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Geschichte des Schwerpunkts

Zur Geschichte des Niederdeutsch-Schwerpunkts an der Universität Oldenburg

Wie es bei einer norddeutschen Universität nicht anders zu erwarten ist, hat es in Oldenburg auch schon vor der Etablierung der aktuellen Studiengänge eine akademische Beschäftigung mit der niederdeutschen Sprache gegeben.

Den Beginn markiert die Tätigkeit von Dr. Marron C. Fort, der als Akademischer Oberrat hier seit 1983 neben dem Saterfriesischen auch das Niederdeutsche in Nordwestdeutschland erforschte und von 1986 bis 2003 die an der Universitätsbibliothek eingerichtete Arbeitsstelle Niederdeutsch leitete. Daraus sind Publikationen zur Rolle des Niederdeutschen in der Koexistenz mit dem Friesischen entstanden, zum Beispiel Niederdeutsch und Friesisch zwischen Lauwerzee und Weser (1995) und Niederdeutsch als zweite Sprache der Saterfriesen (1997). Seit 1989 hat Dr. Volker Broweleit am Institut für Germanistik unter anderem auch Seminare mit Bezügen zur niederdeutschen Sprache angeboten. Mehr und intensiver noch hat sich Prof. Dr. Wolfgang Rohde, der eine der ersten sprachenwissenschaftlichen Professuren in Oldenburg innehatte, in Forschung und Lehre mit dem Niederdeutschen beschäftigt. Als Publikationen zu nennen sind hier etwa die kommentierte Edition der mittelniederdeutschen Chronica van den groten daden der Graven van Oldenburg (1993) oder der Aufsatz Die oldenburgischen Sprachenverhältnisse zwischen Mittelalter und früher Neuzeit (1995). Rohde ist auch die Vergabe von Lehraufträgen am Institut für Germanistik zu verdanken, die ab 1995 von Gabriele Diekmann-Dröge wahrgenommen wurden. Seitdem hat ein zwar schmales, aber kontinuierliches Angebot von Lehrveranstaltungen zu niederdeutschen Themen (Dialektologie, Sprachgeschichte, Didaktik, Literaturgeschichte) für die Studierenden der Germanistik bestanden.

Bedeutsam für die Verankerung des Niederdeutsch-Bereichs an der Universität Oldenburg waren auch die wissenschaftlichen Symposien, die der „Spieker“ (Heimatbund für das Oldenburger Land) seit 1997 in Zusammenarbeit mit der Universität hier durchgeführt hat und aus denen wichtige Impulse für die sprachpolitische Stärkung und Förderung des Niederdeutschen hervorgegangen sind. Themen waren unter anderem: Plattdeutsch in der Charta, was nun? (1997), Mehr Plattdeutsch in die Medien (1999), Niederdeutsch an den Universitäten: Forschung und Lehre (2001), Plattdeutsch in der Schule (2004), Niederdeutsch und Friesisch im Bildungswesen (2006), 10 Jahre Europäische Sprachencharta in Niedersachsen (2009).

Vor dem Hintergrund der Schließung des Göttinger Lehrstuhls für Niederdeutsch, der den zur damaligen Zeit bundesweit einzigartigen Magister-Studiengang „Niederdeutsche Philologie“ verantwortete, verstärkten sich ab 2005 die Bemühungen um die Einrichtung einer entsprechenden Professur in Oldenburg. Sehr dafür eingesetzt haben sich verschiedene Sprecher*innengruppen und Institutionen, unter anderem das Institut für Niederdeutsche Sprache in Bremen, der Bundesrat för Nedderdüütsch, die Fachgruppe Niederdeutsch des Niedersächsischen Heimatbundes sowie die Ostfriesische und die Oldenburgische Landschaft, und an der Universität Oldenburg vor allem Prof. Dr. Gerd Hentschel als Dekan der Fakultät III für Sprach- und Kulturwissenschaften.

Im Jahr 2007 wurde die germanistische Professur „Pragmatik und Soziolinguistik/Niederdeutsch“ eingerichtet und konnte mit Prof. Dr. Jörg Peters besetzt werden. Ab dem Wintersemester 2007/2008 wurde unter seiner Leitung der „Schwerpunkt Niederdeutsch und Saterfriesisch“ am Institut für Germanistik etabliert, der die Grundlage für die weitere Erforschung und die Lehre des Niederdeutschen bildete. Hinzu kamen dann ab 2008 auch Spracherwerbskurse für Anfänger*innen und Fortgeschrittene. Die Möglichkeit, innerhalb der Germanistik ein „Schwerpunkt-Studium Niederdeutsch und Saterfriesisch“ zu absolvieren und dieses mit dem Erwerb des „Zertifikat Niederdeutsch“ abzuschließen, wurde von Beginn an von vielen Studierenden genutzt. Das erste Zertifikat konnte 2010 ausgestellt werden. Damit bot sich erstmals die Chance, die erbrachten Studienleistungen prominent nachzuweisen und damit zum Beispiel als Lehrkraft mit Niederdeutsch-Qualifikation an Schulen eingestellt zu werden.

Durch die sukzessive Zunahme des wissenschaftlichen Personals am Schwerpunkt konnte das Lehrangebot kontinuierlich erweitert werden – sowohl quantitativ als auch vor allem thematisch. Einen bedeutsamen Schritt auf diesem Weg bildete die Einrichtung einer weiteren Niederdeutsch-Professur für „Niederdeutsche Literatur in historischer u. kulturwissenschaftlicher Perspektive“, die im Oktober 2020 mit Prof. Dr. Doreen Brandt besetzt werden konnte. Im Herbst 2023 konnte mit Dr. Franziska Buchmann schließlich auch eine fachdidaktische Stelle besetzt werden, die sich in Forschung und Lehre mit Fragen des Erwerbs und der Vermittlung von Niederdeutsch beschäftigt. Dadurch ist nun die umfassende Abdeckung aller relevanten Forschungs- und Lehrbereiche für den im Wintersemester 2023 gestarteten Bachelor-Studiengang Niederdeutsch und für die 2026/2027 folgenden Master of Education-Studiengänge gewährleistet.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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