Das Vermächtnis der Vitalienbrüder Die Erzählung endet mit einer Reflexion über das Schicksal der Vitalienbrüder. Trotz ihres Engagements für Benachteiligte werden sie von der Hanse und den herrschenden Institutionen als Gesetzesbrecher bekämpft und schließlich zerschlagen. Onno überlebt das Ende der Bruderschaft und zieht eine persönliche Bilanz. Er erkennt die Vitalienbrüder als mehr als nur eine kämpferische Gemeinschaft, sondern als Ausdruck eines gesellschaftlichen Strebens nach Gerechtigkeit und Unabhängigkeit. | männlich | Klaus Störtebeker; Freibeuter | ||
| Köhler, Willibald | Autor | Die gelbe Wolke. Eine Erzählung aus der Mongolenzeit | 1941 unter dem Titel „Vitigo. Erzählung aus der Mongolenzeit“ | 1960 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Oberschlesischer Heimatverlag | Westdeutschland | Die Erzählung „Die gelbe Wolke“ von Willibald Köhler behandelt die Lebensgeschichte des Ritters Vitigo Fulschussil, der im Hochmittelalter aus dem Gebiet der Oder nach Osten aufbricht, um sich als Siedler in einer weitgehend unerschlossenen Grenzregion zu etablieren. Die Handlung ist im schlesisch-mährischen Raum angesiedelt und verbindet historische Gegebenheiten mit fiktionalen Elementen. Im Mittelpunkt steht der Prozess der zivilisatorischen Erschließung eines Raumes zwischen Wildnis und entstehender urbaner Ordnung. Aufbruch in eine neue Welt Der junge Ritter Vitigo Fulschussil verlässt seine Heimat in Glogau, um ein neues Leben in den noch kaum erschlossenen Gebieten im Süden Schlesiens zu beginnen. Er will sich nicht länger auf seinen adligen Stand verlassen, sondern eigenständig seinen Weg gehen. Entschlossen reitet er allein durch die winterlichen Wälder, lehnt jede Begleitung ab und träumt davon, die Wildnis zu besiedeln und zu gestalten. Doch die Reise wird beschwerlich: Kälte, Einsamkeit und die feindliche Natur setzen ihm schwer zu. Schließlich gerät er in einen Schneesturm, verliert die Orientierung und bricht bewusstlos zusammen. Rettung durch den Stadtvogt Vitigo wird in letzter Sekunde von Walter de Nyssa, dem Vogt der Stadt Nyssa, gefunden. Walter bringt ihn in sein Haus, wo Vitigo gesund gepflegt wird. Im Haus begegnet er Walters Töchtern, der lebhaften Roberta und der ernsten, stillen Rua, zu der er sich besonders hingezogen fühlt. Während seiner Genesung entwickelt Vitigo seinen Traum weiter: Er will nicht nur überleben, sondern das Land urbar machen, Städte bauen und eine neue Gemeinschaft gründen. Seine Begegnungen mit den Menschen von Nyssa stärken seinen Entschluss, sich dieser großen Aufgabe zu verschreiben. Ein neuer Bischof und neue Aufgaben Nach dem Tod des alten, gütigen Bischofs Cyprianus tritt Lorenz das Amt an. Lorenz ist politisch geschickt und ehrgeizig. Er erkennt die strategische Bedeutung des schlesischen Grenzlandes und will es durch deutsche Siedler wirtschaftlich und militärisch stärken. Vitigo wird offiziell in die Ritterschaft aufgenommen und erhält den Auftrag, im Reich Siedler zu werben. Diese neue Aufgabe begeistert ihn, denn sie verbindet seine persönlichen Wünsche mit einer großen historischen Mission. Werbefahrt und Ansiedlung Vitigo macht sich gemeinsam mit seinem Freund Rodgerus von Sifrid auf eine lange Werbereise. Sie gewinnen viele Siedlerfamilien, die bereit sind, sich im Osten niederzulassen. In langen Wagenkolonnen kehren sie zurück. Auf dem Weg begegnen sie dem schlesischen Herzog Heinrich dem Bärtigen, der ihr Werk begrüßt, weil er die Bedeutung der deutschen Siedler für die Entwicklung seines Herzogtums erkennt. In Schlesien angekommen, beginnt der mühsame Aufbau: Wälder werden gerodet, Sümpfe trockengelegt, erste Dörfer wie Bielau und Preiland entstehen. Der Traum vom fruchtbaren, freien Land wird Schritt für Schritt Realität. Hochzeit und Aufbau der neuen Stadt Vitigo wird zum Comes (Grafen) ernannt. Er heiratet Rua, während Rodgerus Roberta zur Frau nimmt. Die Freunde und ihre Familien werden zu den neuen Anführern im Bischofsland. Gemeinsam mit Walter planen sie die Errichtung einer neuen, großen Stadt, die als wirtschaftliches und politisches Zentrum dienen soll. Straßen werden angelegt, ein großzügiger Marktplatz wird geplant, eine Kirche soll Mittelpunkt der neuen Gemeinde werden. Der Aufbau geschieht unter großer Anstrengung, doch mit Optimismus und Gemeinschaftsgeist. Die Bedrohung aus dem Grenzwald Nicht alle Siedler sind mit den Verhältnissen zufrieden. Einige brechen eigenmächtig auf und gründen neue Siedlungen im verbotenen Grenzwald, dem sogenannten Bannwald, wo das Roden und Ansiedeln eigentlich untersagt ist. Diese Wildsiedler lehnen die Autorität des Bischofs ab und werden vermutlich vom benachbarten mährischen Fürsten unterstützt. Vitigo und seine Mitstreiter erkennen die Gefahr: Durch diese Grenzverletzungen könnte das mährische Fürstentum unrechtmäßig Einfluss auf das Bischofsland gewinnen. Die politische Lage wird zunehmend angespannt. Die gelbe Wolke – Zeichen der großen Gefahr Eines Tages bemerkt Bischof Lorenz vom Turm der Bischofskirche aus eine unheimliche Erscheinung: Über den Bergen im Süden zieht eine gelbe Rauchwolke auf. Sie ist das Sinnbild einer drohenden, großen Gefahr. Kurz darauf erreichen Nachrichten die Stadt: Die Mongolen sind in Polen eingefallen und haben bereits weite Teile des Landes verwüstet. Der Mongolensturm von 1241 steht unmittelbar bevor. Panik und Unruhe breiten sich aus. Die „gelbe Wolke“ wird zum Symbol des drohenden Untergangs, aber auch zur Mahnung, Widerstand zu leisten. Kampf um Schlesien Herzog Heinrich der Bärtige ruft das Land zum Widerstand auf. Ein Heer aus schlesischen Rittern und Bürgern wird aufgestellt, doch viele Fürsten Europas zögern, sich dem Bündnis anzuschließen. In der Schlacht bei Liegnitz kommt es zur entscheidenden Konfrontation. Heinrich fällt, und das Heer wird vernichtet. Dennoch gelingt es, durch den Widerstand der Städte und die Zähigkeit der Bevölkerung, einen vollständigen Zusammenbruch Schlesiens zu verhindern. Der unmittelbare Vorstoß der Mongolen wird gebremst, bevor er ganz Mitteleuropa erfassen kann. Ein Vermächtnis von Mut und Aufbau Vitigos Ziel, eine gerechte, freie und strukturierte Gesellschaft in einem entwickelten Gemeinwesen zu etablieren, bleibt trotz zahlreicher Rückschläge bestehen. Die Erzählung endet mit dem Hinweis, dass kulturelle und rechtliche Errungenschaften stets gefährdet sind – sowohl durch äußere Bedrohungen wie etwa die Mongolen als auch durch interne Instabilität. Der Erhalt dieser Ordnung erfordert ständige Wachsamkeit, Entschlossenheit und gemeinschaftliches Handeln. Vitigos Engagement und seine Vision einer „goldenen Stadt“ werden dabei als Ausdruck dieses dauerhaften Strebens verstanden. | männlich | Mongolensturm |
| Kolisko, Maria | Autorin | Meister Leonardo | 1953 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | St. Gabriel | Österreich | |||||
| König, Hans | Autor | Alte und neue Geschichten von Till Eulenspiegel. Nach dem ältesten Druck neu übers. von Hans König | 1946 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Thienemann | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Köster, Elisabeth | Autorin | Tankmar. Eine Klostergeschichte aus den Tagen Ottos I. | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Tankmar. Eine Klostergeschichte aus den Tagen Ottos I.“ von Elisabeth Köster schildert den Aufenthalt des jungen Tankmar im Kloster St. Georg, wohin er zur Ausbildung entsandt wird. Die Handlung setzt mit Tankmars Ankunft am Klostertor ein, begleitet von seinem Vater und dem Grafen Hesod. Bereits zu Beginn wird deutlich, dass Tankmar Schwierigkeiten hat, sich mit den klösterlichen Regeln und dem geforderten Gehorsam zu arrangieren. Nach seiner Vorstellung beim Abt erfährt er, dass sein Aufenthalt nicht befristet ist, sondern auf ein dauerhaftes Leben im geistlichen Stand hinauslaufen soll. Der Alltag im Kloster ist für Tankmar eine Herausforderung. Der strenge Gehorsam, die harten Arbeiten und das monotone Leben im Gebet und Studium erscheinen ihm befremdlich und bedrückend. Tankmar sehnt sich nach der Freiheit seiner Heimat, nach dem Leben als Adliger und Kämpfer. Ein kleiner Lichtblick ist der Erntetag im Obstgarten, an dem die Schüler einmal im Jahr unbeschwert Äpfel und Birnen pflücken dürfen, doch Tankmars Sehnsucht nach Freiheit bleibt stark. Inmitten dieser inneren Kämpfe wird das Kloster durch die drohende Invasion der Ungarn erschüttert. Die Nachricht, dass die Ungarn ins Land eingefallen sind, versetzt das Kloster in Angst. Als die Ungarn schließlich die Klosteranlage niederbrennen, fliehen die Brüder und Schüler auf den nahegelegenen Kreuzberg. Tankmar versucht zu entkommen und versteckt sich in der Wildnis. Dort trifft er auf einen Einsiedler, der früher selbst ein Mönch war und nun ein Leben in der Abgeschiedenheit führt. Der Einsiedler nimmt Tankmar auf und die beiden sprechen über die Schrecken des Krieges und die Bedeutung des Glaubens. Die Erzählung endet mit Tankmars Entscheidung, das Kloster dauerhaft zu verlassen. Er kehrt nicht zu den Mönchen zurück, sondern begibt sich auf den Weg zur Burg seines Vaters. | männlich | Rittertum | |
| Kranz, Herbert | Autor | Der Sohn des Löwen. Eine Erzählung | 1961 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Herder | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Sohn des Löwen“ von Herbert Kranz behandelt den Werdegang Heinrichs, des Sohnes Heinrichs des Löwen, im Kontext politischer und dynastischer Konflikte des mittelalterlichen Europas. Die Handlung folgt seiner Auseinandersetzung mit den Folgen der Entmachtung seines Vaters und seinem Streben, durch politische Allianzen und persönliche Initiative dessen Position in der Reichspolitik zu rehabilitieren. Die Geschichte beginnt im kaiserlichen Lager vor Neapel, das von der Zersetzung durch Krankheit und Verfall geprägt ist. Der Stauferkaiser Heinrich VI. liegt schwer erkrankt, sein Heer ist durch das Sumpffieber dezimiert, und das belagerte Neapel zeigt keinen Anzeichen eines bevorstehenden Falls. Inmitten dieses Chaos erkennt Heinrich, der als Geisel des Kaisers im Lager festgehalten wird, die Chance, aus der prekären Lage zu fliehen und eine bedeutendere Rolle in der deutschen Politik einzunehmen. Als jüngster Sohn Heinrichs des Löwen, der durch die Staufer zu Fall gebracht wurde, trägt er die Bürde der Erniedrigung seines Vaters und sieht in der Schwäche des Kaisers die Gelegenheit, die Macht seiner Familie wiederherzustellen. Heinrich wagt die Flucht und erreicht Neapel, wo er den Grafen von Acerra aufsucht, einen Anführer der Rebellen gegen den Kaiser. Acerra ist ein ebenso verschlagener wie berechnender Mann, der trotz seiner fragwürdigen ritterlichen Ehre Heinrichs Ambitionen unterstützt. Gemeinsam analysieren sie die geschwächte Lage des Kaisers und entwerfen Strategien, um Heinrichs Machtanspruch in Deutschland durchzusetzen. Acerra informiert Heinrich über die Chancen eines Bündnisses mit den Normannen und der Unterstützung durch den englischen König Richard Löwenherz, dessen Schwester Heinrichs Mutter ist. Heinrich beschließt, den kürzesten Weg nach Deutschland zu vermeiden, da er befürchtet, von den Anhängern des Kaisers gefangen genommen zu werden. Stattdessen wählt er eine gefährliche Route über Marseille und die französischen Grafschaften. Heinrichs Reise führt ihn zunächst über das Mittelmeer, wo er mit Unterstützung von Acerras Flotte die gefährlichen Gewässer der italienischen Küste überquert. In Marseille trifft er auf Bertran de Born, einen bekannten Troubadour und Ritter, der Heinrichs Mutter einst nahegestanden hatte. Bertran wird zu einem wichtigen Begleiter Heinrichs, der nicht nur über die politischen Verhältnisse in Frankreich und darüber hinaus bestens informiert ist, sondern auch Heinrichs persönlichen Ehrgeiz versteht und unterstützt. Auf ihrem Weg durch die Grafschaften Frankreichs begegnen sie einer Reihe von Fürsten und Rittern, die Heinrichs Flucht aus dem Lager des Kaisers kritisch sehen. Bertran hilft ihm jedoch, diese Begegnungen diplomatisch zu meistern und die Gefahr von Verrat zu minimieren. Die Beziehung zwischen Heinrich und Bertran entwickelt sich zu einem zentralen Element der Erzählung. Bertran erzählt Heinrich von vergangenen Liebesgeschichten und politischen Intrigen, die oft als warnende Gleichnisse für Heinrichs eigenes Streben dienen. Diese Episoden vertiefen Heinrichs Charakter und lassen ihn die Gefahren von Leidenschaft, Ehrgeiz und Verrat erkennen. Die Erzählung zeigt immer wieder Rückblicke auf die Erniedrigung Heinrichs des Löwen. Der Vater, einst der mächtigste Fürst Deutschlands, wurde durch die Staufer entmachtet, ins Exil getrieben und seiner Länder beraubt. Besonders schmerzhaft ist die Erinnerung an die Verbannung aus der eigenen Stadt Bardowick, wo die Bürger den einst stolzen Herzog mit Hohn und Spott begegneten. Heinrichs Ziel ist es nicht nur, selbst die Königskrone zu erringen, sondern auch, diese Demütigungen durch seinen Erfolg auszugleichen. Seine Reise ist damit nicht nur ein politisches Abenteuer, sondern auch eine persönliche Mission, die Familienehre wiederherzustellen. Während Heinrich seinen Weg nach Deutschland sucht, verdichten sich die Hinweise darauf, dass Kaiser Heinrich VI. nicht, wie zunächst angenommen, gestorben ist. Der Kaiser hat sich von seiner Krankheit erholt und kehrt gestärkt in die politischen Auseinandersetzungen zurück. Diese Wendung verändert die Dynamik der Handlung, da Heinrichs Flucht und sein Ziel nun in direkter Konkurrenz zum lebenden Kaiser stehen. Der Kaiser beginnt, seine politischen Gegner zu ächten, und Heinrich wird als Verräter gebrandmarkt. Die Aussicht auf die Königswürde wird dadurch nicht nur schwieriger, sondern auch gefährlicher. Die Erzählung schließt mit der Darstellung von Heinrichs fortgesetztem Bemühen, eine führende Rolle im Reich zu erlangen und die politische Stellung seiner Familie wiederherzustellen. Trotz der veränderten Lage – insbesondere der Gesundung des Kaisers und der damit verbundenen politischen Verfolgung – bleibt Heinrich entschlossen, seinen Anspruch zu verfolgen. Die Entwicklung lässt offen, ob Heinrichs Strategie erfolgreich sein wird, betont jedoch die anhaltende Spannung zwischen persönlichem Ehrgeiz und den strukturellen Machtverhältnissen seiner Zeit. | männlich | Welfen; Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig | ||
| Kühlken, Friedrich | Autor | Folkhari und seine Söhne. Eine Erzählung aus der Zeit der Sachsenkriege | 1934 bei Bremen: Verlag Hans Krohn unter dem Titel „Folkhari, der freie Bauer. Eine Erzählung aus dem Sachsenkriege“ | 1956 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Folkhari und seine Söhne“ von Friedrich Kühlken ist im historischen Kontext der Sachsenkriege des 8. Jahrhunderts angesiedelt. Im Zentrum steht die Figur des Sachsen Folkhari, der mit seiner Familie gegen die militärische und religiöse Expansion der Franken kämpft. Die Geschichte beginnt mit Folkhari, einem stolzen Sachsen, der mit seinem Sohn am Hof seines Vaters Witgar lebt. Die Handlung setzt ein, als Folkhari an einer großen Landesversammlung teilnimmt, wo die Sachsen über einen möglichen Krieg gegen die Franken und deren König Karl beraten. Die Sachsenführer, darunter der berühmte Herzog Wittekind, lehnen sich gegen die Christianisierung und das fränkische Joch auf und beschließen, für ihre Freiheit und ihren Glauben an die alten Götter zu kämpfen. Im Laufe der Geschichte erlebt Folkhari die brutale Gewalt der Sachsenkriege, bei denen viele seiner Gefährten fallen und die sächsischen Lande verwüstet werden. Karl der Große setzt alles daran, die Sachsen zur Taufe zu zwingen und das Christentum durchzusetzen. In einer entscheidenden Schlacht werden Folkhari und sein Vater Witgar gefangen genommen. Während Witgar hingerichtet wird, bleibt Folkhari als Verfechter der alten Götter standhaft und schwört, für die Freiheit seines Volkes zu kämpfen. In der Zwischenzeit wird auch Folkhari von König Karl verbannt und verliert seinen Besitz. Er kehrt jedoch nach einigen Jahren zurück und findet heraus, dass seine Schwester Skonea sich dem Christentum angeschlossen hat. Folkhari ist zutiefst enttäuscht, setzt jedoch seinen Widerstand fort. Er gründet mit Gleichgesinnten die Stellinga, eine geheime Widerstandsgruppe, die weiterhin die sächsischen Traditionen pflegen und das fränkische Joch abschütteln möchte. Die Stellinga führen einen letzten Aufstand an, doch auch dieser scheitert, und Folkhari wird in der Schlacht getötet. Am Ende der Erzählung steht die Erkenntnis, dass sich das Christentum in Sachsen dauerhaft etabliert hat. Obwohl Folkhari stirbt, ohne seine Vorstellung von Freiheit zu verwirklichen, wird sein Einfluss in seinen Söhnen sichtbar, die sich zunehmend dem neuen Glauben annähern. Die Erzählung schließt mit der Darstellung des kulturellen Wandels, der durch die fränkische Herrschaft und die Einführung des Christentums ausgelöst wird. | männlich | Sachsenkriege |
| Kühlken, Friedrich | Autor | Johann Gutenberg | 1957 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Johann Gutenberg“ von Friedrich Kühlken schildert den Lebensweg des Mainzer Bürgers Johann Gutenberg und die Entwicklung seiner Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Beginnend mit Gutenbergs Kindheit, in der sich bereits eine ausgeprägte Neigung zum Schreiben und zur Vervielfältigung von Texten zeigt, verfolgt der Text seine Ausbildung zum Goldschmied in Straßburg sowie die schrittweise Umsetzung seiner drucktechnischen Ideen. Gutenberg kehrt nach Mainz zurück und beginnt mit Unterstützung des Kaufmanns Johannes Fust, seinen Plan zu verwirklichen, was schließlich zur berühmten 42-zeiligen Bibel führt, einem der ersten gedruckten Bücher. Doch es kommt zum Streit mit Fust über die finanziellen Bedingungen und Gutenberg verliert schließlich die Kontrolle über seine Druckerei. Der Text illustriert nicht nur Gutenbergs technischen Erfindergeist und die Schwierigkeiten, die er überwinden musste, sondern auch die gesellschaftliche und politische Lage seiner Zeit. Zum Schluss wird die Bedeutung seiner Erfindung hervorgehoben, die die Verbreitung von Wissen und Bildung revolutionierte und den Grundstein für den modernen Buchdruck legte. | männlich | Johannes Gutenberg | |
