Inseln

Kurzbeschreibung des BEFmate - Projektes der Universitäten Oldenburg und Göttingen mit dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Spiekeroog als Forschungsstandort:

 

Die besondere Dynamik des Wattenmeergebietes, das Entstehen und Vergehen kleinerer Inseln und die häufige Störung der Lebensgemeinschaften (Pflanzen und Tiere) durch die Tide und durch Sturmfluten machen die Naturräume des Wattenmeeres zu einem einzigartigen ‚Freiluftlabor‘ für die Biodiversitätsforschung. Die Naturbelassenheit der Insel und die Ausstattung des Forschungszentrums Wittbülten machen Spiekeroog zum idealen Standort für ökologische und geomorphologische Untersuchungen. Forschungsergebnisse die hier gewonnen werden, können auf das gesamte Wattenmeergebiet übertragen werden und helfen die natürlichen Prozesse des Ökosystems und die Besonderheiten der hier lebenden Arten besser zu verstehen. In den vergangenen Jahrzehnten haben hier bereits viele Projekte stattgefunden, unter anderem das Projekt „ Biogeochemie des Watts“, in dessen Rahmen der Messpfahl vor Spiekeroog errichtet wurde. Spiekeroog hat als Forschungsstandort schon Tradition, was sich auch in dem neu eingerichteten Forschungszentrum im Nationalpark-Haus Wittbülten dokumentiert.

Die bisherigen Projekte konzentrierten sich vor allem auf hydrologische, sedimentologische und biogeochemische Fragen. Das neue, vom Land Niedersachsen geförderte „BEFmate“ Projekt widmet sich der Frage, wie sich die Vielfalt von Algen, Tieren des Meeresbodens sowie landlebende Pflanzen und Tieren auf neu besiedelten Inseln formiert und von Sturmfluten beeinflusst wird. Ein wichtiges Thema in Zeiten von Artensterben und Klimawandel, insbesondere im Wattenmeer, dessen Habitate im Vergleich zu Standorten auf dem Festland von einer viel höheren Dynamik geprägt sind.

Die Universitäten Oldenburg und Göttingen haben für das Verbundprojekt BEFmate ihre Expertise gebündelt. Ein multidisziplinäres Expertenteam, welches aus Ökologen, Geomorphologen und Ingenieuren besteht, arbeitet für 3 Jahre gemeinsam an aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen der Biodiversitätsforschung auf neuen Inseln. Der Sprecher des Projektes ist Prof. Dr. Helmut Hillebrand vom ICBM der Universität Oldenburg.

Das Feld-Experiment nahe Wittbülten:

Um die Fragen zur Artenvielfalt und Besiedlung von entstehenden Inseln beantworten und belegen zu können, sollen experimentelle Inseln errichtet werden, in dem Ökosystemprozesse kontrolliert werden können. Experimente sind in der Biodiversitätsforschung notwendig, da in der freien Natur so viele Prozesse gleichzeitig und nebeneinander ablaufen, dass es nahezu unmöglich ist, die wirklich relevanten Faktoren für die Besiedlung neuer Inseln herauszufiltern. Im Experiment können einzelne Einflussgrößen konstant gehalten werden, während andere variiert werden. Wenn einige dieser Einflussgrößen unter wiederholten Bedingungen immer wieder den gleichen Effekt auf Pflanzen und Tiere zeigen, können wir davon ausgehen, dass sie relevant sind. Deshalb benötigt das BEFmate-Experiment Wiederholungen in Form von 12 gleichartigen, kleinen Inseln. Nach der Etablierung einer Testinsel im Sommer 2013 haben sich die Wissenschaftler für 12 Inseln aus je 12 Metallkörben entschieden, die in 300-500 m Abstand zu der Salzwiese nahe Wittbülten auf einer einheitlichen Geländehöhe im Watt aufgestellt werden. Jede Insel hat eine Grundfläche von 12 qm. Die Körbe haben 3 Höhenstufen, um auf die Überflutungshäufigkeit Einfluss nehmen zu können. Die Höhenstufen entsprechen den Höhenstufen der Quellerzone sowie der unteren und oberen Salzwiesenzone auf Spiekeroog. Die Metallkörbe werden mit Wattsediment befüllt und mit Messinstrumenten bestückt. Über die folgenden Jahre sollen sie von Pflanzen- und Tierarten besiedelt werden. Um zu dokumentieren, wie aus Wattgemeinschaften Salzwiesengemeinschaften werden, werden die Inseln regelmäßig von den Forschern beprobt und kontrolliert. Um statistisch signifikante Aussagen über den Ausgang des Experimentes machen zu können, müssen außerdem einige Kontrollflächen in der bestehenden Salzwiese kartiert und beprobt werden. Die Arbeiten zum Aufbau der Inseln werden im August und September 2014 stattfinden.

Die Inseln sind in enger Kooperation mit der Nationalparkverwaltung geplant worden. Nach Ablauf des Experiments werden die Inseln wieder vollständig demontiert. Bestandszählungen an der Testinsel haben ergeben, dass sich das Watt sehr schnell wieder regeneriert.

Weitere Informationen bei

Dr. Thorsten Balke

Tel. 0441 7983258, Email:

Prof. Dr. Michael Kleyer

Tel. 0441 7983278, Email:

AG Landschaftsökologie, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, Universität Oldenburg, 26111 Oldenburg.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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