Forschungsprojekte

Biopolitik im Wiener Feuilleton der Zwischenkriegszeit. Close Readings und quantitative Analysen von Zeitungen

DFG-Projekt

Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt widmet sich aus literatur- und wissensgeschichtlicher Perspektive und unter Einsatz von Verfahren der Digital Humanities und der Computerlinguistik dem Feuilleton Wiener Tageszeitungen der Zwischenkriegszeit. Im Zentrum der Untersuchung steht das biopolitische Wissen, insbesondere Diskurse um Eugenik, Hygiene und Körperkultur, die prägend für die mediale Kultur der Moderne sind. Dem Feuilleton Wiener Tageszeitungen kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu, da die österreichische Metropole in der Zwischenkriegszeit ein Zentrum medizinisch-biologischer Forschung und ihrer populären Vermittlung bildet und als gesellschaftspolitisches Labor für die Reformprojekte der sozialdemokratischen Kommunalregierung des „Roten Wiens“ dient. Im Projekt werden die beiden führenden und für das politische und kulturelle Leben prägenden Wiener Tageszeitungen des frühen 20. Jahrhunderts, die Arbeiter-Zeitung und die Neue Freie Presse, vergleichend untersucht und so das kulturelle und weltanschauliche Spannungsfeld zwischen Austromarxismus und liberal-bürgerlichem Lager in den Blick genommen.
Ein besonderer Fokus liegt auf den in den Zeitungen publizierten literarischen Texten. In der Arbeiter-Zeitung und der Neuen Freien Presse publizierte Romane und Erzählungen von Autor:innen wie Joseph Roth, Leo Perutz, Veza Canetti, Gina Kaus, Rudolf Brunngraber, Karel Čapek, Karl Schönherr und anderen reflektieren in einer bislang kaum erforschten Dimension zeitgenössische Diskurse der Eugenik und Körperkultur. Die Verbindung von Wissensgeschichte mit medien- und gattungsbezogenen Perspektiven auf das Feuilleton soll nicht zuletzt die ästhetische Dimension biopolitischen Wissens in der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts ausleuchten.
Mit der im Zuge des Projektes durch die Österreichische Nationalbibliothek durchgeführten Aufbereitung der beiden Zeitungen wird ein umfangreiches digitales Textkorpus vorliegen, mit dem dann auch Verfahren aus Computerlinguistik und Digital Humanities für die datengetriebene wissensgeschichtliche Forschung fruchtbar gemacht werden können.

Projektleitung: Prof. Dr. Urte Helduser
Mitarbeit: Wiebke Gärtner

Kooperationspartner: 
Prof. Dr. Roland Innerhofer (Wien/Linz)
Prof. Dr. Nils Reiter (Universität Köln)

Art der Förderung: DFG, FWF (Weave)

Projektlaufzeit: Oktober 2025 bis September 2028

Kolportageliteratur. Oldenburger Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts im kulturellen und medialen Kontext

Forschungsprojekt, Pro*Niedersachsen / Kulturelles Erbe

Das vom Land Niedersachsen (Pro*Niedersachsen / Kulturelles Erbe) geförderte Forschungsprojekt zielt auf die digitale Erschließung, literaturwissenschaftliche Erforschung und Zugänglichmachung eines einzigartigen kulturellen Erbes Niedersachsens: einer Sammlung von Kleindrucken des 19. Jahrhunderts, die sich im Bestand der Landesbibliothek Oldenburg befinden.

Ansprechpartner: Christian Schmitt

Mehr Informationen auf den Projektseiten.

Nachkrieg und Mittelalter: Kinder- und Jugendliteratur (1945–1970)

DFG-Projekt

Obwohl die Erforschung der Nachkriegsliteratur in den letzten zehn Jahren enorme Konjunktur hat, hat ein Teilbereich bislang kaum Kontur gewonnen: die Kinder- und Jugendliteratur. Dies ist höchst bedauerlich, da die Konzentration auf den literarischen Höhenkamm die Weite und Differenzierung des literarischen Feldes aus dem Blick verliert. Das Projekt leistet zur Erschließung dieses Feldes einen entscheidenden Beitrag. Am Beispiel mittelalterlicher Themen und Motive in der Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1945 und 1970 wird das Wechselverhältnis von literarischer Gemachtheit und Einbindung in sozial-gesellschaftliche Verwertungskontexte untersucht. Gerade an diesem Motiv / Thema lassen sich die vielfältigen Austauschprozesse zwischen Erwachsenen- und Kinder- und Jugendliteratur nachdrücklich aufzeigen. Im Forschungsprojekt wird ein anderer Blick auf die Kinder- und Jugendliteratur der Nachkriegszeit durch einen Perspektivwechsel auf systematischer Ebene ergänzt: Kinder- und Jugendliteratur wird als ‚Mischform‘ aus artifiziell-ästhetischen und sozial-gesellschaftlichen Praktiken betrachtet. Es geht hierbei um eine praxeologische Bestimmung der Kinder- und Jugendliteratur als ästhetisch-soziale Praktik.

Ansprechpartner: Thomas Boyken (Projektleitung), Sofie Dobbener (Mitarbeiterin)

Im Rahmen des Projekts ist eine Datenbank entstanden, die die bibliographischen Daten der in der Recherche aufgefundenen mittelaltererzählenden Kinder- und Jugendliteratur bündelt und filtern lässt.

Inklusive Philologie. Literary Disability Studies im deutschsprachigen Raum

DFG-Netzwerk

Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten wissenschaftlichen Netzwerks ist es, die Perspektive der Literary Disability Studies im deutschsprachigen Raum weiter zu etablieren. Neben der Vernetzung von Wissenschaftler:innen, die an Fragen der Literary Disability Studies interessiert sind, erarbeitet das Netzwerk ein elaboriertes theoretisches Instrumentarium zur literatur- und kulturwissenschaftlichen Erschließung von Figurationen von Behinderung in literarischen Texten und anderen medialen Konfigurationen. Drittens werden literaturgeschichtliche Fallstudien insbesondere zur deutschsprachigen Literatur des achtzehnten Jahrhunderts, der Klassischen Moderne und der Gegenwartsliteratur unternommen, welche die vielgestaltige Repräsentation und Diskursivierung von Behinderung aufzeigen. Damit leistet das Netzwerk einen Beitrag zur theoretischen Profilierung der Literary Disability Studies einerseits und zur Revision des literarischen Kanons unter Disability-Gesichtspunkten andererseits.

Ansprechpartnerin: Urte Helduser

Zu der Projektseite.

Germanistik-Webmaster (Stand: 22.12.2025)  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/p99847
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