| Kühlken, Friedrich | Autor | Karl der Große | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Karl der Große“ von Friedrich Kühlken behandelt den Aufstieg und die Herrschaft Karls des Großen, Königs der Franken, und schildert zentrale Stationen seines Lebens. Die Handlung beginnt mit dem Tod von Karls Bruder Karlmann im Jahr 771, wodurch Karl alleiniger Herrscher über das Fränkische Reich wird. Nach Karlmanns Tod beginnt Karl, sein Reich durch zahlreiche Feldzüge gegen die Sachsen und andere Völker zu erweitern. In einer der ersten Schlachten greift Karl die sächsische Irminsul an, ein heidnisches Heiligtum, das er zerstören lässt, um die Sachsen zur Annahme des Christentums zu bewegen. In den darauffolgenden Jahren unternimmt Karl mehrere Kriegszüge und erwirbt dabei den Ruf eines starken und entschlossenen Herrschers. In Spanien kämpft er gegen die Mauren, wobei er nach einer unglücklichen Schlacht in den Pyrenäen seine berühmte Nachhut unter Markgraf Roland verliert. In weiteren Feldzügen setzt er die Sachsen unter Druck und zwingt sie schließlich zur Unterwerfung und Taufe. Neben seinem militärischen und administrativen Wirken wird Karl als Förderer des Christentums und als Organisator seines Herrschaftsgebiets dargestellt. Durch die Ausrichtung von Reichstagen und die Erlassung von Gesetzen strebt er eine Stabilisierung seiner Macht und eine Festigung der christlichen Ordnung an. Im Jahr 800 lässt er sich in Rom zum Kaiser krönen, wodurch seine Stellung im Frankenreich weiter gestärkt wird. Die Erzählung schließt mit Karls Tod im Jahr 814, nachdem er das Frankenreich konsolidiert und zu einer dominierenden Macht in Europa geformt hat. | männlich | Karl der Große; Karlinger | |
| Kühlken, Friedrich | Autor | König Heinrich und Kaiser Otto | 1954 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „König Heinrich und Kaiser Otto“ von Friedrich Kühlken schildert das Leben und die politischen Leistungen von König Heinrich I. sowie seines Sohnes, Kaiser Otto I. Im Mittelpunkt stehen die Maßnahmen beider Herrscher zur Festigung des ostfränkischen Reiches sowie die Rolle Ottos bei der Entstehung des Heiligen Römischen Reiches. Die Geschichte beginnt mit Heinrich, dem Herzog von Sachsen, der sich als tatkräftiger Herrscher erweist. Nach dem Tod von König Konrad wird Heinrich im Jahr 919 als König von Ostfranken gewählt. Er vereint die verschiedenen deutschen Stämme und beginnt, das Land gegen die Bedrohung durch die Ungarn und Slawen zu sichern. Heinrich befiehlt den Bau zahlreicher Burgen und organisiert die Verteidigung des Reiches neu. Durch diplomatisches Geschick erreicht er einen Waffenstillstand mit den Ungarn und nutzt die Friedenszeit, um das Heer und die Verteidigung zu stärken. Schließlich besiegt Heinrich die Ungarn und verstärkt die Macht des Reiches, bevor er 936 stirbt. Nach Heinrichs Tod übernimmt sein Sohn Otto das Königreich und setzt das Werk seines Vaters fort. Otto zeigt sich als starker Anführer und bewältigt innere Konflikte und Aufstände, darunter den Widerstand seines eigenen Bruders Heinrich und die Revolte der Herzöge von Bayern und Schwaben. Nach zahlreichen Siegen und der Sicherung der deutschen Gebiete gegen äußere Bedrohungen marschiert Otto nach Italien und wird 962 in Rom zum Kaiser gekrönt, womit das Heilige Römische Reich formell begründet wird. Die Erzählung endet mit Ottos Sieg über die innere und äußere Opposition. Seine Herrschaft wird als stabilisierender Faktor für Reich und Kirche gezeigt und markiert einen bedeutenden Abschnitt im Aufbau seiner Herrschaftsstruktur. | männlich | Heinrich I. (Ostfrankenreich); Otto I. der Große; Ottonen | |
| Kuprecht, Karl | Autor | Franziskus und die Tiere. Geschichten aus dem Blütengärtlein des Franz von Assisi | 1960 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Schweizerisches Jugendschriftwerk | Schweiz | Franz von Assisi | ||||
| Kurschat, Heinrich Albert | Autor | Friedrich und Federico. Aus dem Leben des großen Stauferkaisers | 1959 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Die Erzählung „Friedrich und Federico“ von Heinrich Kurschat ist eine historische Geschichte, die sich mit der politisch bewegten Zeit des späten 12. Jahrhunderts befasst und das Schicksal Friedrichs II., des sogenannten Kindes von Apulien, in den Mittelpunkt stellt. Feuer über der Romagna Die Geschichte beginnt in Romagna, wo zwei deutsche Reiter, Ruodo und der junge Friedrich, vor einer gefährlichen Nacht stehen. Die beiden Männer sind auf einer geheimen Mission, um die Nachricht vom Tod der Kaiserin Konstanze nach Deutschland zu bringen. Friedrich, ein jugendlicher Edelmann, brennt vor Stolz und Wut über die Aufstände, die das Land seines verstorbenen Kaisers Heinrich VI. in Chaos stürzen. Ruodo, ein erfahrener und weiser Begleiter, mahnt zur Vorsicht und erinnert Friedrich daran, dass ihre Aufgabe nicht der Kampf ist, sondern die Übermittlung der Botschaft. Während sie sprechen, lodern in der Ferne Flammen auf – ein Zeichen, dass die Romagna in Aufruhr steht. Philipp von Schwaben Philipp, der Bruder des verstorbenen Kaisers Heinrich VI., träumt davon, dass sich die Welt vor ihm verneigt. Doch er nimmt die Herausforderung, das Erbe seines Bruders zu sichern, pragmatisch an. Als er in der Lombardei lagert, erhält er durch einen Boten schreckliche Nachrichten: Die italienischen Marken stehen in Flammen, und die Anhänger des Reiches werden gnadenlos verfolgt. Besonders die Region Ancona ist vollständig von Aufständen überrannt. Philipp erkennt, dass die Lage kritisch ist. Dennoch hält er an seinem Ziel fest: Er will den jungen Friedrich II., den Sohn Konstanzes, nach Deutschland bringen, um ihn dort zum König krönen zu lassen. In Rom Papst Innozenz III. erhält Berichte über die chaotische Situation im Süden des Reiches. Konstanze ist tot und der junge Friedrich, bekannt als das „Kind von Apulien“, ist nun verwaist. Innozenz betrachtet Friedrich als seinen Schützling und beschließt, ihn als König von Sizilien zu legitimieren, um das politisch zersplitterte Reich zu stabilisieren. Der Papst sieht hierin auch eine Gelegenheit, die Macht der Kirche über die weltlichen Herrscher zu festigen. Er ordnet die Krönung Friedrichs in Palermo an und plant, ihn unter die Vormundschaft eines Kronrates zu stellen. Die Krone Siziliens In Palermo wird Friedrich zum König gekrönt. Die Stadt wird in lebendigen Bildern als ein Paradies beschrieben, geprägt von arabischer und normannischer Kultur. Der junge Federico, ein sizilianischer Junge mit blondem Haar, bewundert Friedrich aus der Ferne. Federico, dessen Vater ein verstorbener normannischer Seemann war, fühlt sich Friedrich verbunden, da beide denselben Namen tragen. Die Krönung selbst ist ein feierlicher Moment, doch die Spannungen sind spürbar: Viele lokale Fürsten und Adelige sind gegen die deutsche Herrschaft und trachten danach, Friedrichs Anspruch zu untergraben. Die Festlichkeiten sind ein Symbol des Aufstiegs Friedrichs, während dunkle Wolken in Form von Intrigen und drohender Gewalt den Tag überschatten. Markward Markward von Anweiler, ein ehemaliger Gefolgsmann Kaiser Barbarossas, erhebt Anspruch auf Sizilien. Von Ehrgeiz und Gier getrieben, führt er einen erbarmungslosen Feldzug durch die südlichen Provinzen des Reiches. Mit rücksichtsloser Gewalt plündert er Städte und Dörfer, um Macht und Reichtum zu erlangen. Nachdem er das Festland unter seine Kontrolle gebracht hat, setzt er über die Straße von Messina, um Palermo anzugreifen. Markwards Methoden sind brutal und er scheut nicht davor zurück, Mord und Zerstörung einzusetzen, um sein Ziel zu erreichen: die Herrschaft über Sizilien. Friedrichs Leben in Palermo Im Palast von Palermo lebt der kleine Friedrich in Isolation. Obwohl er König ist, wird er von den politischen Geschehnissen ferngehalten. Der Kanzler Walter von Pagliara, der offiziell für Friedrichs Schutz verantwortlich ist, verfolgt jedoch eigene Interessen und spielt ein doppeltes Spiel zwischen Markward und dem Papst. Als Markward schließlich in Palermo einmarschiert, sieht Friedrich sich plötzlich von den Intrigen der Erwachsenen umgeben. In einem dramatischen Moment konfrontiert Markward den kleinen König. Friedrich zeigt trotz seiner kindlichen Schwäche außergewöhnlichen Mut: Er wehrt sich mit Bissen und Kratzen gegen den mächtigen Feind. Diese Szene betont die Hilflosigkeit des Kindes, aber auch seinen unerschütterlichen Willen, der Herr seines Schicksals zu sein. Die Erzählung endet mit einem Ausblick, der Hoffnung und Unsicherheit miteinander verbindet. Friedrichs Lebensweg ist eng mit den politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit verknüpft. Trotz seines jugendlichen Alters deutet sich bereits an, dass er über Eigenschaften verfügt, die ihn später zu einer bedeutenden Herrscherfigur des Mittelalters werden lassen könnten. | männlich | Friedrich II. (HRR); Staufer | ||
| Lamszus, Wilhelm | Autor | Gudrun. Eine deutsche Heldensage | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Dt. Jugendbücherei | Westdeutschland | Gudrun | |||
| Lauring, Palle | Autor | Ulf der Wiking | 1959 | Übersetzung | Originärer Text | Herold | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Lechner, Auguste | Autorin | Das Königsgrab im gelben Felsen. Die Abenteuer Wolfdietrichs | 1954 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tyrolia | Österreich | Wolfdietrich | ||||
| Lechner, Auguste | Autorin | Das Licht auf Monsalvat. Die Abenteuer des Parzivals | 1956 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tyrolia | Österreich | Parzival | ||||
| Lechner, Auguste | Autorin | Der Reiter auf dem schwarzen Hengst. Die Geschichte von den Heymonssöhnen, dem Zauberer Malagis und dem Hengst Bayard für die Jugend erzählt | 1969 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tyrolia | Österreich | Haimonskinder | ||||
| Lechner, Auguste | Autorin | Die geraubte Königstochter. Die Geschichte vom wilden Hagen, der schönen Hilde und Gudrun | 1963 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tyrolia | Österreich | Gudrun | ||||
| Lechner, Auguste | Autorin | Die Nibelungen. Für unsere Zeit erzählt | 1951 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Mirabell | Österreich | Nibelungen | ||||
| Lechner, Auguste | Autorin | Herr Dietrich reitet. Die Abenteuer Dietrichs von Bern | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tyrolia | Österreich | Dietrich von Bern | ||||
| Lehr, Hans | Autor | Die Nibelungen und Dietrich von Bern und seine Gesellen | 1962 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Kleins Buch- und Kunstverlag | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen; Dietrich von Bern | ||||
| Leippe, Ulla | Autorin | Artus-Sagen. Neu erzählt | 1964 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Keyser | Westdeutschland | Artus | ||||
| Lennemann, Wilhelm | Autor | Der ewige Till. Seine Wirrungen und Wanderungen | 1955 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Bayerische Verlagsanstalt | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Lentz, Heinrich | Autor | Die Nibelungensage. Der alten Sage und dem Nibelungenlied nacherzählt | 1952 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Schöningh | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Lichtenberger, Franz | Autor | Gudrun. Der Jugend erzählt | 1957 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Marhold | Westdeutschland | Gudrun | |||
| Lichtenberger, Franz | Autor | Nibelungen-Sage. Held Siegfried | 1953 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Marhold | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Lichtenberger, Franz | Autor | Nibelungen-Sage. Kriemhilds Rache | 1953 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Marhold | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Lindenlaub, Georg | Autor | Aus der Lebensgeschichte eines Stadtschulmeisters. Bilder aus einer mittelalterlichen Stadt | 1954 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Aus der Lebensgeschichte eines Stadtschulmeisters“ von Georg Lindenlaub folgt dem Lebensweg des Eberhard von der Aue, einem jungen Mann aus ritterlichem Geschlecht, der jedoch gegen die Standeserwartungen seiner Familie als Lehrer in einer Stadt Latein unterrichtet. Seine Erlebnisse sind in einem autobiographischen Manuskript festgehalten, das nach seinem Tod verloren geht und nur teilweise erhalten bleibt. Der Text vermittelt Einblicke in den Alltag einer spätmittelalterlichen Stadt und verbindet persönliche, soziale und politische Themen. Die Erzählung beginnt mit einem Rückblick: Ein alter Mann sitzt im Jahr 1510 in einem Turmzimmer und beendet seine Lebensgeschichte. Es handelt sich um Eberhard von der Aue, einen ehemaligen Ritter, der später Stadtschulmeister wurde. Nach seinem Tod wird das Manuskript seiner Aufzeichnungen vom Grafen, dessen Kinder er unterrichtete, bewahrt. Zwei Knappen sollen das wertvolle Buch zu den Rittern von der Aue bringen, um Eberhards Ehre wiederherzustellen. Auf dem Weg werden die Boten jedoch von Räubern überfallen und getötet; das Manuskript geht verloren und taucht nur fragmentarisch wieder auf. Die eigentliche Erzählung setzt mit Eberhards Ankunft in einer Stadt ein, in der er sich um die Stelle des Leiters der Lateinschule bewirbt. Als Sohn eines früheren Stadthauptmanns wird er freundlich aufgenommen und bald eingestellt. Mit Engagement und Strenge reformiert er das Schulwesen: Er geht gegen Schulschwänzen, Betteln und Verwahrlosung im Schülerheim vor, unterstützt vom Bürgermeister. Besonders eindrücklich ist der Besuch im Schülerhaus, wo er die katastrophalen Zustände aufdeckt – Kinder schlafen im Stroh, werden misshandelt und leben in Dreck und Armut. Der Bürgermeister greift ein und verbessert gemeinsam mit Eberhard die Situation nachhaltig. Auch das Marktleben spielt im Alltag der Stadt eine wichtige Rolle. Eberhard geht regelmäßig mit seinem Küchenjungen Thomas einkaufen. Dabei begegnet er häufig Maria Woltemade, die Tochter seines Hauswirts, in die er sich verliebt. Es entwickelt sich eine zurückhaltende, aber liebevolle Beziehung. Trotz des Standesunterschieds nähert sich Eberhard ihr an – gegen den Widerstand seiner adligen Herkunftsfamilie. Schließlich verloben sich die beiden. Ein Höhepunkt der Erzählung ist der Besuch des Kaisers in der Stadt. Große Erwartungen und Aufregung erfüllen die Bürgerschaft, doch der Besuch verläuft enttäuschend: Der Kaiser bleibt distanziert, verteilt keine Geschenke, zeigt kein Interesse am Volk und verlässt die Stadt bald wieder. Die anfängliche Begeisterung wandelt sich in Ernüchterung. Ein dramatischer Wendepunkt tritt ein, als Eberhard erfährt, dass sein jüngster Vetter – ebenfalls ein von der Aue – als Straßenräuber verhaftet wurde. Der junge Ritter hatte einen Kaufmannszug überfallen und wird öffentlich verurteilt. Eberhard erkennt ihn vor Gericht wieder. Eberhard erkennt ihn im Gerichtssaal wieder, kann ihn jedoch nicht retten und muss der Hinrichtung beiwohnen. Der Vetter zeigt Reue, doch es ist zu spät. Dieses Ereignis verstärkt die Entfremdung zwischen Eberhard und seiner adligen Familie, insbesondere mit seinem Onkel, der ihn bereits zuvor wegen seiner Verbindung zum Bürgertum verstoßen hatte. Die politische Lage in der Stadt spitzt sich zu, als ein Ritterbund die Stadt belagert. In einer nächtlichen Szene versuchen die Angreifer, die Stadtmauern zu überwinden. Der betrunkene Stadthauptmann versagt in dieser Krisensituation, doch mutige Bürger und Handwerker übernehmen die Verteidigung. Auch Eberhard und seine Schwiegerfamilie sind unmittelbar beteiligt. Der Angriff wird abgewehrt, die Stadt bleibt standhaft. Ein weiteres zentrales Ereignis ist die Gesellenweihe von Barthel, dem jüngeren Bruder Marias. Trotz früherer Schwierigkeiten und eines Fehlverhaltens während seiner Ausbildung wird er in die Schneiderzunft aufgenommen. Die Feier verdeutlicht die Bedeutung des Handwerks und den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Stadt. Nach der überstandenen Belagerung kommt es zu Unruhen in der Stadt. Die Handwerker fordern Mitspracherecht im Rat, nachdem sie maßgeblich zur Verteidigung beigetragen haben. Ihre Forderungen werden ignoriert, woraufhin es unter der Führung des Metzgermeisters Jörg Schlagentwei zum Aufstand der Zünfte kommt. Der Aufstand endet blutig – Schlagentwei wird festgenommen und öffentlich hingerichtet. Kurz darauf stirbt Maria, Eberhards Frau. Ihr Tod bedeutet für ihn den endgültigen Bruch mit der Vergangenheit. Die Erzählung endet mit dem Bild eines Mannes, der alles verloren hat – seine adelige Herkunft, seine familiären Bindungen und schließlich seine große Liebe –, aber dennoch in seinem Wirken als Lehrer und Bürger eine neue Form von Würde und Identität gefunden hat. | männlich | Rittertum | |
| List, Hermann | Autor | Thomas und Meister Gutenberg. Eine Geschichte um Johannes Gutenberg den Erfinder der Buchdruckerkunst | 1949 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | D. Gundert | Westdeutschland | Die Erzählung „Thomas und Meister Gutenberg“ von Hermann List behandelt die fiktive Geschichte des Jungen Thomas, der Einblick in die Entstehung des Buchdrucks unter der Leitung von Johann Gutenberg erhält. Im Zentrum steht Gutenbergs technischer Durchbruch sowie die Schwierigkeiten, die mit der Entwicklung und Durchsetzung seiner Erfindung verbunden sind. Thomas, ein wissbegieriger Junge, wird von Gutenberg als Helfer angenommen. Er erlebt den mühsamen Prozess der Buchherstellung, die komplexen Drucktechniken und die gesellschaftlichen Schwierigkeiten, denen sich Gutenberg gegenübersieht. In der Geschichte erhalten die Leser:innen Einblicke in die historische Bedeutung des Buchdrucks, aber auch in die Widrigkeiten, die Gutenberg durch den finanziellen und sozialen Druck zu bestehen hatte. Während Thomas unter der Anleitung Gutenbergs das Handwerk des Buchdrucks erlernt, wird die Bedeutung von Beharrlichkeit, technischem Innovationsgeist und Vertrauen in den Fortschritt betont. Die Erzählung schließt mit der Würdigung von Gutenbergs Leistung, die einen tiefgreifenden Wandel in der Verbreitung von Wissen und Bildung eingeleitet hat. | männlich | Johannes Gutenberg | |
