Elisabeth Reda – Dissertationsprojekt
Elisabeth Reda
Elisabeth Reda – Dissertationsprojekt
Musik – Erinnerung – Identität. Musikwissenschaftliche Perspektiven auf Charlotte Salomons "Leben? oder Theater? Ein Singespiel"
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Melanie Unseld (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) | Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Anna Langenbruch
Der Bilderzyklus ‚Leben? oder Theater? Ein Singespiel‘ der Malerin Charlotte Salomon liegt dem Jüdischen Historischen Museum Amsterdam in über 1000 Bildern materiell vor und wird seit einigen Jahren breit interpretiert und verhandelt. Auch im wissenschaftlichen Kontext wird interdisziplinär darum gerungen, die Bilder Salomons einzuordnen, zu kategorisieren, zu benennen. Was jedoch bisher noch fehlt, ist eine Gesamtsicht auf die Bilder aus musikwissenschaftlicher Perspektive – ein Aspekt, der bei genauerem Hinsehen eigentlich auf der Hand liegt, wenn man bedenkt, dass Charlotte Salomon ihren Bilderzyklus maßgeblich auf musikbezogener Erinnerung gründet. Dies zeigt sich einerseits an der intermedialen Anlage des Werks, doch auch der Untertitel ‚Ein Singespiel‘ weist ebenso wie die Verhandlung zahlreicher musikkultureller Themen auf die Möglichkeit eines musikalischen Bezugs hin. Grundlegende Fragestellungen sind in diesem Zusammenhang jene, die danach fragen, wie erinnert wird und an was erinnert wird.
Unter Einbezug soziologischer, (musik-)historiographischer und kulturwissenschaftlicher Ansätze sollen im Promotionsprojekt exemplarisch musikalische Erinnerungsprozesse innerhalb des Singespiels herausgegriffen und analysiert werden. Gemäß dem, was die Bilder Charlotte Salomons zu sehen geben, gerät dabei musikalisches Repertoire ebenso in den Blick wie musikkulturell Handelnde und Aufführungen von Musik, erinnerte Orte und erinnernde Räume musikkulturellen Handelns, musikalische Netzwerke und ihre Akteur:innen sowie musikbezogene Professionalisierungsprozesse und Musikerinnenbiographien. Über all dem steht stets der Umgang mit der Ambivalenz autobiographischer Lesarten von ‚Leben? oder Theater?‘ vor dem Hintergrund des Holocausts und der künstlerischen Re-Strukturierung des Selbst durch musikbezogene Erinnerung.