Über diesen Blog.

Hier schreiben Wissenschaftler*innen der Universität Oldenburg und Gastautor*innen darüber, wie sich Gesellschaften selbst wahrnehmen und thematisieren, sich ihrer jeweiligen Gegenwart vergewissern und dabei in die Zukunft entwerfen.

Wie stehen diese Selbstwahrnehmungen und -entwürfe mit Institutionen, Medien und Techniken zur Gestaltung von Natur, Gesellschaft und Subjektivität in Verbindung? Wie modellieren sie den lebensweltlichen Alltag und halten Menschen zu einem bestimmten Verhalten an? Wie werden diese Interventionen in das Gegebene begründet und legitimiert, aber auch kritisiert, verworfen oder unterlaufen?

Diesen Fragen, deren interdisziplinäre Reflexion eines der zentralen Anliegen des Wissenschaftlichen Zentrums „Genealogie der Gegenwart“ ist, gehen die Blogger aus unterschiedlichen Fachperspektiven und Tätigkeitszusammenhängen mit Blick auf kontrovers verhandelte Themen wie Migration, Ungleichheit, Digitalisierung, Kriminalität, Gesundheit und Ökologie nach.

Bei Fragen oder Anmerkungen schreiben Sie gerne an wizzeg@uni-oldenburg.de.  

Workshop „Transgenerationalität“

von Team

von Team

„Trans-generationalität. Entwürfe und Gegenentwürfe zu einem Mechanismus der kulturellen Weitergabe“

Ein von Prof. Dr. Johann Kreuzer und Bianca Pick organisierter Workshop.

  • mit Dr. Ulrike Jureit (Hamburger Institut für Sozialforschung) und PD. Dr. Christian Schneider (Universität Kassel, Institut für Psychoanalyse)
  • am 25.11.2015, 9:30-13:00 Uhr in Raum A3 1-109 (DFG-GRK “Selbst-Bildungen”)
  • Anmeldung erforderlich bei Bianca Pick (Bianca.Pick@uni-oldenburg.de)

„Generationenforschung konnte in den letzten zehn Jahren vor allem durch den interdisziplinären Austausch in theoretischer wie konzeptioneller Hinsicht an Substanz gewinnen. Ungeachtet gravierender fachlicher Unterschiede ist der Generationenbegriff mittlerweile ein wissenschaftlicher Grundbegriff, auf den trotz einer gewissen Unschärfe immer wieder gern zurückgegriffen wird. Hinsichtlich der theoretischen Grundannahmen kommt der Vorstellung transgenerationeller Prozesse und ihrem Transfer in andere Fachdisziplinen und Forschungskontexte eine besondere Relevanz zu. Analytisch war und ist das nicht nur vorteilhaft. Die Komplexität eines transgenerationellen Konzeptes, das im »Drama des Ödipus« eine konflikthafte generationelle Verstrickung mit Wiederholungszwang identifiziert, verkümmert regelmäßig zu einer Prägungstheorie, die sich zudem aus ihrem therapeutischen Setting kaum zu lösen vermag. Zu fragen wäre, ob in der Differenz zwischen der Analyse von Eltern-Kind-Interaktionen und einer kulturgeschichtlich orientierten Generationentheorie ein gesellschaftstheoretischer Mehrwert liegt, der auch fachübergreifend von Interesse wäre. Hiervon könnten auch die doch weitgehend ausgereizten Ansätze zur kulturellen Gedächtnistheorie und zur intergenerationellen Tradierung von Geschichtsbewusstsein profitieren. Aufschlussreich scheint zudem die Frage, warum Transgenerationalität als kulturelles Transferkonzept vor allem im Kontext der Holocaustforschung seine enorme Attraktivität entfaltete.“

Textgrundlage (wird von Bianca Pick an alle Angemeldeten verschickt)
Schneider, Christian (2004): Der Holocaust als Generationsobjekt. Generationengeschichtliche Anmerkungen zu einer deutschen Identitätsproblematik. Mittelweg 36(13), 56-73.

Am Vorabend des Workshops trägt PD Dr. Christian Schneider im Rahmen der Ringvorlesung “Prozesse der Anerkennung” des DFG-GRK “Selbst-Bildungen” vor.

VORTRAG
„Die Lebenden und die Toten“
24.11.2015, 18:00 Uhr BIS-Saal

“Das Ideal aller Anerkennungsprozesse ist eine auf vollkommener Wechselseitigkeit der Partner beruhende kommunikative Symmetrie. Ich möchte zwei asymmetrische Kommunikationsprozesse in den Blick nehmen, die gleichwohl nicht vollständig ohne den Aspekt der Wechselseitigkeit auskommen. Zum einen den Dialog zwischen dem Erwachsenen und dem Kind; zum anderen möchte ich dem Problem nachgehen, ob ein Anerkennungsdiskurs sui generis über die Lebensgrenze hinaus denkbar sei.
Trauer ist in der Psychoanalyse als Akt der Anerkennung eines Verlusts konzipiert. Die Trauer um einen Verstorbenen besteht wesentlich darin, Stück für Stück die Besetzung von ihm als signifikantem Objekt abzuziehen und damit psychisch den Verlust zu ratifizieren. Freud hat diesen Prozess in ein enges Korsett von Arbeit („Trauerarbeit“) eingebunden, das die dialogische Seite dieses Prozesses weitgehend außer Acht läßt.
In meinem Beitrag versuche ich, die Möglichkeiten und Aporien zu diskutieren, die entstehen, wenn man den kommunikativen Gehalt des Trauerns als besondere Form eines dialogischen Anerkennungsprozesses versteht, der das Problem der Intersubjektivität vom Paradigma der leibhaft lebendigen Wechselseitigkeit ablöst.”

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