| Lobsien, Wilhelm | Autor | Klaus Störtebeker. Erzählungen aus der Zeit der Vitalienbrüder | 1951 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Thienemanns | Westdeutschland | In der Erzählung „Klaus Störtebeker“ von Wilhelm Lobsien wird das Leben des bekannten Seeräubers Klaus Störtebeker und seiner Gefolgschaft, den Vitalienbrüdern, thematisiert. Im Mittelpunkt steht die Darstellung seiner Rolle als Anführer dieser Gruppe, die durch Piraterie im nördlichen Europa im späten Mittelalter in Erscheinung tritt. Die Erzählung setzt mit der Beschreibung seines Rufes als gefürchteter Freibeuter ein und betont das Vertrauen, das ihm seine Besatzung entgegenbringt. Störtebeker und seine Männer sind fest entschlossen, das Leben der wohlhabenden Kaufleute und Adeligen zu bedrohen, die die Nord- und Ostseeregion kontrollieren. Ein Hauptmotiv der Geschichte ist Störtebekers Anspruch, für Gerechtigkeit gegen die Reichen und Mächtigen zu kämpfen, indem er die Beute unter seinen Männern teilt. Er hält stolz am Leitspruch „Des lieben Gottes Freund und aller Welt Feind“ fest, der das Gesetz der Gleichheit und Feindschaft gegenüber den Wohlhabenden betont. Die Erzählung beschreibt mehrere seiner kühnen Überfälle auf Städte und Handelsschiffe. Klaus und seine Männer nutzen strategische Planung, um Städte wie Stralsund und Wisby anzugreifen, wobei sie den Stadtbewohnern eine gewisse Zeit geben, ein Lösegeld aufzubringen, bevor sie die Städte brandschatzen und plündern. In einer eindrucksvollen Szene konfrontiert Störtebeker die Ratsherren einer Stadt und zeigt seine Entschlossenheit, ihre Reichtümer zu erbeuten, sollte sein Angebot abgelehnt werden. Die Vitalienbrüder sind in ständigen Kämpfen und Konflikten mit den Kaufleuten der Hanse und den verbündeten Städten der Region. Klaus‘ Kühnheit und strategisches Geschick machen ihn zu einem gefürchteten Gegner auf hoher See. Die Geschichte gipfelt in einer intensiven Konfrontation, als die Hanse und ihre Verbündeten Klaus und seine Männer zur Strecke bringen wollen. Dennoch bleibt Störtebeker bis zuletzt ein Symbol für Freiheit und Rebellion gegen die herrschende Ordnung. Am Ende der Erzählung wird Störtebeker gefangen genommen. Sein Nachwirken wird über seine historische Figur hinaus durch eine Erinnerungskultur geprägt, die ihn als unbeugsame Persönlichkeit darstellt. Die Schilderung hebt seinen Ruf als jemand hervor, der sich gegen bestehende Machtverhältnisse stellte und von Teilen der Bevölkerung als Unterstützer der sozial Schwachen betrachtet wurde. | männlich | Klaus Störtebeker; Freibeuter | |
| Ludwig, Ferdinand | Autor | Land in Sicht! Columbus entdeckt Amerika. Spanische Karavelle „Santa Maria“ | 1959 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Moewig | Westdeutschland | Die Erzählung „Land in Sicht!“ von Ferdinand Ludwig behandelt die erste Entdeckungsreise Christoph Kolumbus im Jahr 1492. Sie beginnt mit der Darstellung seines langwierigen Bemühens um Unterstützung am spanischen Hof, das nach zahlreichen Misserfolgen schließlich durch die Intervention eines einflussreichen Beraters und das Einlenken Königin Isabellas erfolgreich endet. Am 3. August 1492 sticht Kolumbus mit drei kleinen Schiffen – der „Santa Maria“, der „Pinta“ und der „Nina“ – von Palos aus in See. Die Reise über den Atlantik ist geprägt von technischen Herausforderungen, Zweifeln in der Mannschaft und Konflikten mit den Kapitänen, insbesondere Martin Alonso Pinzón. Kolumbus zeigt strategischen Einfallsreichtum, etwa durch das Fälschen von Tagesleistungen im Logbuch, um die Moral der Besatzung hochzuhalten. Nach Wochen des Segelns ohne Land in Sicht und zunehmenden Spannungen erreicht die Expedition am 12. Oktober 1492 eine Insel in der heutigen Bahama-Region, die Kolumbus „San Salvador“ tauft. In feierlichen Zeremonien nimmt er das Land für die spanische Krone in Besitz, während die Mannschaft sich über die ersten Kontakte mit den indigenen Einwohnern und die neuartige Umgebung freut. Kolumbus erkundet anschließend weitere Inseln wie Kuba und Hispaniola, doch die Reise bleibt nicht ohne Verluste. Die „Santa Maria“ strandet und muss aufgegeben werden, woraufhin eine kleine Gruppe von Spaniern zurückbleibt, um eine Siedlung zu gründen. Währenddessen verschärfen sich die Spannungen zwischen Kolumbus und Pinzón, der zeitweise mit der „Pinta“ von der Flotte getrennt ist. Auf der Rückreise geraten die verbliebenen Schiffe in schwere Stürme, woraufhin Kolumbus drastische Maßnahmen ergreift, um die Moral der Besatzung aufrechtzuerhalten. Mit der „Nina“ erreicht er schließlich die portugiesische Küste und kehrt nach Spanien zurück, wo seine Entdeckung mit großem Interesse aufgenommen wird. Die Erzählung deutet zugleich an, dass Kolumbus Reise zwar neue Perspektiven eröffnet, jedoch auch früh von Expansion und Besitzansprüchen überschattet wird. | männlich | Christoph Kolumbus | ||
| Matzenauer, Franz | Autor | Till Eulenspiegel. Ausgew. Franz Matzenauer | 1950 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Verlag für Jugend und Volk | Österreich | Till Eulenspiegel | ||||
| Meixner, Hans Karl | Autor | Agnes Bernauer. Ein Leben voller Liebe und Leid | 1949 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Die Erzählung „Agnes Bernauer“ von Hans Karl Meixner erzählt die Liebesgeschichte zwischen der Badertochter Agnes Bernauer und Herzog Albrecht III. von Bayern-Straubing, die von gesellschaftlichen Widerständen und politischen Intrigen geprägt wird. Die Handlung beginnt mit Albrechts Begegnung mit Agnes in Augsburg, wo er sich in die Tochter eines Baders verliebt. Ihre Schönheit und Anmut beeindrucken ihn so sehr, dass er sie, entgegen aller gesellschaftlicher Konventionen, zu seiner Geliebten macht. Albrecht bringt Agnes schließlich auf seine Residenz in Straubing und die beiden führen eine harmonische Beziehung. Doch die Verbindung zwischen einem Herzog und einer Bürgerlichen führt zu erheblichen Widerstand. Besonders Herzog Ernst, Albrechts Vater, sieht die Beziehung als Bedrohung für das Herzogshaus und seine politischen Pläne an. Er fürchtet, dass Agnes’ Einfluss die Dynastie schwächen und das Ansehen der Familie beschädigen könnte. Als Agnes zunehmend in den Fokus der Gesellschaft und der Politik gerät, wird sie von den bayerischen Adeligen als „Hexe“ diffamiert und verdächtigt, Albrecht verzaubert zu haben. Herzog Ernst und die Räte sehen in der Verleumdung eine Möglichkeit, die Beziehung zu beenden, ohne Albrecht direkt zu konfrontieren. Schließlich ordnet Ernst ihre Verhaftung an, und Agnes wird beschuldigt, durch „Hexerei“ die Herzogsfamilie geschadet zu haben. Trotz Albrechts Bemühungen, sie zu schützen, wird Agnes zum Tode verurteilt. Schlußendlich wird Agnes in der Donau ertränkt. Albrecht ist tief erschüttert und sucht Trost in seiner Trauer. Die Erzählung endet mit Albrecht, der sein Leben in Erinnerung an Agnes führt und später ihre Grabkapelle in Straubing besucht. | männlich + weiblich | Agnes Bernauer | |
| Metelmann, Ernst | Autor | Die wunderbare Liebesgeschichte von der schönen Magelona und dem Ritter mit den silbernen Schlüsseln. Aufs Neue erzählt von Ernst Metelmann | 1966 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Laupp | Westdeutschland | Schöne Magelone | ||||
| Mudrak, Edmund | Autor | Deutsche Heldensagen | 1955 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen | |||
| Mudrak, Edmund | Autor | Rittersagen | 1968 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Sammlung; Parzival | ||||
| Müller-Schönbrunn, Herta | Autorin | Der Rattenfänger von Hameln | 1969 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Dessart | Westdeutschland | Rattenfänger von Hameln | ||||
| Münchgesang, Robert | Autor | Ein kurzweilig Lesen vom Till Eulenspiegel und was er für seltsame Possen getrieben hat | 1948 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| n. b. | Autor | Der Herr von Sherwood | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Jupiter-Verlag | Westdeutschland | Robin Hood | ||||
| n. b. | Autor | Till Eulenspiegel | 1956 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Carlsen | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| n. b. | Autor | Till Eulenspiegel. Viele seiner lustigen Streiche nach der Ausgabe vom Jahre 1515 | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Schaffstein | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Onclincx, Georges | Autor | Einar der Wikinger | 1969 | Übersetzung | Originärer Text | Loewes | Westdeutschland | Wikinger | ||||
| Pacolt, Maria | Autorin | Till Eulenspiegel. Ein weiser Narr | 1947 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Breitschopf | Österreich | Till Eulenspiegel | ||||
| Paglio, François | Autor | Die Ritter der Wahrheit | 1962 | Übersetzung | Originärer Text | Styria | Österreich | |||||
| Paysen-Petersen, Georg | Autor | Till Eulenspiegels lustige Streiche. Für die Jugend bearbeitet | 1946 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Loewes | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Penzoldt, Ernst | Autor | Knaurs Buch der Schwänke. Eulenspiegel, Die Schildbürger, Die sieben Schwaben, Schelme und Narren | 1955 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Knaur | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Pflagner, Margit | Autorin | Till Eulenspiegel und seine lustigen Streiche | 1963 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Tosa | Österreich | Till Eulenspiegel | ||||
| Plump, Nikolaus | Autor | Till Eulenspiegel. Mit acht Farbtafeln | 1962 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Union | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Pyle, Howard | Autor | Robin Hood | 1963 | Übersetzung | Nacherzählung | Ueberreuther | Österreich | Robin Hood | ||||
| Radauer, Leopold | Autor | Raubritter und Schätze | 1963 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Verlag für Jugend und Volk | Österreich | |||||
| Raedel, Margit | Autorin | Der Schelmenkarren | 1965 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Parabel-Verlag | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Reinhart, Josef | Autor | Bruder Klaus. Ein Lebensbild | 1950 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Schweizerisches Jugendschriftwerk | Schweiz | Niklaus von Flüe | ||||
| Reissenweber, Arno | Autor | Ausgewählte Rittersagen | 1953 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Keyser | Westdeutschland | Sammlung; Haimonskinder | ||||
| Remé, Richard-Walther | Autor | Deutsche Ritter-Sagen. Ausgew. u. neu bearb. von Richard-Walther Remé | 1967 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Neuer Jugendschriften-Verlag | Westdeutschland | Sammlung; Roland; Parzival; Guter Gerhart; Haimonskinder; Lohengrin | ||||
| Remé, Richard-Walther | Autor | Die Nibelungen. Bearbeitet von Richard-Walther Remé | 1967 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Neuer Jugenschriften-Verlag | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Richter, Karl | Autor | Deutsche Heldensagen | 1957 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Droemersche | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen | ||||
| Ritchie, Rita | Autorin | Die Falken des Dschingis-Khan | 1960 | Übersetzung | Originärer Text | Ueberreuther | Österreich | Dschingis-Khan | ||||
| Rodewald-Grebin, Vivian | Autorin | Der Page des Columbus | 1947 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Williams & Co. | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Page des Columbus“ von Vivian Rodewald-Grebin schildert in lebendigen Details das Leben des jungen Pedro Salcedo, der durch seine Tätigkeit als Page des Herzogs von Medina Celi in die historische Entdeckungsreise von Christoph Columbus hineingezogen wird. Die Geschichte verbindet historische Ereignisse mit der persönlichen Perspektive eines heranwachsenden Jungen, der von Neugier, Bewunderung und Abenteuerlust getrieben ist. Pedro Salcedo wächst in Hochkastilien auf einer abgelegenen Burg auf. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Carlos lebt er in der rauen, aber vertrauten Umgebung seiner Familie. Körperliche Arbeit, das Leben in der Natur und kindliche Streifzüge prägen seinen Alltag. Doch an seinem 13. Geburtstag ändert sich alles: Sein Vater, Don Felipe Salcedo, eröffnet ihm, dass er fortan als Page beim Herzog von Medina Celi in Andalusien dienen soll. Für Pedro, der das freie Leben auf dem Land liebt, ist dies ein schwerer Schlag. Der Gedanke an höfisches Benehmen, Rituale und Zwänge erfüllt ihn mit Widerwillen. Der Abschied von Familie, Tieren und Heimat fällt ihm schwer. Pedro schwört sich, diesen Weg nur zu gehen, solange es unbedingt nötig ist. Seine Ankunft in Andalusien bestätigt seine Befürchtungen: Die höfische Kultur mit ihren Etiketten, Spielen und Künsten ist ihm fremd – sie erscheint ihm steif, gekünstelt und leblos. Im Dienst des Herzogs von Medina Celi erlebt Pedro eine Phase des Stillstands. Er zeigt wenig Interesse an den Aktivitäten, die ihm nahegebracht werden – darunter die Jagd, musikalische und dichterische Übungen sowie andere höfische Künste. Auch die maurisch beeinflusste Architektur und Musik vermögen ihn zunächst nicht zu interessieren. Innerlich lehnt er sich gegen seine neue Rolle auf und sehnt sich nach der ihm vertrauten Lebensweise in Kastilien zurück. Ein Veränderung erfährt Pedros Alltag, als Christoph Columbus am Hof des Herzogs erscheint. Der Seefahrer bemüht sich seit Jahren um die Unterstützung der spanischen Krone für eine westliche Route nach Indien. Pedro ist beeindruckt von der Zielstrebigkeit, mit der Columbus seine Vorstellungen vertritt. Dessen Aussagen über bislang unbekannte Regionen und mögliche Reichtümer wecken in Pedro das Interesse an neuen Erfahrungen jenseits seines bisherigen Lebensumfelds. Pedro beobachtet Columbus in verschiedenen höfischen Kontexten und erfährt dabei auch von den zahlreichen Rückschlägen, die dieser erlitten hat. Obwohl Columbus in Teilen des Hofes als realitätsfern oder gar unvernünftig wahrgenommen wird, erkennt Pedro in ihm eine Persönlichkeit, die ihre Pläne konsequent verfolgt. Diego beschreibt die Situation seiner Familie sowie die persönlichen und finanziellen Belastungen, die mit dem Vorhaben seines Vaters verbunden sind. Die Gespräche mit Diego ermöglichen Pedro eine vertiefte Auseinandersetzung mit Columbus Motiven und biografischem Hintergrund. Die Informationen über dessen Herkunft, seine Seefahrerkarriere und die familiären Entbehrungen vertiefen Pedros Verständnis für den Charakter und die Zielstrebigkeit des Entdeckers. Die Begegnung mit Diego verstärkt in Pedro den Wunsch, Teil der bevorstehenden Expedition zu werden. Er beginnt, sich eine Zukunft außerhalb des höfischen Rahmens vorzustellen und entwickelt konkrete Vorstellungen davon, wie er sich an einer Seereise beteiligen könnte. Gleichzeitig nimmt seine Wertschätzung für Columbus Durchhaltevermögen angesichts politischer Widerstände weiter zu. Die Erzählung beschreibt zudem die institutionellen und politischen Hindernisse, die Columbus Plänen entgegenstehen. Die spanische Krone zeigt sich, belastet durch den Krieg gegen die Mauren, zunächst zögerlich in ihrer Unterstützung. Vertreter wie Pater Talavera äußern deutliche Kritik an Columbus’ Vorhaben. Pedro beobachtet die ablehnenden Reaktionen am Hof und erkennt die schwierige Position, in der sich Columbus befindet. Trotz anhaltender Rückschläge bleibt Columbus entschlossen. Pedro, beeinflusst durch die Standhaftigkeit des Seefahrers, fasst den Entschluss, sich selbst um eine Beteiligung an der Expedition zu bemühen – unabhängig von seiner derzeitigen Stellung. Er sucht nach Möglichkeiten, seine Dienste anzubieten, sei es als Page, Matrose oder in anderer Funktion. Nach längerer Wartezeit und umfangreichen Verhandlungen gewährt Königin Isabella schließlich die benötigte Unterstützung für die Expedition. Für Pedro stellt dieser Moment einen entscheidenden Wendepunkt dar. Er beginnt, sich konkret in der Rolle eines Teilnehmers an einer bevorstehenden Reise zu sehen. Die Erzählung schließt mit einem offenen Ende: Pedro ist bereit, sein bisheriges Umfeld zu verlassen, um eine neue Lebensperspektive zu verfolgen. Seine Entwicklung vom zurückhaltenden Jungen hin zu einem entschlossenen Jugendlichen, der aktiv nach neuen Wegen sucht, verdeutlicht die prägende Wirkung, die Columbus Projekt auf ihn ausübt. | männlich | Christoph Kolumbus | ||
| Roegele, Otto Bernhard | Autor | Der Ritter von Hohenbaden. Die Lebensgeschichte des Markgrafen Bernhard | 1951 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Herder | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Ritter von Hohenbaden“ von Otto Bernhard Roegele schildert das Leben und Wirken des Markgrafen Bernhard von Baden anhand historischer Ereignisse, persönlicher Erfahrungen und religiöser Überzeugungen. Im Mittelpunkt steht eine erzählerische Annäherung an Bernhards Rolle als Landesherr, Christ und Repräsentant ritterlicher Vorstellungen im Kontext seiner Zeit. Ein Leben im Schwarzwald: Kindheit und Prägung Bernhard wird als Sohn des Markgrafen Jakob von Baden auf der Burg Hohenbaden geboren. Seine Kindheit ist geprägt von der rauen Natur des Schwarzwalds und dem strengen, pflichtbewussten Leben eines adligen Erben. Bereits früh erkennt er die Verantwortung, die mit seiner Abstammung einhergeht, und wird von seinen Eltern und Lehrern in den Grundsätzen der Verwaltung, des Glaubens und der Ritterlichkeit erzogen. Die Erzählung schildert anschaulich, wie Bernhard als Kind die Burgruine und die Landschaft des Schwarzwalds erlebt. Der tief religiöse Geist seiner Familie prägt seine Vorstellung von Gerechtigkeit und Demut. Früh zeigt sich Bernhards außergewöhnlicher Gerechtigkeitssinn und seine Liebe zur Natur, aber auch seine Entschlossenheit, das Wohl seiner Untertanen in den Mittelpunkt seines Wirkens zu stellen. Ein einschneidendes Erlebnis ist die Zerstörung eines nahegelegenen Dorfes durch ein Unwetter. Bernhard begleitet seinen Vater zu den Überlebenden, die Schutz und Hilfe suchen. Die Reaktion seines Vaters, der sofortige Maßnahmen zur Hilfe organisiert, hinterlässt einen bleibenden Eindruck auf den jungen Bernhard und bestärkt ihn in seinem Glauben an Verantwortung und Fürsorge für die Schwächeren. Bernhard als junger Herrscher: Die Übernahme der Markgrafschaft Nach dem Tod seines Vaters übernimmt Bernhard die Herrschaft über die Markgrafschaft Baden. Die politischen Umstände seiner Zeit, geprägt von Fehden, Machtkämpfen und der Schwächung des Heiligen Römischen Reiches, stellen ihn vor große Herausforderungen. Bernhard tritt jedoch mit einer Mischung aus Klugheit, Strenge und Diplomatie auf. Er reformiert die Verwaltung seines Landes, ordnet die oft verworrenen Lehensstrukturen und stärkt die Rechtsprechung. Die Erzählung beschreibt eindrucksvoll, wie Bernhard seine Gerichte abhalten lässt und sich dabei nicht scheut, auch mächtige Adlige zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie gegen das Recht verstoßen. Seine Gerechtigkeit und Unbestechlichkeit machen ihn sowohl bei seinen Untertanen als auch bei anderen Fürsten bekannt. Gleichzeitig fördert Bernhard den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau seiner Markgrafschaft. Er reduziert die Steuerlast der Bauern, begrenzt die Frondienste und sorgt dafür, dass die Bevölkerung in Zeiten von Missernten oder Naturkatastrophen Unterstützung erhält. Die Erzählung betont immer wieder Bernhards Glauben und seine christlichen Ideale als Grundlage seines Handelns. Die spirituelle Dimension: Bernhards tief verwurzelter Glaube Ein zentrales Thema der Erzählung ist Bernhards tiefer Glaube. Er sieht seine Herrschaft als von Gott gegeben und empfindet eine große Verantwortung, seine Macht im Sinne der christlichen Werte einzusetzen. Diese Haltung zeigt sich nicht nur in seinem politischen Handeln, sondern auch in seinem persönlichen Leben. Bernhard ist ein Förderer der Kirche. Er unterstützt den Bau von Kirchen und Klöstern und stiftet Gelder für soziale und religiöse Zwecke. Sein Einsatz für die Armen und Kranken ist bemerkenswert. Die Erzählung schildert, wie Bernhard oft selbst vor Ort ist, um Bedürftigen zu helfen oder Trost zu spenden. Dabei zeigt er eine Demut, die für einen Mann seiner Stellung ungewöhnlich ist. Ein prägendes Ereignis ist Bernhards Reise nach Chartres, wo er die gotische Kathedrale besucht. Die Schönheit und Spiritualität dieses Bauwerks berühren ihn tief und bestärken ihn in seinem Glauben. Diese Reise wird für Bernhard zu einem Wendepunkt, der seine Hingabe an den Glauben noch verstärkt. Der Kreuzzug: Bernhards Einsatz für die Christenheit Die Erzählung beschreibt ausführlich Bernhards Teilnahme an einem Kreuzzug. In einer Zeit, in der das Osmanische Reich Europa bedroht, sieht Bernhard es als seine Pflicht an, sich für die Verteidigung des Christentums einzusetzen. Der Kreuzzug wird für ihn jedoch nicht nur ein militärisches Unternehmen, sondern auch eine spirituelle Reise. Die Strapazen und Schrecken des Krieges prägen Bernhard nachhaltig. Er erlebt die Zerstörung, die der Krieg mit sich bringt, und wird mit der Härte des Lebens konfrontiert. Dennoch bleibt er seinem Glauben treu und sucht Trost im Gebet. Die Erzählung betont, dass Bernhards Entschlossenheit, seine Ideale zu verteidigen, unerschütterlich bleibt. Auf dem Rückweg von seiner Reise verweilt Bernhard in Italien. Besonders Moncalieri bei Turin wird für ihn zu einem Ort des Gebets und der inneren Einkehr. Hier beginnt er, über sein Leben und sein Vermächtnis nachzudenken. Rückkehr und Reformen: Bernhards Vermächtnis Nach seiner Rückkehr widmet sich Bernhard verstärkt der Reform und dem Aufbau seines Landes. Die Erzählung schildert detailliert seine Bemühungen, die Verwaltung zu modernisieren, den Handel zu fördern und die Infrastruktur zu verbessern. Bernhard versteht, dass Frieden und Wohlstand nur durch ein gerechtes und effizientes Regierungssystem gewährleistet werden können. Bernhards Beziehung zu seinen Untertanen wird als eng und fürsorglich beschrieben. Die Bevölkerung verehrt ihn für seine Weisheit und seinen Einsatz. Besonders seine Gerechtigkeit und seine unermüdliche Arbeit für das Gemeinwohl heben ihn von anderen Herrschern seiner Zeit ab. Gegen Ende seines Lebens zieht sich Bernhard zunehmend aus der Politik zurück und widmet sich seinem Glauben. Die Erzählung schließt mit seinem Tod in Moncalieri. Das erzählte Leben kann dabei als Ausdruck religiöser Pflichterfüllung und staatlicher Verantwortung interpretiert werden. | männlich | Bernhard II. (Baden) | ||
| Rogge, Alma | Autorin | Till Eulenspiegel | 1948 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Meyer | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Roloff, Ernst August | Autor | Achtung, hier lacht Eulenspiegel! Seine lustigen Streiche, der deutschen Jugend dem alten Volksbuch nacherzählt | 1949 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Hafferburg | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Roloff, Ernst August | Autor | Heinrich der Löwe | 1953 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | In der Erzählung „Heinrich der Löwe“ von E. A. Roloff wird das Leben des mächtigen Herzogs Heinrich des Löwen chronologisch erzählt. Der Text beginnt mit Heinrichs Kindheit und Jugend, in denen er nach dem frühen Tod seines Vaters die Titel Herzog von Sachsen und später Herzog von Bayern übernimmt. Bereits in jungen Jahren zeigt sich sein politisches Handeln als durchsetzungsstark und strategisch geprägt. Diese Eigenschaften kennzeichnen seinen weiteren Lebensweg, der von territorialer Expansion, dem Aufbau neuer Städte und fortwährenden Machtkämpfen innerhalb des Reiches bestimmt ist. Frühe Jahre und Machtkämpfe im Reich Heinrich ist Teil des mächtigen Welfen-Geschlechts, das sich in einem ständigen Konkurrenzverhältnis mit den Staufern befindet. Diese Rivalität zwischen den beiden Adelshäusern ist prägend für seine politische Laufbahn. Kaiser Friedrich Barbarossa, der aus dem Staufer-Geschlecht stammt, wird bald Heinrichs größter Verbündeter und gleichzeitig sein Rivale. Zunächst verbindet sie ein Zweckbündnis: Heinrich unterstützt Barbarossa auf dessen Italienzügen, bei denen dieser versucht, seine Herrschaft über das Römische Reich durchzusetzen. Heinrich bringt eine große Armee und herausragende Ritter an Barbarossas Seite und erweist sich so als entscheidender Verbündeter in den Konflikten mit den lombardischen Städten. Barbarossa belohnt Heinrich mit der Bestätigung seiner Herrschaft über Bayern, was Heinrichs Einflussgebiet auf die Südgrenze des Reiches ausweitet. Eroberungen und Siedlungspolitik im Osten Im Osten führt Heinrich der Löwe mehrere Kreuzzüge und Feldzüge gegen die heidnischen slawischen Völker, insbesondere gegen die Wenden, um die Gebiete im heutigen Mecklenburg und Pommern für das Reich zu sichern. Mit gezielten Eroberungen und einer organisierten Besiedlungspolitik holt er deutsche Bauern in die Region, gründet neue Städte und Kirchen und christianisiert die slawischen Gebiete. Unter seinem Einfluss werden Städte wie Schwerin und Lübeck zu Zentren deutscher Kultur und Herrschaft im Osten. Er legt großen Wert darauf, eine feste Küstenmacht an der Ostsee zu etablieren und verlegt die Stadt Lübeck strategisch neu, um seine Vorherrschaft zu sichern und den Seehandel zu fördern. Spannungen mit Barbarossa und der Fall Heinrichs Doch Heinrichs Ehrgeiz und sein Wunsch nach Selbstständigkeit führen zu Konflikten mit anderen Fürsten und schließlich auch mit Barbarossa. Heinrich widersetzt sich zunehmend den Anordnungen des Kaisers, und seine Machtfülle weckt Misstrauen im Reich. Barbarossa sieht in Heinrich zunehmend eine Bedrohung für die kaiserliche Autorität und die Einheit des Reiches. Schließlich verliert Heinrich im Machtkampf gegen Barbarossa und die Reichsfürsten; er wird geächtet und gezwungen, ins Exil nach England zu gehen, wo er Schutz bei seinem Schwiegervater, König Heinrich II. von England, findet. Rückkehr und Vermächtnis Nach einigen Jahren im Exil darf Heinrich in einer Art beschränkter Amnestie nach Deutschland zurückkehren, allerdings ohne die volle Wiederherstellung seiner früheren Macht und Besitztümer. In seinen späteren Jahren lebt Heinrich zurückgezogen und verarbeitet die Höhen und Tiefen seines Lebens. Die Erzählung endet mit einer Darstellung seines politischen Wirkens, das unter anderem zur Erschließung neuer Gebiete sowie zur Gründung mehrerer Städte beitrug. Zudem wird auf die langfristige Wirkung seiner Ostpolitik hingewiesen. Trotz seines späteren Exils bleibt sein Einfluss auf die territoriale und administrative Entwicklung des Reiches bestehen. | männlich | Heinrich der Löwe; Welfen | |
| Roloff, Ernst August | Autor | Kaiser Barbarossa | 1953 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | Die Erzählung „Kaiser Barbarossa“ von E. A. Roloff beginnt mit einer Gruppe von Schülern, die sich im Kyffhäuser-Gebirge auf eine Wanderung begeben und in einer geheimnisvollen Begegnung mit einem alten Mann über die Legende Barbarossas erfahren. Dieser erzählt, wie Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, im Inneren des Kyffhäuserbergs schlafend auf seine Rückkehr wartet, bis das Reich ihn wieder braucht. Die Erzählung setzt dann mit Barbarossas tatsächlicher Geschichte ein und schildert seinen Aufstieg zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Barbarossa strebt nach einer starken zentralen Macht und bekämpft den Einfluss des Papstes sowie die Aufstände der Fürsten und Städte. Die Geschichte beleuchtet besonders die Kreuzzüge, an denen Barbarossa teilnahm, und wie diese sein Leben und seine Herrschaft beeinflussten. Der Verlauf zeigt Barbarossas Entschlossenheit, Ordnung im Reich herzustellen und seine Macht zu sichern, während er gegen äußere Feinde wie die Lombarden und die normannischen Fürsten kämpft. Sein Ziel ist es, das Heilige Land zu erreichen, doch auf dem Dritten Kreuzzug ertrinkt Barbarossa in einem Fluss in Kleinasien. Die Erzählung endet mit der Legende, dass Barbarossa nicht wirklich tot ist, sondern in einem tiefen Schlaf im Kyffhäuser verweilt, um eines Tages zurückzukehren und das Reich wieder zu vereinen. | männlich | Friedrich I. (HRR); Staufer | ||
| Rubbert, Hans Jürgen | Autor | Till Eulenspiegel | 1949 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Vier Tannen-Verlag | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Schalk, Gustav | Autor | Deutsche Heldensagen | 1953 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Klinkhardt und Biermann | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen; Parzival; Dietrich von Bern | |||
| Schäuffele, Fritz | Autor | Der Silberreiter. Die Entdeckung Amerikas im Jahre 1000 durch Leif den Glücklichen | 1955 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Sauerländer | Schweiz | Wikinger | ||||
| Scheffel, Joseph Victor von | Autor | Die heimliche Krone | 1952 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | St. Gabriel | Österreich | |||||
| Schellenberger, Walter | Autor | Till Eulenspiegel, Schwänke und Schelmenstreiche | 1947 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Union | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Schertz, Walter | Autor | Wolfram von Eschenbach. Teil 1: Parzival. Teil 2: Lohengrin. Aus dem Mittelhochdeutschen übertragen und für die Jugend bearbeitet | 1957 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Boje-Verlag | Westdeutschland | Parzival; Lohengrin | ||||
| Schläpfer, Lothar | Autor | Der Seekönig der Wikinger. Ein Zwölfjähriger wird König; fünf Jahre später nimmt ihn ein Mächtigerer in seinen Dienst: der Gottkönig selber! | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Arena | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Seekönig der Wikinger“ von Lothar Schläpfer beginnt in Norwegen und schildert das Leben des zwölfjährigen Olaf Haraldsson. Im Mittelpunkt steht dessen Entwicklung vom konfliktreichen Jungen zum Anführer einer Wikingerflotte. Die Erzählung thematisiert familiäre Spannungen, politische Ambitionen, religiöse Umbrüche sowie die sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen des skandinavischen Frühmittelalters. Schon früh zeigt Olaf, dass er kein gewöhnliches Kind ist. Er träumt von Abenteuern und Ruhm, steht jedoch immer wieder im Konflikt mit seinem strengen Stiefvater Sigurd Sau, dem Kleinkönig von Ringerike. Kindheit und frühe Konflikte Olafs wilder Charakter führt regelmäßig zu Streichen und Auseinandersetzungen, die ihn in Schwierigkeiten bringen. Seine Mutter Asta liebt ihn zwar, ist aber oft besorgt um seinen unbezähmbaren Eigensinn. Schon als Kind zeigt Olaf Führungsqualitäten und eine unerschütterliche Entschlossenheit, die ihn von seinen Altersgenossen abhebt. Eine entscheidende Wendung in Olafs Leben tritt ein, als er erfährt, dass Sigurd Sau nicht sein leiblicher Vater ist. Sein echter Vater, Harald Gränzki, war ein mächtiger Gaukönig, der von Sigrid, der Königin von Schweden, verraten und ermordet wurde. Diese Enthüllung prägt Olafs Leben, da sie in ihm den Wunsch nach Rache entfacht. Olaf wird Seekönig Trotz seines jungen Alters wird Olaf von den Nordmännern aufgrund seines Mutes und seines strategischen Geschicks zum Seekönig gewählt. Dieser Titel ist mit großen Erwartungen verbunden: Als Anführer einer Wikingerflotte soll er seine Männer zu Ruhm, Beute und Sieg führen. In dieser Rolle wächst Olaf schnell über sich hinaus. Mit rot-gelben Segeln und einer loyalen Mannschaft beginnt er seine ersten Kriegszüge. Die Küsten Schwedens und Englands werden zum Ziel seiner Raubzüge, und überall, wo seine Schiffe auftauchen, verbreiten sie Furcht und Schrecken. Ein zentraler Moment in der Erzählung ist Olafs Entscheidung, gegen Schweden zu ziehen, um den Tod seines Vaters Harald zu rächen. Er fordert von König Olaf von Schweden Genugtuung und stellt sich furchtlos den mächtigen Gegnern. In einem dramatischen Konflikt gelingt es Olaf, seine Flotte aus einem Hinterhalt zu retten, wobei ein aufziehender Sturm und die Klugheit seiner Entscheidungen eine entscheidende Rolle spielen. Eine Begegnung mit Gott Während seiner Reisen erreicht Olaf die Normandie, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kommt. Hier vollzieht sich ein bedeutender Wandel in seinem Leben. Beeindruckt von der Botschaft des Glaubens schwört Olaf den heidnischen Göttern ab und bekennt sich zum Christentum. Diese Entscheidung ist nicht nur persönlicher Natur, sondern hat weitreichende Konsequenzen für seine Rolle als Anführer. Statt sich weiterhin auf Raubzüge zu konzentrieren, setzt Olaf sich das Ziel, christliche Werte und Ordnung in Norwegen zu etablieren. Die Rückkehr nach Norwegen Zurück in Norwegen übernimmt Olaf eine neue Mission: die Christianisierung seines Landes. Er beginnt, die alten heidnischen Bräuche und den Glauben an die nordischen Götter zu bekämpfen, was zu massiven Konflikten mit den konservativen Kräften in der Gesellschaft führt. Olaf trifft auf Widerstand von Adligen, die an den alten Traditionen festhalten, und von Teilen der Bevölkerung, die die neuen Ideen ablehnen. Dennoch verfolgt Olaf sein Ziel mit Entschlossenheit und führt sogar bewaffnete Auseinandersetzungen, um die christliche Ordnung durchzusetzen. Revolution und innere Kämpfe Olafs Kampf für das Christentum ist nicht nur ein äußerer, sondern auch ein innerer. Er ringt mit den Erwartungen seiner Männer, die ihn noch immer als mutigen Wikingerführer sehen, und mit seinen eigenen Zweifeln und Fehlern. Besonders herausfordernd ist der Übergang von einem Krieger zu einem Anführer, der Frieden und Gerechtigkeit anstrebt. Doch Olaf lässt sich nicht beirren und setzt sich mit seiner visionären Führung für ein geeintes Norwegen ein. Der Höhepunkt: Olafs Vermächtnis Die Erzählung endet mit der Darstellung von Olafs Bemühungen, Norwegen zu einem christlich geprägten Königreich zu entwickeln. Dieses Vorhaben ist von persönlichen Belastungen und wiederholten Rückschlägen begleitet. Olaf wird dabei als eine Figur gezeichnet, deren Lebensweg exemplarisch für einen gesellschaftlichen und religiösen Wandel steht: vom jungen, kämpferischen Wikinger hin zu einem politischen Akteur, der sich für die Durchsetzung des christlichen Glaubens und die Einigung seines Landes einsetzt. | männlich | Wikinger | ||
| Schmid, Christoph von | Autor | Rosa von Tannenburg | 1823 als „Rosa von Tannenburg. Eine Geschichte des Alterthums für Aeltern und Kinder“; ca. 1925 bei Ensslin & Laiblin als „Rosa von Tannenburg. Eine Geschichte aus dem Mittelalter“; 1957 im Atlas Verlag als „Rosa von Tannenberg. Die Geschichte von einem heldenhaften Ritterfräulein“. | 1947 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Atlas | Westdeutschland | Die Erzählung „Rosa von Tannenburg“ von Christoph von Schmid thematisiert das Schicksal der jungen Ritterstochter Rosa, die in einer von adeligen Machtkämpfen geprägten mittelalterlichen Welt durch Entschlossenheit und Pflichterfüllung bedeutende Herausforderungen meistert. Im Zentrum steht Rosas Entwicklung von einem behüteten Mädchen zur handelnden Figur, deren Handeln entscheidend zur Rettung ihres Vaters und zur Wiederherstellung des familiären Besitzes beiträgt. Rosas behütete Kindheit Rosa wächst auf der Burg Tannenburg auf, die von ihrem Vater, dem edlen Ritter Edelbert, geführt wird. Ihre Mutter Mathilde erzieht sie zu Frömmigkeit, Bescheidenheit und Mitgefühl. Rosa wird von ihrer Mutter liebevoll gelehrt, Gott und die Menschen zu lieben, und entwickelt eine enge Bindung zu ihren Eltern. Besonders Mathildes Beispiel als fromme, hilfsbereite Frau prägt Rosa tief. Ihr Vater, oft auf Kriegszügen unterwegs, wird von Rosa verehrt, während sie bei ihrer Mutter lernt, wie wichtig Tugend und Mitgefühl sind. Doch das Glück ihrer Kindheit endet früh: Als Rosa etwa vierzehn Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter. Auf dem Sterbebett gibt Mathilde Rosa und ihrem Vater die letzten Weisungen und vertraut Rosa der Obhut ihres Vaters an. Dieser Verlust trifft Rosa schwer, doch sie versucht, die Ermahnungen ihrer Mutter zu beherzigen und eine gute Tochter zu bleiben. Das Unglück von Tannenburg Nach dem Tod der Mutter kümmert sich Rosa liebevoll um ihren Vater, der nach einer schweren Verwundung von einem Feldzug zurückkehrt. Doch die Ruhe auf der Burg währt nicht lange. Eines Nachts wird die Burg von Kunerich, einem feindlichen Ritter, überfallen. Kunerich, ein alter Feind von Edelbert, nutzt die Schwäche des verwundeten Ritters und die Abwesenheit seiner Soldaten aus. Edelbert wird in Ketten gelegt, und die Burg wird geplündert. Rosa erlebt hilflos, wie ihr Vater als Gefangener nach Fichtenburg gebracht wird, wo ihn ein düsteres Schicksal erwartet. Trotz ihrer Verzweiflung folgt Rosa dem Rat ihres Vaters und flieht aus der Burg, um Hilfe zu suchen. Ihr Ziel ist die Hütte des Köhlers Burkhard, eines treuen Gefolgsmanns ihres Vaters, der sich in einem abgelegenen Wald versteckt hält. Rosas Leben im Verborgenen Die Flucht durch den Wald ist beschwerlich und gefährlich. Rosa, die zuvor ein behütetes Leben auf der Burg geführt hat, muss nun Hunger, Erschöpfung und die Bedrohung durch wilde Tiere ertragen. Schließlich erreicht sie Burkhards Hütte, wo sie Aufnahme findet. Burkhard und seine Frau kümmern sich um Rosa, die sich an das einfache Leben anpasst und als Köhlermädchen arbeitet. Trotz der harten Umstände bewahrt sie ihre innere Stärke und bleibt entschlossen, ihren Vater zu retten. In der Zeit bei den Köhlern lernt Rosa, wie wichtig Bescheidenheit, Fleiß und Ausdauer sind. Sie entdeckt, dass sie trotz des Verlustes ihres Reichtums und ihrer Stellung im Leben glücklich sein kann, solange sie ihre Werte bewahrt. Ihre Tugenden und ihr Glaube geben ihr die Kraft, die nächsten Schritte zu planen. Rosas Heldenmut und Opferbereitschaft Rosa entscheidet sich, auf die feindliche Burg Fichtenburg zu gehen, um ihrem Vater nahe zu sein. Sie nimmt eine Stellung als Dienstmädchen an, ohne ihre wahre Identität preiszugeben. In ihrer neuen Rolle arbeitet sie hart und verdient das Vertrauen der Bewohner der Burg. Heimlich unterstützt sie ihren Vater, der in einem düsteren Gefängnis festgehalten wird. Sie bringt ihm Nahrung und Trost und gibt ihm Hoffnung. Trotz der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, bleibt Rosa standhaft. Ihre Tapferkeit und ihr Einsatz machen sie zu einer Heldin, die bereit ist, ihr eigenes Wohl für das ihres Vaters zu opfern. Durch ihre List und ihren Mut gelingt es ihr schließlich, einen Fluchtplan zu schmieden. Die Rettung des Vaters und die Wiederherstellung des Familienerbes Rosas Handlungen führen letztlich zur Befreiung ihres Vaters Edelbert aus der Gefangenschaft und zur Wiedererlangung des verlorenen Besitzes. Kunerich wird für seine Handlungen zur Verantwortung gezogen. Die Familie kann ihren sozialen Stand wieder festigen und erlangt Burg und Besitz zurück. Rosas Herkunft als Ritterstochter wird anerkannt, und ihr Einsatz findet öffentliche Wertschätzung. Die Erzählung schließt mit einem Ausblick auf ein zukünftiges Leben, das durch Rosas Entschlossenheit und Glauben geprägt ist. | weiblich | Rittertum |
| Schmidt, Charlotte Walter | Autorin | Kolumbus. Entdecker der Neuen Welt | 1948 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Kemper | Westdeutschland | In der Erzählung „Kolumbus. Entdecker der Neuen Welt“ von Charlotte Schmidt wird der Lebensweg Christoph Kolumbus mit besonderem Fokus auf seine Entdeckungsfahrt dargestellt. Die Handlung beginnt mit seiner Jugend in Genua, wo seine erste Auseinandersetzung mit der Seefahrt geschildert wird. Bereits in jungen Jahren entwickelt Kolumbus ein ausgeprägtes Interesse an der Navigation sowie an geographischen Fragen und unternimmt erste Reisen, die sein weiteres Wirken prägen. Im Laufe der Jahre gelangt Kolumbus nach Portugal und schließlich nach Spanien, wo er durch beharrliches Werben am Hof von König Ferdinand und Königin Isabella die notwendige Unterstützung für seine große Reise erhält. Trotz vieler Rückschläge und Skepsis aus seinem Umfeld überzeugt er schließlich die Königin, ihm Schiffe und Mannschaft zur Verfügung zu stellen. Mit den drei Karavellen Santa Maria, Pinta und Niña bricht Kolumbus 1492 in Spanien auf. Die Reise ist geprägt von Schwierigkeiten, Zweifeln und den Ängsten der Besatzung. Kolumbus beruhigt seine Männer, fälscht Entfernungsangaben und hält sie mit Versprechen und Entschlossenheit bei Laune. Nach langen Wochen auf dem offenen Meer und unzähligen Fehlsichtungen ruft ein Matrose schließlich „Land in Sicht!“ Kolumbus und seine Männer erreichen die Insel San Salvador, wo er das neu entdeckte Land im Namen Spaniens in Besitz nimmt und von den einheimischen Tainos begrüßt wird. Die Erzählung schließt mit der Ankunft an bislang unbekannten Küsten und verweist auf die historische Bedeutung dieser Fahrt, die später als Beginn einer neuen Epoche interpretiert wurde. Kolumbus selbst bleibt die gesamte Tragweite seiner Entdeckung zu diesem Zeitpunkt noch unklar. | männlich | Christoph Kolumbus | ||
| Schreiber, Georg | Autor | Schwert ohne Krone. Ein Roman um Konradin, den letzten Hohenstaufen, und Friedrich von Österreich | 1962 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Styria | Österreich | Konradin von Hohenstaufen | ||||
| Schröter, H[ans] | Autor | Till Eulenspiegel | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Dt. Jugendbücherei | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | |||
| Schröter, Hans Robert | Autor | Kurfürst, Ritter und Küchenknecht. Historische Erzählung um Kunz von Kauffungen | Ab 1961 unter dem Titel „Der Altenburger Prinzenraub. Eine historische Erzählung“ | 1954 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Knabe | Westdeutschland | Die Erzählung „Kurfürst, Ritter und Küchenknecht“ von Hans Robert Schröter spielt im Jahr 1454 in Altenburg, einer Stadt im sächsischen Kurfürstentum. Die Handlung spielt vor dem Hintergrund der sozialen und politischen Spannungen des späten Mittelalters und thematisiert insbesondere die Auseinandersetzungen zwischen Adel, Bürgertum und bäuerlicher Bevölkerung. Ausgangslage und Figuren Die Geschichte beginnt mit Nicol Ploß, einem Schmied außerhalb Altenburgs, dessen Hof eine zentrale Rolle in der Erzählung spielt. Dort begegnen sich Handwerker, Kaufleute und Reisende, die vor den Unruhen und Überfällen der Ritter und Kriegsparteien Schutz suchen. Unter ihnen ist auch Hans Schwalbe, ein junger Küchenknecht aus dem Schloss des Kurfürsten Friedrich II., der sich als scharfsinniger Beobachter der gesellschaftlichen Missstände und charismatischer Anführer erweist. Seine geheime Herkunft und seine kritischen Ansichten über die bestehende Ordnung verleihen seiner Figur besondere Tiefe. Konflikt um soziale Gerechtigkeit In der Schmiede und am Hofe wird deutlich, wie zerrüttet das Land ist. Während Kaufleute und Bürger von marodierenden Rittern überfallen werden, leiden die Bauern unter hohen Abgaben und dem Druck der Grundherren. Hans Schwalbe zeigt Sympathie für die unterdrückten Schichten und träumt von einer gerechten Gesellschaft. Dabei gerät er in Konflikt mit den etablierten Autoritäten, insbesondere mit dem Kurfürsten, der den Ritterstand zunehmend zugunsten einer zentralisierten Herrschaft schwächt. Die Rolle der Ritter Ein zentraler Handlungsstrang ist der Fall des Ritters Kunz von Kauffungen. Einst ein treuer Diener des Kurfürsten, ist er durch die Kriege verarmt und seiner Rechte beraubt worden. Kunz versucht verzweifelt, Wiedergutmachung für seine Verluste zu erlangen, doch seine Forderungen stoßen auf taube Ohren. Er wird zum Symbol für die Krise des Ritterstandes, der zwischen den aufstrebenden Städten und der wachsenden Macht der Fürsten zerrieben wird. Die Spannung zwischen den Klassen In der Schmiede kommt es zu hitzigen Diskussionen zwischen verschiedenen Gruppen: Bauern, Handwerkern, Kaufleuten und Adeligen. Hans Schwalbe nutzt diese Gelegenheiten, um Kritik an der Ungerechtigkeit der bestehenden Ordnung zu üben. Er verteidigt die Aufstände der Hussiten in Böhmen und fordert eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, was ihn bei seinen Zuhörern gleichermaßen Bewunderung und Misstrauen einbringt. Der dramatische Höhepunkt Die Erzählung erreicht ihren Höhepunkt, als Kunz von Kauffungen, enttäuscht und verbittert, beschließt, das Kurfürstentum zu verlassen und ins böhmische Exil zu gehen. Hans Schwalbe hingegen bleibt in Altenburg, wo er weiterhin auf Veränderung hofft und seine Liebe zu Barbara, der Tochter des Schmieds, vertieft. Doch seine revolutionären Gedanken und seine heimliche Identität machen ihn zu einer zwiespältigen Figur. Fazit Die Erzählung schließt mit einem ambivalenten Ausblick: Hans Schwalbe hält an seiner Vorstellung einer gerechteren Gesellschaft fest, während die dargestellten politischen Gegebenheiten verdeutlichen, wie schwierig tiefgreifende Veränderungen unter den damaligen Bedingungen zu verwirklichen sind. | männlich | Altenburger Prinzenraub | |
| Schwab, Gustav | Autor | Die Nibelungen. Deutsche Heldensagen, Teil 1 | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | W. Fischer | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Schwab, Gustav | Autor | Dietrich von Bern. Deutsche Heldensagen, Teil 2 | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | W. Fischer | Westdeutschland | Dietrich von Bern | |||
| Schwarz, Lieselotte | Autorin | Der Rattenfänger. Die Sage vom Rattenfänger und dem Auszug der Kinder aus der Stadt Hameln | 1970 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Heinrich Ellermann | Westdeutschland | Rattenfänger von Hameln | ||||
| Seeholzer, Titus | Autor | Unter dem Staufenadler. Von Rittern und ihren Burgen | 1969 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Domino | Westdeutschland | In der Erzählung „Unter dem Staufenadler“ von Titus Seeholzer wird die Geschichte des jungen Friedrich II. von Hohenstaufen, Sohn von Kaiser Heinrich VI., erzählt. Die Handlung beginnt mit der Geburt Friedrichs in der italienischen Stadt Jesi, wo seine Mutter Konstanze den lange erwartetenThronfolger zur Welt bringt. Friedrichs Kindheit in Sizilien ist geprägt durch den kulturellen Reichtum des Mittelmeerraums sowie durch eine mehrsprachige Umgebung. Im Verlauf seiner Jugend wird Friedrich Zeuge von politischen Intrigen und Machtkämpfen, die die Staufer und ihre Gegner prägen. Er erfährt früh, was es bedeutet, ein Staufer und zukünftiger Kaiser zu sein, und lernt Loyalität und Diplomatie durch den Einfluss seiner Freunde und Gefährten, darunter der Sarazene Moulay. Friedrichs Jugend ist jedoch nicht unbeschwert, da er durch die Verräterei einiger Barone und deren Verbündeter in große Gefahr gerät und zeitweise gefangen genommen wird. Nach dem Tod seines Vaters und inmitten zahlreicher Machtkonflikte übernimmt Friedrich die Herrschaft. Die Erzählung zeichnet seinen Aufstieg unter dem Symbol des staufischen Adlers nach und beschreibt ihn als einen Herrscher, dessen Regierung durch politisches Geschick und interkulturelle Prägung gekennzeichnet ist. | männlich | Friedrich II. (HRR); Staufer | ||
| Sievers, Karl | Autor | Auf einer Ritterburg | Vor 1945 unter dem Titel „Auf einer schwäbischen Ritterburg“ | 1952 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Auf einer Ritterburg“ von Karl Sievers spielt im mittelalterlichen Schwaben und schildert das Leben und die Bräuche auf der Burg Hohenurach. Die Geschichte beginnt im Mai 1152, als Ritter Heinrich von Lichtenstein und Graf Egino von Urach gemeinsam auf dem Rückweg zu Eginos Burg sind. Unterwegs begegnen sie einem fröhlichen Dorffest, wo Eginos Sohn, Junker Egino, mit den Bauern unter der Dorflinde tanzt. Nach ihrer Ankunft auf Hohenurach werden die beiden Ritter freundlich empfangen. Graf Egino stellt seinen Sohn dem Lichtensteiner vor und bittet ihn, die Patenschaft für den Jungen zu übernehmen. Der junge Egino von den ritterlichen Idealen fasziniert und träumt davon, eines Tages selbst ein tapferer Ritter wie sein Vater zu werden. Der Lichtensteiner schlägt vor, Egino als Knappe mit auf seine Burg zu nehmen, damit er unter seiner Führung das Ritterhandwerk erlernt. Im Sommer richtet Graf Egino ein großes Turnier aus, zu dem zahlreiche Ritter und ihre Familien anreisen. Das Turnier bildet den Höhepunkt der Erzählung: Ritter treten im Speerkampf gegeneinander an, um Ehre und Ansehen zu gewinnen. Egino kann schließlich seinen langjährigen Rivalen, den Grafen von Hochheim, im Kampf besiegen. Der Tag endet mit einem festlichen Bankett, bei dem ein fahrender Sänger Geschichten über Heldentaten und die jüngste Krönung Friedrich Barbarossas erzählt. Der Abend erfüllt die Burgbewohner mit einem Gefühl von Gemeinschaft und Stolz auf die ritterlichen Tugenden. Am Ende der Erzählung beschließt Junker Egino, mit dem Lichtensteiner zu ziehen, um seine Ausbildung zum Ritter fortzusetzen und in die Welt hinauszuziehen. | männlich | Rittertum |
| Sievers, Karl | Autor | Friedrich Barbarossa | Vor 1945 unter dem Titel „Aus den Tagen Kaiser Rotbarts“ | 1956 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Beltz | Westdeutschland | Die Erzählung „Friedrich Barbarossa“ von Karl Sievers verfolgt das Leben und die Herrschaft des Kaisers Friedrich I. (Barbarossa), der im 12. Jahrhundert das Heilige Römische Reich stärkte und durch seine Italienzüge sowie seinen Konflikt mit dem Papst zu einer bedeutenden Figur wurde. Die Geschichte beginnt mit der Heerschau auf dem Lechfeld, wo Friedrich seine Macht demonstriert und sich auf seinen ersten Italienzug vorbereitet. Begleitet von Heinrich dem Löwen und weiteren deutschen Fürsten, zieht Friedrich über die Alpen, um sich gegen die widerständigen Städte Norditaliens und die Macht des Papstes durchzusetzen. Ein Höhepunkt ist Friedrichs Krönung zum Kaiser in Rom. Doch die Beziehung zum Papst bleibt angespannt und Friedrichs Versuch, seine Herrschaft über die italienischen Städte zu festigen, führt zu andauernden Kämpfen. In der Erzählung werden prägende Ereignisse wie die Zerstörung von Mailand beschrieben, wo Friedrich hart gegen die rebellische Stadt vorgeht, um seine Autorität zu behaupten. Die Rivalität mit dem Papst und der Ungehorsam italienischer Städte setzen sich fort, bis Friedrich schließlich in der Schlacht von Legnano eine schwere Niederlage erleidet und fast sein Leben verliert. Der Konflikt eskaliert, als Heinrich der Löwe Friedrich die Unterstützung verweigert und das Reich damit in große Gefahr bringt. Schließlich muss Friedrich Frieden mit den italienischen Städten und dem Papst schließen, um das Reich zu stabilisieren. Am Ende der Erzählung wird Friedrich als machtvoller, aber auch von politischen Spannungen geprägter Herrscher dargestellt, der sich um die Einheit des Reiches bemüht, jedoch an den Auseinandersetzungen mit der Kirche und inneren Konflikten scheitert. | männlich | Friedrich I. (HRR); Staufer |
| Sponsel, Heinz | Autor | Columbus. Admiral der Meere | 1949 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Theodor Oppermann | Westdeutschland | Die Erzählung „Columbus. Admiral der Meere“ von Heinz Sponsel schildert den Lebensweg und die Entdeckungsreise von Christoph Kolumbus chronologisch in chronologischer Form – von den Anfängen bis zur Entdeckung der Neuen Welt. Die Geschichte beginnt in Genua, wo der junge Kolumbus als Schiffsjunge anheuert und erste Erfahrungen in der Seefahrt sammelt. Schon früh beschäftigt er sich mit der Vorstellung, neue Seewege und Länder zu erkunden. Im weiteren Verlauf entwickelt Kolumbus die Idee, Indien auf einem westlichen Seeweg zu erreichen. Obwohl er in Portugal, wo er als erfahrener Seefahrer lebt, mit diesem Plan keinen Erfolg hat, verfolgt er sein Vorhaben weiter. Er wendet sich an den spanischen Hof und kann Königin Isabella von Kastilien schließlich davon überzeugen, ihm Schiffe für eine Expedition bereitzustellen. Nach mehreren Jahren der Vorbereitung und politischer Verzögerung bricht Kolumbus 1492 mit den drei Schiffen Santa Maria, Pinta und Niña in See. Die Überfahrt über den Atlantik ist durch Strapazen und zunehmende Zweifel der Mannschaft geprägt. Kolumbus gelingt es jedoch, die Besatzung zusammenzuhalten. Nach mehreren Wochen auf hoher See entdeckt ein Matrose schließlich Land – eine Insel der heutigen Bahamas, die Kolumbus für einen Teil Indiens hält. Die Erzählung endet mit seiner Rückkehr nach Spanien, wo er als „Admiral der Meere“ empfangen wird. Abschließend wird auf die weitreichenden Folgen seiner Entdeckung hingewiesen, die den Beginn einer neuen Epoche markieren. | männlich | Christoph Kolumbus | ||
| Stevenson, Robert Louis | Autor | Der schwarze Pfeil. Erzählung aus der Zeit der Rosenkriege in England | 1952 | Übersetzung | Originärer Text | Dein Buch | Westdeutschland | |||||
| Stickelberger, Emanuel | Autor | Der Reiter auf dem fahlen Pferd. Ein Buch vom Mongolen Dschinggis-Khan u. seinem abendländ. Gegenspieler | 1947 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Huber | Schweiz | Dschingis-Khan | ||||
| Sutcliff, Rosemary | Autorin | Der Schildwall. Eine Erzählung aus der Zeit der Normannenherrschaft in England | 1966 | Übersetzung | Originärer Text | Union | Westdeutschland | |||||
| Sutcliff, Rosemary | Autorin | Drachenschiffe drohen am Horizont | 1962 | Übersetzung | Originärer Text | Thienemanns | Westdeutschland | |||||
| Sutcliff, Rosemary | Autorin | Randal, der Ritter. Eine Erzählung aus dem englischen Mittelalter | 1967 | Übersetzung | Originärer Text | Union | Westdeutschland | |||||
| Thomas, M. Z. [= Thomas Michael Zottmann] | Autor | Marco Polo und die Söhne des Himmels | 1963 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Franz Schneider | Westdeutschland | Die Erzählung „Marco Polo und die Söhne des Himmels“ von M. Z. Thomas (Pseudonym für Thomas Michael Zottmann) verbindet historische Quellen mit fiktionalen Elementen und schildert die Reiseerlebnisse Marco Polos. Der Text beginnt mit der Rückkehr Marco Polos, seines Vaters Nicolo und seines Onkels Maffeo nach Venedig, nachdem sie 24 Jahre im Dienste Kublai Khans im Mongolenreich verbracht haben. Ihre Ankunft erfolgt unerkannt und in schlichter Kleidung, um ihren Reichtum vor möglichen Übergriffen zu verbergen. Ankunft in Venedig und erste Herausforderungen Die Rückkehr in die Heimat ist jedoch kein triumphaler Moment, sondern von Skepsis und Misstrauen der Venezianer geprägt. Am Hafen von Venedig fallen die drei Männer durch ihre fremdartige Kleidung und die Begleitung von mongolischen Athleten auf, die ihnen als Leibwache dienen. Trotz der Vertrautheit der alten Heimat sind sie Fremde in ihrer eigenen Stadt. Als sie ihr verfallenes Familienhaus erreichen, begegnen sie dort dem jungen Maffeo, einem Sohn von Nicolo, den dieser nie kennengelernt hat. Es kommt zu einem emotionalen Wiedersehen, doch die Armut und der Verfall des Hauses spiegeln die schwierige Lage wider, in der sich die Polo-Familie befindet. Die Rückkehr der Polos sorgt schnell für Gesprächsstoff in Venedig. Sie gelten als Exoten, und es kursieren Gerüchte über ihre Reisen und vermeintlichen Schätze. Besonders Tante Flora, die die Familie einst zusammengehalten hat, begegnet den Heimkehrern mit einer Mischung aus Rührung und Skepsis. Schnell wird deutlich, dass die Polos sich erst beweisen müssen, bevor sie in Venedig wieder Anerkennung finden können. Ein prunkvolles Bankett und die Enthüllung des Schatzes Um die skeptischen Eliten Venedigs von ihrer Bedeutung zu überzeugen, veranstaltet die Familie ein aufwendiges Bankett in ihrem Haus. Marco, Nicolo und Maffeo laden den Dogen Pierazzo Gradenigo sowie zahlreiche Senatoren und Würdenträger ein. Doch die Vorbereitungen sind von Unsicherheit geprägt, da die eingeladenen Gäste zunächst ausbleiben. Die Venezianer, die die Polos für Bettler halten, zweifeln daran, dass sie tatsächlich etwas Beeindruckendes zu bieten haben. Als die Gäste schließlich doch eintreffen, beeindrucken die Polos mit einem opulenten Festmahl. Während des Banketts enthüllen sie schließlich ihren größten Trumpf: Sie präsentieren den Schatz, den sie aus dem Reich der Mitte mitgebracht haben. In einem spektakulären Moment öffnen Marco und sein Vater ihre alten Mäntel und entleeren sie. Es kommen Juwelen von unermesslichem Wert zum Vorschein – Rubine, Smaragde, Diamanten und viele weitere Edelsteine. Dieser Schatz ist das Ergebnis von 24 Jahren harter Arbeit und Handelsgeschick am Hofe Kublai Khans. Die Enthüllung des Schatzes sorgt für Staunen und Respekt unter den Gästen, selbst beim skeptischen Dogen. Doch während der Reichtum Anerkennung verschafft, bleibt die tiefere Botschaft der Polos vielen verborgen. Fortschritt und Ablehnung Marco nutzt die Gelegenheit, um den Gästen von seinen Erfahrungen und Entdeckungen in China zu berichten. Er spricht über die kulturellen Errungenschaften des Fernen Ostens, darunter die Herstellung von Porzellan, die Nutzung von Papiergeld und die Technik des Buchdrucks. Marco erklärt, wie diese Innovationen Europa voranbringen könnten, doch die venezianischen Eliten reagieren mit Spott und Ablehnung. Sie können sich weder den Nutzen von Porzellan noch die Idee von Papiergeld vorstellen. Auch die Technik des Buchdrucks wird belächelt, da die Venezianer auf ihre bewährten Schreiber und Pergament vertrauen. Die Reaktionen der Gäste verdeutlichen die Kluft zwischen der fortschrittlichen Welt des Ostens, die Marco erlebt hat, und der konservativen Denkweise der Venezianer. Während Marco von den Möglichkeiten einer kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit träumt, stößt er auf Unverständnis und sogar Misstrauen. Besonders der Doge, der in Marco einen „kaiserlichen Rat“ sieht, fühlt sich durch dessen Verbindungen zu Kublai Khan und dessen Titel provoziert. Die Jahre am Hofe Kublai Khans Rückblenden in der Erzählung beleuchten Marcos Zeit am Hofe des mächtigen Kublai Khan. Marco beschreibt die Pracht und den Reichtum des mongolischen Kaiserreichs sowie die Weisheit und die Visionen Kublai Khans, der den Polo-Brüdern großes Vertrauen entgegenbrachte. Marco wurde zum kaiserlichen Rat ernannt und diente als Vertrauter und Gesandter des Khans. Während dieser Zeit lernte Marco die Sprachen und Kulturen des Ostens kennen und erlangte tiefes Wissen über den Handel, die Verwaltung und die Technologie des mongolischen Reichs. Kublai Khan selbst wird als aufgeklärter und visionärer Herrscher dargestellt, der an einer Verbindung zwischen Ost und West interessiert war. Marco erhält den Auftrag, Botschaften des Kaisers an die Päpste und die europäischen Könige zu überbringen, um den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern. Doch die Rückkehr nach Europa zeigt Marco, dass seine Mission schwieriger ist, als er gehofft hatte. Der Konflikt zwischen Fortschritt und Tradition Die Erzählung thematisiert immer wieder den Kontrast zwischen der Offenheit und Neugier, die Marco und seine Familie durch ihre Reisen erworben haben, und der Engstirnigkeit der venezianischen Eliten. Marco erkennt, dass Europa die Errungenschaften des Ostens dringend braucht, um wirtschaftlich und kulturell voranzukommen. Doch sein Wunsch, das Wissen und die Reichtümer aus dem Osten mit Europa zu teilen, wird von vielen als Bedrohung wahrgenommen. Besonders Donato dalle Rose, ein konservativer Senator, sieht in den Polos eine Gefahr für die Unabhängigkeit und die Tradition der Republik Venedig. Er wirft Marco vor, durch seine Nähe zu Kublai Khan und seine kaiserlichen Titel die Werte der Republik zu verraten. Doch Marco lässt sich nicht entmutigen und setzt darauf, durch seine Taten und sein Wissen langfristig Anerkennung zu gewinnen. Das Vermächtnis Marco Polos Die Erzählung schließt mit der Feststellung, dass Marco Polos Reiseerfahrungen und seine Berichte über die Kulturen und Reiche des Ostens in seiner Zeit nur begrenzt Beachtung finden. Obwohl die Polos mit materiellen Gütern nach Venedig zurückkehren, bleibt das vermittelte Wissen über die außereuropäische Welt weitgehend ungenutzt. Die Bedeutung ihrer Unternehmung erschließt sich erst aus der Perspektive späterer Generationen. | männlich | Marco Polo; Kublai Khan | ||
| Thutewohl, Herman | Autor | Beowulf und Fridthjof | 1958 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Verlag für Jugend und Volk | Österreich | Beowulf | ||||
| Traving, Heinrich | Autor | Der Bauernpirat | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Loewes | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Bauernpirat“ von Heinrich Traving beleuchtet das Leben und Wirken des Vogts Rolves Karsten in der mittelalterlichen Bauernrepublik Dithmarschen. Sie erzählt von seinem Aufstieg als charismatischer Führer, seinen kriegerischen Unternehmungen gegen Hamburg und seiner tragischen Isolation durch innere Konflikte. Die Handlung beginnt im Jahr 1429, als drei Kriegskoggen Hamburgs durch einen Sturm an die Küste Dithmarschens getrieben werden. Die Schiffe sind beschädigt und die Besatzungen suchen Zuflucht. In Dithmarschen, einer autonomen Bauernrepublik, wird deren Ankunft jedoch mit Misstrauen aufgenommen. Die Hamburger, als Vertreter einer mächtigen Handelsstadt, werden nicht als Gäste, sondern als potenzielle Eindringlinge betrachtet. Rolves Karsten, Vogt von Norddeich, betrachtet sie als potenzielle Bedrohung. Trotz der Bitten seines Sohnes Reimer, den Hamburgern Hilfe zu leisten, mobilisiert Karsten die Bauern. Die Schiffe werden angegriffen, die Besatzungen überwältigt, viele Hamburger getötet und die Überlebenden gefangen genommen. Für Karsten ist dies ein notwendiger Akt zur Verteidigung der Unabhängigkeit, doch diese Entscheidung legt den Grundstein für den späteren Konflikt mit Hamburg. In Hamburg löst der Angriff Empörung aus. Die Hansestadt fordert Entschädigung und Freilassung der Gefangenen, was von den Dithmarschern unter Rolves Karstens Führung entschieden abgelehnt wird. Auf einer Landesversammlung in Meldorf, dem politischen Zentrum Dithmarschens, verteidigt Karsten sein Vorgehen und warnt vor dem wachsenden Einfluss Hamburgs. Er argumentiert, dass Hamburgs wachsende Macht eine Gefahr für die Freiheit der Bauernrepublik darstellt, und überzeugt die Versammlung, ihm das Mandat für weitere Verhandlungen mit Hamburg zu erteilen. Gleichzeitig formiert sich auch Kritik, insbesondere vom Kaufmann Kruse Johann, ein wohlhabender Bürger Meldorfs, der vor einem Krieg gegen Hamburg warnt und diplomatische Lösungen einfordert. Er warnt davor, dass ein Krieg gegen Hamburg die fragile Unabhängigkeit Dithmarschens gefährden könnte. Doch Karsten setzt sich mit seiner energischen und kompromisslosen Haltung durch. Als offizieller Vertreter Dithmarschens reist Karsten nach Stade, um mit Hamburger Gesandten zu verhandeln. Die Begegnung ist angespannt: Karsten bleibt bei seiner unnachgiebigen Position, während die Hamburger auf einer Entschädigung und einer formellen Entschuldigung für den Angriff auf ihre Schiffe bestehen. Karsten lehnt dies als Verletzung der Ehre Dithmarschens ab und verlässt die Verhandlungen ergebnislos. Die Spannungen zwischen Hamburg und Dithmarschen verschärfen sich weiter. Rolves Karsten, überzeugt von der Notwendigkeit eines präventiven Schlags, plant einen Überfall auf die Hamburger Festungsinsel Neuwerk. Er stellt eine Truppe zusammen, bestehend aus erfahrenen Bauern und einigen Schiffen. Unter seiner Führung greifen die Dithmarscher die Insel bei Nacht an. Sie plündern Vieh, zerstören Gebäude und beschädigen die Befestigungen. Die Festung selbst kann jedoch nicht eingenommen werden. Karsten wird zunächst als Verteidiger der Unabhängigkeit gefeiert, doch der Angriff wird von Hamburg als Kriegsakt gewertet. Die Stadt bereitet eine militärische Strafaktion vor. Zugleich wächst die Kritik in Dithmarschen: Viele, darunter Kruse Johann und Karstens eigene Familie, fragen sich, ob diese Eskalation wirklich im Interesse der Bauernrepublik liegt. Karsten sieht sich zunehmender Isolation ausgesetzt. Die Opposition innerhalb der Republik, angeführt von Kruse Johann, wirft ihm vor, die demokratische Ordnung Dithmarschens zu missachten. In öffentlichen Debatten in Heide und Meldorf treffen beide Positionen hart aufeinander: Karsten betont die Notwendigkeit militärischer Stärke, Johann hingegen plädiert für politische Mäßigung. Auch in Karstens privatem Umfeld wird der Widerstand spürbar. Seine Frau Wiebke ist besorgt über seine Kriegspolitik, die das Land in einen aussichtslosen Konflikt stürzen könnte. Sein Sohn Reimer, der von Beginn an gegen Gewalt war, distanziert sich zunehmend von seinem Vater. Für Karsten, der sich stets als Verteidiger der Freiheit gesehen hat, ist diese Isolation ein schwerer Schlag. Hamburg entsendet schließlich eine größere Flotte. Die Elbmündung wird blockiert, strategisch wichtige Punkte angegriffen. In einer offenen Schlacht kommt es zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den hamburgischen und den dithmarsischen Streitkräften. Karsten führt die dithmarsischen Truppen, unterliegt jedoch der militärischen Übermacht und Stärke Hamburgs. Rolves Karsten fällt im Kampf und mit seinem Tod endet auch sein Einfluss auf die Politik Dithmarschens. Die Bauernrepublik bleibt zwar unabhängig, doch der Konflikt hat tiefe Spuren hinterlassen. Die Erzählung schließt mit einer Reflexion über Rolves Karsten als ambivalente Figur: getrieben von Idealen, jedoch kompromisslos im Vorgehen. Sein Handeln führte zu innerer Spaltung, aber auch zu einer neuen Auseinandersetzung mit Fragen von Freiheit, Zusammenhalt und Verantwortlichkeit. Die Geschichte veranschaulicht die Dynamik zwischen ländlicher Selbstverwaltung und städtischer Machtpolitik im Spätmittelalter und zeigt, wie individuelles Handeln politische Entwicklungen beeinflussen kann. | männlich | Hanse/Seefahrt; Bauernrepublik | ||
| Traving, Heinrich | Autor | Der Freibeuter von Pellworm. Eine Erzählung um Piraten und tapfere Männer | 1960 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | Die Erzählung „Der Freibeuter von Pellworm“ von Heinrich Traving beschreibt die Lebensgeschichte von Kort Widerick, einem Bauern aus Dithmarschen, der infolge persönlicher Verluste zum Freibeuter wird. Die Erzählung thematisiert seinen Aufstieg, seine Raubzüge und den späteren Niedergang vor dem Hintergrund des norddeutschen Küstenraums im späten Mittelalter. Im Zentrum stehen Fragen nach Freiheit, Rache, Macht und deren moralischen Konsequenzen. Die Handlung beginnt im Jahr 1434 in Dithmarschen, einem von freien Bauern verwalteten Gebiet, das durch Konflikte mit benachbarten Fürstentümern geprägt ist. Kort Widerick führt ein zurückgezogenes Leben auf seinem Hof, bis dieser im Zuge eines Überfalls durch ein friesisches Kommando zerstört wird. Er verliert dabei sein Haus und sein Vieh. Seine Frau wird dabei getötet. Die Rückkehr in die Ruinen seines Hofes konfrontiert Widerick mit dem Verlust seiner Existenz. Getrieben von dem Wunsch nach Vergeltung, wird Rache zum bestimmenden Antrieb seines Handelns gegenüber den Friesen. Auf einer Landesversammlung der Dithmarscher tritt Widerick erstmals öffentlich auf. Während viele eine Beendigung der Kampfhandlungen mit den Friesen anstreben, plädiert er mit Nachdruck für eine Fortsetzung der Auseinandersetzungen. Seine Argumentation, gestützt auf persönliche Erfahrung und eine Darstellung der friesischen Angriffe, überzeugt besonders die jüngeren Bauern. Er beginnt mit dem Aufbau einer bewaffneten Gruppe, die eine offensive Verteidigung der dithmarsischen Interessen verfolgen soll. Seine erste größere Unternehmung führt ihn auf die friesische Insel Strand (heute Pellworm und Nordstrand), wo er mit einer kleinen Flotte die friesische Verteidigung überwindet und den zentralen Wehrturm einnimmt. Die Insel wird zur Basis weiterer Überfälle. Die Erzählung schildert die systematische Plünderung der Insel, einschließlich der Beschädigung kirchlicher Gebäude und Plünderung von sakralen Gegenständen. Der örtliche Priester warnt Widerick vor den religiösen und moralischen Folgen seines Handelns, doch dieser bleibt unbeeindruckt. Sein anfänglicher Rachegedanke entwickelt sich zunehmend zu einem Streben nach Einfluss und materiellen Vorteilen. Ausgehend von Strand führt Widerick eine Reihe von Raubzügen entlang der friesischen Nordseeküste durch. Widericks Schiff, die „Drache“, wird zum Inbegriff von 'Furcht und Schrecken' in der Region. Er greift nicht nur die Friesen an, sondern auch andere Schiffe, die die Küstengewässer befahren, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit. Während er durch seine Erfolge Ansehen und Reichtum erlangt, wächst zugleich die Kritik – sowohl in Dithmarschen als auch innerhalb seiner eigenen Gruppe. Einige betrachten ihn nicht mehr als Verteidiger, sondern als Piraten, der die Sicherheit der Region gefährdet. Im Verlauf der Erzählung zeigt sich, dass Widerick zunehmend von seinem ursprünglichen Ziel, Rache für den Tod seiner Frau zu üben, abweicht. Der ursprüngliche Beweggrund seines Handelns tritt zunehmend in den Hintergrund, verdrängt von Machtstreben und Isolation. Auch innerhalb seiner Mannschaft regt sich Widerstand, als der moralische Zweck des Kampfes zunehmend in Frage gestellt wird. Die Erzählung verdeutlicht Widericks wachsende Distanz zu seiner Gemeinschaft sowie seine wachsenden Selbstzweifel. In isolierten Momenten wird die innere Zerrissenheit Widericks deutlich: Er reflektiert sein eigenes Handeln und ob dieses noch rechtmäßig ist. Jedoch überwiegt sein Machtstreben und sein Vergeltungsgedanke. Schließlich reagiert das Herzogtum Holstein auf seine Aktivitäten mit einer Strafexpedition. Eine starke Flotte greift Strand an. In der folgenden Schlacht unterliegt Widerick den überlegenen Kräften. Seine Basis wird zerstört, seine Mannschaft zerstreut, er selbst gefangen genommen. Widerick wird vor Gericht gestellt und verurteilt. In seiner Verteidigung beruft er sich auf Gerechtigkeit und den Schutz der Freiheit Dithmarschens, findet jedoch kein Gehör. Das Urteil lautet auf Tod. Er akzeptiert das Urteil ohne Widerspruch. Mit seinem Tod endet seine Rolle als Freibeuter und zugleich ein konfliktreiches Kapitel der dithmarsischen Geschichte. | männlich | Bauernrepublik; Freibeuter | ||
| Traving, Heinrich | Autor | Gegen Räuber und Könige. Fahrten und Fehden eines Furchtlosen | Ab 1955 unter dem Titel „Gegen Räuber und Könige. Fahrten und Abenteuer Heinrichs des Eisernen“ | 1952 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Loewes | Westdeutschland | In der Erzählung „Gegen Räuber und Könige“ von Heinrich Traving wird das Leben Heinrichs, Graf von Holstein, im 14. Jahrhundert dargestellt. Die Handlung ist in Norddeutschland verortet und thematisiert die politischen und gesellschaftlichen Spannungen der Zeit, insbesondere die Auseinandersetzungen zwischen regionalen Adligen, Räuberbanden und der dänischen Krone. Die Handlung beginnt mit dem Konflikt, der durch den dänischen König Waldemar IV. entfacht wird. Waldemar bedroht die Region, während verschiedene Räuberbanden die lokale Bevölkerung plündern und einschüchtern. Heinrich kehrt in seine Heimat zurück, nachdem er zuvor im Dienst eines fremden Königs stand. Er erkennt das Leid seiner Landsleute und beschließt, sich aktiv für ihren Schutz einzusetzen und die Region von den Räubern und der Einflussnahme des dänischen Königs zu befreien. In einer ersten Konfrontation gerät Heinrich in einen Hinterhalt, aus dem er und seine Gefolgsleute nur knapp entkommen. Dieser Vorfall bestärkt ihn in seiner Entschlossenheit, die Ordnung wiederherzustellen. Er erfährt, dass der Räuber Henning Hummelsbüttel, der eine Festung in Hohenstegen hält, nicht nur die Dörfer plündert, sondern auch im geheimen Bündnisse mit dem dänischen König unterhält. Hummelsbüttels Aktionen zielen darauf ab, Heinrichs Herrschaft zu destabilisieren und Waldemars Macht zu stärken. Heinrich beschließt, die Burg Hohenstegen anzugreifen und ein für alle Mal mit Hummelsbüttel abzurechnen. Mit seinen Männern belagert er die Festung, was sich jedoch als schwieriges Unterfangen herausstellt, da Hummelsbüttel gut gerüstet ist und Unterstützung von Waldemar erhält. Der Kampf zieht sich hin, bis Heinrich einen geheimen Zugang entdeckt, durch den die Belagerung schließlich erfolgreich beendet werden kann. Hummelsbüttel wird gefangen genommen und Heinrich setzt die Burg in Brand, um zukünftige Überfälle zu verhindern. Im Verlauf der Geschichte verbündet sich Heinrich schließlich mit der Hanse, um auch Waldemar Einhalt zu gebieten. Gemeinsam mit anderen norddeutschen Städten wird eine Kriegsflotte organisiert, die gegen die Dänen zieht. In der entscheidenden Schlacht gelingt es Heinrich und seinen Verbündeten, Waldemars Macht zu brechen und die Sicherheit in der Region wiederherzustellen. Die Erzählung schließt mit dem erfolgreichen Vorgehen Heinrichs gegen die Räuber und die politische Einflussnahme durch Waldemar. Dabei wird seine Funktion als Anführer hervorgehoben, dessen Handeln im Zeichen des Schutzes und der Stabilität seines Herrschaftsgebiets steht. | männlich | Heinrich II. der Eiserne | |
| Trent, Thomas | Autor | Die Nibelungen | 1959 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | W. Fischer | Westdeutschland | Nibelungen | ||||
| Trent, Thomas | Autor | Gudrun. Das hohe Lied der Treue | 1954 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | W. Fischer | Westdeutschland | Gudrun | ||||
| Trent, Thomas | Autor | Hildegund. Der Königstöchter Leid und Glück | 1954 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | W. Fischer | Westdeutschland | Sammlung; Hildegund; Parzival; Lohengrin | ||||
| Tritten, Charles | Autor | Richard Löwenherz | 1968 | Übersetzung | Originärer Text | Delphin-Verlag | Schweiz | |||||
| Twain, Mark | Autor | Ein Yankee an König Artus’ Hof | 1954 | Übersetzung | Nacherzählung | Progress | Westdeutschland | Artus | ||||
| Undset, Sigurd | Autorin | Sigurd und seine tapferen Freunde | 1956 | Übersetzung | Originärer Text | Sauerländer | Schweiz | Nibelungen | ||||
| Voegeli, Max | Autor | Die abenteuerlichen Geschichten des Robin Hood | 1947 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Sauerländer | Schweiz | Robin Hood | ||||
| Waldschmidt, Hildegard | Autorin | Heilige Heimat. Eine heimatgeschichtliche Erzählung aus Waldeck | 1953 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Wilhelm Bing | Westdeutschland | Die Erzählung „Heilige Heimat“ von Hildegard Waldschmidt führt den Leser in das Waldeck des 14. Jahrhunderts, eine Zeit, die von sozialen Spannungen und Fehden geprägt ist. Die Geschichte beginnt im Jahr 1366 in der Stadt Corbach, wo die Bürger zunehmend mit den herrschenden Patriziern und dem Adel in Konflikt geraten. Der junge Ditmar Santberg, Sohn eines angesehenen Waffenschmieds, ist Teil dieser umkämpften Gesellschaft und wird in die städtischen Auseinandersetzungen hineingezogen. Die Stadt wird vom „Eisernen Heinrich“, einem strengen Grafen von Waldeck, bedrängt, nachdem die Stadt Corbach ihm den Gehorsam verweigert. Diese Entscheidung des Rates, der von wohlhabenden Patriziern dominiert wird, zieht die Bürger der Stadt ebenfalls in die Gefahr eines Konflikts, den viele von ihnen ablehnen. Ditmar und seine Familie sind zerrissen zwischen Loyalität gegenüber dem Rat und der Sorge um die Stadt und ihre Zukunft. Als Heinrich von Waldeck schließlich mit seinen Truppen Corbach überfällt, gerät die Stadt in einen chaotischen Kampf und zahlreiche Bürger leisten Widerstand. Ditmar, der im Herzen den Wunsch trägt, die Heimatstadt und seine Lieben zu schützen, beobachtet diesen Konflikt und beschließt, selbst aktiv zu werden. Später begibt sich Ditmar auf eine gefährliche Reise nach Landau, um eine geheime Nachricht an die inhaftierten Geiseln zu übermitteln, die der Graf aus Corbach genommen hat. Dieses Wagnis unternimmt er auch für seine Jugendfreundin Elsbeth, deren Vater unter den Gefangenen ist. Die Erzählung endet mit der Darstellung eines andauernden Prozesses der Friedensfindung und dem Ausblick auf eine mögliche Einigung, die durch das Engagement und den Zusammenhalt der städtischen Bevölkerung getragen wird. Ditmars Entwicklung spiegelt die wachsende Bereitschaft wider, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen. | männlich | Heinrich VI. (Waldeck) der Eiserne | ||
| Weber, Ernst | Autor | Kriemhilds Rache. Des Nibelungenliedes 2. Teil | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Dt. Jugendbücherei | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Weber, Ernst | Autor | Siegfried. Des Nibelungenliedes 1. Teil | 1950 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Dt. Jugendbücherei | Westdeutschland | Nibelungen | |||
| Weitbrecht, Richard; Helke, Fritz | Autor | Deutsche Heldensagen. Neu erzählt von Fritz Helke | 1952 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Union | Westdeutschland | Sammlung; Nibelungen | ||||
| Welch, Ronald | Autor | Im Reiche der Kreuzritter | 1955 | Übersetzung | Originärer Text | Ueberreuther | Österreich | Kreuzzüge | ||||
| Wibmer-Pedit, Fanny | Autorin | Maximilians goldener Ritter | 1960 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Tyrolia | Österreich | Maximilian I. (HRR) | ||||
| Wied, Leo | Autor | Westwärts, Wiking! Mit den ersten Entdeckern nach Amerika | 1954 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Tosa | Österreich | Wikinger | ||||
| Williams, Ursula Moray | Autorin | Die wilden Falken | 1962 | Übersetzung | Originärer Text | Benzinger | Schweiz | Landwirtschaft/Handwerk | ||||
| Wolff, Klaus | Autor | Ritter Fritz, der große Held | 1965 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Franz Schneider | Westdeutschland | Die Erzählung „Ritter Fritz, der große Held“ von Klaus Wolff schildert die Geschichte eines Jungen namens Fritz, der infolge eines Sturzes während eines Besuchs der Burgruine Breitenstein in eine mittelalterliche Vergangenheit versetzt wird. Der Einstieg erfolgt mit der Entdeckung eines versteckten Pförtners in der Ruine, woraufhin Fritz über einen morschen Steg stürzt, das Bewusstsein verliert und in einer vergangenen Zeit erwacht. Dort begegnet er dem Jungen Ingo von Breitenstein und wird in das Alltagsleben einer mittelalterlichen Burg eingeführt. Im Verlauf der Erzählung muss sich Fritz an die ungewohnte Welt anpassen, in der er von den Menschen als „Herr Ritter Friedrich von Berlin-Zehlendorf“ behandelt wird. Die Dialoge sind humorvoll gestaltet, da Fritz' moderne Sprache und seine Gewohnheiten immer wieder für Verwirrung sorgen. So verwundert er die Burgbewohner mit seinem Wissen über Dinge wie das Telefon, das für die mittelalterliche Gesellschaft unbegreiflich ist. Im Gegenzug erfährt Fritz vieles über das Alltagsleben und die Gepflogenheiten im Mittelalter. Er lernt, dass der Alltag auf der Burg von festen Regeln, Hierarchien und strengen Tischsitten geprägt ist, die ihm fremd und manchmal lächerlich erscheinen. Während seines Aufenthalts auf Burg Breitenstein muss sich Fritz als würdiger „Ritter“ beweisen, obwohl er keine echten ritterlichen Fähigkeiten besitzt. Er gewinnt das Vertrauen und die Bewunderung der Burgbewohner, einschließlich der hübschen Elisabeth, mit der er eine besondere Freundschaft entwickelt. Die Erzählung endet mit der Rückkehr von Fritz in seine Gegenwart, nachdem seine Anwesenheit im Mittelalter als eine Art Prüfung des ritterlichen Daseins interpretiert wurde. Trotz seines recht 'unfreiwilligen Abenteuers' findet Fritz einen Weg zurück in seine Zeit, reich an Erlebnissen und neuer Wertschätzung für die Vergangenheit. | männlich | Rittertum | ||
| Wolfslast, Wilhelm | Autor | Ein harter Seevogel. Paul Beneke. Seeheld der Hansezeit | 1955 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Moewig | Westdeutschland | Die Erzählung „Ein harter Seevogel“ von Wilhelm Wolfslast behandelt das Leben hanseatischer Seeleute im ausgehenden Mittelalter, insbesondere die Unternehmungen des Danziger Kapitäns Paul Beneke. Sie beginnt in einer Seemannskneipe in Brügge, wo der Seemann Reinhold Wittmann von den heldenhaften Abenteuern erzählt, die er und seine Kameraden unter Benekes Führung erlebten. Die Geschichte fokussiert sich auf ein besonders mutiges Manöver im Jahr 1466: Nach einem Überfall dänischer Schiffe auf die Hansekogge „Pomuchel“, bei dem mehrere Schiffe verloren gingen, schwören Kapitän Bokelmann und Steuermann Beneke, die Dänen zu bestrafen. Sie setzen diesen Plan entschlossen um, übertrumpfen die Dänen mit einer List, erobern ihre Schiffe ohne Blutvergießen zurück und bringen dabei auch wertvolle Handelsgüter in Sicherheit. Der zweite Teil der Erzählung schildert einen weiteren kühnen Streich, bei dem Beneke und seine Mannschaft gegen englische Schiffe vorgehen. Im Jahr 1469, während zunehmender Spannungen zwischen der Hanse und England, führt Beneke eine riskante Mission durch: Er täuscht einen harmlosen Fischertrupp vor, um das Ruder des englischen Kriegsschiffs „St. John of Newcastle“ mit Blei zu blockieren. Diese gewagte List ermöglicht es den Hanseschiffen „Mariendrache“ und „Anholt“, die überlegenen Engländer zu überwältigen und siegreich in den Hafen von Swin zurückzukehren. Die Erzählung stellt Beneke als erfolgreichen hanseatischen Kapitän dar, dessen Handeln durch Entschlossenheit und taktische Klugheit geprägt ist. Neben den kriegerischen Ereignissen treten private Spannungen hervor, insbesondere die Rivalität zwischen Reinhold Wittmann und einem englischen Seemann im Zusammenhang mit der Wirtstochter Grietje. Während die Hanse militärisch triumphiert, bleibt auf persönlicher Ebene für den Erzähler eine Niederlage bestehen, was dem Ende der Erzählung eine ambivalente Note verleiht. | männlich | Hanse/Seefahrt | ||
| Worgitzki, Max | Autor | Wolf der Struter. Erzählung aus der Zeit des Deutschritterordens in Ostpreußen | 1956 | Wiederauflage | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Holzner | Westdeutschland | Die Erzählung „Wolf der Struter“ von Max Worgitzki spielt im 13. Jahrhundert in Ostpreußen zur Zeit des Deutschen Ordens und thematisiert dessen Auseinandersetzungen mit den heidnischen Preußen. Im Mittelpunkt steht der junge Struter Wolf, der als einzelner Späher und Kundschafter den Orden gegen die Angriffe der Sudauer unterstützt. Die Handlung beginnt mit Meinard, einem Ritterbruder des Ordens, der aus der Gemeinschaft der Ordensritter verbannt wird, nachdem er einen Bruder angegriffen hat. Die Verurteilung durch den Landmeister von Tierberg zwingt ihn, sein Ordensleben aufzugeben. Er nimmt den Namen Wolf an und führt von nun an ein gefährliches Leben als „Struter“ – ein Einzelkämpfer, der heimlich in die Wildnis eindringt, um Informationen über die feindlichen Sudauer zu sammeln und gegen sie zu kämpfen. Wolf lebt abgeschieden in einer versteckten Höhle im Wald und nutzt sein Wissen über die Wildnis und seine Fertigkeiten als Jäger und Krieger, um Angriffe der Sudauer zu verhindern. Die Geschichte wird intensiver, als er die Dorfbewohner und ihre Anführer warnt, rechtzeitig Schutz zu suchen, doch viele von ihnen entscheiden sich, in ihren Dörfern zu bleiben und ihr Land zu verteidigen. In einer tragischen Wendung greifen die Sudauer die Dörfer an und hinterlassen Zerstörung. Wolf kehrt zurück, um die Überlebenden zu retten, darunter Jörge, der Sohn des Schulzen. Nach dem Verlust seiner Familie schließt sich Jörge Wolf als sein Schützling an, fest entschlossen, für den Schutz des Landes zu kämpfen. Die Geschichte endet mit der Bildung eines Netzwerks von Strutern, die gemeinsam mit Wolf die Wildnis überwachen und die Grenze vor weiteren Überfällen sichern. | männlich | Deutscher Ritterorden | |
| Yonge, Charlotte Mary | Autorin | Des Normannenherzogs Rache | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | St. Gabriel | Österreich | |||||
| Zacharias, Alfred | Autor | Columbus entdeckt Amerika | 1948 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Münchener Jugendverlag | Westdeutschland | Die Erzählung „Columbus entdeckt Amerika“ von Alfred Zacharias beschreibt das Leben und die Entdeckungsreise von Christoph Columbus. Die Handlung folgt seinem Werdegang von der Jugend bis zur Entdeckung der Neuen Welt, eingebettet in die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen des 15. Jahrhunderts. Christoph Columbus wird 1451 in der italienischen Hafenstadt Genua als Sohn des Tuchwebers Domenico Columbus geboren. Schon früh entwickelt er Interesse an der Seefahrt und an den Erzählungen über ferne Länder, die er von Händlern und Seeleuten hört. In den engen Gassen von Genua, einer Stadt mit ausgeprägter maritimer Tradition, beobachtet er Schiffe, die von fremden Küsten zurückkehren. Obwohl sein Alltag zunächst durch die Arbeit in der väterlichen Tuchwerkstatt geprägt ist, eröffnen ihm erste Handelsfahrten die Möglichkeit, praktische Erfahrungen auf See zu sammeln. Nach seiner Jugendzeit in Genua verlässt Columbus die Heimat und beginnt ein Leben als Seefahrer und Kaufmann. Er reist nach Portugal, das im 15. Jahrhundert das Zentrum der maritimen Exploration ist. Dort wird er Zeuge der Expeditionen entlang der afrikanischen Küste, die auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien sind. Columbus nimmt an Handelsreisen teil und und erweitert seine Kenntnisse in Navigation, Kartografie und Geografie. In Lissabon arbeitet er als Kartenzeichner und Händler, während er sich zunehmend mit der Idee eines westlichen Seewegs nach Indien beschäftigt. Columbus beginnt, sich intensiv mit Karten, antiken Schriften und zeitgenössischen Berichten auseinanderzusetzen. Er ist überzeugt, dass die Erde eine Kugel ist und dass Indien über den Atlantik erreichbar sein muss. Seine Berechnungen führen ihn zu der Annahme, dass der westliche Seeweg kürzer und weniger gefährlich sei als die Route um Afrika. Mit dieser Idee stößt er jedoch auf Ablehnung: Viele halten die Entfernung für zu groß und das Vorhaben für unrealistisch. Dennoch setzt Columbus seine Suche nach einem Mäzen, der ihm Schiffe und Ressourcen für seine Expedition zur Verfügung stellt, fort. Sein Plan wird zunächst dem portugiesischen König Johann II. unterbreitet, der ihn jedoch ablehnt, da dieser sich auf die Erkundung Afrikas konzentriert. Columbus wendet sich daraufhin an den spanischen Hof, wo er acht Jahre lang um Unterstützung wirbt. Trotz Armut und Spott lässt er sich nicht entmutigen. Freunde und Unterstützer, darunter der Abt von La Rábida und einige spanische Adlige, setzen sich für ihn ein. Nach dem Ende des Krieges gegen die Mauren und der Einnahme Granadas im Jahr 1492 zeigen die katholischen Könige Ferdinand und Isabella Interesse an seinem Projekt. Sie erkennen die potenziellen wirtschaftlichen und religiösen Nutzen der Expedition und erklären sich bereit, ihn zu unterstützen. Im April 1492 unterzeichnen Ferdinand und Isabella einen Vertrag, der Columbus umfangreiche Rechte und Privilegien zusichert: Er wird Admiral und Vizekönig aller entdeckten Länder und erhält einen Anteil an den Erträgen. Mit drei Schiffen – der Santa Maria, der Pinta und der Niña – wird die Expedition ausgerüstet. Trotz der Skepsis vieler Bürger und Seeleute in Palos, dem Abfahrtshafen, gelingt es Columbus, eine Mannschaft zusammenzustellen. Am 3. August 1492 sticht er in See. Die Überfahrt über den Atlantik ist beschwerlich. Die Besatzung wird zunehmend unruhig angesichts des Unbekannten. Columbus jedoch bleibt entschlossen, den westlichen Weg nach Indien zu finden. Er motiviert seine Männer und überwacht die Navigation, während die Schiffe durch unerkundete Gewässer segeln. Am 12. Oktober 1492 wird schließlich Land gesichtet – eine Insel der heutigen Bahamas, die Columbus „San Salvador“ nennt. In der Annahme, Indien erreicht zu haben, setzt er seine Erkundung fort und besucht unter anderem Kuba und Hispaniola. Bei der Begegnung mit der einheimischen Bevölkerung, die er irrtümlich „Inder“ nennt, zeigen sich zunächst freundliche Kontakte. Die Europäer sind von der Natur und den Ressourcen der Inseln beeindruckt. Jedoch führen kulturelle Unterschiede und das europäische Interesse an Besitz und Arbeitskraft bald zu Spannungen. Columbus betrachtet die Einheimischen sowohl als potenzielle Arbeitskräfte als auch als künftige Christen, was bereits die Grundlagen für spätere Konflikte legt. Im Frühjahr 1493 kehrt Columbus nach Spanien zurück, wo er als Held empfangen wird. Er berichtet Ferdinand und Isabella von seinen Entdeckungen und präsentiert ihnen Gold, exotische Tiere und einige indigene Bewohner. Obwohl Columbus weiterhin glaubt, Asien erreicht zu haben, wird seine Reise später als Entdeckung eines neuen Kontinents erkannt. Die Erzählung endet mit einem Blick auf die weitreichenden Folgen seiner Expedition: Die Entdeckung Amerikas markiert den Beginn einer neuen Phase globaler Erkundung, aber auch den Auftakt zur Kolonialisierung, Ausbeutung und Unterdrückung indigener Bevölkerungen. | männlich | Christoph Kolumbus | ||
| Zacharias, Alfred | Autor | Till Eulenspiegel erzählt sein Leben. Mit 25 Holzschn. d. Verf | 1950 | genuin deutschsprachig | Nacherzählung | Heimeran | Westdeutschland | Till Eulenspiegel | ||||
| Zierer, Otto | Autor | Columbus | Ab 1955 unter dem Titel „Columbus. Geschichte einer großen Idee“ | 1947 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Lux | Westdeutschland | Die Erzählung „Columbus“ von Otto Zierer beschreibt den Lebensweg von Christoph Columbus und dessen Bemühungen, einen westlichen Seeweg nach Indien zu finden. Die Geschichte beginnt im Jahr 1477, als Columbus in Lissabon versucht, Unterstützung für eine geplante Entdeckungsreise zu gewinnen. Er ist überzeugt, dass sich Indien über den Atlantik auf direkterem Weg erreichen lasse, stößt jedoch bei den portugiesischen Behörden auf Ablehnung. In den folgenden Jahren trägt er seine Theorie mehrfach am portugiesischen Hof vor, findet jedoch kein Gehör. Schließlich verlässt Columbus Portugal und wendet sich nach Spanien. In Spanien stößt Columbus zunächst ebenfalls auf Skepsis, doch im Kloster La Rabida findet Columbus jedoch in den Mönchen Antonio de Marchena und Juan Perez Befürworter, die ihn beim Zugang zum spanischen Königspaar Isabella und Ferdinand unterstützen. Nach intensiven Verhandlungen und zahlreichen Gesprächen und Überzeugungsarbeit erhält Columbus schließlich die Zusage der Krone sowie die finanzielle Unterstützung für seine Expedition. Im Jahr 1492 wird die Unternehmung offiziell genehmigt. Columbus bricht mit einer kleinen Flotte von drei Schiffen – der Santa Maria, der Pinta und der Niña – auf. Die Überfahrt ist von Herausforderungen geprägt; innerhalb der Besatzung entstehen Spannungen und die Angst vor der unbekannten See. Mehrfach drohen Meutereien. Am 12. Oktober 1492 wird schließlich Land gesichtet – eine Insel der heutigen Bahamas. Columbus glaubt, Indien erreicht zu haben, und nimmt das Land im Namen Spaniens in Besitz. Die Erzählung endet mit dem ersten Kontakt zwischen Columbus und der indigenen Bevölkerung sowie dem Hinweis auf die Bedeutung dieser Entdeckung als Beginn einer neuen Epoche in der europäischen Geschichte. | männlich | Christoph Kolumbus | |
| Zierer, Otto | Autor | Das Abenteuer des Christoph Columbus | Ab 1978 bei Loewes unter dem Titel „Christoph Columbus“ | 1970 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Ensslin & Laiblin | Westdeutschland | Die Erzählung „Das Abenteuer des Christoph Columbus“ von Otto Zierer beschreibt mit großem Detailreichtum den Lebensweg von Christoph Columbus und seine Expedition, die zur Entdeckung der sogenannten „Neuen Welt“ führte. Dabei werden die gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Hintergründe beleuchtet, die dieses historische Ereignis ermöglichten. Die Geschichte beginnt im Europa des 15. Jahrhunderts, einer Zeit des Wandels. Der Fall Konstantinopels 1453 und die Ausbreitung des Osmanischen Reichs blockierten die traditionellen Handelswege nach Indien und Asien. Luxusgüter wie Gewürze, Seide und Edelmetalle verteuern sich durch Zwischenhändler erheblich, was insbesondere Spanien und Portugal vor wirtschaftliche Herausforderungen stellt. Zierer beschreibt, wie technologische Innovationen – etwa die Entwicklung der Karavelle als hochseetüchtiges Schiff und Fortschritte in der Navigation durch den Kompass – die Voraussetzungen für neue Entdeckungsfahrten schufen. Zugleich gewinnt die Vorstellung von einer kugelförmigen Erde an Verbreitung, was die Idee eines westlichen Seewegs nach Indien begünstigt. Columbus wird als Sohn eines Wollwebers in Genua geboren. Schon früh zeigt er starkes Interesse an Geografie und Seefahrt. Seine Kindheit ist durch einfache Verhältnisse geprägt, doch er verschafft sich Zugang zu geografischen Schriften, die seine Vorstellungen prägen. Der Einfluss eines Geografieprofessors stärkt seine Idee, neue Handelswege zu erschließen. Bereits mit vierzehn Jahren heuert er als Schiffsjunge an und sammelt Erfahrungen im Mittelmeerraum. Später arbeitet er als Kapitän und Kartograph für eine genuesische Reederei und macht sich einen Namen als fähigen Navigator. In den folgenden Jahren verfolgt Columbus intensiv den Plan, Indien über den Atlantik zu erreichen.Trotz detaillierter Vorbereitungen und umfangreicher Studien wird er in Portugal mit seinem Vorhaben abgewiesen, da der dortige Hof den Seeweg um Afrika favorisiert. Columbus wird abgewiesen und beschließt, sein Glück in Spanien zu versuchen. Columbus wendet sich daraufhin an den spanischen Hof und bemüht sich über einen langen Zeitraum um Unterstützung. Er wendet sich an den Hof von Königin Isabella und König Ferdinand und findet schließlich in einflussreichen Beratern wie dem Beichtvater der Königin Unterstützer. Trotz wirtschaftlicher und politischer Schwierigkeiten willigt das spanische Königspaar schließlich ein, Columbus’ Expedition zu finanzieren. Der Vertrag von Santa Fe gewährt ihm nicht nur den Titel eines Admirals, sondern auch das Recht, ein Zehntel der Erträge aus entdeckten Ländern zu behalten. Columbus erhält drei Schiffe - die „Santa Maria“, die „Pinta“ und die „Niña“ - sowie eine Besatzung, die teilweise unter Zwang rekrutiert wird. Die Stimmung ist von Misstrauen geprägt, da viele die Reise für gefährlich und aussichtslos halten. Columbus jedoch bleibt zuversichtlich und überzeugt seine Männer von seinem Vorhaben. Am 3. August 1492 sticht die kleine Flotte von Palos de la Frontera aus in See. Sie segeln zunächst zu den Kanarischen Inseln, um Proviant aufzunehmen und Reparaturen durchzuführen, bevor sie den offenen Atlantik überqueren. Die Überfahrt wird ausführlich dargestellt: Wochenlang navigieren die Schiffe durch unbekannte Gewässer. Die Mannschaft wird von Ängsten und Aberglauben geplagt, es kursieren Gerüchte über Seeungeheuer und den Rand der Welt. Columbus begegnet der Unruhe mit Entschlossenheit und strategischem Kalkül. Er führt ein offizielles Logbuch mit bewusst verkürzten Angaben und ein privates mit den tatsächlichen Entfernungen. Am 12. Oktober 1492 wird schließlich Land gesichtet – eine Insel der heutigen Bahamas, die Columbus „San Salvador“ nennt. Er nimmt das Gebiet im Namen der spanischen Krone in Besitz, in der Überzeugung, die Vorposten Indiens erreicht zu haben. In den folgenden Wochen erkundet Columbus die Inselwelt der Karibik. Die Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung verlaufen zunächst freundlich. Columbus ist beeindruckt von der Landschaft und den Ressourcen der Inseln, darunter Gold und exotische Pflanzen. Er ist überzeugt, dass er kurz davor steht, die reiche Handelsstadt Zipangu (Japan) zu erreichen. Gleichzeitig kommt es bald zu Spannungen: Die Spanier beginnen, die Einheimischen zu versklaven und ihre Ressourcen auszubeuten. Als die Santa Maria auf ein Riff läuft und sinkt, muss Columbus mit den verbliebenen Schiffen die Rückreise antreten. 1493 kehrt er nach Spanien zurück und wird dort als Held und Entdecker gefeiert. Er berichtet von seinen Erlebnissen, zeigt fremde Schätze und exotische Tiere. Die Nachricht von der „Neuen Welt“ sorgt für Begeisterung, aber auch für Misstrauen und Neid. In den folgenden Jahren unternimmt Columbus weitere Reisen, die jedoch weniger erfolgreich verlaufen. Politische Intrigen und Kritik führen dazu, dass er seine Privilegien verliert. Trotz persönlicher Rückschläge bleibt Columbus bis zu seinem Tod davon überzeugt, Indien erreicht zu haben. Erst später wird erkannt, dass er einen neuen Kontinent entdeckt hat. | männlich | Christoph Kolumbus | |
| Zorn, Michael | Autor | Die Botschaft des Kublai Khan | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | Wancura | Österreich | Kublai Khan | ||||
| Zuckmantl, Peter | Autor | Dschingis Khan erobert sich ein Weltreich | 1956 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | Die Erzählung „Dschingis Khan erobert sich ein Weltreich“ von Peter Zuckmantl schildert in chronologischer Abfolge den Lebensweg Temudschins, der später als Dschingis Khan bekannt wurde. Im Mittelpunkt steht sein Aufstieg von einem verstoßenen Hirtenjungen zum mächtigen Herrscher über eines der größten Reiche der Weltgeschichte. Temudschin wird in der Mongolei geboren, in einer Zeit, in der rivalisierende Stämme um die Vorherrschaft kämpfen. Sein Vater Yisugei, ein Stammesführer, wird von Feinden aus dem Tatar-Stamm heimtückisch vergiftet, als Temudschin noch ein Kind ist. Nach dem Tod seines Vaters wird die Familie von ihrem eigenen Stamm verraten und verstoßen. Temudschins Mutter Udschin muss allein für ihre Kinder sorgen. Mit einfachsten Mitteln wie Wurzeln, Beeren und kleinen Fischen hält sie die Familie am Leben. Temudschin lernt in dieser harten Zeit, Entbehrungen zu ertragen, und entwickelt eine tiefe Entschlossenheit. Doch auch von Feinden bleibt die Familie nicht verschont. Als ein rivalisierender Clan, die Taidschigut, die Familie angreift, entkommt Temudschin zunächst in die Wälder. Schließlich wird er von den Angreifern gefangen genommen und als Sklave gehalten. Durch Mut, Geschick und die Hilfe eines ehemaligen Anhängers seines Vaters, Torghan Schira, gelingt ihm jedoch die Flucht. Temudschins Jugend ist geprägt von dem Ziel, die Ehre seiner Familie wiederherzustellen. In dieser Phase trifft er Bogortschi, einen gleichaltrigen Jungen, der ihm in einer schwierigen Situation beisteht, als Temudschin gestohlene Pferde zurückerobern will. Die beiden schließen eine enge Freundschaft und Bogortschi wird sein erster loyaler Gefährte. Nach und nach gewinnt Temudschin weitere Unterstützer. Zu diesen zählen Dschelme, der Sohn eines ehemaligen Waffenschmieds seines Vaters, und Belgutei, Temudschins jüngerer Bruder. Auch Dai Setschen, ein alter Verbündeter seines Vaters, gewährt ihm Unterstützung und gibt ihm seine Tochter Börte zur Frau. Börte wird nicht nur Temudschins Ehefrau, sondern auch eine wichtige Stütze in seinem Leben. Die jungen Jahre sind von ständiger Bedrohung geprägt. Feindliche Stämme versuchen, Temudschins aufkeimende Macht im Keim zu ersticken. Doch Temudschin zeigt strategisches Geschick und militärische Entschlossenheit, um seine Position zu festigen. Temudschin formt aus einer kleinen Gruppe loyaler Anhänger eine Armee. Er erinnert König Ong, einen mächtigen Anführer des Kereit-Volkes und ehemaligen Verbündeten seines Vaters, an ihr Bündnis. Dieser unterstützt Temudschin dabei, die abtrünnigen Taidschigut zu besiegen und seine Stellung als Stammesführer zurückzugewinnen. Mit einer Mischung aus Diplomatie und Gewalt bringt Temudschin immer mehr Stämme der Mongolei unter seine Kontrolle. Ein entscheidender Moment ist die Entführung seiner Frau Börte durch einen feindlichen Stamm. Temudschin mobilisiert seine Kräfte, greift den Feind an und befreit Börte. Diese Episode zeigt nicht nur seinen Mut und seine Entschlossenheit, sondern auch die Loyalität seiner Gefährten, die ihn bei diesem Unternehmen unterstützen. Mit zunehmendem Einfluss gelingt es Temudschin, rivalisierende Stämme zu besiegen und zu einen. Dabei geht er oft mit äußerster Härte vor, zeigt aber auch taktisches Geschick. Nach und nach schafft er eine neue Ordnung, die auf strenger Disziplin, Loyalität und einem klaren Gesetzeswerk beruht. Im Jahr 1206 wird Temudschin von einem großen Stammesrat zum „Dschingis Khan“ ausgerufen, was so viel wie „universeller Herrscher“ bedeutet. Dies markiert den Beginn seines Großreichs. Als Dschingis Khan reformiert er die mongolische Gesellschaft und organisiert seine Armeen in einem strengen Rangsystem, das ihm später bei seinen Eroberungen zugutekommt. Dschingis Khan beginnt eine beispiellose Serie von Eroberungen, zunächst in Nordchina, wo er reiche und mächtige Reiche besiegt. Seine militärische Taktik, die auf Schnelligkeit, Überraschung und List basiert, ist revolutionär und führt zu zahlreichen Siegen. Nachdem er seine Macht in Asien gefestigt hat, wendet er sich nach Westen. Die Erzählung beschreibt seine Feldzüge gegen die Reiche Zentralasiens und schließlich die Schrecken des Mongolensturms, der weite Teile Europas bedroht. Städte werden geplündert, Bevölkerungen ausgelöscht und sein Name verbreitet Angst und Schrecken. Trotz seiner großen Erfolge bleibt Dschingis Khan ein einfacher Mann, der von seiner Vision eines geeinten Reiches angetrieben wird. Sein Tod im Jahr 1227 ist ein Wendepunkt, doch sein Reich zerfällt nicht. Seine Nachfolger führen seine Eroberungspolitik fort und tragen die mongolische Herrschaft bis nach Russland, Ungarn und Polen. Die Erzählung endet mit einem Verweis auf Dschingis Khans historisches Vermächtnis, das sowohl durch militärische Expansion als auch durch die Etablierung von Ordnung und Rechtsstrukturen innerhalb seines Herrschaftsbereichs gekennzeichnet ist. | männlich | Dschingis-Khan | ||
| Zuckmantl, Peter | Autor | Marco Polo. Abenteuerliche Entdeckungsfahrt nach China | 1957 | genuin deutschsprachig | Originärer Text | W. Fischer | Westdeutschland | Die Erzählung „Marco Polo. Abenteuerliche Entdeckungsfahrt nach China“ von Peter Zuckmantl schildert die Reise Marco Polos und seiner Familie nach China sowie die vielfältigen Erfahrungen, die sie während ihres Aufenthalts im Mongolenreich sammeln. Der Handlungsverlauf umfasst einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren und beschreibt die Route der Familie von Venedig bis an den Hof des Khans und wieder zurück. Der Beginn: Venedig und die ersten Handelsreisen Die Geschichte beginnt in der Lagunenstadt Venedig, einer der bedeutendsten Handelsmetropolen des 13. Jahrhunderts. Marco Polos Vater Niccolò und dessen Bruder Maffeo waren erfahrene Kaufleute, die bereits Asien bereist hatten. Während einer ihrer Handelsreisen ins Mongolenreich wurden sie zu unfreiwilligen Gesandten des Großkhans Khubilai. Der Khan, ein Nachfolger Dschingis Khans und Herrscher über das riesige mongolische Weltreich, interessierte sich für das Christentum und sandte die Brüder mit einer Botschaft an den Papst zurück, in der er um Missionare bat, die sein Volk lehren sollten. Nach ihrer Rückkehr nach Europa im Jahr 1269 finden sich die Polos in einem Europa wieder, das von politischen Umwälzungen geprägt ist. Der Papst ist verstorben und die Wahl seines Nachfolgers verzögert sich. Während ihrer Wartezeit treffen die Brüder Niccolò und Maffeo eine Entscheidung: Sie werden erneut die Reise in den Osten antreten und diesmal Niccolòs jungen Sohn Marco mitnehmen, der von den Erzählungen seines Vaters fasziniert ist. Der Aufbruch ins Unbekannte Im Jahr 1271 brechen Niccolò, Maffeo und der 17-jährige Marco von Venedig auf. Die Reise führt sie über die Levante und Armenien in das Gebiet der Goldenen Horde, das von einem mongolischen Khan beherrscht wird. Ihre goldenen Befehlstafeln, die sie als Gesandte des Großkhans ausweisen, gewähren ihnen Schutz und Reisefreiheit in den mongolischen Gebieten. Die Polos folgen der Seidenstraße und erleben unterwegs die Vielfalt und Pracht der Kulturen, begegnen aber auch Gefahren wie Banditen, Hunger und den Strapazen der Natur. Besonders eindrucksvoll ist die Schilderung der Überquerung der Wüste Gobi, bei der die Reisenden mit Hitze, Wassermangel und Einsamkeit kämpfen. Marco entwickelt auf dieser Reise ein großes Interesse an den Bräuchen, Religionen und Lebensweisen der verschiedenen Völker, denen sie begegnen. Er macht erste Notizen über die Geographie, die Flora und Fauna sowie die politischen Verhältnisse der durchquerten Regionen. Am Hof des Großkhans Nach einer beschwerlichen Reise von dreieinhalb Jahren erreichen die Polos schließlich den Hof des Großkhans Khubilai, der sie mit offenen Armen empfängt. Khubilai, ein charismatischer und machtbewusster Herrscher, regiert über ein Reich, das von China bis Osteuropa reicht. Der Kaiser ist fasziniert von den Europäern, insbesondere von Marco, dessen Neugier und Intelligenz ihn beeindrucken. Er macht Marco zu einem seiner Berater und gibt ihm zahlreiche Aufgaben, die ihn durch die verschiedenen Provinzen Chinas führen. Die Erzählung schildert ausführlich die Pracht des mongolischen Hofes, den Reichtum und die Organisation des Reiches. Marco beschreibt die prächtigen Städte wie Peking, die Verwaltungssysteme, die Einführung von Papiergeld und die Handelsstraßen, die das Reich durchziehen. Er berichtet auch von den unterschiedlichen Religionen, die am Hof toleriert werden, von Buddhismus über Taoismus bis hin zum Christentum, und den Techniken und Erfindungen, die im Westen noch unbekannt sind. Marco verbringt viele Jahre am Hof des Khans und gewinnt dessen Vertrauen. Er wird Zeuge großer historischer Ereignisse, wie der Eroberung des südlichen China und des Falls der Song-Dynastie. Zudem berichtet er von den kulturellen Errungenschaften der Chinesen, darunter ihre beeindruckende Architektur, ihre Seidenherstellung und ihre Bewässerungssysteme. Die Entscheidung zur Heimkehr Nach 17 Jahren in der Mongolei und am Hof des Großkhans beschließen die Polos, in ihre Heimat zurückzukehren. Khubilai, der mittlerweile gealtert ist und sich der Unsicherheiten seines Reiches bewusst ist, gibt den Polos wertvolle Geschenke mit, darunter Edelsteine und seltene Stoffe, und stellt ihnen erneut Befehlstafeln aus, die ihnen eine sichere Rückreise ermöglichen sollen. Die Heimreise verläuft jedoch nicht ohne Schwierigkeiten: Sie reisen teilweise auf dem Seeweg und müssen gefährliche Gewässer, Stürme und Piraten überstehen. Schließlich erreichen sie Venedig nach 24 Jahren Abwesenheit. Marcos Vermächtnis Nach ihrer Rückkehr nach Venedig begegnen die Polos einer überwiegend skeptischen Öffentlichkeit. Ihre Schilderungen über das Mongolenreich und die asiatische Welt stoßen auf Unglauben. Marco Polo, später als „Marco Millione“ bezeichnet, hält seine Erlebnisse während einer Gefangenschaft in Genua fest, indem er sie einem Mithäftling diktiert. Die daraus entstandene Reiseerzählung verbreitet sich rasch in Europa und zählt zu den bedeutendsten Texten ihrer Art. Marco Polos Berichte inspirieren viele Entdecker, darunter Christoph Kolumbus, und erweitern das Wissen der Europäer über Asien erheblich. Marco Polos Berichte leisten einen wichtigen Beitrag zur geographischen und kulturellen Erweiterung des europäischen Wissens über Asien. Die Erzählung hebt seinen Forschergeist und seine Beobachtungsgabe hervor und würdigt ihn als einen der bedeutenden Entdecker seiner Zeit. | männlich | Marco Polo; Kublai Khan | ||